[E-rundbrief] Info 506 - Militaerstrategien und -ausgaben

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Fr Feb 16 19:20:38 CET 2007


E-Rundbrief - Info 506 - Prof. Ernst Schwarcz 
(A): Informationen über Militärstrategien und 
Militärausgaben einiger wichtiger Länder.

Bad Ischl, 16.2.2007

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Informationen über Militärstrategien und 
Militärausgaben einiger wichtiger Länder

Prof. Ernst Schwarcz

Wien, 14.2.2007

In der englischen Qualitätszeitung GUARDIAN vom 
1. Februar 2007 fand ich den Bericht einer der 
wichtigsten ”Denkfabriken” (englisch: 
Thinktanks), nämlich des Internationalen 
Instituts für Strategische Studien (IISS) 
in  London, über die aktuelle militärstrategische 
Situation einiger sehr wichtiger Länder der Welt. 
Ich habe mir erlaubt, einige Teile davon in der 
folgenden Zusammen-fassung wiederzugeben. Ich 
hoffe, dass diese Auszüge aus dem Guardian  Ihr Interesse finden werden:

Ein jährlicher Überblick über die internationale 
militärische Szenerie eröffnet eher ein Bild 
einer verfahrenen ”nicht-polaren” als einer 
”unipolaren” oder ”multipolaren” Welt, sagt der 
General-direktor von IISS, John Chipman. Er 
betont, dass es weder im Irak noch in Afghanistan 
eine voraussehende Planung für die Probleme der 
Nachkriegszeit gegeben hat bzw. gibt. In beiden 
Fällen hat es ein übersteigertes Vertrauen in die 
(militärische) Technik bei gleichzeitiger 
Unterschätzung der vitalen menschlichen 
Intelligenz gegeben. In diesem Zusammenhang wird 
Lawrence von Arabien zitiert, um die 
Notwendigkeit psychologischer Kriegsführung bei 
der Bekämpfung von Aufständischen unter Beweis zu 
stellen. Besonders im Fall des Irak-Krieges 
werden die Chancen für einen amerikanischen 
Erfolg mit nur 40 Prozent bewertet. Ausdrücklich 
wird betont, dass die staatlichen Institutionen 
des Irak, vor allem die irakische Armee, nicht genügend leistungsfähig sind.

Zur Situation des Iran schätzt das IISS, dass die 
Kapazität des Landes für die Herstellung von
25 kg hochangereichertem Uran, ausreichend für 
eine erste Atomwaffe, frühestens in drei Jahren 
erreicht sein wird. Auch wenn es dem Land 
gelingen sollte, den technischen Hürdenlauf zu 
bewältigen, wird zunehmender politischer Druck 
des Auslandes zur Verhinderung der angestrebten 
atomaren Waffenfähigkeit führen. Es wird in 
diesem Zusammenhang auch erwähnt, dass Israel auf 
keinen Fall bereit wäre, einen mit Atomwaffen bestückten Iran zu tolerieren.

Zur Situation in Afghanistan heißt es 
ausdrücklich, dass die NATO noch lange Zeit im 
Land wird bleiben müssen, damit wieder Stabilität 
zustande kommen kann. Die Sicherheitsprobleme 
Afghanistans werden dadurch besonders 
kompliziert, weil die Polizeikräfte schwach sind 
und die Frage der Ausrottung des 
Schlafmohn-Anbaus (zur Erzeugung von Opium und 
Heroin) immer noch ungelöst ist. Die Taliban 
schlagen aus der derzeitigen Situation Kapital, 
indem sie allen jenen, die von dem Handel mit 
Opium und Heroin profitieren, ihren Schutz angedeihen lassen.

In die angespannte Situation betreffend das 
nordkoreanische Atomprogramm könnte durch eine 
neue Flexibilität bei der amerikanischen 
Verhandlungstaktik Bewegung gebracht werden.
Pyöngjang hat diese Möglichkeit in Verbindung mit 
dem Vorschlag in Umlauf gesetzt, die Produktion 
weiterer Mengen Atomwaffenfähigen Urans 
einzustellen. Es besitzt nämlich davon bereits 
eine  genügende Menge, um 10 Sprengköpfe 
herstellen zu können. Bei der Befolgung dieses 
Vorschlages könnte das Tempo der Verhandlungen 
beschleunigt werden. Es gibt hier auch den 
amerikanischen Vorschlag, als Gegenleistung für 
die Einstellung der weiteren Produktion von 
atomwaffentauglichem Uran größere Erdöl-Lieferungen an Nordkorea zu tätigen.

Die Erhöhung der offiziell deklarierten 
chinesischen Militärausgaben im Jahr 2006 um 14,7 
Prozent führte zu dem Vorwurf der USA, dass China 
die wirklichen Dimensionen der Moder-nisierung 
und Verstärkung seiner militärischen Kapazitäten 
verschleiert. Präsident Hu Jintao hat in diesem 
Zusammenhang ausdrücklich von den ”Vorbereitungen 
für militärische Ausein-andersetzungen” 
gesprochen. Dr. Chipman vom IISS warnt 
ausdrücklich davor, dass immer noch die 
Vertrauensbasis zwischen China und den USA zu 
niedrig und das Misstrauen zu groß ist, um eine 
sinnvolle Zusammenarbeit in militärischen 
Angelegenheiten zwischen China und den USA zu ermöglichen.

Die Kämpfe in Darfur / Afrika konnten bis heute 
noch immer nicht gestoppt werden, trotz aller 
Bemühungen um eine friedliche Lösung. 
Beunruhigend ist auch die Eröffnung einer neuen 
Front der internationalen Dschihadisten bzw. der 
Al-Kaida in Somalia, die beide gegen die von den 
USA unterstützte Übergangsregierung in Mogadischu kämpfen.

Israel hat als Folge der Schwierigkeiten bei den 
Bemühungen, die Raketenangriffe der Hisbollah 
gegen Israel während des jüngsten Libanonkrieges 
zu stoppen, von den USA die beschleunigte 
Lieferung von bunkerbrechenden Bomben verlangt. 
Wegen des unbefriedigenden Erfolges dieses 
Krieges aus israelischer Sicht wurden angeblich 
die Pläne für eine Reduktion der Militärausgaben 
Israels suspendiert.  Im weiteren Nahbereich des 
mittleren Ostens ist der Plan Saudi Arabiens 
bemerkenswert, mit dem Bau eines Sicherheitszauns zum Irak zu beginnen.

Angaben über militärisches Personal und Staatsausgaben

Die USA haben für das laufende Jahr ein 
Verteidigungsbudget von 582 Milliarden US-Dollar. 
Für das Jahr 2008 ist eine Aufstockung auf 716,5 
Milliarden Dollar geplant; in diesem Betrag sind 
235,1 Milliarden für die beiden Kriege im Irak 
und in Afghanistan bereits enthalten. Die 
Personalstärke aller militärischen Einrichtungen 
des Landes beträgt 1,506.757 aktive Mitglieder.

Um aufzuzeigen, wie kritisch die Finanzlage der 
USA, eines der reichsten Länder der Welt, durch 
die extrem unvorsichtige Ausgabenpolitik der 
Administration  von Präsident George W. Bush 
geworden ist, seien hier einige Nebenbemerkungen 
(unter Zugrundelegung der entsprechenden Angaben 
im Fischer Weltalmanach 2007) gestattet:

Präsident Bush hat für das Jahr 2008 ein 
Haushaltsbudget der USA von fast drei 
Billionen(!) Dollar beantragt. Damit die dafür 
notwendige Erhöhung des Budgets überhaupt 
ermöglicht werden kann, hat der US-Kongress am 
16. März 2006 den Beschluss gefasst, die 
bisherige Verschuldungsgrenze des amerikanischen 
Staates um 781 Milliarden Dollar auf die neue 
Obergrenze von 8,96 Billionen Dollar 
heraufzusetzen. ? In diesem Zusammenhang muss 
deutlich gesagt werden, dass Präsident Bush bei 
seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem 
Vorgänger Bill Clinton ein ausgeglichenes Budget 
(sogar mit einem kleinen Überhang) übernommen 
hat. Es ist Präsident Bush also in den sechs 
Jahren seiner Amtszeit gelungen, die Vereinigten 
Staaten mit über acht Billionen Dollar zu 
verschulden. Um diese Verschuldung des 
staatlichen Haushalts teilweise zu kompensieren, 
plant Präsident Bush, fünf Jahre lang bei den 
Gesundheitsprogrammen für Arme und Alte den Rotstift anzusetzen.

An dieser extremen Verschuldung sind 
selbstverständlich nicht nur die hohen und 
ständig steigenden Militärausgaben schuld sondern 
auch viele sonstige vom Präsidenten veranlasste 
und manchmal sehr fragwürdige 
Haushaltsentscheidungen, wie z. B. die 
Steuerermäßigungen für die Reichen. Die 
praktische Folge dieser Situation ist, dass der 
amerikanische Staat, um seinen derzeitigen 
Wohlstand erhalten zu können, in fast allen 
wohlhabenden Ländern der Welt  zuerst in den 
reichen Ölstaaten und später in den 
hochentwickelten Ländern des fernen 
Ostens  Staatsanleihen aufnehmen musste und noch 
immer muss. Dazu sei auch erwähnt, dass allein 
im  Jahr 2005 die Importe der USA 1.733 
Milliarden Dollar  gekostet haben, deren 
Bezahlung zu einem beträchtlichen Teil durch 
amerikanische Staatsanleihen gedeckt werden musste.

Nun Angaben zum Personalstand und zu den 
Militärausgaben einiger wichtiger Länder

Der IRAK besitzt 227.000 Sicherheitskräfte; in 
dieser Zahl sind auch 82.000 Polizisten 
inbe-griffen. Über die Verteidigungsausgaben des 
Irak für das Jahr 2007 liegen keine Angaben vor.

GROSSBRITANNIEN hat eine aktive Armee von 191.030 
Militärangehörigen; dazu müssen 199.280 
Reservisten gezählt werden. Das 
Verteidigungsbudget beträgt 29,9 Milliarden US-Dollar.

  AFHANISTAN hat 50.000 aktive Militärangehörige 
und 973.675 Reservisten. Das Verteidigungsbudget 
beläuft sich auf 396 Millionen Dollar.

Der IRAN hat 545.000 Militärangehörige; dazu 
kommen noch die Revolutionsgarden mit 125.000 
Mitgliedern. Das Verteidigungsbudget beträgt 6,6 Milliarden Dollar.

NORDKOREA hat 1,106.000 Militärangehörige und 
4,700.000 paramilitärische Reservisten (bei einer 
Gesamtbevölkerung von 22,384.000 (!!). Das 
Verteidigungsbudget beträgt 2,3 Milliarden Dollar.

CHINA hat 2,555.000 Militärangehörige und 800.000 
Reservisten. Das Verteidigungsbudget beträgt 35,3 
Milliarden Dollar; wobei es allerdings ein 
offenes Geheimnis ist, dass in früheren Zeiten 
viele zusätzliche Militärausgaben im zivilen 
Bereich getätigt wurden und demnach offiziell nicht aufscheinen konnten.

Prof. ERNST SCHWARCZ
BAUERNFELDGASSE 6/8,
A-1190 WIEN
TELEFON/FAX 0043 (0)1 36 877 22

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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