[E-rundbrief] Info 786 - Pariser Erklaerung zu Weltkrisen

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Jan 15 16:14:10 CET 2009


E-Rundbrief - Info 786 - Pariser Erklärung "Wir zahlen nicht für eure 
Krisen! -- Zeit für die Wende!"

Bad Ischl, 15.1.2009

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Pariser Erklärung

Wir zahlen nicht für eure Krisen! -- Zeit für die Wende!

Mehr als 150 Vertreter von Gewerkschaften, der Kleinbauernbewegung, der
globalisierungskritischen Bewegung, der Umweltbewegung, Nord-Süd-Gruppen
und entwicklungspolitischer Organisationen, von
Migrantenorgani-sationen, Gruppen verschiedener Glaubensrichtungen, der
Frauenbewegung, Studenten-, Schüler- und Jugend-organisationen, der
Bewegung der Mittellosen und Organisationen, die sich für die
Beseitigung der Armut einsetzen kamen am 10. Und 11. Januar 2009 aus
ganz Europa in Paris zusammen, um die gegenwärtigen Krisen zu
analysieren, gemeinsame Strategien zu entwickeln und Forderungen und
Alternativen zu diskutieren.

Während die Finanz- und Wirtschaftskrise sich verschärfen, verlieren
Millionen Frauen und Männer ihre Arbeit, ihre Häuser, ihre
Lebensgrundlagen. Weitere zig Millionen Menschen werden sich
voraussichtlich bald jenen 1,4 Mrd. anschließen, die schon jetzt in
extremer Armut leben. Durch die Krisen verschlechtert sich die soziale,
ökologische, kulturelle und politische Situation der überwiegenden
Mehrzahl der Bewohner dieses Planeten.

Trotz des offensichtlichen und vorhersehbaren Scheiterns des
gegenwärtigen Wirtschaftsmodells, reagieren die Regierungschefs, indem
sie versuchen, das System, das uns in die Krise geführt hat, im
wesentlichen unverändert aufrecht zu erhalten. Die Regierungen haben
kaum gezögert, als es darum ging, den Bankern, Groß-Aktionären und
Managern mit hunderten von Milliarden aus den Staatskassen auszuhelfen.
Banker und Firmenchefs - dieselben Akteure, die für die Krise
verantwortlich sind, wurden nun mit ihrer Lösung betraut. Gleichzeitig
erhielten die Betroffenen - Arbeiter, Arbeitslose, Arme - keinerlei
Unterstützung im täglichen Kampf um ihr Auskommen und sollen nun - um
dem ganzen die Krone aufzusetzen - zur Finanzierung der Rettungspakete
zur Kasse gebeten werden.

Die Regierungsvorschläge zur Bewältigung der heraufziehenden
Wirtschaftskrise ignorieren die anderen Dimensionen der Krise - die
Krise der globalen Gerechtigkeit, die Ernährungs-, die Klima- und
Energiekrise - und damit die Notwendigkeit, unser Wirtschaftssystem zu
transformieren in Richtung eines Systems, dass es uns erlaubt, die
Grundbedürfnisse aller Menschen zu befriedigen, die Menschenrechte
uneingeschränkt durchzu-setzen und die ökologischen Grundlagen des
Lebens auf diesem Planeten wiederherzustellen und zu erhalten.

Zeit für die Wende!

Wir können ein System errichten, das funktioniert - für Mensch und
Natur; ein System, dass den Bedürfnissen aller gerecht wird und das auf
den Prinzipien von Gemeinwohlorientierung, globaler Fairness und
Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und demokratischer Kontrolle
fußt.

Als ein erster Schritt müssen Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, um den
unmittelbar betroffenen Menschen zu helfen und gleichzeitig den
ökologischen Umbau der Wirtschaft zu forcieren.

Wir rufen sämtliche sozialen Bewegungen in Europa auf, sich am Prozess
des Wandels zu beteiligen. Zunächst rufen wir dazu auf,

- sich an der Massenmobilisierung für die Großdemonstration in London am
28. März 2009 im Vorfeld des G20 Treffens zu beteiligen bzw. in ihren
eigenen Ländern auf die Straße zu gehen und sich Gehör zu verschaffen.
20 Regierungen können nicht allein über die Zukunft des globalen
Finanzsystems und der Weltwirtschaft entscheiden.

- sich in der Woche des G20 Treffens, vorzugsweise am 1. April
(Financial Fools' Day), an einem weltweiten Aktionstag zu beteiligen,
gegen die unverantwortlichen Praktiken der Finanzwirtschaft und des
Weltfinanzsystems und für deren demokratische Kontrolle.

Dieses Treffen ist ein weiterer Schritt in einem langfristigen Prozess
der Vernetzung der Europäischen Bewegung-en und Organisationen. In
Anerkennung und Bezug nehmend auf frühere und zukünftige Mobilisierungen
in Europa und weltweit, baut es auf den Bemühungen des Europäischen
Sozialforums und anderer auf, ein demo-kratisches, soziales und
ökologisches Europa zu schaffen. Wir werden die Zusammenarbeit und
Kommunikation innerhalb und zwischen unseren Netzwerken und
Organisationen weiter vertiefen, um Kapazitäten zu schaffen für eine
anhaltende Mobilisierung und das Voranbringen gemeinsamer Alternativen.
Wir unterstützen und ermutigen alle Menschen, sich lautstark Gehör zu
verschaffen und den Umbau ihrer Gesellschaft mitzugestalten.

Wir treffen uns wieder am 18. und 19. April 2009 in Frankfurt am Main,
Deutschland, um die nächsten Schritte der Mobilisierung und unsere
Strategien für den Wandel zu koordinieren. Wir rufen alle sozialen
Bewegungen und Organisationen auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen.

Kontakt, Netzwerk-Newsletter bei:

Alexandra Strickner
IATP
astrickner at iatp.org

und

Amélie CANONNE
Seattle to Brussels Network
00 33 9 54 46 15 40
00 33 6 24 40 07 06
amelie.aitec at reseau-ipam.org
http://www.s2bnetwork.org

Textfassungen in Englisch, Französisch u.a.


-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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