[E-rundbrief] Info 117 - RB Nr.113 - EU-Schlachtgruppen; Nachruf Josef Kemptner

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Di Jun 1 21:26:33 CEST 2004


E-Rundbrief - Info 117 - RB Nr.113 - Keine österreichische Beteiligung an 
EU-Schlachtgruppen!; Dr. Josef Kemptner - Ein Leben für Klimaschutz, fairen 
Handel und globale Gerechtigkeit

Bad Ischl, 1.6.2004

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Keine österreichische Beteiligung an EU-Schlachtgruppen!

  "Headline Goal 2010" nennt sich das neue Modewort der 
EU-Militaristen.  Ziele sind die rasche Verfügbarkeit von Truppen, eine 
hohe Durchhaltefähigkeit im Einsatz, sowie ein möglichst rasches Erreichen 
der militärischen Fähigkeiten der Mitgliedsstaaten. Die EU-Direktoren 
Chirac, Blair und Schröder haben zum Erreichen dieser Ziele die Einrichtung 
mehrerer "battle-groups"(Schlachtgruppen) angeordnet. Über die im Aufbau 
befindliche "Europäische Verteidigungsagentur" sollen die technischen 
Voraussetzungen geschaffen werden.

  Anstatt dieser Provokation für die Menschen in Österreich und in Europa 
entgegenzutreten, apportiert unser Verteidigungsminister Platter, das 
Hölzl,  das ihm geworfen wurde. "Der Reformprozeß des Österreichischen 
Bundesheeres wird dazu beitragen, dass wir uns den geforderten Fähigkeiten 
maßgeblich nähern." so Platter. "Der Verteidigungsminister strebt eine 
Kooperation im Rahmen einer Europäischen Battle-Group an." heißt es in 
einer Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums, vom 17.05.04. 49 
Jahre nach Unterzeichnung des Staatsvertrages, 49 Jahre nachdem Österreich 
gelobte, sich nie mehr an Kriegen zu beteiligen, strebts dem Minister 
danach, österreichische SoldatInnen zu deutsch-französischen Rambo-Truppen 
zu entsenden. Der Minister steht damit außerhalb geltenden Rechts. Er steht 
in Widerspruch zu Haltung und Wille der Mehrheit der Menschen. Freuen kann 
er sich über den Applaus aus Industriellenvereinigung und politischem 
Establishment.

  Die katastrophale Entwicklung im Irak, Pogrome unter den Augen der KFOR 
im Kosovo, zeigen: Frieden, Demokratie und Menschenrechte lassen sich mit 
Kolonialtruppen nicht durchsetzen. Darum geht's in Wahrheit auch nicht. Die 
Industriellenvereinigung spricht Klartext: Es geht um die Sicherung der 
Rohstoffversorgung. Es geht um die Sicherung von Absatz- und 
Kapitalmärkten. So fordert die Industriellenvereinigung die kurzfristige 
Indienststellung von "Finanz- und Wirtschaftsexperten" bei Ramboeinsätzen 
des österreichischen Bundesheeres.

  Der Skandal, daß beinahe das gesamte politische Establishment an Recht 
und Menschen vorbei, eine Politik des militärischen Abenteurertums 
betreibt, muß beendet werden. Diesem Ziel dient das Friedensvolksbegehren 
mit seinen Forderungen:

Ja zur Neutralität!

Keine Beteiligung an der EU-Armee!

Keine Anbindung an die Nato!

Soziale Sicherheit statt Aufrüstung!

.... Boris Lechthaler, Koordinator des Friedensvolksbegehren, : "Wenn es 
gelingt bis Herbst die notwendige Anzahl an Unterstützungserklärungen für 
die Einleitung des Friedensvolksbegehrens zusammenzubringen, wird es eine 
Stimme der Vernunft gegen diesen Rückfall in militaristisches Abenteurertum 
geben, die nicht mehr überhört werden kann."

Plattform "Neutralität statt Euro-Armee"  p.A.: Friedenswerkstatt Linz, 
Waltherstr. 15, 4020 Linz  E-Mail: office at friedensvolksbegehren.at  Web: 
www.friedensvolksbegehren.at

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Ein Leben für Klimaschutz, fairen Handel und globale Gerechtigkeit

Dr. Josef Kemptner leitete von 1996 bis 2003 die 
Klimabündnis-Regionalstelle in Salzburg. Er war gute Seele und weiser 
Ratgeber des Klimabündnis-Teams, durch seine eigenwillige Herangehensweise 
allseits beliebter Klima-Philosoph, der tiefe Einsichten mit praktischem 
Tun zu neuer Hoffnung verdichtet. Davor arbeitete er lange Jahre in der 
Informationsarbeit der EZA 3. Welt, ebenfalls in Salzburg.

Joe Kemptner, der im Sommer 2003 die Leitung der 
Klimabündnis-Regionalstelle Salzburg krankheitsbedingt abgeben musste, hat 
in den letzten 25 Jahren einen guten Teil dazu beigetragen, die Ideen von 
Sozial- und Umweltverträglichkeit in die Köpfe und die Herzen von vielen 
Menschen hinein zu tragen.

Als für die Informationsarbeit zuständiger Mitarbeiter der EZA 3. Welt 
reiste Joe Kemptner seit 1977 landauf, landab und motivierte viele Gruppen, 
im Sinne des Fairen Handels aktiv zu werden, nicht nur zu lamentieren, 
sondern aktiv etwas zu tun: mit ihrem Engagement und ihrem 
Alltagskonsumverhalten eine neue Alternative mitaufzubauen, in der ein 
fairer Ausgleich zwischen Nord und Süd das zentrale Thema sein sollte. Aus 
der damals kleinen Initiative ist inzwischen das größte Unternehmen des 
Fairen Handels in Österreich geworden.

Mitte der 90er Jahre hat Joe Kemptner dann den Weg zum Klimabündnis 
gefunden. Durch seine Arbeit gelang es ihm, viele neue Gemeinden für die 
Idee zu begeistern. Der Erfolg der Klimabündnis-Betriebe in Salzburg war 
ohne ihn, seine Beharrlichkeit und seine ansteckende Begeisterungsfähigkeit 
für das Thema Klimaschutz schlicht nicht vorstellbar. Auch hier ist es ihm 
darum gegangen, gegen die Entmutigung anzukämpfen und jeden Einzelnen an 
seine/ihre persönliche Verantwortung zu erinnern und damit die Wichtigkeit 
des eigenen Tuns anzumahnen.

Joe Kemptner lebte seine Ideale auch vor, nicht nur als streitbarer 
Leserbriefschreiber oder als begeisterter all-year-round-Radfahrer. Dies 
hat ihm, zusammen mit seiner philosophischen und schriftstellerischen 
Herangehensweise an die oft so trockene Materie des Klimawandels, eine hohe 
Glaubwürdigkeit beschert und die Anerkennung von vielen Seiten gebracht.

In unser aller Herzen lebt er weiter.

Jean-Marie Krier, Klimabündnis Salzburg

Danke für die Semesterstunden;

"Wenn ich die Frage höre, "ab wann rechnet sich eine Klima-Investition?", 
muß ich immer an das Wort Amortisation denken. In diesem Terminus steckt 
das lateinische Wort für Tod, es heißt MORS. Wenn die Frage, wann rechnet 
sich was, weiterhin so engstirnig gestellt wird, kann das nicht gut 
ausgehen. Wir müssen uns vom ökonomischen Fundamentalismus verabschieden. 
Es hilft nichts. Nackter Ökonomismus, das pure Streben nach Geld allein, 
ist eine Beleidigung für Moral und Verstand."

Joe Kemptner

aus: Die Hoffnung ist in das Gelingen verliebt in: Laufender Achter. 
Geschichten und Träume, 2003

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Matthias Reichl
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