[E-rundbrief] Info 278 - RB 118 - W. Machreich: Krieg

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Di Sep 6 23:11:04 CEST 2005


E-Rundbrief - Info 278: Wolfgang Machreich: Die Zukunft vor dem Krieg 
retten. Rezension zum Buch: Ernst Schwarcz: Zeitenwende.

Bad Ischl, 6.9.2005

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Die Zukunft vor dem Krieg retten

Wolfgang Machreich

Eine Welt "ohne uns", eine Welt ohne Menschen, das ist die Angst von Ernst 
Schwarcz, das ist der "Knackpunkt" seines Buches "Zeitenwende". Denn, so 
Schwarcz "entweder es gelingt der Menschheit, alle Kriege abzuschaffen oder 
es wird den Kriegen gelingen, die Menschheit abzuschaffen".

Betreibt Ernst Schwarcz Angstmache? Ist die Furcht nicht doch ein wenig 
übertrieben? Ist heute die Gefahr eines Krieges, eines nach Schwarcz' 
Ansicht finalen, letzten, weil endgültig alles zerstörenden Krieges 
tatsächlich größer als in den vergangenen Jahrzehnten, besonders in der 
Zeit des Kalten Krieges, einer Zeit als sich zwei feindliche Systeme 
waffenstarrend gegenüberstanden? Leben wir heute tatsächlich in der von 
Ernst Schwarcz diagnostizierten "Zeitenwende"?

"Schwarcz provoziert unterschiedliche Antworten, weil er die richtigen 
Fragen stellt", schreibt der Innsbrucker Politikwissenschafter Anton 
Pelinka in seinem Vorwort zum Buch "Zeitenwende". Stimmt, Ernst Schwarcz 
will mit seinem Buch provozieren, aufrütteln, warnen  denn "das Ende der 
Zivilisation und der menschlichen Kultur ist infolge der modernen 
Massenvernichtungswaffen möglich geworden". Aber zur großen Überraschung 
scheint diese Gefahr kaum jemanden noch zu beeindrucken, die Angst vor der 
nächsten Ratenzahlung für das Zweit- oder Drittauto, die Angst vor 
Arbeitslosigkeit, vor Beziehungskrisen, vor Krankheit, die Ängste vor, vor, 
vor...  alle diese Ängste haben die Angst vor einem Weltuntergang durch 
einen atomaren Weltkrieg weit in den Hintergrund gedrängt.

Bei der großen Mehrheit ist die Angst vor einem solchen Krieg verloren 
gegangen  aber nicht bei Ernst Schwarcz. Das hat biografische Gründe: 
Schwarcz kennt den Krieg, musste vor einem Regime, das auf den Krieg 
zusteuerte, fliehen; diese Erfahrung hat Schwarcz sein Leben lang nicht 
mehr losgelassen, lässt ihn achtsam bleiben, lässt ihn den Krieg wittern, 
wenn andere sich noch in Sicherheit wiegen.

"Wie Kriege vorbereitet werden", lautet im Buch ein Untertitel, und 
Schwarcz widmet große Abschnitte seines Buches diesem Thema, zeigt an 
vielen Beispielen die Hard- und Software, die es braucht, bis es zum Krieg 
kommt. So wie der Frieden nicht in den Schoß fällt, so ist auch noch kein 
Krieg vom Himmel gefallen  beides, Friede wie Krieg, braucht viel Arbeit, 
leider wurde noch fast zu jeder Zeit mehr Energie und Engagement in die 
Kriegs-, statt in die Friedensarbeit investiert. Die positiven 
Friedens-Beispiele kommen in "Zeitenwende" nicht zu kurz, dass der 
Schwerpunkt des Buches aber den Kriegs-Beispielen gewidmet ist, liegt nicht 
am Autor  so waren, so sind die Zeiten. Schwarcz erinnert auch an Bertha 
von Suttners Warnung vor "Vermilitarisierung" aller Lebensbereiche  ein 
wichtiger Fingerzeig mitten in diesem sogenannten "Krieg gegen den Terror", 
dem auch sehr schnell, sehr willig und sehr willfährig Freiheiten und 
Grundrechte geopfert werden.

Ernst Schwarcz bringt sein Buch im Gedenkjahr an die bereits genannte 
Bertha von Suttner, an Albert Einstein, 60 Jahre nach Kriegsende, aber auch 
60 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki heraus  "die Waffen nieder", die 
Atomwaffen weg, lauteten die Warnungen von Ernst Schwarcz Vorgängerinnen 
und Vorgängern; Schluss mit Krieg, weil es könnte zu schnell der letzte 
sein und die Menschen werden nicht mehr sein, lautet die Warnung des Buches 
"Zeitenwende". Nur ein Buch, nur eine Stimme im Meer der Gleichgültigkeit, 
kann sehr leicht als Einwand gegen diese Anti-Kriegs-Schrift vorgebracht 
werden  stimmt schon, trotzdem und dennoch: "Zeitenwende" ist ein Plädoyer 
für Vernunft in Zeiten der Unvernunft, eine Schrift gegen die 
Gleichgültigkeit in einer Zeit, in die Engagement gefragt ist, und 
"Zeitenwende" ist ein Buch mit der Gewissheit, dass allein der Friede die 
Zukunft rettet, bevor der Krieg nur mehr Vergangenheit übrig lässt.

Wolfgang Machreich, Journalist, Die Furche

Rezension zum Buch: Ernst Schwarcz: Zeitenwende.  2005 Agenda Verlag.  € 
17,80

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
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