[E-rundbrief] Info 97 - RB Nr.112 - Israel und Atomgegner Vanunu - Atomfreie Zukunft weltweit

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Mo Mär 8 22:18:38 CET 2004


E-Rundbrief - Info 97 - RB Nr.112 - Wer hat Angst vor Mordechai Vanunu? - 
Weltweit für eine atomfreie Zukunft

Bad Ischl, 8.3.2004

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

=============================================================

Wer hat Angst vor Mordechai Vanunu?

Entlassung aus dem Gefängnis am 21.4.2004?

Der 21. April 2004 ist ein problematisches Datum für die Regierung Israels: 
an diesem Tag soll der "Atomspion" Mordechai Vanunu (Alternativer 
Nobelpreisträger) nach achtzehnjähriger Haft entlassen werden. Seine 
Unterstützer kritisieren nicht nur die damalige Entführung und den 
einseitigen Prozess sondern auch die Verleumdungskampagne, die u.a. von der 
(konservativen) Zeitung "Yediot Ahronot" (u.a. v. 8.1.2004) angeheizt wird. 
Yehiel Horev, für Atomsicherheit  zuständiger Mitarbeiter des 
Verteidigungsministeriums, behauptet Vanunu sei wie "ein Bulle, der Blut 
geschmeckt hat". Niemals hätte er Bedauern für seine Taten gezeigt, sondern 
sie weiterhin gerechtfertigt. In den langen harten Gefängnisjahren sei sein 
Zorn auf die israelische Regierung gewachsen. Nach seiner Entlassung würde 
er sofort das Land verlassen (er hat angekündigt, zukünftig in den USA 
Geschichte zu unterrichten) und wieder Geheimnisse über Israels 
Atomprogramm preisgeben.

"Yediot Ahronot" zitierte am 16.2.2004 einen ehemaligen Mithäftling, der 
behauptete, dass Vanunu "aus Hass auf den israelischen Staat" nicht nur 
mediale "Bomben hochgehen lassen will". (Eine bekannte Methode gewisser 
Behörden und Medien, die damit eine "terroristische Gefährdung" 
konstruieren wollen.)

Die Sicherheitsbehörden planen deshalb, Vanunu nach der Entlassung mit 
einer Reihe von Restriktionsmaßnahmen zu belegen. Er könnte unter 
"Verwaltungsarrest" gestellt werden obwohl dies juristisch problematisch 
ist. Wahrscheinlicher ist ein Ausreiseverbot, ein eng begrenzter 
Aufenthaltsort, auch um seine Kontakte zu überwachen und vor allem 
Zensurmaßnahmen. Den Medien würde dann beispielsweise verboten, Interviews 
mit ihm zu veröffentlichen.

Jedenfalls werden die Unterstützer Vanunus ihn am 21.April vor dem 
Askhalon-Gefängnis mit einer Solidaritätskundgebung empfangen . Weitere 
Infos auf den homepages: www.vanunu.freeserve.co.uk/htdocs/newsletter.htm 
(Britische Unterstützer), www.serve.com/vanunu/ und 
www.nonviolence.org/vanunu/ (US-Kampagnen).

Pax Christi Österreich wendet sich mit Unterschriftenlisten an die UN-Human 
Rights Commission in Genf mit der Bitte, sich für die Freilassung von 
Mordechai Vanunu einzusetzen (Pax Christi Österreich, Mengerstr. 23, A-4040 
Linz, www.paxchristi.at).

Eine Unterstützerkampagne schlägt vor, die Nominierung von Vanunu für den 
Friedensnobelpreis mit Briefen zu unterstützen. Der Direktor des 
Friedensforschungsinstitutes sieht reale Chancen dafür, auch wenn 
befürchtet werden muss, dass das Nobelpreiskommitee es nicht wagen wird, 
damit die israelische Regierung zu "provozieren". Sendet eure 
Unterstützerbriefe an: Geir Lundestad, Professor of History, University of 
Oslo, E-mail: gl at nobel.no.

Auch die israelische Friedensorganisation "Gush Shalom" unterstützt die 
Kampagnen und stellt sie in den größeren Kontext der zunehmenden Repression 
gegen kritische Kräfte (Israelis und Palästinenser) durch die extrem 
rechtsgerichteten Kreise in der israelischen Regierung (Info: www. 
gush-shalom.org, www.uri-avnery.de - siehe Buchtipps Info 95).

Aktive Soldaten, die gezwungen waren, an Straf- und Zerstörungsaktionen im 
Gebiet der Palästinenser teilzunehmen verweigern zunehmend ihren Dienst, 
auch wenn sie zu strengen Gefängnisstrafen verurteilt wurden 
(www.yesh-gvul.org, www.refuz.org.il/).
Matthias Reichl

(Siehe auch denAnhang unten:

U.S. Campaign to Free Mordechai Vanunu)

=============================================

Weltweit für eine atomfreie Zukunft

Am Symposium "In eine hellere Zukunft. Strategien für eine Welt ohne 
atomaren Wahnsinn" (4. - 5.12.2003 in Linz/OÖ.) nahmen ca. 150 Menschen aus 
20 Nationen teil. Die Teilnehmer/innen fühlten sich bestärkt in ihrem 
Widerstand gegen die Atomindustrie und betonten, dass ihnen die 
Veranstaltung viel neue Kraft und Energie gegeben hat. Es wurde sehr 
begrüßt dass 2004 eine Folgekonferenz stattfinden wird.

Die Ergebnisse dieses internationalen Symposiums wurde in einer Broschüre 
dokumentiert und sie werden in der folgenden Resolution zusammengefasst: 
Gründung einer "International Platform for a Nuclear Free Future". Aufgaben 
dieser Plattform: Zusammenschluss/ Internationales Netzwerk, 
Informationsaustausch, Kooperation für Aufklärungsarbeit, Austausch von 
internationalen Experten für Vorträge, Internationale Hilfe für NGOs gegen 
Atomprojekte. (Diesen Arbeitskreis über die solidarische Kooperation 
zwischen gefährdeten Aktivist/innen - aus 5 Kontinenten - habe ich 
moderiert. Auch Vanunu wird unterstützt. M.R.)

Weiters wurde von den teilnehmenden Organisationen beschlossen, den Antrag 
Österreichs auf die Einberufung einer Konferenz zur Revision des EURATOM 
-Vertrages massiv zu unterstützen.

In einer gesonderten Presseaussendung präzisierten am 14.11.2003 
österreichische Atomgegner ihre Kritik am Entwurf der EU-Verfassung (der 
bald darauf in einer EU-Gipfelkonferenz vorerst scheiterte) und an der 
österreichischen Regierung, die eine Volksabstimmung verhindert:

... Nach einer jüngst veröffentlichten Umfrage der EU-Kommission 
(Eurobarometer) halten 84% der Befragten eine Volksabstimmung über die 
künftige Verfassung für "unerlässlich" oder "sinnvoll". Neben den Tschechen 
werden auch die Iren, die Dänen, die Spanier, die Franzosen, die Belgier, 
die Holländer und die Portugiesen abstimmen.

In ihr wird die ungerechtfertigte Bevorzugung der Atomindustrie weiter 
fortgeschrieben ­ der Euratom-Vertrag wird gleichberechtigt neben der 
Verfassung stehen und die Vorrechte der maroden und schrumpfenden Atomlobby 
einzementiert. Das ist Minderheitenschutz der übelsten Sorte! Wir wollen 
keine nuklear verseuchte EU-Verfassung. Und die österreichische Regierung 
nimmt das mit einem Achselzucken hin!...

(OÖ. Überparteiliche Plattform gegen Atomgefahr, Landstr. 31, A-4020 Linz, 
Tel.: 0732-774275, www.atomstopp.at, www.temelin.at)

Weiterer Termin:

23. - 26.4. ST. PETERSBURG (Russland) und HELSINKI (Finnland): Gemeinsame 
Kundgebung gegen die Atomkraft (Info: Ulla Kloetzer, Women Against Nuclear 
Power, Finland, ullaklotzer at yahoo.com; Oleg Bodrov, Green World, St. 
Petersburg/ Russia, green at sbor.net)


Anhang:

From: U.S. Campaign to Free Mordechai Vanunu
Sent: Wednesday, March 03, 2004 10:00 AM
Subject: GLOBAL VIGILS ON APRIL 21 WILL CELEBRATE VANUNU'S FREEDOM

Please share this announcement with other groups and individuals!

People around the world are planning vigils on April 21, the scheduled day 
of Mordechai Vanunu's release, to celebrate his freedom. Are you interested 
in having a vigil in your city?

Please call the U.S. Campaign at 520-323-8697 or email 
<freevanunu at mindspring.com> or the U.K. Campaign at ++44-207-378-9324 or 
email <campaign at vanunu.freeserve.co.uk> to let us know, and to provide us 
with a contact phone number or email address.

People who do not have Israeli embassies and consulates in their town plan 
to be present in other public locations. Several Women in Black vigils have 
already contacted us to say they are planning a special vigil to celebrate 
Mordechai's release. If Israel does not do the right thing and release him 
without condition or restriction, as befits a democratic nation, these 
vigils will also raise the call for his unconditional freedom.

If you are planning to have a vigil please contact us so we can list your 
vigils in international campaign media outreach and press releases.

As the date gets closer, we will post a list of all the international 
vigils we know about on our websites at http://www.nonviolence.org/vanunu/ 
and http://www.vanunu.freeserve.co.uk/

Online petition for the unconditional release of Vanunu 
http://www.ipetitions.com/campaigns/freemordechaivanunu/

========================================

Matthias Reichl
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
Wolfgangerstr.26
A-4820 Bad Ischl
Tel. +43-6132-24590
e-mail: mareichl at ping.at
http://www.begegnungszentrum.at




Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief