[E-rundbrief] info 633 - Defenders of Black Hills/ USA

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Dez 30 12:07:28 CET 2007


E-Rundbrief - Info 633 - Claus Biegert: Charmaine White Face and the 
Defenders of the He Sapa/ Black Hills, USA. Preis für "Widerstand" vom 
Nuclear Free Future Award 2007 in Salzburg.

Bad Ischl, 30.12.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Charmaine White Face and the Defenders of the Black Hills, USA

Sobald Charmaine White Face über die He Sapa spricht, wird ihre Stimme 
weich, so als würde sie von ihren drei Kindern erzählen. He Sapa sind 
die Black Hills, ein Bergmassiv im Grenzgebiet der US-Bundesstaaten 
South Dakota, Montana und Wyoming -- für die Stämme der Lakota, Dakota 
und Nakota (im Frontier-Englisch gemeinhin die Sioux) das Herz allen 
Lebens, die Geburtsstätte ihres Volkes.

1868 schloß die US-Regierung mit den vereinten Stämmen der Sioux in Fort 
Laramie einen Vertrag, der ihnen die schwarzen Berge zuerkannte -- 
solange die Sonne aufgeht, so lange das Gras wächst und solange die 
Flüsse fließen. Dann wurde 1870 Gold entdeckt und der Vertrag von der 
Invasion der Glücksritter für immer zertrampelt. Hundert Jahre später 
fand man Uran und die US-Regierung mimte Reue und bot einen Haufen 
Dollars, um den Diebstahl von einst auf ein legales Fundament zu 
stellen. Die Antwort aus den Reservaten: The Black Hills are not for 
sale. Was heilig ist, ist unverkäuflich.

Vor diesem Hintergrund gründete Charmaine White Face, eine Oglala-Frau 
aus dem Reservat Pine Ridge, vor fünf Jahren mit Gleichgesinnten die 
Organisation "Defenders of the Black Hills". Die Verteidigung der Berge 
ist ein vielschichtiges Unterfangen, das gleichermaßen in die 
Vergangenheit, wie in die Zukunft reicht und damit dem indianischen 
Zeitkonzept der immerwährenden Kreisläufe folgt:

     * Seit 1978 gibt es den American Indian Religious Freedom Act, der 
den Ureinwohnern die Ausübung ihres Glaubens garantieren soll. Dazu 
gehört neben dem Gebrauch des hallizinogenen Kaktus' Peyote und dem 
Besitz von Adlerfedern vor allem der ungehinderte Zugang zu ihren 
heiligen Plätzen. Der Schutz jener Plätze ist im Gesetz jedoch nicht 
enthalten.

     * Die Rückgabe der Berge ist für die vereinten Stämme noch immer 
ein erklärtes Ziel. Der US-Regierung entlockt die Forderung nur ein 
Kopfschütteln -- kaum jemand in Washington kann den indianischen 
Standpunkt verstehen. Zu den wenigen gehört Bill Bradley, Senator von 
New Jersey, der 1985 versuchte, ein Fünftel der Black Hills an die 
Eigentümer zurück zu führen. Der Versuch mißlang, stimulierte aber den 
Kampfgeist der Lakota, Dakota und Nakota, die bis heute das Geld nicht 
anrühren und auf die Erfüllung des 1868er Vertrags pochen. Dabei stützen 
sie sich auf Artikel VI der US-Verfassung: "Verträge bilden das oberste 
Gesetz des Landes."

     * Die Entdeckung und Gewinnung von Uran in den Achtziger Jahren hat 
im Süden und Westen der Berge zu einer starken radioaktiven Verseuchung 
geführt. Bis heute warten die einstigen Bohrlöcher, Abraumhalden und 
Flutungsbecken auf Renaturierung und sorgen im Umland für erhöhte 
Konzentrationen von Radium 226, Arsen und Blei. Neue 
Gewinnungstechnologien, wie "In Situ Leach Mining", führten vor wenigen 
Jahren zu einer Wiederentdeckung der Region durch die Uranindustrie. "In 
Situ" hinterläßt keine Abraumhalden, gefährdet aber das Grundwasser, da 
die Trennung von Uran und Gestein unterirdisch durch Säuren geschieht.

Ob die "Defenders of the Black Hills" nun zu einem ihrer 
wissenschaftlichen Symposien einladen, eine Klage bei Gericht 
einreichen, sich mit Vertretern der Uranindustrie ein Wortgefecht 
liefern oder ob sie auf dem Lakota-Sender KILI Radio am Mikrophon sind, 
immer sorgt die Biologin und Autorin Charmaine White Face dafür, dass 
neben den wissenschaftlichen Daten auch die Philosophie ihres Volkes 
Raum hat. Und in dieser Philosophie ist der Mensch nicht die Mitte. Die 
Formel des Lebens in Lakota lautet: Metakuye Oyasin -- wir sind alle 
verwandt.

--Claus Biegert

http://www.nuclear-free.com/deutsch/whiteface.htm

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Zur Lakota/ Sioux Indian Nation siehe auch die E-Rundbrief-Infos:

Info 622 (Milo Yellow Hair)

Info 634 (Floyd Red Crow Westerman tot)

Info 635 (Lakota Sovereign Nation Declaration)



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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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