[E-rundbrief] Info 505 - Autos, Handys und Jobs
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Fr Feb 16 19:06:52 CET 2007
E-Rundbrief - Info 505 Wolfgang Kessler: Autos,
Handys und Jobs - Laut Wirtschaft kosten strenge
ökologische Regeln Arbeitsplätze - In
Wirklichkeit haben solche Vorgaben viele Jobs
erst geschaffen. Kohlendioxid-Ausstoß durch den
Straßenverkehr; Gefährliche Handystrahlen.
Bad Ischl, 16.2.2007
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Autos, Handys und Jobs
Laut Wirtschaft kosten strenge ökologische Regeln Arbeitsplätze.
In Wirklichkeit haben solche Vorgaben viele Jobs erst geschaffen.
Ein Kommentar
Wolfgang Kessler
Jetzt wäre eigentlich die Stunde der Politiker.
Statt über die Globalisierung zu jammern, die
ihnen angeblich die Macht beschneidet, könnten
die Regierungen der Europäischen Union der
Autoindustrie einmal zeigen, wer den Karren
zieht. Also her mit strengen Grenzwerten gegen
den Feinstaub aus Dieselmotoren. Und her mit
klaren Vorgaben für den Ausstoß des Klimagases
Kohlendioxid: 120 Gramm pro Kilometer ab 2012 das ist genug.
An Gründen für strenge Vorschriften fehlt es
wahrlich nicht. Seit vielen Jahren ächzen Kinder
unter der sommerlichen Ozonbelastung und Bewohner
großer Städte unter dem Feinstaub. Auch der
Beitrag der Autos zum Treibhauseffekt ist
bekannt: Die meisten pusten pro Kilometer
zwischen 180 und 220 Gramm Kohlendioxid in die
Luft. Seit 1990 haben die klimaschädlichen
Emissionen aus dem Straßenverkehr ständig
zugenommen. Also: Worauf warten die Politiker noch?
Und wenn sie gegenüber der Autoindustrie Flagge
gezeigt haben, dann könnten sie mit dieser Flagge
gleich dem nächsten Industriezweig zuwinken: den
Mobilfunkern. Was spricht eigentlich gegen
weitaus strengere Grenzwerte für Sendeanlagen und
Handys? Immerhin liegen die Anlagengrenzwerte in
der Schweiz nur etwa bei zehn Prozent der
hiesigen. Und manche Länder haben auch für die
Handystrahlung strengere Grenzwerte als Deutschland.
An guten Gründen für schnelles Handeln fehlt es
auch hier nicht. Gerade hat eine umfassende
Untersuchung durch Wissenschaftler aus
Skandinavien und Großbritannien die Folgen des
langjährigen Gebrauchs von Mobiltelefonen
untersucht. Das Ergebnis: Handy-Vieltelefonierer
haben ein viel höheres Risiko, an einem Tumor im
Gehirn zu erkranken, als eine Vergleichsgruppe,
die nur selten mit Handys telefoniert. Diese
Studie bestätigt die Ergebnisse früherer Untersuchungen.
Doch alle Untersuchungen über die schädlichen
Folgen von Autoabgasen und Handystrahlen konnten
Politiker bisher nicht dazu bewegen,
selbstbewusst Flagge zu zeigen. Im Gegenteil, sie
knicken regelmäßig vor den Wortführern großer
Wirtschaftszweige ein, die der Politik und der
Öffentlichkeit einreden, dass strenge Grenzwerte Arbeitsplätze gefährden.
Wäre dies so, dann müsste die Politik in der Tat
vorsichtig agieren. Doch die Erfahrungen der
vergangenen Jahrzehnte beweisen eher das
Gegenteil. Vor zwanzig Jahren verlangte die
Politik die Entschwefelung und die Entstickung
von Kohlekraftwerken die Wirtschaft drohte mit
dem Verlust von Arbeitsplätzen. Seit 15 Jahren
sind die Kraftwerke nun mit Filtern und
Katalysatoren versehen die Arbeitsplätze gingen
nicht verloren. Dann wehrte sich die
Autoindustrie mit Händen und Füßen gegen die
Einführung des Katalysators. Plötzlich wurde er
gesetzlich vorgeschrieben und niemand verlor
deshalb seinen Arbeitsplatz. Und dies lässt sich
mühelos auf den Mobilfunk übertragen. Bei
strengeren Grenzwerten würden die Hersteller kurz
aufbegehren, dann nachgeben und irgendwann
feststellen, dass deshalb kein Arbeitsplatz verloren gegangen ist.
Und nicht nur dies. Wenn inzwischen die
Umwelttechnik zum deutschen Exportschlager
geworden ist und Hunderttausende Jobs geschaffen
hat, dann nur deshalb, weil Umweltschützer die
deutsche Industrie vor vielen Jahren mit strengen
Vorschriften zur Herstellung von Umwelttechnik
gezwungen haben. Und man stelle sich nur vor, die
Europäische Union hätte vor Jahren einen
Kohlendioxid-Grenzwert von 120 Gramm pro
Kilometer eingeführt. Dann zählten Autos mit dem
äußerst sparsamen Hybridmotor, der einst in
Aachen entwickelt wurde eine Kombination aus
Benzin- und Elektromotor , längst auch zu den deutschen Exportschlagern.
Also Politiker: Jetzt strenge Vorschriften
erlassen, damit morgen zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen.
Hintergrund
Autos stoßen immer mehr Klimagase aus, und Handys
können Krebs auslösen. Dies sind die brisanten
Ergebnisse mehrerer Untersuchungen. Die
Europäische Union hat nachgewiesen, dass der
Kohlendioxid-Ausstoß durch den Straßenverkehr in
der Europäischen Union zwischen 1990 und 2004 um
26 Prozent zugenommen hat entgegen einer
Selbstverpflichtung der Autoindustrie, ihn zu
drücken. Ähnlich alarmierend ist eine Studie über
Handystrahlen, die in der Online-Ausgabe des
International Journal of Cancer veröffentlicht
wurde. Ihre These: Leute, die seit zehn Jahren
häufig mit Handys telefonieren, haben ein um 39
Prozent höheres Risiko, an einem Tumor im
Stützgewebe des Gehirns zu erkranken, als jene,
die kaum Handys benutzen. Betroffen ist die Seite
des Kopfes, an die das Handy gehalten wird.
Aus: Publik Forum Nr. 3 9.2.2007
http://www.publik-forum.de/f4-cms/tpl/pufo/op/artgrp/art/display.asp?cp=/puf
o/op89740/aktuelleausgabe/art88969/
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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