[E-rundbrief] Info 908 - Landraub - Macht - Hunger

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mo Apr 19 16:03:36 CEST 2010


E-Rundbrief - Info 908 - FIAN Österreich/  ÖBV/ Via Campesina Austria:
"Landraub - Macht - Hunger" - Moderne Landnahmen durch ausländische
Investoren führen zu Vertreibungen von Bauern und Bäuerinnen in Afrika
und Asien. Presseaussendung zum Tag der Landlosen und des
Kleinbäuerlichen Widerstandes – 17. April.

Bad Ischl, 19.4.2010

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Tag der Landlosen und des Kleinbäuerlichen Widerstandes – 17. April

"Landraub - Macht - Hunger" - Moderne Landnahmen durch ausländische
Investoren führen zu Vertreibungen von Bauern und Bäuerinnen in Afrika
und Asien

Presseaussendung

Wien, 16. April 2010: Eine neue Welle von Landkonflikten hat in vielen
Ländern weltweit  eingesetzt. Ursachen dafür sind neue Formen der
Landnahme, bei denen Staaten und private Investoren für eigene Zwecke
riesige Landflächen in afrikanischen und asiatischen Staaten kaufen oder
pachten. Alleine in Afrika, so schätzt die FAO,  wurden in den letzten
drei Jahren 20 Millionen ha Land durch ausländische Investoren
akquiriert. Übergangen wurden und werden dabei die Menschen,  deren
einzige Existenzgrundlage ein für ihren Lebensunterhalt wichtiges Stück
Land ist, von dem sie durch solche Landnahmen vertrieben werden. Die
neokoloniale Form der Landnahme -  auch als ‚Land Grabbing’ bekannt –
ist mit Menschenrechten, insbesondere dem Recht auf Nahrung, nicht
vereinbar und muss daher gestoppt werden.

Der großflächige Ausverkauf von Land in Entwicklungsländern hat eine
massive Umverteilung von Landrechten von lokalen Gemeinden und
KleinbäuerInnen  hin zu privaten (Groß)Investoren zur Folge.
Als Antwort auf die  „Privatisierungswelle“  der  Existenzgrundlagen von
  Millionen von Menschen hat nun die Weltbank ein Set von Leitlinien
entwickelt, mit dem diese Landnahmen gesellschaftlich akzeptabel und
erfolgreich werden sollten. Internationale soziale Bewegungen wie La Via
Campesina, GRAIN, das Land Research Action Network und FIAN lehnen diese
Form des Umgangs mit Land Grabbing vonseiten der Weltbank sowie anderer
multilateraler Organisationen, wie FAO, IFAD und UNCTAD ab.  „Solche
Leitlinien versuchen eher Landraub zu legitimieren als dem Phänomen
entgegenzuwirken oder es zu stoppen“,  meint Irmi Salzer von der ÖBV,
der Mitgliedsorganisation von Via Campesina in Österreich.

„Die Weltbank scheint davon überzeugt zu sein, dass jeder Zufluss von
Privatkapital zur Ausdehnung einer globalen Agrarindustrie von vorherein
„vorteilhaft“ und erlaubt sein muss, sodass durch den globalen
Unternehmenssektor noch mehr Vermögen vom ländlichen Raum abgezogen
werden kann als bisher.  Das ist ein völlig inakzeptabler Ansatz.  Eine
zukunftsfähige Nahrungsmittelversorgung braucht eine selbstbestimmte
Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, die auf der Achtung und dem
Schutz grundlegender wirtschaftlicher und sozialer Rechte der Menschen
in Gemeinden, vor allem von Bauern und Bäuerinnen sowie der Rechte
Indigener aufbaut“, erläutert Gertrude Klaffenböck,
Sektionskoordinatorin von FIAN Österreich.
„Auch die österreichische Regierung ist aufgerufen, ihre Politik in
internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank dahingehend zu
ändern, dass menschenrechtliche Verpflichtungen von verantwortlichen
VertreterInnen im Direktorium eingehalten werden anstatt die desaströsen
Konsequenzen der Investmentpolitik zu ignorieren und sich mittels
Leitlinien aus der Verantwortung zu ziehen, “ so Melanie Pichler,
Vorsitzende  von FIAN Österreich.

In einer gemeinsamen, weltweit durchgeführten Briefkampagne an die
jeweiligen nationalen Vertretungen der Weltbank  werden der sofortige
Stopp des weltweiten Landraubes, die Ablehnung der Weltbank-Leitlinien
und die Umsetzung der Empfehlungen der Internationalen Konferenz für
Agrarreformen und Ländliche Entwicklung (ICARRD) sowie des
Weltagrarberichtes (IAASTD) gefordert.

Nähere Informationen:

DI Gertrude Klaffenböck, FIAN Österreich, 0650-4055511
DI Irmi Salzer, ÖBV/Via Campesina Austria, 0699-119827634

Hintergrundinformationen:

17. April - Tag der Landlosen:  Am 17. April solidarisieren sich
weltweit Menschen mit den lokalen und globalen Kämpfen von La Via
Campesina, einer weltweit  organisierten Bewegung der Bauern/Bäuerinnen,
ländlichen Bevölkerung, Landlosen und Indigenen. Hintergrund ist die
Ermordung von 19 AktivistInnen der  Landlosenbewegung  MST (Movimiento
dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) durch die brasilianische Polizei am
17.04.1996.  Mitglieder von La Via Campesina, die sich gerade zu ihrer
zweiten internationalen Konferenz in Mexiko versammelten, antworteten
mit einem Marsch auf die brasilianische Botschaft und riefen den 17.
April zum internationalen Tag des Widerstands und der Aktion gegen alle
Formen von Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung aus.

Weltbank Leitlinien: "Principles for Responsible Agricultural Investment
that Respects Rights, Livelihoods and Resources " Available at:
http://www.donorplatform.org/component/option,com_docman/task,doc_view/gid,1280

Bericht von FIAN International über Land Grabbing in Kenya und
Mozambique zum download:
http://www.fian.org/resources/documents/others/land-grabbing-in-kenya-and-mozambique

Informationen zur Briefkampagne: www.fian.at und www.fian.org

-- 
FIAN - Food First Informations- und AktionsNetzwerk für
das Menschenrecht sich zu ernähren
Sektion Österreich

Johann Strauß Gasse 33/2-3
1040 Wien
Tel: 01 - 2350239

e-mail: fian-oe at oneworld.at
web: www.fian.at www.face-it-act-now.org


ZVR: 937 480 634

-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX





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