[E-rundbrief] Info 2: Werlhof Claudia - Frauen-Streik gegen GATS
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
So Aug 3 10:47:57 CEST 2003
E-Rundbrief - Info 2
Was passiert, wenn Frauen nichts mehr tun?
Frauen-Streik das letzte Mittel gegen GATS
Claudia von Werlhof
"Das Parlament ist wegen des Frauenstreiks beschlussunfähig. Es kann daher
nicht über das GATS abstimmen!" "Börse wegen Frauenstreiks geschlossen".
"Frauenstreik legt Zentren der Macht lahm!". "Alle Küchen bleiben kalt...
Geschäfte schließen... Fließbänder stehen still... Kein Büro
funktioniert... Niemand putzt.... Das Essen geht aus... Die Schule fällt
aus... Krankenhäuser machen Notdienst... Die Kinder aus Kindergärten und
Schulen sind mit ihren Betreuerinnen auf dem Marsch in die Innenstadt...
Die Verwaltung bricht zusammen... Die Medien fallen aus... Männliche
Streikbrecher sind höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein... Sie
schaffen es nicht... Nur eine einzige Boutique hat noch geöffnet...
Eine Utopie? Keineswegs. So ähnlich sah es im Sommer 1975 aus, als ca. 95%
aller Frauen in Island für nur einen Tag alle Arbeit niederlegten.
Arbeiterinnen, Hausfrauen, Angestellte, Bäuerinnen, keine Frau tat mehr
ihre alltägliche Arbeit. Kein Generalstreik der Gewerkschaften war jemals
so effizient und unmittelbar wirksam wie der allgemeine Frauenstreik in
Island. "Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will!", dieses
Motto der Gewerkschaftsbewegung könnte für Frauen lauten: "Alles Leben
stehet still, wenn der Frauenstreik es will!".
Worin besteht der Unterschied? Er besteht darin, dass Frauen alles
Lebensnotwenige tun, also alles, was jeden Tag direkt und unmittelbar für
die Fortsetzung des Lebens notwendig ist. Männer dagegen leisten eine für
das unmittelbare Weiterleben offenbar verzichtbare Arbeit. Frauen sitzen an
den "Scharnieren" zwischen privat und öffentlich, zwischen Bedürfnissen und
ihrer Befriedigung, zwischen dem Hunger und dem Essen.
Sie sind die Allround-Managerinnen des Alltags, vor allem auch die
Krisenmanagerinnen. Wenn es sein muß, sind sie rund um die Uhr im Einsatz,
manchmal auch, wenn es nicht sein muß. Frauen funktionieren wie eine Art
allgemeiner Roh- und Klebstoff der Gesellschaft. Als Rohstoff sind sie
vielfältig verwendbar, flexibel und wie ein Quasi-Naturstoff mehr oder
weniger umsonst zu haben. Sie sind so etwas wie eine allgemeine Energie,
ein freies "Naturvorkommen" an Kraft, über das verfügt werden kann und
wird. Und die Sache ist so organisiert, dass die Frauen gewissermaßen
automatisch immer genau das tun, und zwar auch "freiwillig", was man von
ihnen erwartet. Intelligenz, Einsatzbereitschaft und Opfermut der Frauen
sind darauf gerichtet worden, dass auch in Krisen und Katastrophen dennoch
immer alles klappt.
Mit den Frauen "passt es". Sie halten auch das noch zusammen, was
auseinanderdriftet, "verbinden" - nicht nur Wunden. Auch
Unzusammenhängendes fügen sie noch zusammen, sodaß es sogar noch einen Sinn
macht. Sie sind der Kitt der Gesellschaft, ihre Grundlage und eigentlich
auch ihre "Seele". Denn die Frauen schauen, dass das Leben weitergeht,
selbst im Krieg, und Krieg ist eigentlich inzwischen überall. Der Übergang
zwischen Kriegsschauplatz und Alltag wird immer geringer.
Und nicht zu vergessen -, Frauen arbeiten doppelt so viel wie Männer:
nach UNO-Schätzungen leisten sie zwei Drittel aller Arbeit auf dieser Welt,
wobei die nichtentlohnte Arbeit mitgerechnet ist. Sie bekommen dafür aber
nur ein Zehntel aller Löhne, während Männer 90% davon für nur die halbe
Leistung einstecken. Das ist zwar ein Skandal für die Frauen, die
Menschenrechte und die Demokratie, nicht aber für die Arbeitgeber,
insbesondere die Konzerne und auch nicht für den Staat. Denn wegen der
Billigkeit der Frauen, dem Billiglohngeschlecht, hat man enorme
Kostenvorteile und entsprechend hohe Gewinne.
Was liegt also näher, als den neuzeitlichen Ausgangspunkt des gesamten
Phänomens, nämlich die umsonst arbeitende Hausfrau zum Modell nicht nur der
weiblichen Lohnarbeit, also der Arbeit von Frauen außerhalb des Hauses,
sondern auch zum Modell der männlichen Arbeit zu machen? Die Idee ist
nicht neu, in den ehemaligen Kolonien hat sich Sklaven- und Zwangsarbeit
immer schon bewährt. Schließlich kommen daher der Fortschritt, die
Entwicklung, die Industrialisierung und der Wohlstand des Nordens, von der
Kapitalakkumulation ganz zu schweigen.
Die Globalisierung, also die neueste, bis an die Grenze des Globus und
seiner Möglichkeiten gehende Phase der Profitmacherei, hat nun
logischerweise zum Ziel, die wunderbaren Eigenschaften der Frauen als
Hausfrauen nicht nur auf die Männer des Südens, sondern auch auf die Männer
des Nordens auszudehnen. Das hat zwar seine Grenzen insofern, als Männer
eben nicht "fruchtbar" sind wie Frauen. Denn Frauen bringen ja bei all dem
immer noch das hervor, ohne das jede Gesellschaft innerhalb einer
Generation verschwunden wäre: das neue Leben. Gratis und fruchtbar. Etwas
Besseres kann sich wirklich kein Kapitalist ausdenken. Wenn also die Männer
schon nicht fruchtbar sind, so können sie doch wenigstens auch mehr oder
weniger gratis arbeiten. Das ist die neue Gleichberechtigung.
Nur, für die Frauen wird inzwischen die Grenze des Möglichen überschritten.
Denn die Männer werden das bißchen an Bezahlung, was noch übrig bleibt, an
sich reißen. Und die Frauen werden nicht nur den Traum von der Emanzipation
zu Grabe tragen, sondern sie werden es auch zu spüren bekommen, dass die
Folgelasten allesamt auf sie zurückfallen werden. Es wird nicht gehen.
Mußte man sich sowieso schon fragen, wie die Frauen das eigentlich alles
schaffen, und warum sie nicht schon längst damit aufgehört haben, es
überhaupt noch zu versuchen, so wird mit dem GATS, diesem unsäglichen
"Allgemeinen Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen" der
Welthandelsorganisation WTO, eine Situation eintreten, die alles Bisherige
noch weit in den Schatten stellt. Denn das so harmlos klingende Abkommen
soll dazu führen, dass nicht nur so viel Arbeit wie irgend möglich im
genannten Sinne "hausfrauisiert" wenn nicht überhaupt wegrationalisiert -
wird, sondern daß gleichzeitig jede Art von öffentlicher
Versorgungsleistung entfallen wird, nachdem sie wie alle anderen
sogenannten Dienstleistungen auch durch "Privatisierung" in Konzernhände
übergegangen ist. Es wird also nicht nur immer mehr Lohn wegfallen, sondern
gleichzeitig auch jede Leistung der sogenannten Daseinsvorsorge, z.B. im
Bereich Gesundheit, Bildung, Kultur, Wohnen, Wasserversorgung, Energie,
Kommunikation, Transport, Freizeit etc. kosten, und zwar immer mehr und
v.a. da, wo sie vorher umsonst oder durch öffentliche
Versicherungsleistungen abgedeckt war. Das Leben wird auf einmal nicht
mehr bezahlbar sein. GATS geht ohne weiteres über Leichen. Es
stellt unverblümt den Profit direkt über das Leben.
Dies ist eigentlich der Moment, wo Frauen vermutlich aktiv zu werden
beginnen. In der Geschichte war dies immer dann der Fall, wenn z.B. der
Brotpreis so hoch stieg, daß sie ihre Kinder und Familien nicht mehr
ernähren konnten. Sie wurden aktiv, wenn der Wahnsinn der Männerwelt ihre
Bemühungen, das Leben dennoch zu erhalten, unmittelbar angriff. Sie wurden
aktiv, wenn das Leben, das sie unter so großen Mühen erhalten hatten,
geopfert werden sollte.
Alle großen Revolutionen begannen mit derart motivierten Frauenaufständen.
Es ist an der Zeit, einen solchen Aufstand gerade heute wieder für möglich
zu halten, noch dazu, wo das Problem ein globales ist und immer mehr sein
wird. Denn überall auf der Welt tritt zur Zeit der patriarchale
Antagonismus zwischen Frauen und Männern in eine neue Phase. Heute sind
gerade die meisten Frauen auf der Welt im Prozeß der Verarmung, ja
Verelendung und sehen sich zusammen mit den verarmten Männern als große
Mehrheit einer winzigen Minderheit von herrschenden Männern und einer
Handvoll Frauen gegenüber, die ihren noch nie dagewesenen Reichtum gerade
aus ihrer, der Frauen Ausbeutung, ja Ausplünderung gewonnen haben.
Die Arbeit der Frauen sind das Geld und die Macht in den Händen der Männer.
Heute wird so klar wie nie zuvor: Die Akkumulation des Kapitals (des
Geldes, der Maschinerie, des "Kommandos über Arbeit") beruhte darauf, die
Natur wie die Frauen auszuräumen wie die Bergwerke. Das Kapital in den
Händen der Männer ist vor allem aus dem Blut, dem Schweiß und den Tränen
der Frauen gemacht. Sie sind eigentlich das "Kapital". Sie sind eigentlich
der "Reichtum", der "Schatz", aus dem das Kapital "geschlagen" wird. Ohne
sie haben die Männer eigentlich nichts.
Es ist also alles umgekehrt. Eigentlich haben die Frauen Macht. Ihre
Ohnmacht wird ihnen nur eingebläut, eben, damit sie ihre Macht nicht
spüren. Die Frauen haben im Grunde das Heft in der Hand. Wenn sie nicht
mittun, geht gar nichts. Wissen sie es wirklich nicht? Sind sie so
gehirngewaschen? Sind sie so verängstigt? Fürchten sie die immer drohende
Männergewalt? Steckt ihnen die Hexenverfolgung noch in den Knochen? Sind
sie froh, wenn sie bloß überleben?
Dazu kommt, dass die Frauenlebenskraft, die "Gynergie", nicht nur geraubt
und angeeignet wurde und wird, woraus am Ende das geraubte Eigentum, das
Privateigentum entstand und entsteht. Sondern die Gynergie wurde auch
missbraucht. Sie wurde dazu benutzt, die Welt in Akkumulierbares zu
verwandeln, d.h. zu zerstören. Denn am Ende des Prozesses ist hie das
Kapital und da das Nichts. Die Ökologiefrage ist das Ergebnis dieses
Missbrauchs.
Was die Natur angeht, geht also immer auch die Frauen an. Daher ist die
Kombination aus beiden Fragen, der sogenannte Ökofeminismus, heute der Teil
der Frauenbewegung, der sich am klarsten gegen die Globalisierung wendet
als den Prozeß, der die Plünderung und Verwüstung des Globus und seiner
Menschen, insbesondere der Frauen, auf die Spitze und über alle Schranken
treibt.
Daher ist es vor allem heute nicht nur dumm, wenn Frauen immer noch
mitmachen, sondern auch kriminell. Denn das Mitmachen der Frauen bedeutet
nicht nur ihren eigenen Untergang, sondern auch den der Natur, ist nicht
nur der ihrer heutigen Kinder, sondern auch der ihrer zukünftigen. Wann,
wenn nicht jetzt ist die berühmte Mutterwut, der Muttermut notwendig,
notwendend? Zu gewinnen ist im globalen Patriarchat jetzt nichts mehr. Die
Frauen können sich nur noch an ihrer eigenen Abschaffung und derjenigen der
Zukunft ihrer Kinder beteiligen.
Der Verrat an den Frauen, die Verhöhnung der Frauen, der Betrug an ihnen,
der wird jetzt immer mehr sichtbar. Wie wurden die Frauen belogen, als man
ihnen sagte und man sagt es ihnen erneut dass ihr Opfer gut für andere
wäre. Es ist ja nicht wahr, schlecht für andere ist es gewesen! Was haben
Frauen nicht schon alles gegeben: ihr Glück, ihren Mut, ihren Eros, ihre
Gebärfähigkeit, ihren Leib, ihre Gedanken, ihr Wissen, ihre Gefühle, ihre
Traditionen, ihre Zusammenhänge, ihre Solidarität, ihre Tatkraft. Und jetzt
nimmt man ihnen noch die Kinder, die Lebensmöglichkeiten, ja das Leben
selber...
Es geschieht "schleichend". Da ist nicht ein Knall, und alles ist anders.
Das GATS verwandelt nach und nach einen Bereich nach dem anderen in
kommerzialisierbare "Dienste" und "privatisiert" sie. Es geschieht eine
"feindliche Übernahme" nach der anderen. Die Kontrolle über die Vorgänge
ist der Öffentlichkeit längst entzogen. Demokratische Mechanismen greifen
gegenüber Konzernen nicht.
Die Folgen sind: Alles kostet viel mehr, die Frauen verdienen - wenn
überhaupt viel weniger und müssen gleichzeitig immer mehr arbeiten, um die
eigene Versorgung und die ihrer Familien aufrecht zu erhalten.
Last auf Last wird auf die Frauen getürmt, bis sie zusammenbrechen. Es ist
ein letzter Krieg gegen die Frauen, der da kommt. Das GATS stellt nicht nur
Geld über Leben, sondern tut das bei Strafe! Denn wer sich gegen
Konzerninteressen wehrt, wird kriminalisiert.
GATS ist Terror gegen Frauen und Kinder. Es ist das Herzstück der
Globalisierung, das zentrale Projekt, das alle bisherigen
"Verwertungs"-Grenzen niederreißt und den Kommerz, den Profit und die
Ausbeutung in die letzten, bisher geschützten Winkel des öffentlichen und
privaten Lebens trägt. Es läßt keine Moral, keine Liebe, keine Zuwendung,
keine Mütterlichkeit und kein Versorgen um des Leben willens mehr zu. Nur
mehr Geld wird im Mittelpunkt stehen, und zwar überall, immer und in jeder
Hinsicht. Das GATS führt in einen "monetäre Totalitarismus", in dem auch
noch aus dem letzten Atemzug ein Geschäft gemacht werden soll. Das ist der
Angriff auf das Leben überhaupt. Denn das Leben, das für seine Existenz
nicht zahlt, ist dem GATS nichts wert. Es ist ihm im Prinzip "unwertes Leben".
Daher sollte es nicht nur einen "Weltmarsch der Frauen gegen Armut und
Gewalt" geben wie in den letzten Jahren , sondern einen Weltstreik der
Frauen gegen GATS. Dies würde der Logik der Ereignisse entsprechen.
Aber während diese Ereignisse längst stattfinden und sich überall
ausbreiten, haben die meisten Frauen von GATS überhaupt noch nie etwas
gehört! Kaum ein Mensch ist informiert, kaum eine Frau weiß, was auf sie
zukommt, worin sie schon mittendrin steckt! Die Medien berichten nichts.
Die Politiker sagen schon gar nichts, und die Gewerkschaften, die
eigentlich den Frauenstreik überall zu organisieren hätten, winken ab. Bei
GATS herrscht Entwarnung. Es sei "noch zu früh", um etwas zu tun!
Und Frauen, was die schon damit zu tun hätten!
Die Unterzeichnung des GATS ist für Anfang 2005 geplant. Sie wird bei der
WTO-Konferenz in Cancún in Mexiko jetzt im September verhandelt. Die
einzelnen Regierungen innerhalb der EU haben die Möglichkeit, sich dem GATS
zu verweigern, bereits aufgegeben. Sie hätten dies nur bis Ende März 2003
tun können. Danach verhandelt die EU für alle ihre Mitglieder allein bei
der WTO.
Wie also sollen die Diktatur, die da kommt, die Kolonisierung auch des
Nordens, die verordnete Unterentwicklung, die brutale Umverteilung von
unten nach oben, die Entmündigung der Menschen, der unsichtbare und auch
der sichtbare Krieg, der ja schon überall stattfindet und sich ausbreitet,
die Entdemokratisierung, die Konkurrenz aller gegen alle, die Plünderung
der letzten Ressourcen, die Zerstörung der letzten Paradiese, das Opfer des
Lebens gestoppt werden?
Die Methoden des Patriarchats sind immer dieselben: Aneignung, Verkehrung,
Vernichtung, Verleugnung, Verhöhnung. Die angeblich mögliche Ersetzung des
Zerstörten hat noch nirgendwo stattgefunden. Wir, die Trümmerfrauen des
Patriarchats, werden die Trümmer, die heute anstehen, nicht mehr wegräumen
können., und wir wollen vielleicht auch gar nicht mehr. Allein der Versuch,
dies überhaupt noch zu tun, macht uns heute bereits mitschuldig, schuldig
am Patriarchat. Schuldig am Kapitalismus. Schuldig, obwohl wir nicht, wie
die meisten Männer, einen Anteil an der Beute bekamen, da wir sie ja selber
waren....
Es ist an der Zeit, das nur Beteiligt-Werden-Wollen, die Partizipation, die
Mitbestimmung beim Falschen, die Versorgung der Gewalttäter, das
Zurverfügungstehen in den Krisen und Kriegen und das gute- Mine- zum- bösen
Spiel- Machen endlich aufzugeben. Wenn wir, als Frauen, etwas für die Welt
tun wollen, dann müssen wir mit dem aufhören, was wir gerade jetzt machen!
Frauenstreik. Die Frauen lassen die Arme fallen und legen die Hände in den
Schoß. Sie denken nach. Sie versammeln sich. Sie sagen: So geht es nicht
weiter.
Erst, wenn diese Geisteshaltung unter den Frauen Platz greift, fängt
etwas an. Etwas Neues, etwas ganz anderes. Nebel lichten sich. Es wird
etwas sichtbar. Es ist die Alternative zum patriarchalen Wahnsinn. Und
diese Alternative heißt:
1. Das GATS muß weg.
2. Wir tun nichts mehr für die Interessen, die dem Leben schaden.
3. Wir tun nur noch, was dem Leben nützt.
4. Wir sind uns unserer Macht bewusst.
5. Wir erinnern uns unserer Frauenkultur, unserer Würde und unserer
Weisheit. Hunderttausende von Jahren haben wir gewusst, wie es geht.
6. Wir hören mit dem Streik erst auf, wenn die Männer uns folgen und
anfangen,
dem Leben zu dienen.
Der Frauenstreik in Island hier kaum bekannt geworden. Ich hatte davon
durch einen Zufall erfahren und war ein Jahr später auf der Insel, um zu
recherchieren. Die Frauen hatten ein Jahr lang den Streik organisiert.
Sämtliche Frauengruppen und die Familien der Frauen waren involviert. Die
radikaleren wie die Rotsokkar, die roten Socken (vgl. unsere Blaustrümpfe),
wollten unbefristet streiken, die konservativen Frauengruppen zögerten,
sich überhaupt zu beteiligen. Am Ende einigten sich die Frauen auf einen
Tag. Sie versammelten sich in Reikjavik, der Hauptstadt, und forderten
Gleichberechtigung, bessere Entlohnung und bessere Lebensbedingungen. Sie
haben einige ihrer Forderungen auch durchgesetzt.
Mit heute verglichen waren die Zeiten damals geradezu harmlos. Dennoch war
ein kollektiver Frauenstreik möglich. Es wurde in anderen Ländern versucht,
die Erfahrung zu wiederholen, aber es gelang nicht. Denn einen Frauenstreik
zu organisieren hieße, alle Trennungen und Spaltungen zwischen den Frauen
zu überwinden, die Hausfrauen zu erreichen und diejenigen Frauen, die dem
System insgesamt zustimmen. Die praktischen Möglichkeiten, einen
Frauenstreik heute zu organisieren, sind zumal in Österreich -sehr gering.
Daher ist es wichtig, die Logik eines Frauenstreiks zunächst in die Debatte
zu bringen, und zwar überall, wo wir sind. Es muß das Fenster für diese
Idee geöffnet werden, damit etwas beginnt und weitergehen kann. Bald werden
die Zeiten kommen und für alle da sein, in denen der Frauenstreik die
einzig mögliche Antwort ist.
Ohne Frauen kein GATS und mit Frauen erst recht nicht!
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief