[E-rundbrief] Info 551 - Gewaltfrei gegen Politik der G8-Regierenden

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mo Jun 4 20:29:37 CEST 2007


E-Rundbrief - Info 551 - Attac-Österreich: 
Bericht von der Demonstration zum G8-Gipfel in 
Rostock am 2.6.2007. Matthias Reichl: Gewaltfrei 
gegen eine gewalttätige Politik der G8-Regierenden.

Bad Ischl, 4.6.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

=================================================

Bericht von der Demonstration zum G8-Gipfel in Rostock am 2.6.2007

Attac-Österreich

4.6.2007

- Die Demonstration mit 30.000 (Polizeiangaben) 
bis 80.000 (VeranstalterInnen) TeilnehmerInnen 
begann und verlief über weiteste Strecken 
friedlich, bunt, fröhlich. SambaAttac trommelte, 
viele tanzten. Anfangs verhielt sich die Polizei 
im Hintergrund und war wenig sichtbar.

- Gegen Ende attackierten einige DemonstrantInnen 
zunächst einen leer stehenden Polizeiwagen, der 
als Provokation empfunden wurde, woraufhin sich 
kleinere Straßenschlachten zwischen einigen 
hundert DemonstrantInnen und der Polizei entwickelten.

- Nach einer Phase der Beruhigung, als der 
Großteil der Demonstration in der Endstation im 
Hafen angelangt war, entzündeten sich erneut 
Scharmützel zwischen DemonstrantInnen und der 
Polizei. Die DemonstrantInnen warfen mit 
Pflastersteinstücken und Glasflaschen, die 
Polizei setzte Pfefferspray, Tränengas und Wasserwerfer ein.

- Dabei wurden nach neueren Angaben rund 400 
Polizeibeamte verletzt (lange hieß es 125) und 
rund 500 DemonstrantInnen, jeweils 20 bis 30 davon schwer.

- Damit zur Hauptbotschaft: Das Rostocker Bündnis 
wurde von 124 Organisationen geschlossen, die 
gemeinsam eine friedliche Demonstration 
vereinbarten und auch einhielten. In dem Bündnis 
war ein großer Teil der linksradikalen Szene 
eingebunden, von denen geschätzte 7.000 bis 8.000 
-- überwiegend schwarz gekleidet - vor Ort waren. 
Die absolute Mehrheit von ihnen war friedlich.

- An den Auseinandersetzungen mit der Polizei 
beteiligten sich nur einige hundert 
Demonstrantinnen, die nicht Teil des 
Organisationsbündnisses waren und die die 
friedliche Absicht und Strategie des Bündnisses 
mit ihrer Eskalationsstrategie unterliefen, was 
von Seiten der OrganisatorInnen, inklusive der 
interventionistischen Linken, scharf verurteilt wurde.

- Eine Minderheit von -- nicht kooperativen -- 
DemonstrantInnen hat es geschafft, den Großteil 
der Medienaufmerksamkeit vom breiten friedlichen 
Protest und der inhaltlichen Botschaft auf die 
"Gewalt" zu lenken. Viele von uns kamen sich 
missbraucht vor. Nicht nur der Protest ist 
abgewertet und die gute Stimmung teilweise 
zunichte gemacht worden, auch die Aktionen der folgenden Tage stehen in Frage.

- Natürlich trifft die Medien ein Teil der 
Verantwortung. Ein (!) Auto wurde angezündet. In 
den Medien kamen Bilder rüber, als würde ganz 
Rostock brennen. Doch diese Logik ist allen 
bekannt. So gesehen kann man von einer gelungenen 
Kooperation zwischen den Gewaltbereiten und den Medien sprechen.

- Für die nächsten Tage sind zahlreiche kreative 
Aktionen und der Alternativengipfel geplant.

Aus: Wöchentliche Attac-Info 22/07

Erklärung von Attac Deutschland v. 3.6.07: 
http://www.attac.de/aktuell/presse/presse_ausgabe.php?id=728

Zu G8 siehe auch den Gastkommentar von Brigitte 
Kratzwald zu G8 in "Die Presse" v. 4.6.07
http://www.diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/308171/index.do?direct=308213&_vl_backlink=/home/politik/g8gipfel/308213/index.do&selChannel=

------------------------------------------------

Gewaltfrei gegen eine gewalttätige Politik der G8-Regierenden

Matthias Reichl

Pressesprecher des Begegnungszentrums für aktive Gewaltlosigkeit, Bad Ischl

4.6.2007

Als Pressesprecher des Begegnungszentrums für 
aktive Gewaltlosigkeit unterstütze auch ich die 
gewaltfreien Proteste gegen die gewalttätige 
Politik der G8-Repräsentanten und distanziere 
mich von Gewaltakten - egal von welcher Seite sie 
kommen. Das gilt auch für die in unserer 
E-Mail-Aussendung vom 30.5.2007 gemailte Liste der Homepages und deren Inhalte.

Das Problem mit gewaltbereiten, vermummten 
Provokateuren, die in diese Gruppen unbemerkt 
einsickern, ist nicht neu. So instrumentalisierte 
eine unbekannte, sich Anarchisten nennende Gruppe 
aus Oregon die gewaltfreien Proteste gegen den 
WTO-Gipfel 1999 in Seattle um den Medien Bilder 
von Gewaltaktionen zu liefern. Anschließend 
tauchte sie unerkannt unter, doch die Bilder 
tauchen immer wieder auf,  um gewaltfreie 
Globalisierungsgegner weiter zu diskreditieren.

Ähnlich die Berichte über die G8-Proteste in 
Genua 2001, wo kritische Medienleute nach vielen 
Recherchen Vermummte enttarnten, die als "Agent 
Provocateur" den Zündfunken für die Gewaltakte 
geliefert hatten. Ein Teil von ihnen hatte die 
Rolle, entsprechende Szenen für Medienfotos zu 
liefern, andere wieder dienten dem (rechten) 
Innenminister und seinen Polzeichefs als Vorwand 
zum gewaltsamen Zerschlagen sowie zur 
Kriminalisierung des gesamten, gewaltfreien 
Widerstandes und zur Unterbindung weiterer 
Proteste. Welche Absprachen mit wem im Vorfeld 
getroffen wurden, blieb großteils im Dunkeln. Das 
ereignete sich 2001 in Berlusconis Italien!

Und heute unter inzwischen verschärften 
"Sicherheitsgesetzen"? Die fortschreitenden 
Einschränkungen der Bürgerrechte in Deutschland 
im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm und die 
Reaktionen auf die Gewaltakte vom 2. Juni 2007 
haben besorgte Reaktionen in der 
Zivilgesellschaft provoziert. Gegen diese 
Gefahren müssen wir wirksame gewaltfreie 
Alternativen entwickeln und verteidigen.

===========================================================

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) 
Sparkasse Bad Ischl, Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305    BIC: SKBIAT21XXX





Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief