[E-rundbrief] Info 179 - RB 115 - Arafats Tod, Gewalt gegen Mustafa Barghouthi.

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Sa Dez 11 12:28:41 CET 2004


E-Rundbrief - Info 179 - 115. Rundbrief - Uri Avnery: Freue dich nicht 
(Über Yasser Arafats Tod - Zitate); Matthias Reichl: Meine Fragen an Yasser 
Arafat (bei seiner Pressekonferenz Anfang der 90er Jahre); The Palestine 
Monitor: Israels Militär verletzt palästinensischen 
Präsidentschaftskandidaten und Begleitung.

Bad Ischl, 11.12.2004

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Freue dich nicht (Über Yasser Arafats Tod)

Uri Avnery

(Zitate aus Info 163)

...Die Dämonisierung des palästinensischen Nationalführers (Yasser Arafat), 
die seit Jahrzehnten ein Kernstück israelischer Propaganda gewesen ist, 
geht nun auch noch über seinen Tod hinaus. Es scheint, dass die 37 Jahre 
als Besatzer unsere Gesellschaft entmenschlicht und ihr sogar das 
allgemeine Anstandsgefühl genommen haben...

Kein arabischer Führer - und sehr wenige Führer der Welt - weckte solch 
tiefe Liebe und Bewunderung seines Volkes wie dieser Mann, den die Israelis 
als wahrhaftiges Monster in Menschengestalt betrachten. Die Palästinenser 
vertrauten ihm, verließen sich auf ihn, ließen ihn alle großen, mutigen 
Entscheidungen fällen, holten sich von ihm die Kraft, um den unerträglichen 
Bedingungen einer brutalen Besatzung stand halten zu können. Jetzt finden 
sie sich - unvorstellbar - auf einmal allein wie Verwaiste in einer vom 
Tode dieses einen Mannes für sie veränderten Welt. Er hinterlässt eine 
große Lücke...

Im Augenblick sind die Palästinenser in ihrem Vorsatz vereinigt, der Welt 
zu zeigen, dass sie mit der Krisis in einer zivilisierten und 
verantwortlichen Weise fertig werden können. Dies könnte für Israel (und 
natürlich auch für die Vereinigten Staaten) eine Chance werden, mit dem 
palästinensischen Volk ein neues Kapitel ihrer Beziehungen aufzuschlagen.

Was könnte getan werden? Nun, da sollte es neue Zeichen des guten Willens 
geben mit solchen Gesten wie einer Massenentlassung palästinensischer 
Gefangener, einschließlich des sehr geachteten Marwan Barghouti, der zu 
fünffach lebenslänglich verurteilt wurde. Belagerungen sollten aufgehoben 
und militärische Operationen wenigstens eingeschränkt werden. 
Friedensverhandlungen sollten für die nächste Zukunft angekündigt werden...

Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs, vom Verfasser  autorisiert. 
www.uri-avnery.de, 13.11.2004

(Auszüge - der ganze Text steht im Info 163)

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Meine Fragen an Yasser Arafat

Matthias Reichl

Gush Shaloms bewegende Botschaft an Yasser Arafat (siehe Info 156) drückt 
auch meine Gefühle aus. Ich erinnerte mich daran, dass ich irgendwann 
Anfang der 90er Jahre das Glück hatte, über Bekannte den Zutritt zu Arafats 
Pressekonferenz im Wiener Hotel Imperial zu bekommen. Seine Begleiter 
bemühten sich, eine seriöse, strukturierte Gesprächsatmosphäre zu schaffen, 
doch die Journalisten fragten wie gewohnt nur unkoordiniert nach 
nebensächlichen Aktualitäten.

Zum Schluß bemerkte einer von Arafats Begleitern mein schüchternes 
Handzeichen und ließ mich die letzte Frage stellen. Von meinen zwei heiklen 
Fragen nach gewaltfreien Strategien in der Intifada und nach seinen 
Vorstellungen eines friedlichen Zusammenlebens zwischen Palästinensern und 
Israelis beantwortete er nur die erste.

Damals konnte er glaubwürdig darauf hinweisen, dass - abgesehen von den 
verständlichen Steinwürfen Jugendlicher - keine aktiven Gewalttaten von 
seiten der Palästinenser geplant ausgeführt wurden. Er gab ehrlich zu, dass 
seine Leute mit Gewehren bewaffnet seien (die sie zum Teil sogar von 
Israelis erhalten hatten). Angesichts der Provokationen durch israelisches 
Militär und deren Politiker konnte er nicht voraussagen, wie lange die 
Leute seine Order, nicht zu schießen, befolgen würden. Mich beeindruckte 
sehr seine Ernsthaftigkeit, Offenheit und die persönlich gehaltene Antwort. 
Vielleicht war er angesichts der anderen Fragesteller auch froh über die 
abschließende Wende zu tiefergehenden Fragen. Ich kann mich daher auch gut 
in die Schilderungen von Uri Avnery und Gush Shalom von ihren Dialogtreffen 
einfühlen.

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Israels Militär verletzt palästinensischen Präsidentschaftskandidaten und 
Begleitung

Insgesamt sind für die Abstimmung am 9. Januar zehn Kandidaten zugelassen, 
wie die palästinensische Wahlkommission bekannt gab. Bekanntester Bewerber 
neben PLO-Chef Mahmud Abbas und Marwan Barghuti ist dessen entfernter 
Verwandter Mustafa Barghuti, der sich für eine Demokratisierung der 
palästinensischen Institutionen einsetzt. 71 Prozent der stimmberechtigten 
Palästinenser, rund 1,3 Millionen Menschen, haben sich als Wähler 
registrieren lassen.

From: Bill Thomson (USA)

Sent: Thursday, December 09, 2004 9:13 AM

Dr. Mustafa Barghouthi, who many of us know well, was beaten yesterday at 
an Israeli checkpoint. This is not the first time Dr. Barghouthi has been 
injured by the Israelis, but it is his first beating while campaigning for 
the Palestinian presidency.

As is noted in the report below, "If the presidential candidates themselves 
are forced to endure such violence and humiliation, it is unlikely that the 
remaining Palestinian population, who face these hardships on a daily 
basis, will be granted the necessary freedom to vote."

Please contact your member of Congress and your senators immediately, and 
ask that they hold Israel to appropriate standards in the treatment of 
Palestinian presidential candidates, as well as the entire Palestinian 
population.

Peace, Bill

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The Palestine Monitor A PNGO Information Clearinghouse

URGENT ACTION ALERT

Presidential Candidate Attacked by Israeli Forces 
http://www.palestinemonitor.org/new_web/december_update_archive.htm#mustafa

Wednesday, 8th December 2004

Dr Mustafa Barghouthi, prominent democratic candidate in the upcoming 
Palestinian presidential election, is tonight receiving medical care in 
Ramallah's Sheikh Zayed Hospital after being beaten to the ground by 
Israeli soldiers at a checkpoint outside Jenin.

Dr. Barghouthi was stopped at the Jaba checkpoint outside the northern West 
Bank city of Jenin and refused passage to return to his home city of 
Ramallah. After being forced from their cars at gunpoint, his group faced a 
barrage of abuse and random beatings. Lu'ai Arafat received several blows 
to the head with the butt of a rifle. As soldiers began to beat Dr. Allam 
Jarrar, Dr. Barghouthi stepped in to intervene and received a severe 
beating to his back during which he fell to the ground. The other staff 
were also forced to the ground and all six were made to remain face down 
for more than an hour.

This is the second time in a week that this presidential candidate has been 
prevented from traveling between towns in the West Bank. On Monday Dr. 
Barghouthi was held at gunpoint at a checkpoint on Al-Shuhada St. in Hebron 
and prevented from reaching the Palestinian neighborhood of Tel Al-Armeda. 
Dr. Barghouthi commented after this instance that he had experienced the 
worst of the humiliation and abuse Palestinians are experiencing at the 700 
Israeli checkpoints within the West Bank. He urged the international 
community to intervene not only to enable the elections but also to 
immediately halt this abhorrent treatment of Palestinian civilians.

Only last month US Secretary of State Colin Powell promised Palestinians 
full American support for elections, and Israel made assurances that it 
would aid the elections by easing travel restrictions. On November 22nd 
Israeli Foreign Minister Silvan Shalom stated that it was in Israel's 
interest to see that the Palestinian elections go forward, that "Israel 
will do everything in its power to ensure their smooth running," and that 
Palestinians would have "freedom of movement."

Today's events clearly show Israel's blatant efforts to obstruct the 
Palestinian democratic elections, once again demonstrating their disregard 
for human rights. If the presidential candidates themselves are forced to 
endure such violence and humiliation, it is unlikely that the remaining 
Palestinian population, who face these hardships on a daily basis, will be 
granted the necessary freedom to vote.

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Matthias Reichl

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

Wolfgangerstr.26

A-4820 Bad Ischl

Tel. +43-6132-24590

e-mail: mareichl at ping.at

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