[E-rundbrief] Info 486 - Rb 123 - Widerstand gegen Eurofighter
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Fr Nov 24 16:40:29 CET 2006
E-Rundbrief - Info 486 - Rundbrief Nr. 123 - Matthias Reichl (Red.):
Demokratie im Sturzflug. Parlamentsausschuß und Volksbegehren gegen
Österreichs Kampfflugzeuge.
Bad Ischl, 24.11.2006
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Demokratie im Sturzflug
Die beiden Regierungsparteien in ihrem Abwehrkampf gegen die
Demokratie von unten versuchen auch im parlamentarischen
Untersuchungsausschuss zu den Eurofightern die Anliegen von drei
Volksbegehren zu verdrängen.
Mit 625.000 Unterschriften ist 2002 das Volksbegehren gegen den
Ankauf der Eurofighter ein großartiger Erfolg geworden. Schon 1985
hatten Friedensinitiativen gegen jede Art von Abfangjäger 121.000 und
1986 eine steirische Initiative gegen den Kauf von Draken 244.000
Unterstützer gefunden. Alle drei Volksbegehren wanderten nach dem
minimalen Formalakt im Parlament ins Archiv. 2002 waren es die
Neuwahlen und der Regierungswechsel, die dem Parlament diese Prozedur
ersparten. Damals hätte ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss
noch die Hintergründe der Regierungsentscheidung aufdecken und die
Vertragsunterzeichnung verhindern können - ohne gravierende
finanzielle Belastungen.
Der sich abzeichnende Koalitionspakt zwischen SPÖ und ÖVP wirkt sich
schon auf die Zusammenarbeit im Parlament aus - (Faule?) Kompromisse
zeichnen sich ab. Dann könnte der Eurofighter-Untersuchungsausschuss
- der seit kurzem unter der Leitung von Peter Pilz von den Grünen
tagt - im Parlament bald ebenso "entsorgt/ deponiert" werden. Die von
der KPÖ angekündigte Anfechtung der Nationalratswahl beim
Verfassungsgerichtshof - wegen der 4%-Hürde - wird erfahrungsgemäß
keinen Erfolg haben. Die BZÖ wird daher ihre Parlamentssitze weiter
behalten. Und der Absturz der politischen Kultur wird jenem von
Kampfflugzeugen immer ähnlicher.
Nicht Schutz sondern Angriff
Der Erfolg des Volksbegehrens von 2002 zeigte, dass die
ÖsterreicherInnen nicht das geringste Verständnis dafür haben, dass
viele Milliarden in neues Kriegsgerät investiert wird, während gerade
die sozial benachteiligten Gruppen zum "Gürtel enger schnallen"
aufgefordert werden. 2002 hatte eine Analyse der "Friedenswerkstatt
Linz" (jetzt "Werkstatt für Frieden & Solidarität") ergeben, dass die
Einnahmen aus Studiengebühren und Unfallrentenbesteuerung der
nächsten zwanzig Jahre dazu dienen, den Eurofighterankauf zu finanzieren.
Es gehört wohl zu den unverschämtesten Lügen dieser Regierung, den
Ankauf der Eurofighter mit dem Schutz des österreichischen Luftraumes
zu begründen. Dieser ist von niemandem bedroht, es sei denn, man
befürchtet den Überfall durch Liechtenstein, die Schweiz oder die
NATO. Der Ankauf der Eurofighter dient in Wirklichkeit der Einbindung
Österreichs in die weltweiten Militäraktionen der zukünftigen
EU-Armee. Das wird auch von Generaltruppeninspektor Horst Pleiner
bestätigt, der im jüngsten Profil meint: "Wir sehen uns jetzt eher
als Instrument der Außenpolitik und weniger als Teil einer rein
österreichischen Verteidigungspolitik, weil eine unmittelbare
konventionelle Bedrohung Österreichs nicht gegeben ist." In einem
FPÖ-internen Strategiepapier wird als Vorzug des Eurofighters
hervorgehoben, dass er als "schweres Mehrkampfflugzeug" die Fähigkeit
hat, "große Bombenlasten für Luft-Boden-Missionen über lange Strecken
transportieren" zu können (vgl. Format, 5.7.2002).
"Luft-Boden-Missionen" ist die militärtechnische Umschreibung für
Angriff auf fremde Territorien, wie das in den Kriegen gegen
Jugoslawien und Afghanistan der Fall war. Verteidigungsminister
Scheibner hat nach der Typenentscheidung bereits offen zugegeben,
dass die österreichischen Eurofighter im Rahmen der EU-Armee
eingesetzt werden sollen. Nicht Schutz, sondern Angriff ist also der
wahre Zweck der Abfangjäger! Die Abfangjäger sind daher nicht nur ein
Anschlag auf den Sozialstaat, sie sind auch ein Anschlag auf die
österreichische Neutralität.
Matthias Reichl, 17.11.2006 und Presseaussendung der
"Friedenswerkstatt Linz" v. 6.8.2002, http://www.werkstatt.or.at/
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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