[E-rundbrief] Info 141 - RB Nr. 114 - Inhalt; Einleitungen; Begegnungsfest; Nachrufe

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Di Okt 26 17:15:32 CEST 2004


E-Rundbrief - Info 141 - RB Nr. 114 - Inhalt; Einleitungen; Begegnungsfest, 
Nachrufe

Bad Ischl, 26.10.2004

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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114. Rundbrief (3/2004), 28. Jhg., Herbst 2004, Oktober 2004

Aus dem Inhalt:

E-Rundbrief - Info Nr.:

141   Inhaltsverzeichnis; Einleitungen von Maria Reichl und Matthias 
Reichl; Fest der Begegnung 2004 mit "Prince" Keba Cissokho (Senegal); 
Nachrufe für Hans A. Pestalozzi, Werner Katzmann, Wolfgang Ullmann und 
Helmut Waldert

142   Protestaktionen gegen das AKW-Temelin, Replacing IAEA - Letter to UNO 
- Kofi Annan

143   Alternativer Nobelpreis 2004 - (Info 134   Right Livelihood Award/ 
RLA - Press Release in English)

144   World Social Forum/ WSF 2005 Porto Alegre (Brasilien)

145   Israel kauft 5.000 "schlaue Bomben"; Appell der "Frauen in Schwarz, 
Wien" für palästinensische Opfer in Gaza; Gush Shalom's position on the 
"Disengagement Plan" (in the Gaza Strip )

146   Termine/ Veranstaltungshinweise November 2004 - Jänner 2005

147   OSZE überwacht Präsidentschaftswahlen in den USA; Michael Moore's 
Film "Fahrenheit 9/11" und neue Bücher

148   Buchtipps; Impressum; Matthias Michael Reichl: Computer Forensik - 
Computerkriminalität (Buchrezension)

149   Aktions- und Informationskonferenz "Europa in schlechter Verfassung". 
Schlusserklärung v. 11.9.2004

150   Frei Betto: Zero Hunger Social Mobilization in Brasilien. 
Sozialpolitik des brasilianischen Präsidenten Lula.

153   Leo Gabriel: Wiedersehen in Falludscha? Bericht aus Beirut vom 
weltweiten Treffen von Antikriegsbewegungen; Abschlußerklärung (in Englisch)

152   Harald Neuber: Wunderwaffe des Tages. US-Mikrowellenkanone gegen 
Aufständische und Demonstranten im Test

153   Elfriede Jelinek: Beitrag zur Hiroshima-Gedenkfeier 2004 in Wien

154   Friedensnobelpreis 2004  für Wangari Maathai und ihr Umweltengagement

155   Gentechnikfreie Regionen in Europa; Scheinheilige 
Haftungsbestimmungen für Gen-Verschmutzung in Österreich; Iraq legislation 
on GMOs

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Liebe Freunde!

Etwas später als ursprünglich geplant, bekommt ihr unseren 114. Rundbrief.

Wir haben uns sehr gefreut dass Wangari Maathai Umweltschützerin aus Kenia, 
die wir 1999 bei der 20 Jahr-Feier der Alternativen Nobelpreisträger in 
Salzburg kennen und schätzen gelernt haben, den Friedensnobelpreis erhalten 
wird. Der Literaturnobelpreis für Frau Elfriede Jelinek, die sich vorallem 
durch ihre kritische Außerungen zur Schwarz-Blauen Regierung bei manchen 
unbeliebt machte, gibt uns wieder etwas Hoffnung. Wir bringen im Info 153 
ihren Beitrag zur Hiroshima Gedenkfeier 2004 in Wien.

Dass jede Stunde auf der Welt 1000 Menschen an Hunger sterben, das sind 
mehr als das Doppelte von denjenigen die durch Krankheiten, Terrorismus, 
Krieg, Verkehrs- und Arbeitsunfälle zusammen ihr Leben lassen, sollte uns 
mobilisieren mehr gegen den Hunger zu unternehmen. (Siehe den Vortrag von 
Frei Betto im Info 150.) Leider wird von den Gentechnik-Befürwortern oft 
der Hunger als Argument benützt um die Entwicklung von genmanipulierten 
Lebensmitteln zu propagieren statt das Augenmerk mehr auf die gerechte 
Verteilung der Lebensmittel zu legen. Über das Beispiel "Gentechnikfreie 
Regionen in Europa" lest ihr im Info 155.

Matthias berichtet auf der nächsten Seite über weitere aktuelle Themen. Da 
der Platz in diesem Rundbrief nicht ausreicht um alle wichtige Themen 
aufzunehmen möchte ich auch auf unsere E-Rundbrief-Infos hinweisen, die ihr 
jederzeit auf unserer Homepage unter www.begegnungszentrum.at/archiv 
nachlesen könnt.

Verschärfungen bei den Bestimmungen zum Postversand zwangen uns, unser 
Layout anzupassen damit der Rundbrief in die, nun auch fürs Inland zwingend 
vorgeschriebenen, Kuverts passt. Einige  Mühe bereitete es für mich die 
vielen Adressen an die formalen Voraussetzungen zur maschinellen 
Bearbeitung anzupassen, u.a. dürfen die Länderkürzel vor der Postleitzahl 
ins Ausland nicht mehr verwendet werden.

Gerade noch rechtzeitig vor dem Winter haben wir einige schadhafte alte 
Fenster gegen neue mit besseren Isolierwerten ausgetauscht. Die Vor- und 
Nachbereitungen dafür hielten mich einige Wochen von der Büroarbeit ab. So 
schaffte ich es auch nicht mehr, Mahnschreiben zu verschicken. Alle die bei 
ihrer Adresse noch nicht Abo 2004 oder Austausch stehen haben, bitten wir 
daher dringend ihre Beiträge für 2004 zu überweisen. Teilt uns mit, wenn 
ich mich geirrt habe, oder wenn ihr anonym eingezahlt habt, und ihr den 
Rundbrief weiter erhalten wollt. Ich danke allen die schon einen Beitrag 
geleistet haben.

Ich wünsche euch einen schönen Herbst,  Friede, Kraft und Freude

Maria Reichl

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Liebe Freunde,
im K(r)ampf mit den Folgen einer starken Erkältung versuchte ich einen 
klaren Kopf zu bekommen, um aus der Fülle von Informationen und 
grundsätzlichen Texten einiges in diesen "Rundbrief" zu pressen. Einiges 
müssen wir auf den nächsten "Rundbrief" verschieben, den wir hoffentlich 
bis Anfang Dezember fertig bekommen.

In den vier Monaten seit dem letzten Rundbrief spürte ich wieder einmal die 
Kluft zwischen der paralysierenden Enge im unmittelbaren Lebensumfeld und 
den weltbewegenden Entwicklungen, an denen Basisinitiativen international 
maßgeblich beteiligt waren und sind. Eines dieser positiven Beispiele ist 
die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai mit ihren zehntausenden 
Frauen, die nicht nur Millionen Bäume pflanzten sondern auch die 
dazugehörigen Gemeinschaften entwickelten und sich auch gegen die 
wachsenden neoliberalen Zerstörungskräfte aktiv wehren (siehe Info 154). 
Umso beengender wirken die politischen und ökonomischen Krisen im lokalen 
Bereich, vor denen die betroffenen Bürger oft hilflos in eine resignative 
Isolation fliehen - wie wir es auch in Bad Ischl sehen. Es gibt aber auch 
hier Ausnahmen, wie die Bürgerinitiative "Schützt den Bauerpark" zeigt, die 
wir seit längerem unterstützen. Seit eine Informationskampagne - gestaltet 
und organisiert v.a. vom Ehepaar Gschwandtner und von mir durch Artikel in 
Lokalzeitungen unterstützt - eine größere Breitenwirkung bekam, mussten 
nicht nur die Lokalpolitiker ihre Ignoranz aufgeben. In der Jahrestagung 
der Umweltakademie des Landes zum Thema Bauen und Wohnen bestärkten uns 
einige der Referenten, dass nur Druck "von unten", von den betroffenen 
Bürgern positive Veränderungen bewirken.

Dazu passt die Erinnerung, dass vor 20 Jahren in der eisigen Hainburger-/ 
Stopfenreuther Au wir Umweltschützer das Wahnsinnsprojekt eines 
Wasserkraftwerkes durch gewaltfreien Widerstand verhindert haben und damit 
ein Naturschutzgebiet vor Rodungen gerettet haben. Das war auch eine 
wichtige Etappe für die "Grünbewegungen" generell. Bewegungen, die man mit 
allen Mitteln mundtot machen will um ihre dramatischen Warnungen vor dem 
absehbaren Zusammenbruch des gesamten Ökosystems zu ersticken.

Ein vergleichsweise kleiner, aber folgenschwerer Kahlschlag soll unseren 
Naturgarten treffen. Seit Jahren fordert eine unserer Nachbarinnen, dass 
wir an unserer Grundgrenze (etwa 40 Meter lang) alle (Laub)Bäume beseitigen 
und damit den Schutz gegen Abgase, Lärm, Staub und Sturmwind - auch von den 
benachbarten Straßen und Einkaufszentren - demontieren. Ein inakzeptables 
Ultimatum (bis 10.11.) durch einen Rechtsanwalt - inkl. hoher 
Honorarforderung - soll uns dazu zwingen. Hinter dieser Einzelaktion steht 
offenbar eine Strategie um uns einzuschüchtern, mit (teuren) juristischen 
Prozeduren einzudecken, um schließlich unsere knappen (Zeit- und 
Finanz-)Ressourcen für die eigentlich wichtigen Tätigkeiten zu vernichten. 
(Eine bekannte Methode, die auch anderswo gegen unbequeme Personen und 
Initiativen angewendet wird.) Zur gewaltfreien Gegenwehr haben wir 
alternative Experten um Rat gebeten. Wir bitten euch, helft uns, sowohl die 
Bäume um das Haus wie auch das Begegnungszentrum selbst zu schützen! Ruft 
uns an, um genaueres zu erfahren!

Für einen Nachruf auf einige unserer Mitstreiter (siehe unten) bleibt 
diesmal leider kein Platz. Auch das Leben von Helmut Waldert - wie Werner 
Katzmann im meinem Alter - war zunehmend dominiert nicht nur vom 
journalistischen Kampf gegen Umweltzerstörer und Globalisierer, sondern 
auch gegen das Mobbing an seinem Arbeitsplatz ORF, das seinen Herzinfarkt 
mitverursachte. Mit vielen seiner Freunden wollen wir in einer 
Veranstaltung seinen wertvollen journalistischen und basisbewegten Impulsen 
und Beiträgen gedenken. Der Termin ist noch nicht fix.

Gentechnikfreie Regionen (siehe Info 155) oder eine schleichende und 
irreversible Verseuchung der Umwelt durch Gen-Pflanzen durch das - von 
EU-Regelungen geforderte und von der österreichischen Regierung abgesegnete 
- Öffnen der Landwirtschaft für Monsanto & Co.? Das Agrarbündnis, die 
Grünen und andere protestieren dagegen. Welche Konsequenzen Protestaktionen 
dagegen haben können, zeigt sich für José Bové und Kollegen, die in 
Frankreich ein Gentech-Feld gerodet hatten. Nun droht die Justiz dem Bové 
und anderen Wiederholungstätern mit bis zu 10 Jahren Gefängnis. (Hoffen 
wir, dass José seinen angekündigten Österreich-Besuch von 1.-5.4.2005 
trotzdem realisieren kann.)

Bei der Linzer Antiatomkonferenz hörten wir über neue AKW-Projekte (Type 
EPR) in Südfinnland und in Flamanville (Normandie), die den Atomwahnsinn 
prolongieren sollen
Nach soviel ökologischen Kahl- und Tiefschlägen wende ich mich wieder den 
weltweiten sozialen, friedenspolitischen und anderen Themen zu. Leider 
konnte ich in der vergangenen Woche nicht zum Europäischen Sozialforum 
(ESF) nach London fahren und kann auch nicht beim WSF in Porto Alegre 
(siehe Info 144) Engagierte treffen. Ich muß mich daher auf kleinere 
Einheiten konzentrieren. So soll ich beim Gewaltlosigkeits-Treffen in 
Salzburg in 7 Minuten möglichst umfassend über "Kampagnen und Aktionen" 
berichten. (Anmerkung: Wegen Krankheit musste ich kurzfristig absagen.)Ich 
werde im nächsten Rundbrief einiges dazu klarstellen - gerade auch zu den 
wachsenden Diffamierungs- und Unterdrückungskampagnen, denen kaum wirksame 
Strategien entgegengesetzt werden.

Schließlich wünschen wir unserem Karikaturisten Mandi Madlberger 
nachträglich zu seinem 30. Geburtstag alles Gute und bedauern, dass diesmal 
er keine Zeit - und wir keinen Platz - für seine Karikatur hatte.

Mein Kopf wurde in der Zwischenzeit etwas klarer, auch ohne totalen 
Durchblick. So bald wir die Postschikanen - die uns zusätzliche Zeit und 
Geld kosten - vorläufig überstanden haben, kümmere ich mich wieder um die 
persönlichen und elektronischen Kontakte.

Herzliche Grüße und Dank für die Solidarität

Matthias Reichl

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Fest der Begegnung 2004 mit "Prince" Keba Cissokho aus dem Senegal

Trotz des verregneten Abends war das diesjährige Fest der Begegnung im 
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit in Pfandl bei Bad Ischl für 56 
Mitarbeiter und Freunde aus mehreren europäischen Ländern wie in den 
vergangenen Jahren eine Gelegenheit zum Gedankenaustausch und zum Feiern. 
Erstmals stand es in Verbindung mit dem internationalen Netzwerk "permanent 
breakfast", das auch dem für alle offenen Beisammensein bei einem "Früh- 
oder Spätstück" dienen soll.

Doris Strauss - mit Maria und Martina eines der drei gefeierten 
"Geburtstagskinder" - hatte "Prince" Keba Cissokho aus dem Senegal 
eingeladen, der jetzt in Wien lebt und - wie seine Familie - europaweit 
Konzerte gibt und Instrumentalworkshops leitet. Sein Instrument ist die 
Kora - eine 22-saitige Stegharfe - deren Spiel er von seinem berühmten 
Vater Soundioulou erlernt hat, ein Jali, ein Griot vom Stamm der Mandinka. 
Die Griots waren einst Geschichtenerzähler, fahrende Sänger und Musikanten, 
die von Dorf zu Dorf zogen, traditionelle Feste animierten und wegen ihrer 
Redegewandtheit als angesehene Berater und Vermittler im Dienst der Könige 
standen. Es waren nicht nur seine Instrumentalstücke (auch mit der 
Djembe-Trommel von Doris, Maria und Herta begleitet) und Lieder, sondern 
vorallem auch dazwischen seine Erzählungen über das harte Leben in 
Westafrika und hier in Europa, die faszinierten. Das abendliche Fest - 
erleuchtet auch durch den Feuerjongleur Dalibor - setzte sich am folgenden 
Frühstück im kleineren Kreis fort.

Die Gespräche über afrikanische und europäische Kultur samt musikalischen 
Improvisationen sollen möglichst bald, vielleicht in einem Seminar, 
fortgesetzt werden bei dem wieder Keba die kulturellen Reichtümer in seinen 
Erzählungen - aber auch seine CDs, afrikanische Kleider und 
Musikinstrumente zum Verkauf - mitbringen wird. Möglicherweise werden diese 
bald auch im Ischler Weltladen zu kaufen sein.

Matthias und Maria Reichl

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Nachrufe für Hans A. Pestalozzi, Werner Katzmann, Wolfgang Ullmann und 
Helmut Waldert.

Folgenden Freunden möchten wir noch im nächsten Rundbrief bzw. demnächst im 
e-Rundbrief gedenken: Hans A. Pestalozzi (mit Auszug aus "Aufruf zur 
Rebellion"), Werner Katzmann (mit Auszug aus "Nachhaltigkeit"), Wolfgang 
Ullmann. Helmut Walderts Kampf mit dem ORF und seinen tragischen Tod 
dokumentierten wir im " Info 131". Eine erste Erinnerungsveranstaltung für 
ihn: 20.11. 14.00 - 24.00 WIEN (Tanzschule Schwebach, Karl-Seitz-Hof, 
Jedleseerstr. 6, Floridsdorf): "Global Dancing in Jedlesee". Symposium, 
Tanz und Film "Darwin's Nightmare" - in memoriam Helmut Waldert. (Info bei: 
Hanswerner Mackwitz, e-mail: mackwitz at alchemia-nova.net)

M. R.

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Matthias Reichl

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

Wolfgangerstr.26

A-4820 Bad Ischl

Tel. +43-6132-24590

e-mail: mareichl at ping.at

http://www.begegnungszentrum.at




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