[E-rundbrief] Info 564 - Rb 125 - Vorratsdatenspeicherung.

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Sa Jun 16 13:05:48 CEST 2007


E-Rundbrief - Info 564 - Rundbrief Nr. 125 - ARGE 
DATEN (Wien)/ Matthias Reichl: Großer Erfolg der 
ARGE DATEN - Initiative: “Nein zur 
Vorratsdatenspeicherung". Neue Dimenision im Verhältnis Bürger und Staat.

Bad Ischl, 16.6.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Großer Erfolg der ARGE DATEN - Initiative: “Nein 
zur Vorratsdatenspeicherung”. Neue Dimenision im Verhältnis Bürger und Staat.

Durch verdachtsunabhängige Speicherung aller 
Telefon- und Internetverbindungen erhält erstmals 
der Staat flächendeckenden Einblicksmöglichkeiten 
in die Kommunikationsnetzwerke aller seiner 
Bürger. Die Aufzeichnung erfolgt ohne jeden 
Verdacht, ob jemand in ein kriminelles Delikt 
verwickelt ist. Für den Zugriff auf diese Daten 
reicht dann schon der Verdacht bei einem relativ 
geringen Vergehen beteiligt zu sein oder auch 
bloß das Pech zu haben, mit einer Person Kontakt 
gehabt zu haben, die verdächtig ist. Es ist schon 
ausreichend, wenn ganz allgemein der Verdacht 
erhoben wird, dass Informationen aus einer 
Behörde unzulässig weitergegeben wurden. Alle 
Mitarbeiter der Behörde, aber auch alle Personen, 
die von diesen Mitarbeiter kontaktiert wurden 
kämen in Tatverdacht und müßten sich 
rechtfertigen warum sie mit wem Kontakt hatten.

Auf Grund der massiven Grundrechtseingriffe durch 
die Speicherung von Telefon- und 
Internetverbindungdaten hat die ARGE DATEN 
BürgerInnen aufgefordert verantwortlichen 
Politikern ein Mail mit ihren Bedenken zu 
schicken. Über die Plattform 
http://www.freenet.at ist das bequem möglich. 
Hunderte Personen haben bisher diese Möglichkeit aufgegriffen.

Manche Politiker reagierten einigermaßen 
verschnupft, dass sie plötzlich direkt mit 
Bürgeranliegen konfrontiert sind und nicht bloß 
Autobahnen eröffnen, Kinder streicheln und 
Bierzeltreden schwingen dürfen. Den Start machte 
Abgeordneter Broukal (SP), der die ARGE DATEN 
sogar mit Klage bedrohte und ein sofortiges 
Abstellen der Mailzusendungen verlangte. (Es 
folgt eine lange Liste von SP-Mandataren, die 
ihren E-Mail-Zugang abgeblockt haben. Auf unsere 
Mails haben wir von keinem der Adressaten eine Antwort erhalten. M.R.)

Auszug aus “ Kopf in den Sand - Politiker 
verweigern sich Bürgern” v. 29.5.2007: 
www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=56942tgt

Meine Anfrage bei der ARGE DATEN (23.5.2007):

Ein Detail unter vielen trifft alle jene von uns, 
deren E-Mail-Adresse irgendwann mißbräuchlich von 
Fremden zum Versenden von illegalen E-mails 
verwendet wurde. (Siehe unten aus der 
ARGE-DATEN-Stellungnahme “Bestimmungen leicht zu umgehen”!)

Nicht immer sind es idiotische 
Werbe-Spams,  sondern manchmal auch solche mit 
bedenklichem (politischen u.a.) Inhalt. Schon 
jetzt kamen dadurch E-Mail-Adressen unschuldig 
auf Spam-Filter-Listen, die die Kommunikation 
abblocken. Künftig können diese auch noch in 
staatlichen - evtl. auch in privaten - 
Überwachungsdateien gespeichert werden ohne dass 
der unschuldige E-Mail-Adress-Inhaber davon weiß 
und dagegen Einspruch erheben kann. Damit können 
Unbekannte gezielt z.B. Konkurrenten, Gegner, 
unbequeme, kritische Personen und Gruppen sabotieren und kriminalisieren. M.R.

Antwort von Hans G. Zeger, ARGE DATEN (23.5.07):

Sehr geehrter Herr Reichl!

Wir haben uns im Zusammenhang mit der 
eMail-Aufzeichnung bewußt zurück gehalten, da der 
jetztige Entwurf und auch die Position des 
BMJ/BMVIT (Bundesministerium für Justiz/ 
Bundesministerium für Verkehr, Infrastruktur...) 
einigermaßen konfus und widersprüchlich ist.

Wie bekannt ist bei eMails die Absendeadresse 
nicht wirklich eindeutig (“From”, Reply”,..) und 
leicht fälschbar, was hier aufgezeichnet werden 
soll ist daher ziemlich unklar. Das von Ihnen 
aufgezeigte Szenario ist ohne weiters vorstellbar.

Bestimmungen leicht zu umgehen

... Für denjenigen, der “etwas zu verbergen hat” 
und tatsächlich im Bereich der organisisierten 
Kriminalität tätig ist, ist es weiterhin leicht 
unidentifiziert zu kommunizieren. 
Ausweichmöglichkeiten gibt es genug: 
Diensteanbieter außerhalb der EU für 
Internettelefonie und e-mail; innerhalb der EU 
werden diese Fremdhandys dann über 
Roaming-Verträge unidentifizierbar genutzt; 
Anonymisierungsdienste; Wertkartenhandys; 
Telefonzellen; Internetcafes; etc... Das sind die 
Möglichkeiten, die schon dem Normalbürger spontan 
einfallen. Daher: Wenn ein Krimineller auch nur 
einigermaßen professionell agiert, wird er sich 
eben auf die neuen Rahmenbedingungen problemlos umstellen können.

Wie die Herkunft von eMails “professionell” zu 
verschleiern ist, zeigen uns die täglichen 
Phishingattacken. Mails werden nicht über 
offzielle und somit durch die 
Vorratsdatenspeicherung erfasste Mailserver 
verschickt, sondern heimlich über geknackte 
Privat-PCs, auf denen mittels Würmer 
entsprechende Serverprogramme installiert wurden. 
BotNets, also illegale Internet-Netzwerke können 
nicht nur für Hackerangriffe genutzt werden, 
sondern auch für Internettelefonie oder als 
eMail- und Web-Netzwerke. Mehrere zehntausend 
derartiger Netze existieren bereits, mit jeweils 
tausend bis eine Million Computern, allesamt geknackte PrivatPCs.

Zitat aus: “14.000.000.000 Telefonanrufe, 
28.000.000.000 eMail-Kontakte” v. 23.5.2007: 
www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=67158gtw

Schlussbemerkung: Innenminister Platter fordert 
12 Monate Datenspeicherung (statt 6). Die 
Speicherung der Internetverbindungen soll ab März 2009 funktionieren.

Matthias Reichl

2.6.2007

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Zusammengestellt von:
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) 
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