[E-rundbrief] Info 728 - Rb 130 - Ilisu-Staudamm (Südtürkei)
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Di Sep 16 13:10:45 CEST 2008
E-Rundbrief - Info 728 - Rb. 130 - WEED (D)/ ECA-Watch (A):
Hiobsbotschaften zum Ilisu-Staudamm (Südtürkei)- Täuschungsmanöver der
türkischen Behörden enthüllt.
Bad Ischl, 16.9.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Hiobsbotschaften zum Ilisu-Staudamm (Südtürkei)
Täuschungsmanöver der türkischen Behörden enthüllt. Zweiter
Expertenbericht stellt vernichtendes Zeugnis für Europas größtes
Bauprojekt aus
Berlin, 02.09.08 Weitere Hiobsbotschaften für die Befürworter des
geplanten Staudamms im Südosten der Türkei: Die Umsieldungsexperten
weisen in ihrem zweiten Bericht nicht nur nach, dass das Ilisu-Projekt
weit entfernt von internationalen Standards ist, sondern auch, dass die
türkischen Behörden die europäischen Regierungen zu täuschen versuchten.
Insgesamt führe das Projekt zu Verarmung, Not und sozialer Isolation von
etwa 65.000 Menschen, so der Bericht. Die Experten fordern eine
Bauverschiebung um mindestens 3 Jahre.
Im Frühjahr 2007 hatten die Exportkreditagenturen (ECAs) aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz der Türkei ihre Unterstützung
für den Ilisu-Staudamm vertraglich zugesagt, aber an die Erfüllung von
153 Auflagen gekoppelt. Ein Expertengremium wurde beauftragt, um die
Einhaltung der Auflagen zu überprüfen. Im Februar 2008 stellten diese
Experten in einem ersten Bericht fest, dass nur wenige Auflagen erfüllt
waren, worauf die ECAs mit Vertragskündigung drohten und die Türkei
einen neuen Zeitplan erstellte.
Jetzt weist das Team von Weltbankexperte Prof. Michael Cernea nach, dass
es seither keine nennenswerten Verbesserungen gab. Im Gegenteil: Das
Projekt sei weit von internationalen Standards und den Auflagen der
europäischen Staaten entfernt. Es drohe Verarmung, Verelendung und die
Isolation der Menschen. Mit den dringend notwendigen Umsiedlungs- und
Einkommensplänen für die Betroffenen ist noch immer nicht begonnen
worden. Die müssen aber nach Weltbankstandards vorliegen, bevor der Bau
beginnt. Deren Erstellung dauert bei derartigen Dimensionen mindestens 3
bis 6 Jahre. Die Vorbereitungen sind laut Bericht so schlecht, dass
selbst der "Drei Schluchten Damm" in China, bisher Sinnbild für
Größenwahn und Rücksichtslosigkeit, sorgfältiger geplant war. Mit dem
Bau des Ilisu-Kraftwerks, so die Experten, dürfe deshalb keinesfalls
begonnen werden.
Sogar Täuschungsversuche der Dammbaubehörde DSI deckten die Experten
auf. Wichtige Auflagen etwa wurden im neuen Zeitplan mehrfach nicht mehr
aufgeführt. Andere Maßnahmen wurden als erfüllt gemeldet, in Wahrheit
jedoch nicht realisiert. Die Experten vermuten grundlegende systemische
Probleme des türkischen Regierungssystems. Alle Warnungen ignorierend,
begann die DSI im Januar mit dem Bau von Zufahrtsstrassen, militärischen
Sicherungen und Unterkünften für die Arbeiter. Zwei Dörfer wurden
bereits ohne ausreichende Entschädigung enteignet.
"Dass die türkischen Behörden nicht nur alle Ratschläge zum Schutz von
Menschen, Umwelt und Kultur ignorieren, sondern ihre europäischen
Partner jetzt auch noch vorsätzlich täuschten, sollte die
Bundesregierung endlich zum Handeln veranlassen", kommentiert Heike
Drillisch von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation WEED die neuen
Expertenberichte. "Ein weiterer Verbleib in dem Projekt führt nur zu
längerem Reputationsverlust für die Bundesregierung, die finanzierende
DekaBank und die beteiligte Baufirma Züblin." Die Organisation fordert
die Bundesregierung auf, sofort die Ausstiegsklausel der Kreditgarantie
zu aktivieren.
Weitere Informationen:
Für Deutschland: Heike Drillisch (WEED), 0177 -- 345 26 11,
heike.drillisch [at] weed-online.org
Für Österreich: Ulrich Eichelmann, +43/676 6621512, ulrich.eichelmann
[at] eca-watch.at
Thomas Wenidoppler -- ECA-Watch +43/650 8225200, thomas.wenidoppler [at]
eca-watch.at
www.stopilisu.com
Zum Dokumentarfilm "Und macht euch die Erde untertan!":
http://m-h-s.org/ilisu/front_content.php?idart=288
Expertenberichte online: Umsiedlung:
www.ilisu-wasserkraftwerk.com/page.php?modul=HTMLPages&pid=77
Umwelt: www.ilisu-wasserkraftwerk.com/page.php?modul=HTMLPages&pid=64
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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