[E-rundbrief] Info 872 - C.v. Werlhof: Soziale Bewegung, Bildung, Studium...

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Di Nov 17 11:29:46 CET 2009


E-Rundbrief - Info 872 - Claudia von Werlhof (Universität Innsbruck):
Soziale Bewegung, Gesellschaft, Bildung und Wissenschaft heute,
Bedingungen des Studiums und praktische Konsequenzen. (Rede in dem von
Studierenden besetzten sowimax, Universität Innsbruck, 31.10.2009).

Bad Ischl, 17.11.2009

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Soziale Bewegung, Gesellschaft, Bildung und Wissenschaft heute,
Bedingungen des Studiums und praktische Konsequenzen

Claudia von Werlhof
(Institut für Politikwissenschaft, Univ. Innsbruck)

(ergänzte Fassung)

Studentenbewegung seit dem 29.10.2009 in Innsbruck

„Autonome Veranstaltung“ im besetzten sowimax am 31.10.2009, 14.00

Vor 2 Tagen war ich bei Euch, nachdem Ihr das sowimax besetzt hattet und
konnte nur sagen: „Endlich!“ Endlich erlebe ich in Österreich noch eine
Studentenbewegung, bevor ich die Universität verlasse.
Inzwischen sehe ich, dass Ihr ja schon einige Erfahrungen mit der
Selbstorganisation auf basisdemokratischer Grundlage gemacht habt. Ihr
werdet diese Erfahrung auf jeden Fall auch später noch brauchen!

Ich möchte heute 4 Themen ansprechen:

1.Was ist eine soziale Bewegung, was für eine seid Ihr?

2.Was ist die gesellschaftliche Situation heute und wie wirkt sie sich
auf die Bildung und die Wissenschaft aus?

3.Was bedeutet das für Eure Studienbedingungen an den Universitäten?

4.Was tun?


1.Was ist eine soziale Bewegung, was für eine seid Ihr?

Nachdem ich während meines Lebens selbst an einer ganzen Reihe von
sozialen Bewegungen teilgenommen habe, kann ich eine Definition wagen,
die aus 4 Thesen besteht:

These a)
In ihrer Tiefe ist eine soziale Bewegung letztlich eine
leidenschaftliche Liebeserklärung an
- das Leben,
- die Suche nach Wahrheit und
- die Selbstverständlichkeit herrschaftsfreier Existenz.

An diesen 3 mangelt es heute ganz offensichtlich:
Das Leben wird zu einer Art von Laboraufenthalt
Eine Suche nach Wahrheit findet nicht statt, sondern es geschieht
lediglich ein Eintrichtern von „Informationen“, insbesondere solchen zu
Verfahrensabläufen („Bildung“)

Die Selbstverständlichkeit herrschaftsfreier Existenz wird verkehrt in
die Unterwerfung unter immer totalitärere „Sachzwänge“ und Hierarchien
der Herrschaft sowie eine radikale Fremdbestimmung in der „Megamaschine“
(Mumford) von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.


These b)

Dieser Zustand passt offensichtlich nicht zum Mensch-Sein und zu anderen
menschlichen Traditionen, die nun wieder auftauchen: als Erinnerung, als
Möglichkeit, als Erfahrung, als Vision und als reale, ja einzig
realistische Perspektive.

Es handelt sich um das Wiedererwachen des egalitären Erbes aus unserer
basisdemokratischen, lebensfreundlichen und kooperativen Vergangenheit,
der Welt der matriarchalen Zivilisation. Sie ist offensichtlich das
immer noch vorhandene „Modell“ für Eure Selbstorganisation, die Ihr so
selbstverständlich unternehmt!

Aufgrund dieser historischen Verbindung werden soziale Bewegungen nicht
gemacht, sondern geboren. Sie stehen damit im Gegensatz zum Krieg, zur
Herrschaft, zur Warenproduktion, zum Geld, zur Maschinerie und zum
Gehorsam ihnen gegenüber.

In den sozialen Bewegungen wird generell das unterdrückte Mensch-Sein
abgelehnt. Die Gemeinschaft der Menschen geht mit solchen Bewegungen
schwanger, bis sie herausdrängen, und zwar unabweisbar, unabwendbar,
sozusagen „vulkanisch“.

Soziale Bewegungen entstehen ganz und gar gegen den Willen und die
Intention der Herrschenden, Machenden und des Gemachten und geben diesen
daher Anlass zu einer tiefen Beunruhigung! Denn soziale Bewegungen sind
grundsätzlich herrschaftsfeindlich und egalitär..

These c)

Jede soziale Bewegung ist aufgrund ihrer Nicht-Machbarkeit ein Rätsel.
Für die Herrschenden ist sie besorgniserregend, denn sie stellt
Herrschaft infrage.

Aber die Bewegung ist auch nicht zuletzt sich selbst ein Rätsel. Als
gerade geborene Bewegung ist sie wie ein Kind. Es muss erst einmal am
Leben bleiben und sich nach und nach selbst kennenlernen, wachsen,
Erfahrungen machen und auszuloten versuchen, in welche Tiefen sie
reicht, in welche Höhen und in welche Breiten, wie sie sich ausdehnen
und wie sie sich weiterentwickeln kann.

Vor allem muss sie auch lernen, sich vor Bedrohungen zu schützen. Diese
bestehen in Versuchen ihrer „Patriarchalisierung“, also ihrer
Funktionalisierung für fremde Zwecke und solche der Herrschaft bzw. der
„Politik“, und damit ihrer Rückführung in die „Normalität“. So etwas
mündet immer in ihre Spaltung.

Wenn also Eure Bewegung eine Liebeserklärung ist, dann doch sicherlich
nicht einfach eine an das Geld – oder doch? Denn ich höre viele
Geldforderungen, aber ich glaube nicht, dass das Euer „Rätsel“ ist. Es
wäre keins. Ihr könntet also fragen:

Was suchen wir wirklich? Und was wollen wir wirklich?
Ich bin z.B. sicher, auch Ihr wollt – wie alle Menschen – geliebt und
gebraucht werden, gemeint und gewollt sein von dieser Gesellschaft, und
zwar ganz persönlich. Das heißt:
Ihr wollt die Bedingungen für ein Leben in Würde vorfinden bzw.
schaffen, wo sie nicht gegeben sind. Denn sie sind nicht gegeben: Von
Würde versteht heute – im Neoliberalismus – niemand mehr etwas. Ohne
Würde aber nutzen auch die Freiheit und Selbstbestimmung nichts und
verkommen zur Freiheit des Stärkeren, sich durch den Sieg über den
Schwächeren zu definieren.
Würde bedeutet also, in dem, was jemand ist und möchte, gewürdigt und
das heißt anerkannt zu werden und andere genauso zu würdigen und
anzuerkennen.

These d)

Die These meiner Zeit als Professorin in Innsbruck war, dass eine
Studentenbewegung heute spätestens dann ausbricht, wenn die Leute merken:
dass sie keine Zukunft haben, selbst als AkademikerInnen nicht. Diese
These scheint zu stimmen. Nun geht es darum, sie zu untersuchen.
Ein Unbehagen ist inzwischen schon in der Schule da, und wenn Ihr auf
die Uni kommt, ändert sich immer noch nichts zum Positiven. Warum?
So spürt Ihr schon lange, dass etwas nicht stimmt, und dass es Euch auch
nichts nützt, wenn Ihr Euch – schon wieder – anpasst. Daher wollt Ihr
erst einmal Eure Freiheit, nämlich die, Euch umzusehen, Erfahrungen zu
sammeln und Euch zu orientieren, bevor Ihr langfristige Entscheidungen
trefft. Genau diese Freiheit wird Euch aber nicht (mehr) zugestanden. Warum?

Es ist also zu fragen, was für Euch ein menschenwürdiges Leben wäre und
unter welchen Bedingungen es stattfinden könnte.
Sind solche Bedingungen in der jetzigen Gesellschaft – wenn schon nicht
vorgesehen – so dennoch erreichbar?
Reicht dafür heute die Anpassungsbereitschaft aus? Offenbar nicht.
Ist heute Eure Angst um die Zukunft berechtigt? Offenbar ja.
Also braucht es eine Bewegung, die sich von Anpassung und Angst befreit,
um auszuloten, was an Veränderungen möglich ist, um die Zukunft positiv
anzugehen. Das ist vermutlich Eure Bewegung.
Am Ende wird sogar zu fragen sein, inwiefern so etwas wie eine „andere“
Bildung, Uni, Wissenschaft, ja Gesellschaft dafür gebraucht werden!

Diese Fragen sind zu stellen. Denn Eure Bewegung ist ein Resultat der
heutigen gesamtgesellschaftlichen Bedingungen, ist eine Antwort auf sie
und wirkt auf diese zurück

In einem Wort: Ihr seid konfrontiert mit Eurem Mündig-Werden, also der
Entscheidung darüber, wie, mit was für einer Bildung und wofür Ihr Euer
Leben gestalten wollt.


2. Was ist die gesellschaftliche Situation heute und wie wirkt sie sich
auf Bildung und Wissenschaft aus?

Die bisherigen Analysen der gesamtgesellschaftlichen Situation und die
der Bildungs- und Universitätsmisere darin sind mangelhaft und
unvollständig. Es wird höchstens die ökonomische Seite gesehen –
Stichwort „Bildung als Ware“ oder „Durchökonomisierung“ und
„Kommerzialisierung“ der Bildung.

Dabei wird das Resultat „Ware“ aber nicht nach den Bedingungen seiner
Herstellung befragt. Was bedeutet es, Bildung als Ware zu organisieren?
Wie ist diese Ware entstanden, wie, von wem, warum, für wen und woraus
ist sie gemacht worden, und was ist mit ihr dabei geschehen? Was
unterscheidet Bildung als Ware von einer Bildung, die nicht Ware ist?

Eine Ware ist etwas Gemachtes, das einstmals lebendig war und uns nun
als „ehemaliges“, „geronnenes“ Leben, als etwas Getötetes, eigentlich
Totes, entgegentritt (Marx), als eine Form von „Kapital“. Sie ist also
in einem Zerstörungs- und Neu-Zusammensetzungs-Prozess, nämlich dem der
modernen (Maschinen-)Technik, im Zuge von Industrialisierung und
Maschinisierung entstanden. Ich nenne sie das Produkt einer „Schöpfung
aus Zerstörung“ (Werlhof 03, vgl. a. Schumpeter).

Dass die Ware also nicht zufällig „leichenhaft“ ist (Bloch), wird
allerdings verdeckt von ihrem „Wert“, das ist der Preis, den man für sie
bezahlen muss, und der gleichzeitig das „Wertvolle“, angeblich „Bessere“
und „Höhere“ an ihr im Vergleich zur Nicht-Ware darstellen soll.
Eine Bildung, die nicht Ware ist, wäre also im Unterschied dazu eine
lebendige, „geborene“ bzw. jeweils hervorzubringende, eine z.B. allein
an Euren Bedürfnissen und nicht denen des Kapitals nach Akkumulation
ausgerichtete, nicht zerstörte und zerstörende, eine an der Qualität
orientierte, angeblich wertlose – aber unbezahlbare! – nämlich jene
Bildung, die Ihr wollt und braucht! Es wäre eine Bildung, die frei ist
von Verwertungsinteressen und Zerstörungsmethoden, und die allein für
eine freie Bildung, eine Bildung in Freiheit geeignet ist.

Deshalb ist Bildung als Ware ein Skandal, und nicht nur, weil mit ihr
eine „Ökonomisierung“ und Profitmacherei mit einem der größten Posten im
internationalen Geschäftsleben – rund 3 Billionen $ im Jahr weltweit –
stattfinden soll.

Es wird also das Wesentliche am Problem der Bildung als Ware meist nicht
benannt, nämlich eine dahinter stehende, durchweg die Qualität der
Bildung zerstörende Technik. Denn ein weltweites Geschäft mit Bildung
kann nur mit einer standardisierten, quantifizierten und in Konserven
gepressten Bildung gemacht werden, einer Bildung, die diesen Namen gar
nicht mehr verdient, weil sie als Ware nur den Akkumulationsinteressen
der Bildungsindustrien entspricht, die deshalb 1995 das
Dienstleistungsabkommen GATS der Welthandelsorganisation durchgesetzt
haben, das diese Ziele auf dem Wege einer Politik der „Liberalisierung“,
Globalisierung und „Privatisierung“ des Bildungswesens zugunsten der
Konzerne erreichen will (Mies/Werlhof 1998).

Dabei bleiben die konkreten, lebendigen Bildungsinteressen der Menschen
auf der Strecke. Und offensichtlich interessiert es niemanden, dass
Bildung dadurch zu einer Karikatur ihrer selbst wird. Warum?

Dazu müssen wir etwas ausholen:
Die Technik der Verwandlung von Dingen oder Lebewesen in Waren kommt aus
der Wissenschaft und damit aus der Universität, aus „unserer Uni“. Sie
ist deren „vornehmstes“ Produkt seit der Neuzeit. Ihre Methode besteht
generell in „Naturbeherrschung“ und „-verwertung“, die in Zerlegung,
Quantifizierung, Vermischung und Neu-Zusammensetzung von
Natur/Materie/Lebensformen und Lebewesen vor sich geht. Dadurch, dass
die in den Prozess eingehende Natur allerdings nicht als lebendig
angesehen wird, sondern als toter „Stoff“, fällt von außen gesehen nicht
auf, dass hier ein Vernichtungsprozess vonstatten geht. Nur als direkt
Betroffene/r ist man mit dem Gewaltcharakter neuzeitlicher Wissenschaft
konfrontiert.
Und Ihr merkt es, weil es Euch nun betrifft, Ihr selbst gemeint seid,
Ihr aber nicht wisst, was und warum!
Das bedeutet, dass moderne Wissenschaft und Technik heute systematisch
auch die Bildung und die Menschen in ihr Räderwerk einbeziehen, nachdem
sie schon seit ihrem Bestehen die Welt zerstören, indem sie nach und
nach die allgemeine Warenproduktion, „Verwertung des Werts“ und Bildung
sowie Akkumulation von Kapital auf immer größere Bereiche und Gebiete
der Welt ausgedehnt haben. Von daher wird heute in der Tat Bildung zur
Kapitalbildung. Anders gesagt: Wollt Ihr freie Menschen oder zu
„Kapital“ werden, also selber zu Waren oder Maschinen?

Die Technikkritik ist das Tabu der wissenschaftlich-technischen
Zivilisation der Neuzeit schlechthin. Dass moderne Wirtschaft und
Wissenschaft ein Krieg gegen Mensch und Natur geworden sind, ja ein
„Kriegssystem“, darf nicht gesagt werden.
Es begann mit der Inquisition. Deren Methode ist nahtlos von den Natur-
und dann auch den meisten anderen Wissenschaften, zunächst vor allem der
Medizin, übernommen worden und bis heute dieselbe, nämlich die des
Experiments: also die Zerlegung und Zerstücklung, also Beschädigung
und/oder Tötung der je einzelnen lebendigen Erscheinungen – Mensch,
Tier, Pflanze, Element und Mineral – und ihre Vermischung und
Neu-Zusammensetzung mit anderen Materien und sogenannten „Roh-Stoffen“
zu Waren, Maschinerie – „System“ – und „Kapital“ (Collard/Contrucci).
Die 600 jährige europäische Inquisition hat dabei den Anfang gemacht,
und zwar mit der „Bearbeitung“ der Menschen, in der 2. Hälfte ab dem 15.
Jahrhundert speziell derjenigen der Frauen als sogenannten „Hexen“
(Federici). Die Inquisition entwickelte in dieser Zeit die Methoden, um
den menschlichen Willen und die menschliche Widerstandskraft zu brechen,
um Menschen gefügig zu machen für das Projekt und System neuzeitlicher
Herrschaft, Unterwerfung und Ausbeutung in Gestalt des modernen
Nationalstaates (Bodin, s. Opitz), des Kolonialismus, der darauf
aufbauenden modernen internationalen Ökonomie des Kapitalismus als
„Weltsystem“ (Wallerstein), der Integration der Frauen und Kolonisierten
als unbezahlten Arbeitskräften („Hausfrauisierung“ der Arbeit, neue
Sklaverei; vgl. Mies) und der „Naturbeherrschung“ in Gestalt der
Ausplünderung der Natur und ihrer Transformation im Namen des
Fortschritts (Merchant) sowie der modernen Kriegführung (Heidelberger /
Thiessen).

Steht demnach eine Art 2. Inquisition ins Haus?
Ja mehr noch. Das Ergebnis moderner Wissenschaft sind der
militärisch-industrielle Komplex und die Konzernmacht heute
(Chossudovsky) sowie der Bumerang, der uns nun allen auf den Kopf fällt:
die beginnende Apokalypse durch die Klimakatastrophe (Gore), die noch
gar nicht verstanden, geschweige denn aufgehalten wird. Denn das ginge
nur, wenn das Projekt, das zu ihr geführt hat, auf der Stelle aufgegeben
würde. Aber wir merken nun alle, dass wir ausnahmslos zu den Betroffenen
gehören, indem die Auswirkungen einer mörderischen Wissenschaft nun
global sichtbar werden.

Das bedeutet, dass das Ende der Moderne begonnen hat. Denn das Gebot,
vor dem welt-zerstörerischen Charakter dieser Zivilisation den Kopf in
den Sand zu stecken, anstatt ihn zu erkennen, hält die nun überall
bemerkbaren Wirkungen nicht davon ab, in Erscheinung zu treten, nämlich
als Krisen auf allen Gebieten: der Ökonomie, also des Geldwerts, der
Märkte und speziell des Arbeitsmarktes, das heißt der Waren-Produktion,
sowie der knapp werdenden sog. „Ressourcen“ und der Ökologieproblematik,
also des Naturverhältnisses, auch im Bereich der Humanökologie, also der
menschlichen Befindlichkeit, und schließlich in der Politik, die der
Krise per definitionem nicht nur nicht gewachsen ist, sondern sie selbst
mit herbeiführt.

Wir müssen uns daher verabschieden von den Versprechungen der Moderne,
inklusive der sozialistischen, dass Entwicklung, Fortschritt, Frieden,
Demokratie und Wohlstand für immer mehr Menschen der Fall seien oder
sein würden, wenn der Weg des wissenschaftlich-technischen Fortschritts
weitergegangen wird. Denn das genaue Gegenteil tritt ein, und wir wissen
bereits den Grund dafür.
Aus der Utopie des Fortschritts, ein Paradies auf Erden zu schaffen, ist
also das Gegenteil, nämlich die Dystopie einer Hölle auf Erden auch hier
bei uns im Entstehen.
Und es ist das, was Ihr spürt, wenn Ihr an Eure Zukunft denkt!

Vor allem das Artensterben, das Austrocknen der Süßwasserreservoire und
das Ansteigen des Meeresspiegels sowie das Umkippen des Klimas zeigen
neben dem Verschwinden der Bodenschätze, ja dem Verschwinden der Welt
(Jaeger 08), dass unsere Wissenschaft das total falsche Naturverhältnis
hat. Denn das Naturbeherrschungsversprechen der Neuzeit hat – ganz und
gar unvorhergesehen – zu einer Natur außer Kontrolle geführt. Unsere
Wissenschaft ist somit eine tödliche Wissenschaft.
Das ist die Wissenschaft, die Ihr hier kennen lernt. Wollt Ihr diese
Wissenschaft wirklich?

Die Wissenschaft hat neben der Wirtschaft und dem Krieg, ihren „anderen
Seiten“, eine echte Zivilisationskrise bewirkt aufgrund der Realisierung
ihrer Utopie von einer künstlichen „Neu-Schöpfung“ der Welt durch deren
Vernichtung. Dieses Projekt nennen wir inzwischen das „kapitalistische
Patriarchat“ (Werlhof 03), nämlich das „väterliche“ anstatt mütterliche
und von „Mutter Natur“ kommende Neuschöpfungs-Projekt der Moderne.
Es ist heute an seine Grenzen gestoßen und als gescheitert zu erkennen.
Da aber eisern daran festgehalten wird, solange es nur irgend möglich
erscheint, entfernt sich das System immer mehr von noch halbwegs
demokratischen Spielregeln und tendiert zu einem Totalitarismus, der
seinem System- bzw. Maschinencharakter, dem der neuen „Megamaschine“
(Mumford) entspricht. Denn die Maschine bzw. ein nach ihrem Muster
konstruiertes „System“ sind wie das Militär oder der Konzern
demokratieunfähig.
Der männliche Schöpfungswahn als Konkurrenzprojekt zur Schöpfung von
„Mutter Natur“, den wir seit der Antike, also dem Beginn des
Patriarchats feststellen, macht das Leben auf der Erde inzwischen real
zunichte. Der dabei seit der Neuzeit wütende „technische Fortschritt“,
der die Umsetzung der Utopie des Patriarchats bewirken soll, ist daher
kein unschuldiges Projekt menschlicher Neugier per se, oder gar im
Interesse eines angeblichen Natur- Telos, sondern schafft bewusst eine
anti-zyklische „Gegen“- Natur und -Welt, die nicht zur Erde und ihren
Lebensbedingungen passen.

Daraus müssen wir jetzt Konsequenzen ziehen, ob wir wollen oder nicht.
Denn die Umschöpfung der Erde mittels Durchindustrialisierung,
-Kapitalisierung, -Maschinisierung und –Ökonomisierung macht nicht nur
den Globus kaputt, sondern lässt auch die Menschen, Euch, nicht aus. So,
wie die Neuzeit mit der Umschöpfung der Menschen begonnen hat, endet sie
auch mit ihr. Und auch Ihr werdet jetzt vermehrt hineingezogen in dieses
Projekt, „Humankapital“ oder gar „posthumanes“ Kapital zu werden
(Schirrmacher).
Hier reicht also eine Aufklärungsperspektive (Habermas, Ribolits,
Lissmann, Menasse) nicht aus, denn diese selbst hat immer wieder die
Bedingungen für eine solche Art von Fortschritt geschaffen, propagiert
und gegen Kritik verteidigt (Mumford, Sieferle, Noble, Wagner).
Es ist nun an der Zeit, das „Geheimnis“ der Moderne zu lüften, nämlich
ihren säkularen Nihilismus dem Leben gegenüber und dessen breit
angelegte, quasi-religiös legitimierte „Opferung“ als angeblichem
Fortschritt bewusst zu machen.


3. Was bedeutet das für Eure Studienbedingungen an den Universitäten?

Damit sind wir bei Eurer persönlichen Situation und den Euch so
bedrückenden Studienbedingungen angelangt. Denn sie sind das
unmittelbare Resultat der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur immer
stärkeren Einbeziehung der ganzen Welt und all ihrer Dimensionen –
„Globalisierung“ – sowie der konkreten Menschen selbst in diesen Prozess
der technischen Kontrolle, Aneignung, Transformation und Ver-Wertung
alles Lebendigen zum Zwecke seiner Umschöpfung zur
Ware/Maschinerie/Kapital und seiner profitablen Veräußerung.
Dagegen war die Sklaverei vermutlich ein naives Unterfangen. Denn Ihr
sollt nicht nur mit Haut und Haar, sondern auch mit Gefühl und Verstand
zum Objekt dieser Entwicklung gemacht werden. Damit würdet ihr vom
Subjekt zum Objekt heruntergestuft, ja man verlangt von Euch sogar, dass
ihr „aktive Objekte“ (Genth), also bewusste MittäterInnen Eurer eignen
Unterwerfung und Einpassung in die moderne, immer umfassender werdende
Megamaschine werdet.
Die Wissenschaft will Euch zu „Kunden“, also KonsumentInnen der Ware
Bildung und zu ProduzentInnen der Ware Wissenschaft erziehen, nämlich
eben jener Wissenschaft als Kapital, die ganz bewusst die Welt und daher
auch Euch zerstört.
Insbesondere das Denken scheint hier zu stören, die letzte Freiheit, die
wir immer noch haben. Denn Ihr sollt nur so denken, wie es geld-,
waren-, maschinen-, befehls- oder eben generell kapitaladäquat und
–konform ist und keineswegs anders oder gar darüber hinaus (Werlhof 08).
Das Modell dafür ist der Computer, die „Denkmaschine“ (Genth). Ihr sollt
ihm nacheifern im bloß binären Denken – 0 oder 1, 1 oder 0 – wie beim
Quiz. Wissenschaftliches Denken - zum Quiz verkommen: “Ich denke nicht,
also bin ich!“? Die Prothese fürs Denken, der Denkersatz, wird
inzwischen zum eigentlichen Denken erklärt.
„Kopf? – Ab!“, das ist offenbar der geheime Lehrplan von Bologna, der
praktisch nirgendwo in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wird. Denn
mit dieser Art von Guillotine werdet Ihr Eurer Denkpotenz als der
menschlichen Spezialfähigkeit per se enteignet und zum
gehirn-gewaschenen, ent-hirnten, bloßen (Roh-)Stoff der
Bildungsindustrie und ihrem global „ebenen Spielfeld“, das die
Bildungspolitik gerade schafft, zum bloßen „Kapitaldurchleiter“
erniedrigt, der sich möglichst ohne „Restrisiko“ in die
Mega-Transformations- und Profit- Maschine einpassen lässt. Hirntod auf
Raten! Der „homo oeconomicus-maquina-vacuus“ (nach Greco) sieht seiner
Erfindung entgegen, wenn auch nicht seiner Geburt, die „femina“ gleich
eingeschlossen. Denn in „Gender-Zeiten“, in denen auch die Mutter
technologisch vor ihrer Ersetzung durch Gen- und
Reproduktionstechnologien stehen soll (Werlhof 09), ist keine größere
Differenzierung in diesem Bereich mehr vorgesehen.

Das Resultat ist jedoch immer noch nicht Eure Karriere, sondern
lediglich eine „employability“, eine Art von Verwendbarkeitsnachweis
fürs System. Hierarchie und Konkurrenz zwischen Euch sind neben Gewalt
und Zwang von oben daher gleich mit von der Partie. Sie gehören zu allen
Maschinen-Systemen (Genth). Ihr müsst nur lernen, sie zu lieben – frei
nach Orwell – und sich ihnen „mimetisch“ anzuverwandeln (Genth): Denn
die Maschine ist das eigentliche Ideal dieser Zivilisation, also auch
der Mensch als Maschine.
Das gilt zwar schon seit Descartes im 17. Jahrhundert, wird nun aber
erst so richtig „umgesetzt“ und damit angeblich „bewiesen“:
Das ist der Futurismus der Universitäts-Reform, nein, -Deform: Ihr sollt
nicht merken!
Und wie viele von Euch glauben bereits, dass die versuchte Abschaffung
des Denkens und seine Ersetzung durch „computer literacy“ auch noch
„Exzellenz“ bedeutet?!

Ihr sollt den Geisteswissenschaften, dem letzten Reservoir möglichen
Denkens, entsagen – sie schmelzen ohnehin schon dahin wie die Gletscher
im Klimawandel – und Euch stattdessen in die Fächer der sogenannten „big
science“, insbesondere die Management- und Natur-Wissenschaften,
einspeisen (Werlhof 05). Das wird Euch – einzig „maschinenlogisch“
gesehen – als vernünftige und rational richtige Entscheidung empfohlen –
ich dagegen plädiere für die Besetzung der Versuchs-Labors für Tiere und
deren Befreiung als vernünftige und zukunftsweisende Tat!

Indem auch die Bildung heute als Großsystem, also als Bildungsmaschine,
auf der Grundlage einer systematischen Warenproduktion geschieht, wird
sie in die allgemeine Zerstörung durch industrielle Transformation mit
hinein gezogen und wirkt sich entsprechend zerstörerisch aus: auch auf
Euch!
Alle scheinbar logischen und vernünftigen Rechtfertigungen dafür gehören
daher zur „Banalität des Bösen“ (Arendt), wie es sich heute zeigt.

Zu der Bildung, die Ihr braucht, trägt sie nichts bei, im Gegenteil, sie
ist es, die Euch in die Zwangsjacke der Module und Kästchen presst, die
heute Euer Studium ausmachen, und die demnächst als englischsprachige
Konserven und e-learning die Universitäten von Lehrern und Betreuern,
von gemeinsamem Arbeiten und Lernformen, von Büchern und von der letzten
Freiheit und den letzten Resten der Demokratie „entlasten“ wird.

So werdet Ihr immer mehr zu den Insassen der Uni als Knast – anstatt zu
autonomen und freien, selbstbestimmten, neugierigen jungen Menschen, die
sich und die Welt und sich in der Welt suchen, und dies auch tun müssen,
damit sie lernen können, wie sie die Welt und ihre eigene Zukunft
gestalten und vor allem erst einmal erhalten können.
Denn darum wird es schon sehr bald gehen, ja geht es längst, selbst wenn
es manche von Euch noch nicht sehen: um AkademikerInnen und
WissenschaftlerInnen, die eine neue, nicht mehr zerstörerische,
kooperative, lebensfreundliche, intelligente, von Interessen freie,
demokratisch organisierte Wissenschaft weiter führen, wo es sie schon
oder noch gibt, und darüber hinaus aufbauen, wo es sie noch nicht gibt!

Ob Ihr es wollt oder nicht, ob Ihr es bereits merkt oder nicht: Eure
objektiv gegebene Aufgabe als Bewegung wird es auch heute sein, „über
unverstandene Mächte aufzuklären“ (Dutschke in der 68 er Bewegung) und
weit darüber hinaus jetzt zusätzlich eine andere, und zwar grundsätzlich
andere Wissenschaft zu fordern, in Gang zu setzen, zu betreiben und
durchzusetzen – wo immer Ihr auf der Uni oder sonst wo im
Bildungsbetrieb, in der Forschung oder in der Praxis seid!
Oder wollt Ihr lieber die Verbrechen der Wissenschaft an Mensch und
Natur weiter fortsetzen, an ihnen mitschuldig werden und blindlings zum
endgültigen, diesmal globalen Kollaps dieser Zivilisation und des Lebens
auf der Erde beitragen?



4. Was tun?

Ihr seid die Generation, der die Lösung der Krisen des 21. Jahrhunderts
aufgebürdet werden wird. Das wird nicht mit denselben Mitteln gehen, die
diese Krisen herbeigeführt haben (Orr). Deswegen könnt Ihr fordern, dass
die Bedingungen und Inhalte Eures Studiums durch Euch und mit Euch als
der demnächst verantwortlichen Generation geprüft, revidiert, neu
begründet und verändert, wenn nicht vollständig umgewälzt werden.
Die Zeit ist knapp und sie muss gut genutzt werden. Viel Zeit zur freien
Orientierung und zum Experimentieren wird Euch auch unter veränderten,
freieren Bedingungen angesichts der sich akkumulierenden Krisen nicht
bleiben. Ihr müsst schon früher mündig werden als andere Generationen
vor Euch.
Aber klar ist: Ohne Freiheiten im Suchen und Entscheiden werdet Ihr aus
dem Dilemma der modernen Wissenschaften nicht herausfinden. Deswegen
müsst Ihr diese als Erstes erkämpfen. Nur ein freies Studium ermöglicht
eine freie Wissenschaft und umgekehrt. Nur eine freie Wissenschaft will
ein freies Studium.
Die Freiheit ist aber nicht die einer Freiheit von Verantwortung und zur
Bedienung von fremden Interessen. Sondern es ist die Freiheit zur
Verantwortung und zur Ausschließung solcher Interessen.
Auch diese möglichen Interessen gehören daher definiert: Solche, die
weiterhin dem Leben schaden und die Kooperation mit Mensch und Natur
verweigern, sollen nicht mehr wirksam werden können.
Ich weiß, dass das eine wissenschaftliche Revolution, eine
Revolutionierung der Wissenschaft und der Universität sowie des
Bildungsbegriffs bedeutet. Aber nichts Geringeres ist objektiv von Euch
gefordert, ob es Euch passt oder nicht.
Ihr müsst Euch daher auch subjektiv darauf vorbereiten. Und das ist es
ja, was Ihr selber wollt, indem Ihr Eure Freiheit und Selbstbestimmung
einklagt. Ohne die wird nämlich ohnehin gar nichts möglich sein. Denn
die Zeiten für Anpassung sind schon vorbei! Bereits die nächste Zukunft
wird von Euch ganz anderes verlangen. Daher: Vergeudet Eure Zeit und
Kraft nicht mit der Anpassung an die Maschine, sondern verweigert Euch
ihr mit dem Hinweis auf die Verantwortung, die auf uns alle zukommt.
Anpassung ist kurzsichtig. Ihr habt den Kopf nicht nur zum
Haareschneiden! Also setzt ihn ein, bevor er Euch wirklich abhanden kommt.

Geld fordern ist richtig: Aber Ihr müsst sagen, wofür und wofür nicht
(mehr)! Geld allein ist auf jeden Fall zu wenig. Denn Ihr müsst nichts
Geringeres als eine neue Zivilisation und ihre Universitäten und
Wissenschaften vorbereiten!
Was braucht es dazu an Fertigkeiten und Fähigkeiten, an Wissen, Methoden
und Erkenntnissen? Wie kann dadurch das Scheitern der Moderne
aufgefangen, überstanden und beantwortet werden?
Eure Zukunft ist nicht ein reduziertes Leben als „Maschinen-Mensch“
(Bammé u. a.), sondern jenseits davon. Diese Leben muss vorbereitet,
ausprobiert und eingefordert werden. Zu diesem Zweck müsst Ihr möglichst
unverletzt, unverwertbar, unkorrumpierbar und mit allen Sinnen
ausgestattet sein: mit Sinn und Empathie, Neugier und Offenheit.
Mit Konkurrenz und immer noch mehr Anpassung an etwas, zu dem es
angeblich kein „Draußen“ gibt, die Megamaschine, kommt Ihr heute
nirgendwo mehr hin, wo es sich zu leben lohnt.
Das ist der neue Realismus! Die Selbstbestimmung heute ist der Aufbruch
aus dem modernen Patriarchat und das Hinter-Sich-Lassen von dessen
Schöpfungs- und Zerstörungswahn!
Es ist daher zu fordern: eine Bildung, die der Höhe der Zeit und nicht
ihrer heutigen entsetzlichen Tiefe entspricht, eine Bildung, die andere,
ja nachgerade umgekehrte Merkmale hat als diejenige, die zur heutigen
Zivilisationskrise geführt hat.
Die Erziehung für die Maschine muss als lebensbedrohliche Zumutung
zurückgewiesen werden. Der Sinn für die Verantwortung der Wissenschaft
muss eingefordert werden.
Das neoliberale Menschenbild des homo ökonomikus-maquina-vacuus muss als
obszön abgelehnt werden.
Bildung muss wieder befreien anstatt versklaven.
Eure Denkfähigkeit muss wieder im Mittelpunkt stehen. Sie ist unser
Überlebens- und Kulturwerkzeug schlechthin. Der Geist soll wieder wehen
an den Universitäten, die er längst verlassen hat!
Dazu muss es raus gehen aus „der Eiswüste der Abstraktion“ (Benjamin),
die die neuzeitliche Wissenschaft prägt. Es muss wieder hinein gehen ins
konkrete Leben und seine Fragen.

Es gibt viel, viel zu tun. Ihr sollt merken!

Klar ist, dass all dies nur möglich sein wird, wenn die Universität
wieder – oder überhaupt – ein demokratisch organisierter Ort ist, an dem
alle miteinander in einen Dialog darüber eintreten, wie zu verfahren,
was zu lernen, auszuprobieren, zu erkennen und zu tun ist – immer unter
der Voraussetzung, dass der Ernst der Zeit begriffen wird.
Es muss daher erst einmal eben diese Ernsthaftigkeit eingeklagt werden:
Die Institute und Lehrenden müssen damit konfrontiert werden, dass Ihr
eine neue und andere Wissenschaft und Ausbildung braucht. Die Kriterien
dafür müssen aufgestellt und überprüft werden.
Es muss konkret untersucht werden, welche Inhalte, Literatur, Methoden
und Lehrende gebraucht werden für ein solches Vorhaben.

Stellen müssen mit entsprechenden Leuten besetzt werden; Forschungen in
neue Richtungen gefördert und angegangen werden; Lehrpläne revidiert und
für alle geöffnet werden; Ringvorlesungen zu den wichtigen Themen
organisiert und (inter)nationle Tagungen einberufen werden.
Denn die Öffnung der Universitäten nach 68 hatte schon einen Schub
alternativer Wissenschaft hervorgebracht, der vor allem in den 70 und
80er Jahren eine ungeheuere Welle an neuen Theorien und Methoden
hervorbrachte. Daran kann wieder angeknüpft werden. Trotz
Neoliberalismus sind anhand einer zunehmenden Globalisierungskritik seit
den 90er Jahren ebenfalls neue Möglichkeiten wissenschaftlichen
Arbeitens und Erkennens deutlich geworden.

Es gibt weltweit inzwischen in allen Fachdisziplinen neue Ansätze. Alles
dies muss gesammelt und gesichtet werden, und die disziplinären
Abschottungen müssen aufgehoben werden, weil die heutige Situation
überhaupt nicht mehr nur disziplinär verstanden werden kann.
Vielleicht könnt Ihr Gruppen bilden, die erst einmal disziplinär auf die
Suche nach Alternativen gehen und dabei an die Grenzen ihrer Disziplinen
gelangen. Dann sichtet Ihr das Material, zieht Eure Schlüsse und trefft
Euch mit anderen Gruppen, um Euch auszutauschen. Da kann relativ bald
etwas Neues entstehen.

Und vor allem: Ihr braucht bei allen diesen Fragen nicht zu warten, dass
Eure Forderungen an irgendjemanden erfüllt werden, sondern könnt sofort
selber aktiv werden. Das ist das Allerwichtigste.
Wenn Ihr an den Inhalten und Fragen einer neuen Wissenschaft ansetzt,
die nicht mehr die Welt zerstört und auf dieser Zerstörung beruht,
sondern eine Wiedergutmachung und Kooperation mit Natur und Welt
anstrebt, dann kann Euch nichts und niemand aufhalten.

Möge die „Alma Mater“ wieder erstehen und der Geist durch die
Universitäten wehen!

Zu guter letzt: Wenn Ihr anfangt, die Megamaschine zu verstehen, dann
wird Euch auch klar, wer in dieser Gesellschaft an welcher Stelle der
Maschine sitzt und wie Eure Interessen mit denen anderer Gruppen und
Schichten in der Gesellschaft korrespondieren oder divergieren. Das wird
Euch helfen, Solidaritäten mit Euren Interessen zu schaffen und das im
Bewusstsein, etwas außerordentlich Bedeutsames für die ganze
Gesellschaft zu leisten.

Von der Politik habt Ihr allerdings zurzeit nichts Gutes zu erwarten.
Denn die Politik hat nicht „versagt“, wie manche finden, sondern sie ist
der Lakai der Konzerne, die die Megamaschine aufbauen, steuern und für
ihre eigenen Interessen funktionalisiert haben.

Daher: Nur von unten wird das Neue kommen – von Euch oder niemandem!

(Die im Original kursiven bzw. fetten Textteile sind hier leider
"normalisiert". M.R.)
-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX




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