[E-rundbrief] Info 60 - RB Nr.111 - Matthias Reichl: Die Macht der Gewaltlosen
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Sa Nov 1 15:46:11 CET 2003
E-Rundbrief - Info 60 - RB. Nr 111 - Kurzmeldungen 1
Bad Ischl, 1.11.2003
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Die Macht der Gewaltlosen
Drei herausragende Aktive aus dem weltweit aktiven "Internationalen
Versöhnungsbund (IVB)" berichteten vor kurzem über ihr Engagement in
Gewaltlosigkeit und ihre Sicht der weltpolitischen Lage:
Mairead Corrigan Maguire, begleitet als Basisaktivistin den
Friedensprozeß von Nordirland und wurde - als Verantwortliche der
Initiative "Peace People" - 1976 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Nach vielen Rückschlägen gab es bis vor wenigen Tagen eine Chance für die
angestrebte Autonomie Nordirlands. Doch die "Ulster Unionists" mißtrauen
den IRA-Kämpfern, ob diese wirklich einen Großteil ihrer Waffen
vernichteten - Mitte Oktober 2003 wurde ein Drittel, das sind 100 Tonnen,
zerstört. Mißtrauen auf der einen, Festhalten an den Waffen auf der anderen
Seite verdeckt die viel tiefer liegenden sozialen und auch ökonomischen
Schwierigkeiten des Landes, untrennbar verbunden mit den weltweiten Problemen.
Adolfo Pérez Esquivel, ein Argentinier, baute seit 1974 das
lateinamerikanische Netzwerk SERPAJ (Dienst für Frieden und Gerechtigkeit)
auf und erhielt dafür 1980 den Friedensnobelpreis. Wie schwierig es ist,
die Grundsätze der Gewaltfreiheit in den politischen und sozialen Aktionen
umzusetzen, zeigt der verzweifelte Überlebenskampf in seinem Land und auf
dem ganzen Kontinent. Dennoch gelingt es den Bewegungen der
Globalisierungskritiker und -gegner (darunter viele Bauern und Indigene) -
trotz mancher Rückschläge - Gewaltfreiheit in die Praxis umzusetzen.
Hildegard Goss-Mayr aus Wien hat - mit ihrem (inzwischen verstorbenen)
Mann Jean - in ihren weltweiten Kontakten und Begegnungen mit den Opfern
der Gewalt - aber auch mit Tätern - diese dazu gebracht, nicht zu
resignieren sondern gemeinsam gewaltfreie Alternativen zu entwickeln und zu
praktizieren. Vor 50 Jahren hat sie den "Österreichischen Versöhnungsbund"
reaktiviert und jahrelang den IVB geleitet. Bei aller Betonung der
Entscheidung des Einzelnen gegen Gewalt setzte sie sich schon 1968 - in
ihrem ersten Buch - am Beispiel Lateinamerikas auch mit der strukturellen
globalisierten Gewalt der Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Militär - im
Kleinen wie auch global - auseinander. Strukturen der Macht, die auch heute
noch ungebrochen erscheinen.
In diesem Jahr - also vor 35 Jahren - trafen Maria und ich (als Sekretäre
einer internationalen Friedenstagung, der "Weltfriedensfeier 1968" in
Salzburg) die beiden und wurden durch ihr Charisma und ihr Beispiel
geprägt. Daraus - und auch aus den von ihnen vermittelten weltweiten
Kontakten - schöpften wir beim Aufbau unseres "Begegnungszentrums für
aktive Gewaltlosigkeit" Kraft zur Ermutigung, aber auch zur kritischen
Auseinandersetzung.
Matthias Reichl
In den Infos 61 - 63 findet ihr Ausschnitte aus den Reden bei der
Festveranstaltung "Ein halbes Jahrhundert für den Frieden" (13. und
14.9.2003 in Dornbirn) - Die vollständigen Texte - inklusive der Rede von
Chantal Razafindravony (Madagascar) sind abgedruckt in: "Spinnrad" Nr. 3/
September 2003, Internationaler Versöhnungsbund, Österr. Zweig, Ledererg.
23/3/27, 1080 Wien, www.versöhnungsbund.at
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Matthias Reichl
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
Wolfgangerstr.26
A-4820 Bad Ischl
Tel. +43-6132-24590
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