[E-rundbrief] Info 518 - Rb 124 - Kassettenbomben, Raketen
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mi Mär 7 22:41:14 CET 2007
E-Rundbrief - Info 518 - Rundbrief Nr. 124 -
Matthias Reichl: Kassetten- und Splitterbomben;
Raketenrüstung; Ruinöse Nachrüstung.
Bad Ischl, 7.3.2007
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Kassetten- und Splitterbomben
Matthias Reichl
In langwierigen Konferenzen wird - auf Drängen
von Friedensinitiativen - um die Ächtung dieser
todbringenden Waffen gerungen. Gleichzeitig
forschen militärischen und zivile Spezialisten
längst nach einem ebenso wirksamen,
todbringenden Ersatz. Sie testen ihre
Errungenschaften in Kriegen (z.B. im Nahen Osten)
und anderen Konfliktzonen vorwiegend an Zivilisten.
Kassetten- und Splitterbomben wurden auch 1999
vom US-Militär in Serbien eingesetzt. Scharf
gemachte, aber nicht abgeworfene Bomben mussten
vor der Rückkehr zum Stützpunkt Aviano (nördlich
von Venedig) entsorgt werden. (Ebenso die
radioaktiven DU-Geschosse.) Sie lagern und
zerfallen nicht nur in den Wäldern des Kosovo und
Montenegros sondern auch in der Adria (bis nach
Venedig). Fischer bei Venedig fingen Geschosse
mit ihren Netzen ein und wurden dabei verletzt.
Das verstärkte in der Bevölkerung die Ablehnung
gegen die Militärs und auch die sie
unterstützenden Politiker. Die riesige
Demonstration gegen den US-Stützpunkt in Vicenza
- und die folgende Regierungskrise - ist eine Folge davon.
Raketenrüstung
Die - konservativen und inkompetenten -
Regierungschefs von Polen und Tschechien sind
sich einig, die geplante US-Raketenstellung und
das dazugehörige Radar dienen nur der
Sicherheit gegen eine Bedrohung durch Raketen
aus dem Nahen und Mittleren Osten. Die Proteste
Russlands seien daher unbegründet. Und die Bürger
ihrer Länder hätten keinen Grund für Proteste und
die Forderung nach einer Volksabstimmung. Das ist
ein weiterer Sargnagel für die ab 1989 mühsam
errungene Basisdemokratie. Inzwischen haben die
US-Militärs für ihre Neuauflage des immens teuren
Starwars auch Unterstützer in den Regierungen
Großbritanniens und Japans gefunden.
Medienkommentare warnen vor einem wiederbelebten Kalten Krieg.
Dieser könnte in der Krisenregion Irak - Iran
schnell heiß werden. Denn Israels Militär hat
angeboten, als US-Stellvertreter-Krieger die
iranischen Atomanlagen mit - zum Teil atomaren -
Bomben zu zerstören. Bush und Israels Premier
Olmert wollen vor ihrem Abtritt von ihrem
Regententhron noch (selbst)mörderische Aktionen
setzen. Trotz aller Dementis dieser Kriegstreiber
sind Experten überzeugt, dass die Vorbereitungen
schon längst abgeschlossen sind und das
Zurückbomben Irans in die Steinzeit jederzeit
beginnen könnte. Zusätzlich könnte Israel wieder
den Libanon angreifen. Das würde aber auch
bedeuten, dass sich dieser Krieg mit seinen
sozialen und auch ökologischen Zerstörungen weit
über die Region ausbreiten könnte.
Ruinöse Nachrüstung
Mitte der 80er Jahre fragte ich bei einer
Diskussionsveranstaltung an der Wiener Uni den
Referenten, einen hochrangigen sowjetischen
Militär, nach den Kosten einer west-östlichen
Nachrüstung für sein Land. Er gestand offen
ein, dass die Finanzlast für die Sowjetbürger
untragbar sei. Jedoch sei die Bereitschaft,
dieses Opfer zu bringen noch immer groß genug,
auch wenn sie ökonomisch katastrophale
Auswirkungen habe. Fast identisches konnte man -
und kann man heute wieder - von vielen US-Bürgern
hören, den (Pyrrhus-)Siegern des
Rüstungswettlaufs. Heute betragen die Kosten
dieser Nachrüstung auf der Erde und im Weltraum
ein Vielfaches. Wie groß und wie lange anhaltend
ist die selbstzerstörerische Leidensbereitschaft in allen Ländern?
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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