[E-rundbrief] Info 948 - Staudaemme in Brasilien

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Sep 9 18:14:15 CEST 2010


E-Rundbrief - Info 948 - Indigene in Brasilien gegen Staudämme,
Wasserkraftwerk Belo Monte am Xingu-Fluss bewilligt

Bad Ischl, 9.9.2010

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Indigene in Brasilien gegen Staudämme

Wasserkraftwerk Belo Monte am Xingu-Fluss bewilligt

Rund 800 Indigenas aus zahlreichen der 233 indigenen Völker Brasiliens
haben im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, südlich des Amazonas
proztestiert. Die Kundgebung richtete sich gegen die Morde an ihren
Anführern, sowie die Enteignung ihres Landes für Wirtschaftsprojekte.

Sie protestierten vor allem auch gegen Regierungsprojekte, die eine
Reihe von Staudämmen und Straßen im Amazonasgebiet errichten will.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, beklagte, dass die
indigenen Völker Brasiliens von der gegenwärtigen Regierung
vernachlässigt würden. "Nun appellieren sie an die
Präsidentschaftskandidaten, auf ihre Bedürfnisse zu hören."

Besonders kritisch sei laut Survival International die Lage der
Guaraní-Indianer. Unterernährung und Alkoholismus seien in diesem Stamm
weit verbreitet, die Guaraní hätten eine der höchsten Selbstmordraten
der Welt. Um Platz für Viehzucht und Zuckerrohrplantagen zu schaffen,
wurde das Volk ihres Landes enteignet. Insgesamt leben in Brasilien
zwischen 43.000 und 46.000 Guaraní-Indigenas.

  Trotz massiver Proteste von Indigenas imd Umweltschützern hat Brasiliens
Präsident Luiz Inacio Lula da Silva knapp vor Ende seiner Amtszeit
grünes Licht für das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt gegeben.
Er unterzeichnete einen Konzessionsvertrag mit dem Konsortium Norte
Energia SA, das für 35 Jahre die Nutzungsrechte an dem Kraftwerk Belo
Monte am Xingu-Fluss im Bundesstaat Para hat.

Umweltschützer sehen im Bau des Belo-Monte-Staudamms ähnlich dem
umstrittenen türkischen Ilisu-Projekt "rücksichtslose
Gigantomanieprodukte". Insbesondere der Belo-Monte-Staudamm "wäre gar
nicht notwendig, da Brasilien ein riesiges Energieeinsparungspotenzial
von 14 Belo-Monte-Kraftwerken hätte". Das stellen auch Ulrich Eichelmann
von ECA Watch und Andreas Wurzer vom WWF Österreich in einer Aussendung
fest. Beide Organisationen kritisieren den Großauftrag für die
österreichische Firma Andritz AG als einen "internationalen Skandal".

Auch in dem Argument, dass Belo Monte 23 Millionen Haushalte mit Strom
versorgt, erkennen die beiden "nicht mehr als einen Marketinggag: Die
Energie kommt nämlich nicht den Anwohnern zugute, sondern soll für immer
neue und größere Aluminiumwerke in Brasilien verwendet werden."

Denn - genau wie beim türkischen Ilisu-Staudamm-Projekt an dem sich auch
Andritz beteiligt- gibt es keine seriöse Umweltprüfung." Ähnlich ergeht
es den Anwohnern: "Für die Indios in Amazonien gibt es ebensowenig Klarheit
über deren Zukunft, wie bei den Menschen in der Türkei. Ohne
Umsiedlungsplan, wie es etwa die Weltbank vorschreibt, wird mit dem Bau
einfach begonnen. Diese Form der Wasserkraft läuft letztlich auf die
völlige Vernichtung der Naturgebiete und seiner Bewohner hinaus"
Mindestens 17.000 Menschen müssen wegen des Projekts umgesiedelt werden
und landen irgendwo in den Slums von Großstädten.

Der aus Vorarlberg stammende Missionsbischof und Präsident des
Indianermissionsrats der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI), Erwin
Kräutler, kämpft schon lange gegen Belo Monte.  Der geplante Stausee
bedroht auch seinen Wohnort Altamira. Das Protestcamp Anfang August
wurde organisiert vom Dachverband der Amazonasindianer Brasiliens
(COIAB), dem Dachverband der indigenen Völker Brasiliens (APIB), dem
Indianermissionsrat (CIMI), dem Instituto Socioambiental (ISA) und der
Bewegung "Xingu Vivo para Siempre".

"Die Verkündung des Baus ist nicht das Ende des Widerstandes, im
Gegenteil. Belo Monte kann zu einem weltweiten Symbol für rücksichtslose
Zerstörung werden. Das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Bei
Belo Monte geht es schließlich um die Zukunft des gesamten
Amazonasgebietes, denn 80 weitere Megadämme sollen nach dem Willen der
Regierung Lula folgen.

http://www.belomonte.org/petition/de/petitionstext/

http://www.survivalinternational.org/news/6416

http://www.wwf.at/de/menu27/subartikel1546/?highlight=true&unique=1283007041

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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