[E-rundbrief] Info 519 - Rb 124 - Gewaltfreiheit in Nahost

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mi Mär 7 22:56:09 CET 2007



E-Rundbrief - Info 519 - Rundbrief Nr. 124 - 
Rosalia Krenn: Gewaltfreie Lösungsvorschläge für 
die Region Palästina, Libanon und Israel, 
Friedensimpulse von unten 2007 - Salzburg.

Bad Ischl, 7.3.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Gewaltfreie Lösungsvorschläge für die Region Palästina, Libanon und Israel

Friedensimpulse von unten 2007 - Salzburg

Auf Einladung der Arge für Wehrdienstverweigerung 
und Gewaltfreiheit und unterstützender 
Organisationen diskutierten am 4. und 5. Februar 
2007, die TeilnehmerInnen der “Friedensimpulse 
von unten” mit Eugene Richard Sensenig-Dabbous 
und Noah Salameh, Center for Conflict Resolution 
& Reconciliation - CCRR Director, aus Bethlehem

Die Friedensimpulse wurden am Montag, 5. Feber 
2007, in der arge kultur in Salzburg mit dem Ziel 
der Vernetzung und internationale Aktivitäten zur 
Unterstützung einer friedlichen Lösung fortgesetzt.

“Wir erleben derzeit die schlimmste Situation in 
Palästina seit jeher. Zum einen eskaliert der 
interne Konflikt zwischen der korrupten Fatah und 
der fundamentalistischen Hamas. Zum anderen 
bewegt sich die Besetzung am aggressivsten Stand. 
Das Leben in den besetzten Gebieten ist 
hoffnungslos, die Bewegungsfreiheit ist 
zusätzlich zu den über 530 Check Points alleine 
in der Westbank durch die Mauer massivst 
eingeschränkt, wir können nicht einmal zwischen 
den palästinensischen Orten Reisen um unsere 
Familien zu besuchen. Arbeit in Israel wird 
verunmöglicht, die Infrastruktur ist zerstört und 
das Wasser von Bethlehem wird nach Jerusalem 
gepumpt, uns bleibt nicht ein Mal das 
Notwendigste. Zum Dritten sind wir von der 
internationalen Isolation nach der Nichtakzeptanz 
der Wahlen betroffen, die uns zusätzlich die 
Hoffnung auf Hilfe von Außen nimmt.” So beginnt 
das Referat von Noah Salamah, der selbst 
Initiativen zur gewaltfreien Konfliktlösung 
vorantreibt. “ Austausch von Erfahrungen auf der 
persönlichen Ebene bringt sehr viel, weil es kein 
Problem zwischen den Menschen und den Religionen 
ist, sondern eines zwischen den Regierungen. Die 
Wurzel der Konflikte ist die Besatzung, ist die 
Unterdrückung, ist der Imperialismus. Nun liegt 
die Wurzel der Konflikte auch in der 
Waffenproduktion in den industrialisierten 
Staaten. Der Gewinn der Rüstungsindustrie produziert Kriege, nicht der Koran.

Die derzeitige Regierung darf nicht für die 
Aussetzung der Menschenrechte herangezogen 
werden. Solange die Besetzung existiert ist der 
Grund für die Hoffnungslosigkeit nicht beseitigt, 
die Hamas ist Folge der Besetzung nicht Ursache. 
Israel hat nicht erst seit der Existenz der Hamas 
Palästina besetzt. Solange es Unterdrückung und 
Hoffnungslosigkeit gibt, solange gibt es Gewalt.

Eugene Sensenig führt den TeinehmerInnen die Lage 
im Libanon vor Augen: “Meine Erfahrungen mit 
religiösen Konflikten beruht auf meiner Arbeit in 
Österreich mit Flüchtlingen aus dem Balkankrieg. 
Und der Bürgerkrieg im Libanon hat sehr viel 
Ähnlichkeit mit dem ersten Balkankrieg. Im 
Libanon gibt es viele ethnische Gruppen, die 
keine gemeinsame Identität in der Nation finden. 
Maroniten, Sunniten, Drusen, Palästinenser, Shia, 

 Gleichzeitig haben auch viele Nationen 
Interessen im Libanon Iran, Syrien, Israel. Für 
NGO´s ist es “sexy” in die Region zu gehen und 
viel Geld fließt von internationalen 
Organisationen in die Region, jedoch oft ohne an 
den Interessen der lokalen Bevölkerung 
anzukommen. Hisbollah ist die einzige NGO, welche 
die lokale Bevölkerung bei deren Interessen 
trifft.” Auch Eugene bestätigt, dass es kein 
Religionskrieg ist, der im Libanon geführt wurde. 
“Im Sommer 2005 kamen zwei Minister der Hisbollah 
in die Regierung: Und sie nahmen sich zweier 
wichtiger Anliegen an, der Wasser- und 
Elektrizitätsversorgung und der Arbeit. Hisbollah 
hat so eine ähnliche Funktion wie die 
Sozialdemokraten in der Zwischenkriegszeit in 
Österreich in Punkt auf die Sozialen Projekte wie 
Wohnbau und humanitäre Hilfe. Die Hisbollah ist 
nicht antikapitalistisch, links aber auch nicht 
korrupt und eine Art sozialer Hilfsorganisation, 
die von außen finanziert (Westafrika und Iran hauptsächlich) ist.”

Dennoch hält er fest: “Der Kern ist, dass 
IsraelInnen konditioniert werden, dass 
PalästinenserInnen aus Staub gemacht sind und 
PalästinenserInnen konditioniert werden, dass 
IsraelInnen keine Menschen sind. Die 
Vorstellungen von europäischen AktivistInnen und 
Galtungs Konzeption funktioniert hier nicht, wenn 
die TeilnehmerInnen an Friedenskonferenzen aus 
dem Libanon inhaftiert, die palästinensischen in 
die zerbombten Dörfer zurück müssen und die 
israelischen in ihre klimatisierten Häuser 
heimkehren.” Dennoch gibt es in Österreich und 
der EU Unterstützungsmöglichkeiten: “Die 
europäischen Staaten hätten viel Macht und Geld 
um im Konflikt gestaltend eintreten zu können. 
Die Schweizer, Deutschen und jede Menge anderer 
kleinerer Staaten sind sehr aktiv im Libanon, 
Österreich ist abwesend. Die 
EU-Witschaftsabkommen sind absolut zu überdenken. 
Wenn beispielsweise die Gesundheitsprodukte vom 
Toten Meer oder auch die landwirtschaftlichen 
Produkte von Siedlungen in besetzten Gebieten 
nicht gekauft werden. Damit wird die 
wirtschaftliche Lage der Besatzung getroffen.”

Noah stellt zum Abschluss fest. “Wir sollten als 
friedensbewegte Menschen Projekte entwickeln und 
umsetzen, die Frieden bringen. Dennoch muss klar 
sein, dass es Besetzer und Besetzte gibt. 
Geschichte ist notwendig, um den Konflikt zu 
verstehen und Lösungsvorschläge auszuarbeiten.”

Rosalia Krenn

http://verweigert.at/aktuellethemen/friedensimpulse/standpunkt/

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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