[E-rundbrief] Info 31 - Oesterr. NGOs zum Scheitern der WTO
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Di Sep 16 16:26:39 CEST 2003
E-Rundbrief - Info 31
Bad Ischl, 16.9.2003
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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NGOs zum Scheitern der WTO Ministerkonferenz in Cancun
"Aufforderung zum Umdenken!"
Pressekonferenz am 15.9.2003 in Wien
In einer Pressekonferenz nahmen heute VetreterInnen der STOPP
GATS-Kampagne, GLOBAL 2000, Südwind-Entwicklungspolitik und ACUS zum
gestern bekannt gewordenen Scheitern der WTO Verhandlungen in Cancun
Stellung. Die demokratiepolitischen Versäumnisse der
Welthandelsorganisation, das Landwirtschaftsabkommen, der Versuch, die
Singapur Themen (Investitionen, öffentliche Beschaffung, Wettbewerb und
Handelserleichterung) gegen den Willen vieler Mitgliedsländer
durchzusetzen, sowie der Konflikt zwischen so genannten Industrie- und
Entwicklungsländer standen dabei im Mittelpunkt.
Die Ausweitung der WTO Verhandlungen auf die Singapur Themen hätte bestimmt
dazu geführt, dass sich die Kluft zwischen Nord und Süd weiter verstärkt,
so Cornelia Staritz von ATTAC Österreich, einer der
TrägerInnenorganisationen der STOPP GATS-Kampagne. Dass die
Entwicklungsländer zum jetzigen Zeitpunkt keine Verhandlungen dazu führen
wollen, war bereits vor Cancun bekannt. Dennoch haben die Industrieländer,
und hier besonders die Verhandlerteams aus Österreich und Deutschland
darauf bestanden, so Staritz weiter. Sie ging auch auf das GATS ein. Auch
wenn es in Cancun kein vorrangiges Thema war, war es im letzten Vorschlag
der Abschlussdeklaration präsent.Dabei wurden nämlich alle Mitgliedsländer
aufgefordert, progressive Liberalisierungsschritte zu unternehmen.
Ausnahmen solle es dabei in keinem Bereich geben. Dass diesen Paragrafen
ausgerechnet Pascal Lamy formulierte, lassen auch die bisherigen
EU-Angebote in einem anderen Licht erscheinen.Bisher waren nach offiziellen
Aussagen der Verhandler die Bereiche Bildung, Gesundheit und kulturelle
Dienstleistungen ausgenommen.
Iris Strutzmann, Agrarexpertin von GLOBAL 2000 hob besonders die Schieflage
der Verhandlungen im Bereich der Landwirtschaft heraus. Auch in diesem
Punkt, waren die Industrieländer nicht bereit, auf die Forderungen der
Entwicklungsländer einzugehen. Der Abbau der Agrarsubventionen wäre ein
entscheidender Schritt zu einem fairen Handel gewesen. Stattdessen werden
nun weiterhin Steuergelder der EU verwendet, um die kleinbäuerlichen
Strukturen in den Entwicklungsländern zu zerstören,so Strutzmann.
Ein Wirtschaftsabkommen mit derart weitreichenden Auswirkungen auf alle
gesellschaftlichen Schichten, darf nicht in der Form, wie es die WTO
derzeit praktiziert, verhandelt werden, kritisiert Richard Schadauer von
der AGEZ Christentum und Sozialdemokratie (ACUS). Das Scheitern der
Verhandlungen kann als ein weiterer Schritt in den Bestrebungen gesehen
werden, die neoliberale Globalisierung zu Fall zu bringen. Allein die
Wirtschaft in den Mittelpunkt zu stellen und alle anderen Kriterien für ein
faires Miteinander von Norden und Süden zu übergehen, kann nicht der
richtige Weg sein.
Leo Gabriel von Südwind Entwicklungspolitik erkennt vor allem im
selbstbewussteren Auftreten der Entwicklungsländer eine positive
Entwicklung. Durch das geschlossene Auftreten der Entwicklungsländer war es
diesmal für die Industrieländer nicht möglich, einen von ihnen
ausgearbeiteten Kompromissvorschlag, der zu ihren Gunsten ausgefallen wäre,
durchzusetzen. Neben dem Selbstbewusstsein der Entwicklungsländer war es
vor allem die Zivilgesellschaft, die gezeigt hat, dass sie eine wichtige
Rolle spielt. Sowohl im Vorfeld, als auch bei den Verhandlungen selbst, war
es für die WTO nicht möglich, diese zu übergehen.
Alle VetreterInnen der NROs waren sich darin einig, dass es große
Veränderungen braucht, um die Spielregeln der Welthandelsorganisation zu
einem für alle Beteiligten sinnvollen Instrumentarium zu machen. Generell
werden daher unter anderem die Ablöse des Freihandels durch nachhaltige
Entwicklung und eine Evaluierung aller WTO Abkommen gefordert. Weiters der
Vorrang von Umweltabkommen, wie zum Beispiel das Biosafety-Abkommen, und
Arbeitsabkommen , wie die ILO-Verträge, vor Handelsabkommen.
Rückfragehinweis:
STOPP GATS-Kampagne
Markus Stradner, Presse
Tel.: 01/546 41 432 oder 0699/12 26 94 46
E-mail: presse at stoppgats.at
sowie:
Iris Strutzmann
Global 2000
Tel. 01-8125730-0
e-mail: iris.strutzmann at global2000.at
Leo Gabriel
Tel. 01-4055515-325
e-mail: gabriel.lai at magnet.at
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