[E-rundbrief] Info 472 - Welternaehrungsgipfel - 10 Jahre danach

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mi Nov 8 18:43:39 CET 2006


E-Rundbrief - Info 472 - FIAN/ AGEZ/ KOO/ ÖBV: 10 Jahre nach dem 
Welternährungsgipfel - weltweite Hungerzahlen steigen. Norden 
blockiert Initiative für Landreformen im Süden - Eine der wirksamsten 
Maßnahmen der Hungerbekämpfung wurde nicht aufgegriffen - 
Hungerzahlen steigen weiter.

Bad Ischl, 8.11.2006

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

===========================================================

10 Jahre nach dem Welternährungsgipfel - weltweite Hungerzahlen steigen

Norden blockiert Initiative für Landreformen im Süden - Eine der 
wirksamsten Maßnahmen der Hungerbekämpfung wurde nicht 
aufgegriffen  Hungerzahlen steigen weiter.

Wien, 8.11.2006. Die Sondersitzung der Welternährungsorganisation FAO 
ist vergangene Woche in Rom ohne substanzielle Ergebnisse zu Ende 
gegangen. "Die Abschlusserklärung nennt weder Ursachen für die 
steigenden Hungerzahlen, noch hat sie die wichtigsten neuen Impulse 
zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung aufgegriffen, die von Staaten 
und der Zivilgesellschaft eingebracht wurden", erklärte Gertrude 
Klaffenböck von FIAN Österreich. 1996 hatten die Regierungen auf dem 
Welternährungsgipfel versprochen, die Anzahl der Hungernden bis 2015 
zu halbieren. Nach der diesjährigen Halbzeitbilanz der FAO ist die 
Anzahl seither auf 854 Millionen angestiegen.

Auf der einwöchigen Sitzung hatten sich Brasilien und die meisten 
anderen Regierungen des Südens für ein neues Programm der FAO zur 
Förderung von Land- und Agrarreformen eingesetzt. Aufgrund des 
starken Widerstands der EU, USA, Kanada und Japan wurde die 
Diskussion darüber auf 2007 vertagt und an den 
Landwirtschaftsausschuss der FAO delegiert, der Agrarreformen 
traditionell skeptisch gegenüber steht. Dies ist umso bedauerlicher, 
als unter der EU-Präsidentschaft Österreichs durch die konstruktive 
Verhandlungsführung ein wichtiger Schritt eröffnet wurde für die 
Impulse, das Recht auf Nahrung umzusetzen und damit dem weltweiten 
Hunger wirksam zu begegnen. "Leider beharren manche Mitgliedstaaten 
der EU nach wie vor auf ihrer Skepsis bis hin zur Anti-Haltung 
gegenüber echten Agrarreformen, selbst wenn diese vielfach ihre 
nachhaltige Wirkung als Maßnahme gegen Hunger längst bewiesen haben. 
Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass die reichen Staaten den 
Entwicklungsländern die Unterstützung versagen, die zur 
Hungerbekämpfung nötig wäre", so Klaffenböck. In den Freiwilligen 
Leitlinien zum Recht auf Nahrung, auf die sich alle 
FAO-Mitgliedstaaten 2004 einstimmig geeinigt hatten, ist der Zugang 
der ländlichen Armen zu produktiven Ressourcen wie Land bereits ein 
zentraler Bestandteil. "Insbesondere manche Mitgliedstaaten der EU 
bzw. die Kommission sollte ihre Blockadehaltung überdenken und bei 
der kommenden Ratssitzung der FAO am 20.-25. November die Position 
der Entwicklungsländer unterstützen."

Der einzige Bereich in dem seit dem Welternährungsgipfel von 1996 
tatsächlich Fortschritte erzielt wurden ist das Recht auf Nahrung. 
Mit den Allgemeinen Rechtsauslegungen zum Recht auf Nahrung und der 
Verabschiedung von Freiwilligen Leitlinien für die Implementierung 
dieses Rechts wurden normative Voraussetzungen geschaffen, die es 
allen Staaten ermöglichen, die Verwirklichung dieses grundlegenden 
Menschenrechts aktiv voranzubringen. "Umso verwunderlicher ist daher, 
das Verhalten der Staaten oder auch der FAO selbst, die in ihren 
vorgelegten Dokumenten kaum bzw. gar nicht auf diese Fortschritte 
bezugnahmen. Dies macht deutlich, dass die FAO und viele ihrer 
Mitgliedstaaten noch wenig Bewusstsein dafür entwickelt haben, welch 
nützliches Instrument mit den Freiwilligen Leitlinien für das Recht 
auf Nahrung geschaffen wurde und welche Wege der Umsetzung damit 
ermöglicht werden." So Gertrude Klaffenböck von FIAN Österreich.

Im Rahmen der 32. Sitzung des Komitee für Welternährungssicherung 
(Comittee on Food Security) der FAO war ein Sonderforum eingerichtet 
worden, in dem Resumee gezogen werden sollte über die Ergebnisse des 
Kampfes gegen Hunger. In eigenen Panels wurden Themen wie Hilfe und 
Investitionen, Agrarreformen und Ländliche Entwicklung oder Handel 
und Globalisierung behandelt. "Bisher haben nur wenige Staaten 
erkannt, dass Hunger vor allem eine Frage der ungerechten Verteilung 
ist. Der Weg der Hungerbekämpfung durch Produktivitäts- und 
Effizienzsteigerung wird seit mehreren Jahrzehnten beschritten, aber 
die bestehenden Nahrungsmittelüberschüsse zeigen, dass mit diesem 
Rezept nicht wirklich Hunger bekämpft werden konnte", erläutert 
Elfriede Schachner von der AGEZ.

Zu Beginn der FAO-Sitzung am 30. Oktober 2006 hatte FIAN in Berlin 
eine "Hungeruhr" gestartet und im Laufe der Woche mit öffentlichen 
Aktionen in mehreren Städten eine andere Hungerpolitik eingefordert. 
Am Ende der FAO-Sitzung am Samstag, 4. November 2006 zählte die Uhr 
190.000 Menschen, die in dieser Zeit an den Folgen des Hungers 
gestorben waren.

Rückfragen bitte an:
Gertrude Klaffenböck (FIAN), Tel: 405 55 15-323 oder 0650-40 555 11

Weitere Informationen zur Sondersitzung der FAO unter:
http://www.fao.org/UNFAO/Bodies/cfs/cfs32/index_en.htm

Weitere Informationen zum Recht auf Nahrung und Landreformen:
www.fian.at und www.fian.de

Presseaussendung von:
FIAN - Food First Informations- und AktionsNetzwerk für das 
Menschenrecht sich zu ernähren, www.fian.at
AGEZ - Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit, www.agez.at
KOO - Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für 
internationale Entwicklung und Mission, www.koo.at
ÖBV - Via Campesina Austria, www.bergbauern.org

Mag. Claudia Thallmayer
Assistentin
AGEZ - Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit
Berggasse 7, A-1090 Wien
Tel/Fax: (++43-1) 317 40 16
E-mail: office at agez.at
www.oneworld.at/agez

===========================================================

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl, 
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305    BIC: SKBIAT21XXX 




Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief