[E-rundbrief] Info 557 - Rb 125 - Atomtechnologie - NPT-Konferenz Wien

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Jun 14 11:29:12 CEST 2007


E-Rundbrief - Info 557 - Rundbrief Nr. 125 - 
Matthias Reichl: Kriegerische und "friedliche" 
Atomtechnik. Konferenz des UN-NPT-Preparatory 
Committees im Wiener Austria Center, Mai 2007. 
Beteiligung und Parallelveranstaltungen von internationalen NGO-Netzwerken.

Bad Ischl, 14.6.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Kriegerische und "friedliche" Atomtechnik

Matthias Reichl

Wie eng die "friedliche" mit der militärischen 
Nutzung der Atomtechnologien verbunden sind, 
zeigte sich mir wieder einmal Anfang Mai in Wien bei einer UN-Konferenz.

Die Pro-Atom-Rhetorik, die zunehmend 
Atomkraftwerke als "Klimaschützer" anpreist, war 
mehr oder minder stark in den Reden vieler 
Regierungsvertreter hör- und lesbar. Als einer in 
der Delegation des "NGO Committee on Peace, 
Vienna" erlebte ich dies live fast zwei Wochen 
lang als Beobachter bei der Konferenz des 
NPT-Preparatory Committees im Wiener Austria 
Center. Es sollte die nächste 
Auswertungs-Konferenz zum "Vertrag zur 
Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen" - im Jahr 
2010 in New York - vorbereiten.

Die letzte Konferenz war 2005 in New York 
kläglich an politischen Querelen gescheitert. 
Auch dieses Mal blockierte sie der 
"Süd-Nord-Konflikt" (nicht nur der Iran mit 
seinen Einwänden zur Tagesordnung) eine Woche 
lang. Umso fruchtbarer waren die gut 
vorbereiteten Reden und Workshops von Friedens- 
und Antiatomaktivisten und -experten aus allen 
Kontinenten - vorbereitet v.a. vom Team "Reaching 
Critical Will/ Women's International League for 
Peace and Freedom/ WILPF" und "Abolition 2000". 
(Ihre Dokumentationen sind im Info 561 in den 
"Buchtipps" unter "5. Friede ... Rüstung" und 
"16. Energie - Atomtechnologie" aufgelistet.). Da 
wir mit den Regierungsleuten gemeinsam im Saal 
saßen, konnten wir mit den zugänglichen von ihnen 
unbehindert Dialoge führen. Am Vormittag des 2. 
Mai waren sie die Zuhörer und achtzehn von uns 
referierten unsere Kritik an ihrer Politik und Alternativvorschläge.

So sprach der Bürgermeister von Hiroshima für das 
Städtenetzwerk "Majors for Peace" ("Bürgermeister 
für den Frieden"). Weltweit waren es im Mai 2007 
1631 Städte, die sich nicht nur gegen die 
Bedrohung durch Atombomben, sondern - in einer 
"2020 Vision Campaign - Cities are no Targets" 
gegen alle Arten von Massenvernitchtungswaffen 
wenden (www.mayorsforpeace.org/english/, www.2020visioncampaign.org).

Ich hatte mir - als einziger Österreicher - den 
Text "Nuclear Power and Nuclear Weapons" zu 
"Atomenergie und Atomwaffen" ausgesucht, dessen 
Entwurf Alice Slater von der " Nuclear Age Peace 
Foundation" in New York vorbereitet hatte. Wegen 
des zu knappen Zeitbudgets mussten wir gemeinsam 
die 4 Seiten auf 3 zusammenkürzen. Fünfzehn 
Minuten lang unter Zeitdruck in Englisch - mit 
vielen Fachausdrücken - zu reden war für mich 
mühsam, aber wie ich an den zustimmenden 
Reaktionen merkte, doch erfolgreich. (Den 
rekonstruierten Redetext findet ihr demnächst im 
Info). Alice und ich haben dafür gesorgt, dass 
nicht nur die "atomare Kette" vom Uranbergbau 
über die "zivilen" und militärischen Atomanlangen 
bis zu den Atommülldepots, sondern auch ein 
Atom-Aufrüstungsdeal zwischen USA und Indien 
aufgezeigt wurde. Statt der Kontrolle aller 
Atommaterialien durch die UN-Atomagentur IAEA - 
wie sie auch die österreichische Außenministerin 
Plassnik propagierte - sollte eine für "UNO 
Agentur für Erneuerbare Energie" geschaffen 
werden. (Siehe den Entwurf "International 
Sustainable Energy Agency" in Info 561 unter "16. Energie...".)

Wie unakzeptabel die Einstellung von 
IAEA-Mitarbeitern sein kann, mussten wir uns bei 
einem unserer Workshops anhören. Nach der 
Darstellung eines britischen Experten wären alle 
Probleme prinzipiell gelöst und die Atomenergie 
auf Jahrhunderte gesichert. Unser Team entgegnete 
ihm mit präziser Kritik und Alternativen. Auf 
meine Fragen nach den radioaktiven Gefahren von 
Urangeschoßen und aus dem tschechischen AKW 
Temelin konnte er nichts Konkretes antworten. 
Jedenfalls nützen wir Basisaktivisten diesen 
intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch 
- auch aus einem Aktivistentreffen des 
Abrüstungsnetzwerkes "Abolition 2000" für unsere weitere Zusammenarbeit.

Einen der täglichen NGO-Berichte - auch zur 
UNO-Konferenz - findet ihr im Info 538. Auf der 
Homepage von "Reaching Critical Will" 
(www.reachingcriticalwill.org/legal/npt/prepcom07/) 
sind sämtliche Texte der Regierungsdelegationen 
und auch unsere Beiträge dokumentiert. Der 
Textentwurf "Nuclear Power and Nuclear Weapons" 
steht in "Gruppe 1" auf Seite 11-15. Meine - 
veränderte - Originalrede ist unter "Audio" 
anzuhören - beides in: 
www.reachingcriticalwill.org/legal/npt/prepcom07/statements/2mayGroup1.pdf. 
Den rekonstruierten und erweiterten Text werde 
ich demnächst als Info dokumentieren. Die 
Homepage des internationalen Netzwerkes 
"Abolition 2000": www.abolition2000.org. (Weitere 
Homepages von beteiligten NGos findet ihr bei den Buchtipps.)

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
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     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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