[E-rundbrief] Info 176 - RB 115 - EU-Milit�r und -Verfassung; Schlachtgruppen, Bundesheer-Folterer
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Fr Dez 10 18:10:01 CET 2004
E-Rundbrief - Info 176 - 115. Rundbrief - Matthias Reichl: EU-Militär und
-Verfassung; Die SCHLACHTopfer und DemokratieZERSTÖRER - sind unter und
über uns; Foltertrainings nach US-Muster?; Platter folgt Strasser auf dem Fuß;
Überparteiliche Plattform gegen die österreichische Beteiligung an
EU-Kampftruppen (= Battle-Groups/ Schlachtgruppen): Protestkundgebung in
Wien, 14.12.2004.
Bad Ischl, 10.12.2004
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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EU-Militär und -Verfassung
Die Entscheidung der österreichischen Bundesregierung 200 Soldaten (und
Soldatinnen) für EU-Schlachtgruppen - Battle- (oder Bettel-) Groups - zur
Verfügung zu stellen, provozierte viele Menschen sich gegen die
EU-Militarisierung zu wehren. Einige überlegen auch, Aktionen zu starten.
In diesem Zusammenhang kritisierten nicht nur grüne Wähler die grüne
Parlamentspartei wegen ihrem - später relativierten Infragestellen der
österreichischen Neutralität zugunsten einer gemeinsamen
EU-(Un)Sicherheitspolitik (inkl. EU-Armee). Nach dem Willen der
EU-Verteidigungsminister sollen Auslandseinsätze auch auf EU-Beschluss
(ohne UN-Mandat) möglich werden und eine Alternative zur US-Militärdoktrin
schaffen (siehe unten).
Vor kurzem wurde im Parlament in Wien eine Petition für eine
Volksabstimmung über die EU-Verfassung (siehe auch "Rundbrief Nr. 114, Info
149) eingereicht. Am 15.12. soll sie dort behandelt werden. Nach dem Willen
aller Parteien soll im ersten Halbjahr 2005 die Ratifizierung
parlamentarisch abgesegnet werden. Trotz der kurzen Frist wollen
EU-Kritiker mit Aufklärungsaktionen den Beschluß noch verhindern.
(Infos u.a. bei: Werkstatt Frieden & Solidarität, Linz, e-mail:
office at friedensvolksbegehren.at, www.friedensvolksbegehren.at)
Die SCHLACHTopfer und DemokratieZERSTÖRER - sind unter und über uns.
Matthias Reichl
Folterskandale beim österreichischen Bundesheer - und im Militär anderer
Länder - sind keine betriebsfremden Vorfälle sondern logische
Vorleistungen bei der Umstellung von der Funktion als UN-Wachposten auf
Schlacht(feld)Einheiten mit US-Standard. Die (Gem)Einheit zwischen einer
EU- und einer US-Schlachtmaschinerie wird dabei sicht- und spürbar - im
Konkurrenzkampf: "wer ist der effizienteste Battler mit durchschlagendem
Erfolg (dank radioaktiver DU-Munition, Brandbomben, Mininukes...)?" Schafft
sie ab - diese EU-(Gem)Einheiten in (und mit) ihrer Verfassung - bevor sie
uns und unsere Demokratie abschaffen!
8.12.2004
Ergänzung 10.12.2004:
Foltertrainings nach US-Muster?
Platter folgt Strasser auf dem Fuß
Heute meldete der ORF, dass im Bundesheer seit September 2002 eine
generelle Instruktion - ein 300 Seiten starkes "Merkblatt" - zur Ausbildung
von Grundwehrdienern existiert, in dem detailliert die inhumanen
Ausbildungsmethoden - inkl. (simulierte?) Foltersituationen - erläutert und
generell angeordnet werden. Es ist unklar, ob und durch welche
Durchführungsbefehle diese in letzter Zeit konkretisiert wurden.
Dass der dafür mitverantwortliche Verteidigungsminister Platter nun den
amtsmüden Innenminister Strasser - dem wir keine Träne nachweinen - und nun
eine "zivil-militärische" Streitmacht befehligt, halten nicht nur wir für
bedenklich. Was beide Minister verbindet: Keiner von beiden will von
Folterpraktiken gewußt haben. Strasser nicht von erstickenden
Abschiebepraktiken und prügelnden Staatsschützern; Platter nicht von den
Vorgesetzten seiner "freiwillig gefolterten" Rekruten.
Matthias Reichl (Stand 10.12.04)
Überparteiliche Plattform gegen Österreichische Beteiligung an EU-Kampftruppen
Protestkundgebung gegen die
österreichische Beteiligung
an EU-Kampftruppen
Dienstag, 14.12.04, 9h30
Wien 1, Ballhausplatz
(vor bzw. während des dort um 10h beginnenden Ministerrats,
eine Resolution mit folgendem Text soll übergeben werden)
Nein zur Teilnahme an den EU-Schlachtgruppen!
Nein zur Aufrüstungsverpflichtung!
Ja zur wirklichen Neutralität!
Wir protestieren gegen die Teilnahme österreichischer Soldaten an einer
EU-Schlachtgruppe ("battle-group") gemeinsam mit Tschechien und
Deutschland. Wir protestieren gegen die in Brüssel von
Verteidigungsminister Platter dafür getätigte Zusage und gegen deren
Absegnung durch einen Regierungsbeschluß. Diese Schlachtgruppen sollen
innerhalb weniger Tage rund um die Welt zum Einsatz kommen können.
Bevorzugte Einsatzgebiete sind so die Erklärung der
EU-Verantwortlichen die rohstoffreichen Gebiete Afrikas, des Nahes Ostens
und des Kaukasus. Blut für Öl in Zukunft also auch mit österreichischer
Beteiligung?! Wohin diese Politik führt, kann man am Desaster des
US-Krieges gegen den Irak sehen. Es ist der Gipfel des Betruges an der
Bevölkerung, wenn die Teilnahme an diesen Schlachtgruppen als mit der
Neutralität vereinbar erklärt wird. Denn Neutralität bedeutet die
Nichtteilnahme an Kriegen und an Organisationen, die der Vorbereitung und
Führung von Kriegen dienen. Der Botschafter eines Landes, das sich mit
Österreich an den Schlachtgruppen beteiligt, hat zynisch diese Heuchelei
der österreichischen Politiker entlarvt: "Solange ihr mit uns in den Krieg
zieht, ist uns Euer Status egal." (Die Presse, 18.11.2004)
Wir protestieren dagegen, dass die Regierung Jahr für Jahr das
Rüstungsbudget erhöht, während bei Gesundheit, Bildung und Sozialausgaben
gekürzt wird. Alleine bis 2006 soll das Militärbudget um weitere 8%
wachsen. Diese Aufrüstung (Eurofighter, neue Panzer, Transportmaschinen,
etc.) dient dazu, Österreich für die Teilnahme an den Schlachtgruppen fit
zu machen. Wir protestieren, dass die Regierung mit dieser Aufrüstung einen
Vorgriff auf die derzeit vorliegende EU-Verfassung leistet.
Diese sieht im Artikel I-41 eine ausdrückliche Aufrüstungsverpflichtung (!)
für alle EU-Staaten vor. Es wird sogar ein eigenes Rüstungsamt
eingerichtet, das diese Aufrüstungsverpflichtung kontrollieren und umsetzen
soll. Der Irrsinn, Aufrüstung in Verfassungsrang zu erheben, ist weltweit
bislang einzigartig. Würde diese Verfassung in Kraft treten, würden
AbrüstungsbefürworterInnen zu Verfassungsfeinden erklärt. Und das auf
Jahrzehnte, denn eine Änderung der EU-Verfassung ist kaum mehr möglich.
Diese Politik lehnen wir ab.
Wir verlangen die Einhaltung des Neutralitätsgesetzes und wollen ein
solidarisches und weltoffenes Österreich, das sich an keinen Kriegen und
Kampfverbänden beteiligt, sich international für friedliche Konfliktlösung
und Abrüstung einsetzt und im eigenen Land damit beginnt.
Bitte kommen Sie am Dienstag!
Bringen Sie Transparente, Plakate, Trommeln und Pfeifen mit!
B i t t e w e i t e r l e i t e n !
Überparteiliche Plattform gegen österreichische Beteiligung an EU-Kampftruppen
Arge Ja zur Umwelt, Nein zur Atomenergie
Arge Kein Blut für Erdöl!
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
Frauen für eine atomkraftfreie Zukunft
GewerkschafterInnen gegen Atomenergie und Krieg
Global Mothers
Initiative Heimat und Umwelt
Österreichischer Friedensrat
Lehrerinnen für den Frieden
Wiener Friedensbewegung
Werkstatt für Frieden und Solidarität Linz
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Matthias Reichl
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