[E-rundbrief] Info 810 - Rb 132 - Israels Militaeraktionen
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Mär 16 17:56:08 CET 2009
E-Rundbrief - Info 810 - Rundbrief Nr. 132 - Matthias Reichl: Endloses
Leiden der Palästinenser; Boris Lechthaler (Werkstaat Frieden &
Solidarität, Linz)/ Matthias Reichl: Offener Brief an
Verteidigungsminister Darabos: Militärkooperation mit Israel sofort beenden!
Bad Ischl, 16.3.2009
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Endloses Leiden der Palästinenser
Seit Jahren berichten wir über den Nahostkonflikt und dokumetieren Texte
aus israelischen und palästinensischen Friedensinitiativen.
Der jüngste israelische Krieg gegen das Gaza-Gebiet, mit den Toten,
Verwundeten und Zerstörungen, hat die vorangegangenen Leiden und Schäden
durch die Isolation extrem verschärft. Wie schon in den vorangegangenen
Militäraktionen wurden auch diesmal verbotene Waffen (z.B.
Phosphor-Brandgeschosse) eingesetzt und neu entwickelte Spezialgeschosse
getestet. Die USA, aber auch Teile der EU unterstützen Israel durch
Waffenlieferungen (die auch „amnesty international“ kritisiert) oder
zumindest politisch durch ihre Blockadepolitik (siehe auch den „Offenen
Brief“ an den österreichischen Verteidigungsminister Darabos unten!)
Der jüngste Wahlsieg des Likud unter Netanyahu und des extrem rechten
und araberfeindlichen Liebermann - aber auch die unakzeptablen
Positionen des Mitte-Links-Blocks - gibt kaum Hoffnung auf eine
akzeptable Friedensvereinbarung. Es zeichnet sich eine rechtsextreme
Regierungskoalition ab, möglicherweise mit Liebermann als Außenminister.
Bedenklich ist auch, dass strenggläubige, sich „religiös-orthodox“
bezeichnende jüdische Kleinparteien diese Politik auch noch unterstützen
und sich auch an dieser Regierung beteiligen. Aber auch der
Mitte-Links-Block - mit dem Verteidigungsminister Barack - unterstützt
den Krieg .
Forderungen aus internationalen Friedensinitiativen nach einem Boykott
von israelischen Produkten aus den besetzten Palästinensergebieten, aber
auch von transnationalen Konzernen, die offen diese israelische Politik
unterstützen, bzw. von ihr profitieren, wurden auch vom Weltsozialforum
2009 unterstützt (siehe Info 800). Massenmedien - u.a. in Deutschland
und Österreich - und Israel-Unterstützer in politschen (auch linken)
Bewegungen behaupten, dies wäre „antisemitisch“ und eine sogar eine
strafbare „Volksverhetzung“.
Umso wichtiger ist die Solidarität mit israelisch-palästinensischen
Friedensinitiativen deren kritische Texte wir über einen Verteiler
weiterverbreiten (siehe auch u.a. www.nahosfriede.at, www.uri-avnery.de
und viele andere - eine Liste senden wir auf Wunsch zu).
Matthias Reichl
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Offener Brief an Verteidigungsminister Darabos: Militärkooperation mit
Israel sofort beenden!
(16.1.2009)
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Österreich im Mai 2008
ein Militärkooperationsabkommen mit Israel "im Bereich der Ausbildung"
abgeschlossen. Was lernt das Bundesheer dort? Das Know-How für Krieg und
Besatzung im Rahmen von EU-Batte-Groups-Einsätzen? Militärkooperationen
mit kriegführenden Ländern sind neutralitätswidrig und friedenspolitisch
untragbar. Diese Militärkooperation muss daher sofort beendet werden!
Ergänzung von Matthias Reichl, Begegnungszentrum für aktive
Gewaltlosigkeit, Bad Ischl (v. 1.3.09):
Wir hatten in einem Offenen Brief an den Verteidigungsminister Darabos
nach seinem offiziellen Israel-Besuch - Mitte Mai 2008 - per E-Mail
ähnliche Fragen gestellt und um Aufklärung gebeten - ohne Reaktion von
ihm. Im Dezember 2008 begleitete er den Bundespräsidenten auf seinem
Israel-Staatsbesuch und sprach dieses Mal "nur" von "wirtschaftlicher
Zusammenarbeit" mit Israels Militär.
Der neuerliche Krieg der israelischen Staatsführung und ihrem Militär
gegen die Palästinenser in Gaza mit verheerenden, teilweise irreparablen
Folgen für Mensch und Umwelt, hat unsere Vorwürfe bestätigt. Die
weltweiten Proteste gegen die begangenen Kriegsverbrechen haben nun auch
Forderungen nach einem Verfahren vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal zur
Folge.
Wir bitten euch, unterstützt den untenstehenden Brief (an:
office at werkstatt.or.at). Er wurde inzwischen auch an den
Bundespräsidenten Heinz Fischer, den Oberbefehlshaber des Bundesheeres,
gesendet. (Siehe auch Info 790.)
Ein Brief der Steirischen Friedensplattform an den Bundespräsidenten
wurde von einem seiner außenpolitischen Mitarbeiter ausweichend mit
diplomatischen Floskeln beantwortet (www.friedensplattform.at/).
Die Werkstatt Frieden & Solidarität hat ein Gaza-Dossier
zusammengestellt. Das Begegnungszentrum informiert laufend in einem
E-Mail-Verteiler über den Nahostkonflikt und hat eine lange Liste der
Internet-Links zusammengestellt.
Matthias Reichl (info at begegnungszentrum.at, www.begegnungszentrum.at)
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Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister Norbert Darabos,
Bereits über 1.000 Menschen sind dem Angriff Israels auf den
Gaza-Streifen zum Opfer gefallen, darunter über 350 Kinder. 5000 wurden
verletzt. Wir verurteilen auch die Raketenangriffe der Hamas auf Israel,
aber dieser israelische Militärschlag übersteigt nicht nur jede Form der
Verhältnismäßigkeit, es wird auch ausgeblendet, dass Israel den
Waffenstillstand mit der Hamas bereits Anfang November gebrochen und
laut Information israelischer Medien schon vor einem halben Jahr mit den
Angriffsvorbereitungen begonnen hat. Durch die Verschärfung der Blockade
der BewohnerInnen des Gaza-Streifens hat die israelische Regierung zudem
selbst nie die Bedingungen der Waffenruhe eingehalten. Schon durch diese
Blockade, die auch von der EU unterstützt wurde, kamen hunderte Menschen
zu Tode, weil sie nicht die notwendige medizinische Versorgung erhalten
konnten.
Österreich hat seit Anfang des Jahres 2008 die militärische Kooperation
mit Israel intensiviert. Wir entnehmen der Pressemitteilung des
Verteidigungsministeriums: "Durch die erstmalige Entsendung eines
Militärattachés Anfang des Jahres 2008 hat die Zusammenarbeit mit Israel
eine neue Dynamik erreicht." Diese Dynamik wurde bei einem Besuch von
Ihnen im Mai 2008 beim Israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak
erhöht. Wiederum entnehmen wir der Stellungnahme Ihres Ministeriums:
"Die beiden Minister erörterten die sicherheitspolitische Lage im Nahen
Osten und die bilaterale Zusammenarbeit der beiden
Verteidigungsministerien. Die Ressortchefs unterzeichneten eine
Absichtserklärung zur stärkeren Zusammenarbeit, zum Beispiel im Bereich
der Ausbildung. Experten beider Ministerien werden die Details des
Abkommens in den nächsten Wochen ausarbeiten." Und weiters werden Sie
selbst zitiert: "Für mich sind ausgezeichnete Kontakte mit Israel im
Bereich der Sicherheitspolitik sehr wichtig." (zitiert nach
Medieninformation des Österreichischen BM für Landesverteidigung, 19.5.2008)
Was lernen österreichische SoldatInnen "im Bereich der Ausbildung" in
Israel? Wie man eine Bevölkerung belagert, wie man ein erniedrigendes
Besatzungsregime aufrecht erhält, wie man Angriffskriege organisiert?
Laut Koalitionspakt strebt die neue Regierung in Zukunft
"Führungsaufgaben" bei EU-Militärinterventionen "im gesamten
Petersberg-Spektrum" an, d.h. bis hin zu offenen Kriegseinsätzen. Holt
sich das Bundesheer jetzt in Gaza das notwendige Know-How für zukünftige
EU-Battlegroups-Einsätze? Ist das der Grund, warum die österreichische
Regierung bislang keine Initiativen zur Beendigung des Krieges
unternommen hat, obwohl sie mit dem Sitz im UNO-Sicherheitsrat derzeit
dafür zusätzliche Möglichkeiten in der Hand hätte? Die
Militärkooperation mit einem kriegsführenden Land ist neutralitätswidrig
und friedenspolitisch in jeder Hinsicht untragbar. Damit wird eine
kriegsführende Partei offen unterstützt. Wir fordern Sie und die gesamte
Bundesregierung daher auf, diese Militärkooperation mit Israel sofort zu
beenden und sich auf internationaler Ebene für einen sofortigen
Waffenstillstand beider Seiten, den Rückzug Israels aus den besetzten
Gebieten und das Ende der Blockade von Gaza zu engagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Lechthaler
(Vorsitzender der Werkstatt Frieden & Solidarität)
Matthias Reichl
(Pressesprecher, Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit)
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=146&Itemid=42
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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