[E-rundbrief] Info 331 - RB 119 - Alternative Nobelpreise 2005

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Mi Dez 7 12:31:28 CET 2005


E-Rundbrief - Info 331: Rundbrief Nr. 119 - Matthias Reichl: Alternative 
Nobelpreise 2005 - Right Livelihood Awards 2005. Right Livelihood Award 
(RLA) laureates call for water and land rights, and for global justice 
(RLA-Press release, 7.12.05).

Bad Ischl, 7.12.2005

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Alternative Nobelpreise 2005

Den nicht dotierten Ehrenpreis erhält der mexikanische Maler Francisco 
Toledo für seine Hingabe an den Schutz des kulturellen Erbes und der Umwelt 
in seiner Heimat Oaxaca.

Die Alternativen Nobelpreise sollen Ideen und Arbeiten belohnen, die bei 
der Vergabe der "richtigen" Nobelpreise zu kurz kommen. Ihre Publizität 
dient oft als Schutz der vom Preiskomitee gewürdigten Menschenrechtler vor 
politisch motivierter Verfolgung. Davon könnten in diesem Jahr zumindest 
zwei der Preisträger profitieren. Denn gegen Roy Sesana aus Botswana und 
die Malaysierin Irene Fernandez sind Gerichtsverfahren anhängig, die ihnen 
lange Gefängnisstrafen einbringen können.

Sesana, ein vor "zumindest 50 Jahren" - sein genaues Alter kennt er nicht - 
in der Buschmann-Gemeinde Molapo geborener früherer Medizinmann, zählt zu 
den Gründern der Organisation "First People of the Kalahari". Sie 
verteidigt das Recht der Buschmänner auf ihr angestammtes Land in der 
Kalahari-Wüste, aus der sie von Botswanas Regierung unter der Androhung, 
sie in ihren Hütten zu verbrennen, vertrieben wurden, weil sie der 
Diamanten-Suche im Weg waren. Sesana kämpft ungeachtet aller Repressalien 
für die Rückkehr der Buschmänner aus miserablen Lagern in das Land, in dem 
sie sich als Jäger und Sammler selbst versorgen konnten. Mit 248 anderen 
reichte er eine Klage gegen die Regierung ein, die im nächsten Jahr vor 
Gericht kommen soll. Das Verfahren gilt als Testfall für die Rechte von 
Ureinwohnern auch in anderen Ländern. Die Regierung hat jedoch schon 
angekündigt, die Verfassung ändern zu wollen, wenn sie verlieren sollte. 
Die Schikanen gegen Sesana dauern unterdessen an: Erst in der Vorwoche 
wurde er wegen "Aufruhrs" erneut festgenommen.

Auch Irene Fernandez ist zur Zeit nur auf Kaution auf freiem Fuß, nachdem 
Malaysias Justiz sie schon vor neun Jahren wegen der "böswilligen 
Verbreitung falscher Gerüchte" belangte. Da hatte sie sich gegen die 
Ausbeutung ausländischer Arbeiter eingesetzt, die zunächst zum 
wirtschaftlichen Aufschwung Malaysias beitrugen, dann aber als unerwünscht 
unter elenden Bedingungen in Abschiebelagern festgehalten wurden.

2003 wurde Fernandez zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, das 
Berufungsverfahren ist anhängig. Die 59-Jährige ist eine 
Menschenrechts-Veteranin, die sich ungeachtet aller Verfolgung gegen Gewalt 
gegen Frauen ebenso engagierte wie um Hilfe für HIV-positive Prostituierte. 
Sie leitete auch ein Netzwerk gegen die Verbreitung von Pestiziden und für 
nachhaltigen Ackerbau.

Preisträger sind außerdem die Kanadier Maude Barlow (58) und Tony Clarke 
(60), zwei der bekanntesten Vorkämpfer für gerechten Handel. Neben ihrem 
Widerstand gegen die Freihandelsbestrebungen der Welthandelsorganisation 
WTO haben sie sich auch dem Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser 
verschrieben.

Maude Barlow schildert in ihrem mit Tony Clarke verfassten Buch "Blaues 
Gold" (im Kunstmann Verlag) wie sich die Wasserlobby organisiert und mit 
Hilfe regionaler Freihandelsabkommen, der Weltbank oder der UNO die 
Wassermärkte in Nord und Süd. Umweltschutz und Wassergerechtigkeit gehörten 
zusammen, sagt Maude. Doch damit lasst sich kein Geld verdienen, und 
deswegen muss die öffentliche Hand die Kontrolle über die 
Trinkwasserversorgung behalten ­ oder zurückerlangen.

Barlow und Clarke, die seit den 80er Jahren zusammenarbeiten, sind nicht 
auf das Wasserthema fixiert. Die Frauenrechtlerin Barlow beriet den 
liberalen Premier Pierre Trudeau, bevor sie als Basisaktivistin und 
Buchautorin Karriere machte. Clarke betätigte sich lange Jahre als 
Sozialreferent der kanadischen Bischofskonferenz. Als Gründer des Polaris 
Institute hat er sich vorgenommen, "die Macht der Großfirmen zu entlarven, 
die hinter den Regierungen steckt".

Zusammen mit GewerkschafterInnen setzten sie sich gegen die neoliberale 
Freihandelsagenda ein. An den erfolgreichen Protesten gegen das 
Multilaterale Investitionsabkommen oder die Treffen der 
Welthandelsorganisation in Seattle 1999 und Cancún 2003 beteiligten sie 
sich ebenso wie an Kampagnen gegen Wasser-Multis in Bolivien, Uruguay, 
Ghana und Indien.

Aussendung der Right Livelihood foundation.  Redigiert von Matthias Reichl

(Siehe auch Infos 292 - 297)

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Press release

Right Livelihood Award laureates call for water and land rights, and for 
global justice

The recipients of this year's Right Livelihood Awards (often referred to as 
the 'Alternative Nobel Prizes') arrived in Stockholm on Tuesday. They were 
speaking at a press conference in the Foreign Office Press Room on 
Wednesday morning 7 December 9:30 CET.

Maude Barlow and Tony Clarke are Canadian activists for fair trade and a 
human right to water. Maude Barlow said: 'The growing fresh water crisis is 
perhaps the most urgent environmental and human rights issue of our times 
and, for this reason, water must be preserved as a common heritage.' Tony 
Clarke added: 'Yet, next week in Hong Kong, the World Trade Organisation 
could decide, in effect, that water be controlled by for-profit 
corporations and sold in the open market to the highest bidder.'

The leader of the organisation First People of the Kalahari, Roy Sesana, 
fights for the land rights of the Gana, Gwi and Bakgalagadi 'Bushmen' 
against powerful corporate and government interests in Botswana. He said: 
'My people are currently suffering terribly inside the Central Kalahari 
Game Reserve, which is my ancestral home. As the game reserve has been 
completely sealed off by the government of Botswana, families have been 
split up and people are being prevented from hunting and gathering by armed 
police and are dying of starvation and dehydration. Before coming here I 
was imprisoned for trying to take food and water to my family.'

Irene Fernandez from Malaysia fights for the rights of the poorest and most 
vulnerable in Malaysian society - migrant workers, farm workers, domestic 
workers, prostitutes and AIDS sufferers. She said: 'The thread of 
globalisation connects peoples all over the world. But it is the impact of 
this globalisation that tends to divide and marginalise various 
communities. I am very happy to be part of the Right Livelihood Award 
Family because it binds us together to humanise the world.'

Francisco Toledo, one of Mexico's greatest contemporary artists, did not 
travel to Stockholm, but was represented by his daughter Natalia Toledo. 
She said: 'In our mother tongue, Zapotec, beauty and justice have the same 
meaning - we use the word 'Sicarú' to designate them. This means to search 
for a way of life based on beauty and justice for all. This, for us, is the 
way ahead.'

More information on the recipients can be found at: 
http://www.rightlivelihood.org/news/event05.htm

A news package with footage from the press conference in Stockholm and from 
the First People of the Kalahari in Botswana is expected to be delivered to 
broadcasters by AP Television News today.

The Right Livelihood Awards will be presented in the Swedish Parliament on 
Friday 9 December at 18:00. A number of seats will be available for the 
press. Please call us if you would like to attend.

Founded in 1980, the Right Livelihood Awards are presented annually in the 
Swedish Parliament 'to honour and support those offering practical and 
exemplary answers to the most urgent challenges facing us today'.

For further information, please contact:
Ole von Uexkull
Right Livelihood Award Foundation
PO Box 15072,
104 65 Stockholm,
Sweden
Phone: +46 8 702 03 37,
Fax: +46 8 702 03 38
ole(at)rightlivelihood.org,
www.rightlivelihood.org

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl, 
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305    BIC: SKBIAT21XXX




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