[E-rundbrief] Info 200 - NASA-Atomraketen ins All; Weltraumvertrag

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Sa Feb 5 17:01:10 CET 2005


E-Rundbrief - Info 200 - Global Network Against Weapons & Nuclear Power in 
Space: Die NASA will Atomraketen ins All schicken; Weltraumvertrag in der 
Debatte im US-Wahlkampf.

Bad Ischl, 5.2.2005

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Die NASA will Atomraketen ins All schicken

Die NASA und die atomare Flotte haben ein Memorandum des Verstehens (MOU) 
unterzeichnet, das zur Entwicklung, Planung, Lieferung und zur 
funktionellen Unterstützung von atomaren Reaktoren im Weltraum führt.

Die NASA arbeitet jetzt an zwei größeren Plutonium-Weltraummissionen. Die 
New Horizons Plutionium Probe ist geplant für einen Start im Jahr 2006 und 
wird einen Plutonium-238 bestückten Radioisotop Thermalgenerator (RTG) an 
Bord haben. Die zweite Mission ist die für 2011 geplante Jupiter Icy Moons 
Orbiter (JIMO), das Mittelstück von George W.Bush's neuer Weltraum 
Atomreaktor-Initiative mit Namen Projekt Prometheus  genannt nach dem Gott 
des Feuers.

NASA-Chef Sean O'Keefe, der frühere Minister der Atomflotte, fördert massiv 
den Gebrauch der Atomkraft im Weltraum.

Northrop Grumman in Redondo Beach, Kalifornien, wurde kürzlich von der NASA 
zum ersten Vertragspartner zur Planung der JIMO-Mission gewählt. Die 
anfängliche Entlohnung beläuft sich auf etwa 400 Millionen Dollar.

JIMO wäre damit die erste NASA-Mission, die Atomreaktoren als 
Antriebsmittel benutzt und wird sicher sehr umstritten sein, da weltweit 
Gruppen darum kämpfen, die Einführung atomarer Reaktoren im Weltraum zu 
verhindern.

Es wurde ein Regierungssystem geschaffen, um die JIMO-Mission zu 
entwickeln. Zum Team gehören das Jet Propulsion Lab, Pasadena, Ca; NASA 
Ames Center, Moffett Field, CA; Glenn Forschungszentrum, Cleveland; Kennedy 
Weltraumzentrum, Florida; Langley Forschungszentrum Hampton, VA; Marshall 
Weltraumzentrum Huntsville, AL; Knolls Atomic Lab, Schonectady, NY; Bettis 
Lab, Pittsburgh; und Princeton University, N.J.

Da eine globale Opposition gegen das Projekt Prometheus befürchtet wurde, 
engagierte NASA PR-Firmen und Universitäten, um Informationen über Kritiker 
und ihre Pläne zu sammeln.

Vor einem Jahr wurde Global Network (GN) vom Keystone-Zentrum, Colorado, 
angesprochen, um Informationen über unsere Pläne, das Projekt Prometheus zu 
erhalten. GN weigerte sich, mit ihnen zusammenzukommen. Im Oktober 2004 
wurde GN erneut angesprochen, diesmal von Vertretern der Syracruse 
Universities Maxwell-Schule für Staatsbürger und öffentliche 
Angelegenheiten, die mit NASA zusammenarbeiten, um zu bestimmen, "welche 
Strategie sie sich entschlossen haben, anzunehmen und jegliche andere 
Gruppen, mit denen sie zusammengearbeitet haben, hinsichtlich atomarer 
Materialien im Weltraum."

Als sie durch Global Network Against Weapons and Nuclear Power in Space 
über ihre Verbindung zur NASA befragt wurden, gaben Vertreter der 
University Syracruse zu, "wir erhielten eine Zuwendung von der NASA, um 
Forschungen über atomaren Weltraumantrieb durchzuführen.... Die Absicht 
ist, aus dem Fall Cassini zu lernen, um die öffentliche Bewilligung an dem 
Entscheidungsprozeß zu erleichtern."

GN war nicht gewillt, sich an dem Abenteuer des "Herausfindens der 
Tatsachen" zu beteiligen und deutete an, die NASA sei nicht im geringsten 
daran interessiert, die öffentliche Teilnahme an ihrem atomaren 
Weltraumprogramm zu vergrößern, sei aber daran interessiert, so viel wie 
möglich über die Pläne der Opposition zu erfahren, sodaß sie eine 
PR-Strategie entwickeln könnten, um der wachsenden Opposition gegen eine 
Atommacht im Weltraum entgegen zu treten.

Wieder einmal sehen wir, wie die Akademikerschaft, die verzweifelt ist, 
Finanzmittel zu finden, vom militärisch-industriellen Komplex benutzt wird, 
die Basisdemokratie auszuhöhlen.

Wir sollten dies mindestens als ein großes Kompliment betrachten. NASA ist 
besorgt wegen der Arbeit von GN und unseren Freunden auf der ganzen Welt. 
Sie fürchtet die öffentliche Reaktion auf Bush's Plan, den Start atomarer 
Vorrichtungen im Weltraum dramatisch zu erweitern.

Das zeigt, daß die Regierung unsere gemeinsamen Bemühungen stark überwacht.

Sie wissen, was wir tun und, soviel sie uns auch glauben machen wollen, sie 
ignorieren uns, so tun sie das doch nicht. Bitte helfen Sie uns, den Druck 
auf die NASA und das Energie-Ministerium aufrecht zu erhalten, um die 
Atomkraft aus dem Weltraum herauszuhalten. Quelle: Space Alert Übersetzung: 
Heidi Schimpf

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Weltraumvertrag in der Debatte

Während des US-Wahlkampfes des letzten Jahres fand eine Debatte über die 
Nutzung des Weltraums statt. Die Position George W. Bushs wurde von Frank 
Sietzen vertreten, ein früherer Journalist der United Press International, 
der sich mit Weltraumthemen beschäftigte. In der Debatte sagte Sietzen, die 
Bush-Regierung prüfe, ob sie dem UNO-Vertrag von 1967 über die friedvolle 
Nutzung des Weltraums als Unterzeichner zugehören wolle oder nicht. Die 
Regierung habe "eine Reihe von Zweifeln" betreffs Formulierungen über 
Eigentumsrechte und die Militarisierung des Weltalls.

Die Bush-Regierung ist schon vom ABM-Vertrag zwischen Russland und den 
Vereinigten Staaten von 1972 zurückgetreten, der den Test und die 
Stationierung von "Raketen-Verteidigungs"-Systemen verboten hat.

Die Frage der Eigentumsrechte im Weltall hängt eng mit Bushs Plänen 
zusammen, permanente Basen auf dem Mond einzurichten und Minenkolonien auf 
dem Mars zu entwickeln. Beide Himmelskörper besitzen wertvolle Mineralien, 
die sich US-amerikanische Luftfahrtkorporationen dringend sichern wollen. 
Sie haben das Gefühl, der Weltraumvertrag von 1967 und der Vertrag über den 
Mond "könnten eine aufkeimende Weltraumindustrie in der Wiege ersticken".

Im letzten Jahr wurde eine "Internationale Mondkonferenz" auf Hawaii 
abgehalten, die führende Vertreter von Luftfahrtskorporationen anzog, die 
versuchten, den Prozess der Neufassung internationalen Weltraumrechts 
anzuschieben, um Einzelnen und Firmen Landnahmen im All zu erlauben.

Am 19. Oktober 2004 hielt das UN-Komitee über Abrüstung und internationale 
Sicherheit eine Sondersitzung über die Verhinderung eines Wettrüstens im 
Weltall (Prevention of an Arms Race in Space = PAROS) ab. Ägypten und Sri 
Lanka stellten ihre traditionelle PAROS-Resolution vor. Russland nutzte die 
Gelegenheit, eine neue Politik des Verzichts auf Erststationierung von 
Waffen im Weltall anzukündigen und rief andere weltraumfahrende Nationen 
auf, sich ihm anzuschließen. China warnte vor der Forschung und 
Stationierung von Weltraumwaffen sowie davor, daß die Militarisierung des 
Weltalls zu globaler Instabilität führen könne. Kanada betonte, es bliebe 
"grundsätzlich bei der Ablehnung einer Militarisierung des Alls". 
Frankreich wiederholte, der Zugang zum Weltall solle für alle zur 
friedlichen Erforschung freistehen.

Die nichtbindende PAROS-Resolution wurde mit 167 zu 0 Stimmen bei 2 
Enthaltungen angenommen. Die USA und Israel enthielten sich, aber keines 
der beiden Länder gab irgendeine Erklärung dafür ab. In der Vergangenheit 
haben die USA betont, es gebe kein "Problem" im Weltraum, und deshalb 
bestehe keine Notwendigkeit für einen neuen Vertrag. Weil der Vertrag von 
1967 keine neueren technologischen Entwicklungen berücksichtigt, so 
Experten, sei ein neuer Vertrag notwendig, um Definitionen von Sachen wie 
"Weltraumobjekte" oder "Weltraummilitarisierung" zu aktualisieren.

Global Network Against Weapons & Nuclear Power in Space
PO Box 652
Brunswick, ME 04011
(207) 729-0517
(207) 319-2017 (Cell phone)
<mailto:globalnet at mindspring.com>globalnet at mindspring.com
http://www.space4peace.org

Quelle: Space Alert, Newsletter No 16 , Übersetzung: Bernd Büscher

aus: "Der Pazifist" Nr. 199, Jänner 2005, www.dialog-international.org

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Matthias Reichl

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