[E-rundbrief] Info 740 - Ilisu-Staudammprojekt gescheitert?
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Okt 13 12:54:37 CEST 2008
E-Rundbrief - Info 740 - ECA-Watch/ WEED (D): Ausstieg aus dem
türkischen Staudammprojekt Ilisu offiziell eingeleitet. Europäer
(Deutschland, Österreich, Schweiz) schicken "Blauen Brief" an Türkei -
einmaliger diplomatischer Vorgang. (Siehe auch Info 728)
Bad Ischl, 13.10.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Ausstieg aus Ilisu offiziell eingeleitet
Europäer schicken "Blauen Brief" an Türkei - einmaliger diplomatischer
Vorgang
Berlin 8.10.2008
Jetzt ist es offiziell: Deutschland, Österreich und die Schweiz wollen
aus dem Ilisu-Projekt in der Türkei aussteigen. Laut Staatssekretär
Erich Stather vom deutschen "Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung" haben die drei Länder gestern die
Ausstiegsklausel aktiviert. Damit hat die Türkei ab jetzt nur noch 60
Tage Zeit, die an das Ilisu-Projekt geknüpften Auflagen zu erfüllen.
Nach Ansicht von Nichtregierungsorganisationen ist kaum zu erwarten,
dass die Türkei in zwei Monaten das umsetzt, was sie zuvor zwei Jahre
lang ignoriert hat.
"Pünktlich zu Nikolaus am 6. Dezember könnte dann der Ausstieg vollzogen
werden. Nie zuvor hat es einen derartigen diplomatischen Schritt in der
Geschichte der europäischen Exportwirtschaft gegeben", so Ulrich
Eichelmann von ECA Watch Österreich. "Wir begrüßen diese längst
überfällige Entscheidung der drei europäischen Regierungen sehr. Sie ist
ein großer Erfolg für die Kampagne zum Ilisu-Staudamm", freut sich Heike
Drillisch von der deutschen Ilisu-Kampagne "Gegenströmung". "Wir werden
jedoch genau darauf achten, dass nicht noch in letzter Sekunde ein
fauler Kompromiss mit der Türkei eingegangen wird."
Die Ausstiegsandrohung war notwendig geworden, weil unabhängige Experten
wiederholt nachgewiesen hatten, dass die Türkei sich nicht an Auflagen
hält und internationale Standards ignoriert. Im März 2007 hatten die
drei Staaten mit der Türkei einen Vertrag über die Haftungsgarantien
unterzeichnet, um damit die Arbeiten "ihrer" Baufirmen (Andritz AG,
Züblin AG, Alstom) am Ilisu-Staudamm zu versichern. Daraufhin sagten die
Bank Austria, jetzt UniCredit, die deutsche Deka Bank und die
französische Société Générale Kredite in Höhe von mindestens 450 Mio
Euro zu. Doch diese Summe dürfte dem Projekt nun nicht mehr zur
Verfügung stehen, denn durch den staatlichen "Einstieg in den Ausstieg"
werden wohl auch die Banken ihre Kreditzusagen zurückziehen. Damit
werden auch die Aufträge der Baufirmen fraglich.
"Der wahrscheinliche Ausstieg der Europäer ist eine gute Nachricht für
die Bewohner von Hasankeyf und Motivation für uns, den Widerstand auch
in der Türkei zu erhöhen. Wir haben jetzt wieder eine echte Chance,
unsere Heimat mit seinen jahrtausende alten Kulturschätzen und seiner
Natur zu erhalten", so der Bürgermeister von Hasankeyf, Abdulvahap Kusen.
Weltweiter Widerstand hat "Ilisu" zu dem meist beachteten und
umstrittensten Staudammprojekt gemacht. Eine Delegation aus Hasankeyf
mit Bürgermeister Kusen, dem türkischen Naturschutzverein Doga Dernegi,
Vertretern der deutschen und österreichischen Ilisu-Kampagne ist derzeit
in Berlin, um für den endgültigen Ausstieg zu werben.
Am heutigen Nachmittag finden weitere Treffen mit den für
Hermesbürgschaften zuständigen Ministerien (Wirtschafts-, Finanz,-
Außen- und Entwicklungsministerium) statt.
http://m-h-s.org/ilisu/front_content.php?idcat=114&idart=307
Weitere Informationen:
* Ulrich Eichelmann, ECA Watch Österreich,
ulrich.eichelmann at eca-watch.at, +43-(0)676 662 1512, www.stopilisu.com/
* Heike Drillisch, Gegenströmung - Ilisu-Kampagne Deutschland,
heike.drillisch at weed-online.org, +49-(0)177 - 345 26 11
* Christine Eberlein, Erklärung von Bern, ceberlein at evb.ch,
+41-(0)794 263 056
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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