[E-rundbrief] Info 772 - Rb 131 - Bleiberecht - Abschiebung
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Dez 8 21:46:23 CET 2008
E-Rundbrief - Info 772 - Rundbrief Nr. 131 - Maria Reichl: Bleiberecht
statt Abschiebung; Freies Radio Helsinki (Graz): Petition für ein
humanitäres Aufenthaltsrecht für Okezie Agba-Okeke; Interview mit Celia
Mara (Auszug); Matthias Reichl: Bleiberecht und Abschiebung auf
Kärntnerisch (Jörg Haider und die Flüchtlinge).
Bad Ischl, 8.12.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Bleiberecht statt Abschiebung
In Ergänzung unseres Beitrages im vorigen Rundbrief (Info 721) kann ich
berichten dass, auch wenn inzwischen ein starker Verfechter der
Abschiebungspraktiken gestorben ist - der Kampf aber nach wie vor weiter
geht. Obwohl am 10. Okt. 2008 zum Tag des Bleiberechts zahlreiche
Veranstaltungen stattfanden sind viele Migranten vom Abschiebung bedroht.
Wir berichteten in unserer Radiosendung "Begegnungswege" vom 16. Okt.
2008 u.a. mit einen Bericht von Doris Strauss über die Demonstration in
Linz (http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=10912) und vom 4.
Dez. 2008 (http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=11327)
Knapp vor Redaktionsschluss unseres Rundbriefes bat ich Manfred Kinzer
vom Freien Radio Helsinki in Graz um weitere Infos über den Fall Okezie
(einen Radiodialoge-Kollegen aus Nigeria, der vom Abschiebung bedroht
ist) ob es weiterhin notwendig ist die Petition für einen humanitären
Aufenthalt zu bewerben oder ob es inzwischen schon andere Schritte gibt.
Seine Antwort zitiere ich hier:
"Liebe Maria, es macht gerade jetzt wieder vermehrt Sinn, die Petition
zu bewerben. Okezie und sein Anwalt sind gerade dabei, das Büro von
Landeshauptmann Voves zu der benötigten "Anregung für einen humanitären
Aufenthalt" zu bewegen. Der Anwalt bewertet die Chancen für Okezie als
gut, da er in so vielen kulturellen Zusammenhängen arbeitet. Auch die
Stellungnahmen von Radio Helsinki und dem VFRÖ (Verein Freie Radios
Österreich) sowie die Petition werden den Beamten zur Kenntnis gebracht.
Sollte die "Anregung" vom Landeshauptmann Voves kommen, dann erst geht's
um die Wurst: Dann muss das Innenministerium entscheiden. Liebe Grüße +
danke für dein Engagement! Manfred"
So drucken wir hier einen Auszug aus der Petition ab und bitten alle die
die Petition noch nicht unterschrieben haben, dieses noch zu tun und
weitere Leute dazu zu animieren.
"WIR FORDERN EIN HUMANITÄRES AUFENTHALTSRECHT FÜR OKEZIE AGBA-OKEKE!
OKEZIE AGBA-OKEKE ist Asylwerber aus Nigeria und arbeitet seit mehreren
Jahren ehrenamtlich bei Radio Helsinki 92.6, dem Freien Radio in Graz.
Er ist Redakteur der Sendung "African Time", die ein wichtiges Mittel
der Verständigung und Information für die African Community und für alle
an einem interkulturellen Dialog interessierten Menschen in Graz darstellt.
Okezie ist auch Redakteur der interkulturellen Redaktion von
"Radiodialoge - Stimmen der Vielfalt". Diese vom Verband der Freien
Radios Österreichs initiierte Sendereihe wird finanziell durch Mittel
der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Kunst und Kultur
kofinanziert.
Aber welchen Sinn hat es, sich um interkulturellen Dialog zu bemühen,
wenn jene Personen, mit denen der Dialog zu führen wäre, von heute auf
morgen des Landes verwiesen werden? ...." die vollständige Petition
findet ihr bei http://v2.helsinki.at/petition/
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Wir berichteten im letzten Rundbrief auch über die brasilianische
Sängerin Celia Mara und bringen heute einen Auszug aus einem Interview
von Werner Hörtner mit Celia Mara, erschienen im "Südwind Magazin" Nr.
10/2008:
(W.H.): Ihre neue CD heißt ja Santa Rebeldía, Heiliger Widerstand.
Wogegen richtet sich nun dieser Widerstand?
(C. M.) Eine Auflehnung, ein Aufschrei gegen diese egoistische
kapitalistische Gesellschaft, gegen diese massive Uniformierung des
Individuums. Es muss in einer Gesellschaft Platz für alle geben. Die
Rebellion an sich ist für mich schon etwas Heiliges. Eine Gesellschaft
muss die Kraft haben zum Kritisieren, zum selbständig Denken, zum
Neu-Schaffen. Ich denke mir, da ist die Rebellion sehr wichtig und wird
es immer sein. Und solange es keine soziale Gerechtigkeit gibt, ist
Rebellion immer noch notwendig, jeden Tag.
(W.H.): Es gibt in Österreich mindestens ein Viertel der Wählerschaft,
das auf verhetzende Parolen hereinfällt. Wie, glauben Sie, sollte man
diesen Menschen gegenübertreten?
(C. M.) Ja, in diese populistische Falle tappen am ehesten jene
Menschen, die am wenigsten in diese Gesellschaft eingebunden sind, von
ihr profitieren. Diese Geschichte von den schlimmen Ausländern ist doch
so ein großer Blödsinn! Das dient unter anderem dazu, um von den
wichtigen gesellschaftlichen Problemen abzulenken. Man muss schauen,
dass man diese verhetzten Menschen besser in die Gesellschaft
integriert." ....
Zum Abschluss bleibt mir nur mehr Platz für einen Auszug aus einem
satirischen Beitrag den Matthias zum Ableben von Jörg Haider am
16.10.2008 geschrieben hat:
Bleiberecht und Abschiebung auf Kärntnerisch
".....Am Ende des "Tages des Bleiberechts" hat er (Jörg Haider)
eigenhändig sein Bleiberecht auf dieser Welt verwirkt und beendet - mit
seinem (unbeabsichtigten?) Selbstmord. Bei allem Bedauern für seine
Angehörigen gehörte und gehört weiter meine Solidarität und Mitleid
jenen Flüchtlingen, sozial Ausgegrenzten, Linken "Sozialschmarotzern"
usw., die von Jörg Haider direkt oder indirekt unterdrückt und verfolgt
wurden. Besonders auch mit jenen Flüchtlingen, die von Haider auf der
einsamen Saualpe interniert wurden und die er ins Elend oder gar in die
drohende Ermordung abschieben wollte. ..."
Den vollständigen Text unter "Nachrichten aus Absurdistan (Vorsicht
Satire)" werden wir im E-Rundbrief veröffentlichen.
Maria Reichl
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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