[E-rundbrief] Info 182 - RB 115 - Gegen Genraub und Patente auf Leben
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
So Dez 12 09:06:25 CET 2004
E-Rundbrief - Info 182 - 115. Rundbrief - Agrarbündnis u.a.: Gentechnik und
Patente, Appell: Kein Patent auf Leben!; Matthias Reichl: Raub und
Zerstörung der Gene - von Indien bis Mexiko.
Bad Ischl, 12.12.2004
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Agrarbündnis u.a.:
Gentechnik und Patente
Appell: Kein Patent auf Leben!
1997 haben über 1,2 Mio. Menschen in Österreich das
Gentechnik-Volksbegehren unterschrieben. Eine zentrale Forderung des
Volksbegehrens lautete "Kein Patent auf Leben!" Trotzdem plant die
Bundesregierung die Patentierbarkeit von Pflanzen, Tieren und auch Teilen
des menschlichen Körpers noch dieses Jahr im Rahmen der nationalen
Umsetzung der EU-Biopatentrichtlinie per Gesetz festzuschreiben.
Deshalb appellieren wir an Bundesregierung und Parlament:
"Der Mensch hat weder den Menschen, noch Tiere, Pflanzen oder deren
Bestandteile erfunden. Deshalb können sie auch nicht patentiert werden.
Die Artenvielfalt ist ein Geschenk der Natur und Ergebnis agrarkultureller
Leistungen vieler Generationen von Bäuerinnen und Bauern. Die Rechte der
Tier- und Pflanzenzüchter sind ausreichend geschützt.
Deshalb verwerfen wir alle Versuche, das für technische Erfindungen
geltende Patentrecht auf Menschen, Tiere, Pflanzen oder deren Bestandteile
wie Gene auszuweiten."
Erstunterzeichner: Agrarbündnis, Arge Schöpfungsverantwortung, Attac, Fian
Österreich, Global 2000, Greenpeace, Österreichische Bergbauernvereinigung
... Inzwischen unterstützen über 100 Organisationen und Initiativen - und
auch wir - diesen Appell. Weitere Unterschriften - auch von Einzelpersonen
- sind willkommen. Informationen dazu auf den homepages:
www.agrarbuendnis.at, www.fian.at, www.greenpeace.at... Kontaktadresse
Agrarbündnis, c/o Elisabeth Baumhöfer, Herbeckstr. 75/9/8, A-1180 Wien.
PS: Nach jahrelangen Diskussionen soll nun am 3. Dezember 2004 die
Umsetzung der EU-Patent-Richtlinie mit all ihren negativen Auswirkungen im
Wirtschaftsausschuss des österreichischen Parlaments beschlossen werden. Es
könnte aber sein, dass eine erfolgreiche Protestaktion am 23.11.04 in Wien
diesen Termin auf später verschiebt.
M.R.
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Raub und Zerstörung der Gene - von Indien bis Mexiko
Matthias Reichl
Vor 20 Jahren starben in Bhopal (Zentralindien) Zehntausende Menschen -
weitere leiden und sterben heute noch. Der Boden ist auf lange Zeit durch
Agrargifte verseucht. Dies hat die US-Chemiefirma Union Carbide (jetzt Dow
Chemical) zu verantworten, die das Gefahrenpotential in ihrer stillgelegten
Fabrik nicht rechtzeitig beseitigt hatte. Dominique Lapierre und Javier
Moro haben das Verbrechen umfangreich dokumentiert (siehe Buchtipp S. 8).
Das Versprechen der Gentechniker, die Agrargifte durch angeblich "harmlose,
biologische" Methoden zu ersetzen entlarvt die Inderin und Alternative
Nobelpreisträgerin Vandana Shiva in ihrem Buch "Geraubte Ernte" (siehe
Buchtipp S. 7). Mit ihr wehren sich Millionen von indischen Bauern mit
Protestaktionen dagegen. Zu den - nicht ausreichend erforschten - Gefahren
der Gentechnik und ihrer unkontrollierbaren Ausbreitung kommt noch die
Patentierung und monopolisierte Vermarktung der gentechnisch veränderten
Produkte. Um das natürliche Genpotential in den Griff zu bekommen wird
dieses unter dem Vorwand, es vor der Zerstörung zu bewahren, aus ihrer
ursprünglichen Umwelt entnommen und in Genbanken gesammelt. Im Unterschied
zu diesen, meist von transnationalen Konzernen finanzierten und
ausgebeuteten Zentren werden in einigen alternativen die wertvollen
Pflanzensorten als allgemein nutzbare Ressourcen für die Biodiversität, die
Ernährungssicherung im ökologischen Landbau der gesamten Bevölkerung zur
Verfügung gestellt.
Die Münchner Politologin und Ökologin Barbara Thaler hat in ihrem Buch
"Biopiraterie und Indigener Widerstand" diese Entwicklungen in Mexiko
erforscht und dokumentiert (siehe Buchtipp S. 9). Der "Hinterhof der USA",
durch die NAFTA wirtschaftlich völlig abhängig gemacht, hat zwar den Anbau
von Genpflanzen verboten. Trotzdem ist das Land großflächig durch
transgenen Mais kontaminiert. Importe, Transporte, kontaminierte
Lagerhallen, Vermischung in Produkten, Pollenflug usw. sorgen für eine
unaufhaltsame Ausbreitung. Wie die indischen Bauern wehren sich auch die
indigenen Bewohner dieses Landes - vor allem in Chiapas - gegen die
schleichende oder auch brutale Ausbeutung ihrer Lebensgrundlagen. Sie tun
es mit ihrer natürlichen Intelligenz, nützen aber auch alternative
Bildungszentren wie die "Universidad de la Terra" in Oaxaca. So leistet
Barbara Thalers Bericht einen wertvollen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen
die - scheinbar irreversible - Ausbreitung der "Gentechseuche".
Unter dem Druck der gentechnikfreundlichen EU-Verordnungen sollen auch die
"gentechnikfreien" Regionen in Österreich - wie in den anderen Ländern -
schrittweise kapitulieren. Das Versprechen der Regierung, für
Kontrollmaßnahmen und eventuellen Schadenersatz zu sorgen, dient nur der
Ruhigstellung der Proteste.
Matthias Reichl
Zwei gentechnikkritische Broschüren:
Genfood - Nein danke! Infobrief Nr. 17, 11/2004. Hg. v. Netzwerk gegen
Konzernherrschaft und neoliberale Politik (c/o Maria Mies, Blumenstr. 9,
D-50670 Köln), http://come.to/netzwerk-gegen-neoliberalismus. 3,- +
Versandkosten
Gentechnik: Manipuliertes Leben. Pflanzen, Tiere, Lebensmittel. Hg. v.
Umweltinstitut München, (Schwere-Reiter-Str. 35/1b, D-80797 München,
www.umweltinstitut.org). Kostenlos
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Matthias Reichl
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A-4820 Bad Ischl
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