[E-rundbrief] Info 672 - Jean Ziegler: UN-Hungerbericht
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Di Apr 15 19:00:53 CEST 2008
E-Rundbrief - Info 672 - FIAN (D): Jean Ziegler beklagt Schizophrenie
bei der Hungerbekämpfung. Der UN Sonderberichterstatter für das
Menschenrecht auf Nahrung, Jean Ziegler, beklagt in seinem
Abschlussbericht an den UN Menschenrechtsrat eine "Schizophrenie im
System der Vereinten Nationen und in der Politik der Staaten".
Bad Ischl, 15.4.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Pressemitteilung:
Jean Ziegler beklagt Schizophrenie bei der Hungerbekämpfung
FIAN fordert (deutsche) Bundesregierung zum "Kohärenzcheck" ihrer
Handelspolitik auf
Köln, 6. März 2008
Der UN Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung, Jean
Ziegler, beklagt in seinem Abschlussbericht an den UN Menschenrechtsrat
eine "Schizophrenie im System der Vereinten Nationen und in der Politik
der Staaten". Einerseits verpflichten die Menschenrechtspakte der UNO
die Regierungen zur Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung.
Andererseits treiben die Weltbank, der Internationale Währungsfond (IWF)
und die Welthandelsorganisation (WTO) die Privatisierung von
öffentlichen Diensten, die Liberalisierung des Agrarhandels und die
Kommerzialisierung der Ressource Land voran. Diese Politik habe sich auf
das Recht auf Nahrung aber katastrophal ausgewirkt. FIAN teilt diese
Einschätzung und ruft die Bundesregierung dazu auf, die Kohärenz
zwischen ihrer Handelspolitik und ihren menschenrechtlichen
Verpflichtungen zu überprüfen.
Der am kommenden Dienstag vom UN Menschenrechtsrat zu debattierende
Bericht schließt die achtjährige Amtszeit von Ziegler ab. "Ziegler hat
mit seiner Arbeit wesentlich dazu beigetragen, dass Hunger nicht länger
als Schicksal, sondern als Menschenrechtsverletzung wahrgenommen wird.
Als Mahner und Provokateur hat er zu Recht auf die große
Mitverantwortung von Konzernen und Regierungen des Nordens am
alltäglichen Skandal des Hungers hingewiesen. Wir hoffen, dass die
Staaten nun die an Weltbank und IWF gerichtete Anklage ernst nehmen", so
Ute Hausmann, Grundsatzreferentin bei FIAN-Deutschland. Schon 2001 hat
der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte die
deutsche Regierung aufgefordert, sicherzustellen, dass internationale
Organisationen nicht zu Menschenrechtsverletzungen beitragen.
Eine große Gefährdung des Rechts auf Nahrung sieht Ziegler auch in den
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA's), die im Dezember 2007 zwischen
der Europäischen Union und den Staaten Afrikas, der Karibik und des
Pazifik (AKP) vereinbart wurden. "Die Abkommen schränken die
Möglichkeiten der Staaten extrem ein, die Rechte von Kleinbauern vor
subventionierten Billigimporten aus Europa zu schützen", so Armin
Paasch, Handelsreferent bei FIAN-Deutschland. "Die EU darf die EPA's nur
dann ratifizieren, wenn sie Menschenrechtsverletzungen als Folge
ausschließen kann." FIAN fordert die Bundesregierung auf, sich in der EU
für eine menschenrechtliche Überprüfung und Revision dieser Abkommen
einzusetzen.
Am kommenden Montag (10.3.08) wird das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seinen
Menschenrechtsaktionsplan bis 2010 vorstellen. Das BMZ hat in der
Bundesregierung sowohl für die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen als
auch für die Weltbank die Federführung. FIAN hofft, dass Ministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul im Aktionsplan und bei der Umsetzung auch in
diesen Politikbereichen Akzente setzt und damit der Aufforderung der UN
von 2001 nachkommt.
Kontakt:
Ute Hausmann, FIAN-Deutschland; u.hausmann @ fian.de; 0221-7020072
Armin Paasch, FIAN-Deutschland; a.paasch @ fian.de; 0176-22630755
* Download des Berichts von Ziegler an den UN Menschenrechtsrat:
http://www.fian.de/fian/downloads/pdf/ran/2008ziegler.pdf
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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