[E-rundbrief] Nr. 3 - Dezember 2001 Teil b Artikel und weitere Informationstexte- Begegnungszentrum

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Sa Dez 8 12:25:35 CET 2001


Dies ist Teil b des e-Rundbrief Nr. 3 :  Dezember 2001:  Artikel und 
weitere Informationstexte.

*  Teil a:   Inhalt und Allgemeines
*  Teil b:  Artikel und weitere Informationstexte
*  Teil c:  Buchtipps
*  Teil d:  Termine

Inhalt Teil b (Seite bezieht sich auf gedruckte Version des Rundbriefes 
Nr.103):
Seite:
1       Einleitung von Maria Reichl
2       Einleitung von Matthias Reichl
2        - Alltäglicher Terror und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen
4       Von der Lizenz zum Plündern zur Lizenz zum Töten.
5       ATTAC
9       Zitate:  > Der Krieg in Worten
11      Die Welt ist keine Ware
11      Privatisierung der Bildung
12      World Economic Forum/ WEF
12      Herbergsuche für "Global Player"
12      Agrarbündnis Österreich
13      Aufruf der  "Plattform Integration"
14      Alternative Nobelpreisträger 2001
15      Atomgefahr in Südasien
15      Faule Kompromisse um Temelin
16      Einwendungen zum Atommülllager Gundremmingen/Bayern
16      Organisatorische Änderungen
16      Sozialstaats-Volksbegehren
16      Beiträge für 2002

103. Rundbrief (4/2001) 25. Jhg.
Ende November 2001
Liebe Freunde!
Das erste Jahr der Dekade für Frieden und Gewaltfreiheit geht mit mehr 
Gewalt zu Ende als wir uns je vorstellen konnten. Dafür ist der Code-Name 
für die neue Phase des Krieges in Afghanistan - wo auch Bodentruppen 
eingesetzt werden - "Schneller Frieden" und die ehemals pazifistische 
Partei "die Grünen" in Deutschland hat mehrheitlich grünes Licht gegeben 
für die Beteiligung Deutschlands an den Kriegseinsätzen.
Ist Gewaltfreiheit out? Oder sind wir jetzt mehr denn je gefordert uns für 
Gewaltfreiheit zu engagieren? Wenn ja, wie? Die Vorträge von Maria Mies im 
November in Österreich ermutigen uns, derzeit vorallem gegen die 
Globalisierung und die Privatisierung der Wasserversorgung und anderen 
lebenswichtigen Dienstleistungen anzukämpfen (Siehe S. 11). Sehr plausibel 
erklärte sie auch den Zusammenhang zwischen globalem Freihandel und Krieg 
(Siehe S. 4 - 6))
Wie mächtig wir als Konsumenten sind - dadurch dass wir bestimmte Produkte 
kaufen oder nicht - ist vielen nicht immer bewusst. Global denken - Lokal 
handeln gilt für verschiedene Bereiche. Jeder kann in seiner Umgebung, in 
seinem Lebensbereich versuchen einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit und 
Frieden zu leisten.
Ich freue mich, dass die Organisation "Land der Menschen - Aufeinander 
Zugehen OÖ" am 10. Dezember mit dem Menschenrechtspreis 2001 des Landes 
Oberösterreich ausgezeichnet  wird. Wir kooperieren schon länger mit 
ihnen.  Vorallem mit unserer Internationalen Frauengruppe "Frauen einer 
Welt"  in Bad Ischl  arbeiten wir auch für ein besseres Zusammenleben von 
Inländern und Ausländern in Österreich, eines der Ziele von "Land der 
Menschen".
Bedingt durch die starke Porto-Erhöhung 2001 (auf das   5-fache) mussten 
wir den Versand unserer Rundbirefe heuer sehr stark reduzieren. In Salzburg 
und Bad Ischl sind wir zum Teil auf eine persönliche Verteilung 
übergegangen, was den Vorteil hat dass wir viele Freunde wieder öfter 
begegnen. Da wir aber leider nicht überall persönlich hingehen können, 
haben wir auch versucht einen e-Rundbrief herauszugeben. Dieses Jahr ist er 
mehr oder weniger in Probebetrieb gelaufen. Wenn wir diesen Bereich weiter 
ausbauen wollen, brauchen wir noch mehr Unterstützung.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns vorallem bei der Fa. Horus 
Informations Technologie GmbH (www.horus.at), wo auch unser Sohn 
mitarbeitet, für das Sponsering unserer Homepage und für die Betreuung und 
die Übernahme des technischen Aufwandes für den e-Rundbrief bedanken. Ohne 
ihre Hilfe könnten wir uns unsere Homepage, auf der wir einige grundlegende 
und längere Texte publiziert haben, gar nicht leisten. Ihr könnt von der 
Homepage aus den e-Rundbrief direkt be- oder abbestellen, ohne dass wir 
damit zusätzliche Arbeit haben. E-Rundbrief-Bezieher haben auch 
Zugriffsmöglichkeit auf das Archiv der vorigen Rundbriefe (ab Anfang 2001). 
Die neuen Rundbriefe werden sofort nach dem Versenden ins Archiv gestellt. 
Wer zu spät abonniert hat, kann den aktuellen Rundbrief noch aus dem Archiv 
runterladen, das erspart uns ein mühevolles nachsenden.
Da wir mit dem e- Rundbrief wohl Papier und Porto sparen, aber der Aufwand 
für die Zusammenstellung der Informationen sehr groß ist, müssen wir euch 
trotzdem bitten - wenn ihr wollt, dass wir die Arbeit fortsetzen - uns 
regelmäßig einen Kostenbeitrag zu überweisen. Wir danken allen, die für 
heuer schon einen Beitrag geleistet haben und hoffen auf eure weitere 
Unterstützung.
Ich wünsche euch einen guten Jahresausklang, einen guten Rutsch ins neue 
Jahr und vorallem Frieden, Kraft und Freude.
Maria Reichl

Anfang Dezember 2001
Liebe Freunde,
wieder einmal bemühe ich mich, knapp vor einer Reise noch den letzten 
Rundbrief in diesem Jahr fertig zu redigieren. Ab 5.12. werde ich mich für 
zehn Tage in Brüssel um europäische und globale politische Probleme 
kümmern. Während sich wieder einmal auf einem der Gipfel die EU-Größen ihre 
geistigen Blößen, ihr Leck im Intellekt mit großem Aufwand zudecken, geht 
es bei den Basisleuten darum, Schwächen und Probleme der Systeme (auch die 
eigenen) aufzudecken und gemeinsam zu bewältigen.
Auch wenn es wieder nach alten Rezepten - Diskussionen in Sälen und 
Aufmärsche auf den Straßen - ablaufen wird, nach dem 11. September haben 
sich die schon lange vorher sichtbaren warnenden Vorzeichen zur Bedrohung 
verdichtet. Die Verteidiger und Expandierer der Konsumgesellschaft, die 
sich davor fürchten, daß ihre "überentwickelten" Konstruktionen (wie sie 
Leopold Kohr nannte) in Dominoeffekten in einem Chaos, im KO(nkurs) 
versinken, klammern sich an Zauberformeln wie WTO, GATS, TRIPS, IMF, WB, 
EU, USA usw. Nach und nach gehen diese glänzenden Fassaden in Schall und 
Rauch auf - oder unter.
Weiter zu Basisbewegungen in Brüssel, in denen wir uns mit der 
"Ernährungssicherung" (mit Vandana Shiva) durchbeissen, mit den "Freunden 
der Erde" über die "globalisierten Umweltzerstörungen" - oder die 
"umweltzerstörenden Globalisierer" und deren verlogene (Öko)Logik. 
Aktivisten aus der "Dritten Welt" sind dabei, die ihnen seit Jahrhunderten 
anerzogene Rolle als Bettler um "Schuldenerlaß" abzuschütteln und den 
sparsamen Geschenkgebern ihre (soziale und ökologische) Schuldenrechnung zu 
servieren. Das alles mündet in einem Strategieaustausch der 
Globalisierungskritiker "Von   Seattle nach Brüssel (und nach Doha)" und 
schließlich in einer - hoffentlich gewaltfreien - Demonstration zum 
EU-Gipfel. (Details dazu anschließend in "Alltäglicher Terror...", in den 
"Terminen" auf Seite 10 und den folgenden Texten.) Was und wer ist "der 
Gipfel der Frechheit"? (Etwa auch das WEF, das von Davos nach Manhattan 
abwandert, aber weiter einen Fuß in Salzburg hat? - siehe Seite 12!)
Auf der Rückreise werde ich noch die Maria Mies treffen, die zurzeit auf 
Einladung der japanischen Konsumentenorganisation Seikatsu deren 
Überlebensstrategien recherchiert. Ihre Vorträge und ermutigenden 
Diskussionen in Wien, Salzburg und Linz haben uns und den vielen 
Mitsprechenden weiter Auftrieb gegeben. Jene, die durch die unterschiedlich 
publizierten Beginnzeiten in Salzburg verunsichert wurden, bin ich eine 
Erklärung schuldig. Als wir - zu spät - von einer zur gleichen Zeit 
geplanten Globalisierungs-Diskussion des Salzburger Friedensbüros erfuhren, 
bemühten wir uns um eine gemeinsame Veranstaltung. Wenige Tage vor dem 
Termin mußten wir feststellen, daß weder die vereinbarte Sprechzeit noch 
eine akzeptable Koordination mit den Podiumsdiskutanten möglich war. Trotz 
der nervenden Auseinandersetzung hatten wir schließlich in Robert Jungk's 
überfüllter Bibliothek eine 3-Stunden-Diskussion ganz in seinem Geiste (und 
ohne Konkurrenzveranstaltung). Jenen, die nicht dabei sein konnten, 
empfehle ich die Texte ab Seite 4 und weitere in unserer homepage 
www.begegnungszentrum.at.
In den letzten Wochen haben auch wir uns für das Sozialstaats-Volksbegehren 
(Infos im "Rundbrief" Nr. 102, Seite 11-12) engagiert. In der folgenden 
Informationsphase geht es uns auch um die Auswirkungen der Privatisierung 
und die gekürzte Unterstützung der Bildung, besonders auch der 
Erwachsenenbildung außerhalb der staatlichen Institutionen.
Unser langjähriger Seminarleiter Winfried Bergermann, der sich seit einiger 
Zeit bemüht, seine schwere Erkrankung zu überwinden, wäre gerne bereit 
entsprechend seinen Kräften ein Seminar zu Themen wie " Wege in ein 
besseres Leben" oder "Schreck lass nach! - über den Umgang mit Ängsten" zu 
gestalten. Meldet euch bei Interesse!
Mit unserem "alten" Mitarbeiter Gottfried Hochstetter hatten wir bei dem 
Versand unseres vorigen "Rundbriefes" eine kreative Diskussion über einen 
möglichen Titel für die Steirische Landesausstellung in Bad Aussee (im Jahr 
2005.) Die "Narren" (in ernster und heiterer Form) haben nicht nur uns, 
sondern auch die meisten Entscheidungsträger in der Region überzeugt. Wenn 
ihr dazu Ideen und Materialien habt - wir haben aus unserem Archiv und 
unseren Köpfen schon einiges herausgeholt - , dann schickt sie uns.
Und damit wünsche ich euch "einen guten Ruck" in ein ver-rücktes und 
spiegelgleiches Jahr 20/02
Euer Matthias Reichl

Alltäglicher Terror   und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen
Hintergrundinformationen zu meinem Kommentar "Nährboden des Terrors" im 
"Südwind Magazin", Nov. 2001.
Matthias Reichl
Nach der Betroffenheit über die Opfer von New York und Washington und dem 
Erinnern an weniger spektakuläre Bedrohungen weltweit wird erneut klar: 
Terror in jeder Form darf sich nicht ausbreiten und auszahlen. Doch wer 
zahlt dabei drauf, wer sind die Opfer - auch weitab von den Kriegsschauplätzen?
Die ersten Milliardenstützungen der US-Regierung gab es für die Börsen, 
Luftfahrtfirmen und vor allem für militärische und zivile 
"Sicherheitssysteme" - Fehlinvestitionen in Gewaltapparate. Gekürzte bzw. 
verweigerte staatliche Unterstützungen für gewaltfreie Initiativen 
(Bewegungen) schwächen deren Einfluss - und stärken deren gewaltsame Gegner.
Den gewaltfreien Widerstand können auf Dauer weder gewalttätige 
Trittbrettfahrer diskreditieren noch "Aufstandsbekämpfer" liquidieren 
(siehe Starhawks Kommentar zu Genua und New York). Während sich Friedens- 
und globalisierungskritische Bewegungen sich konsequent gegen diese 
Mitläufer wehren, kalkulieren Terroristen diese in ihrem Schatten 
agierenden - darunter wahrscheinlich auch Rechtsradikale mit konträren 
Ideologien - als zusätzliches destabilisierendes Potential mit ihren 
Ablenkungsmanövern  ein (z.B. die Anschläge mit Erregern des Milzbrandes/ 
Anthrax und die ausgelöste Hysterie). Um staatliche Institutionen aber auch 
Privatpersonen aus Wut und Verzweiflung (über Ungerechtigkeiten...) zu 
bedrohen, aus sadistischer Schadenfreude oder einfach aus sinnlosen 
Impulsen aus der Spaßgesellschaft. Es gibt wahrscheinlich noch weitere 
Motive... Bei der Wahl in Argentinien gab es nicht nur viele 
Ungültigwähler, sondern auch welche, die noch ein weißes Pulver (Salz, 
Mehl...) sowie ein Bild von Bin Laden beilegten. Ist das "nur" ein 
politischer Protest gegen die unsoziale Sparpolitik oder eben eines der 
oben angeführten obskuren Protestmittel? (Geraten in der Hysterie nun auch 
pauschal alle Weihnachtspakete in Verdacht, die mit Staubzucker bestreute 
Vanillekipferl, Kekse und Kuchen enthalten?)
Selbstkritisch müssen Friedensinitiativen eingestehen, daß sie mit ihren 
gewaltfreien Aktionsmethoden der personalen und strukturellen Gewalt durch 
Terrorismus und internationale (Wirtschafts-) Kriminalität nicht 
ausreichend Widerstand leisten können.
Verarmte Menschen - nicht nur in (Nach)Kriegsregionen - sind zunehmend 
gezwungen, in der (klein)kriminellen Grauzone unter Selbstausbeutung ihr 
Überleben zu organisieren, erpressbar durch kriminelle Syndikate und 
Parteien. Konferenzen, Demonstrationen und Appelle reichen nicht aus. 
Gewaltfreier Widerstand gegen und Verweigerung der Zusammenarbeit (auch mit 
ungerechten Institutionen) ist gefordert. Doch das Vertrauen in die 
Bekehrung der strukturellen Gewalttäter allein durch Dialog, Appelle und 
vorgelebte Alternativen wurde zu oft enttäuscht (Noam Chomsky und Dorothee 
Sölle)
Werden mit dem modernisierten Arsenal von Abschreckungsstrategien aus dem 
"Kalten Krieg" gewaltfreie Proteste im Keim erstickt?
USA = Amerika: Eine medial totgesagte Solidarität und Zusammenarbeit wird 
von Militärs und Politikern für ihre Ziele wiedererweckt. Die US-Regierung 
okkupiert den Begriff "Amerika" für sich: "Angriff auf Amerika", "America 
strikes back (CNN-Slogan, 7.10.)", "das offizielle Amerika", "amerikanische 
Außenpolitik", "90% der Amerikaner befürworten die Militärschläge gegen 
Afghanistan und stehen hinter Bush", Kritiker werden des 
"Antiamerikanismus" bezichtigt usw.
Die "restlichen Amerikaner" von Chile bis Kanada geraten dabei in 
Sippenhaft ( Eduardo Galeano). Jahrhundertelange Unterdrückung und Terror 
durch - von US-Behörden und Institutionen ausgebildete und finanzierte 
(Para)Militärs und zivile Todeskommandos - werden verdrängt. Ihre 
jahrhundertelangen Leiden werden ignoriert (Johan Galtung im "Rundbrief" 
Nr. 102, S. 15/16). CIA-Agenten bzw. angeheuerten Kriminellen wird per 
US-Kongress-Beschluss erlaubt, im Ausland lautlos Gegner zu ermorden - ohne 
vorangegangenes Gerichtsverfahren und Verteidigung (Augusto Boal zitiert 
die New York Times). Wird es einen Kuhhandel der US-Regierung mit der UNO 
geben: die Bezahlung der Beitragsschulden gegen einen Freibrief für - 
territoriell und kategoriell - unbeschränkte weltweite Militäraktionen 
gegen Terroristen und Oppositionelle?
So startete die US-Regierung wieder einen Geldregen und politischen 
Ablaßhandel für dubiose, verbündete Regime und Geheimdienste während in den 
"Hinterhöfen" der Großmächte die Bevölkerung weiter ausgebeutet und 
unterdrückt wird. Die - auch in unserem Land - unter den Kürzungen von 
Entwicklungs-, Sozial-, Bildungs- und Umweltinvestitionen leidenden 
Menschen werden erneut Opfer von "Kollateralschäden" dieser Politik.
Für Kriegsopfer in Afghanistan gibt es kaum brauchbare Nahrungsmittel und 
Medikamente - weggeworfen bei "militärisch-humanitären" Flügen von 
US-Militärs in vermintes Gelände (Maude Barlow).
Mehr als nur Kriegsrhetorik - die Globalisierungskritiker wurden schon 
längst von Wirtschaftskriegsstrategen anvisiert. "Low intensity warfare" 
gegen uns (erklärte uns Vandana Shiva in Prag am 27.9.2000), inklusive 
verdeckter Aktionen von Gewalt provozierenden Agenten und auch 
Killerkommandos, breiten sich aus. Bedingt durch die Weigerung, sich wie 
Terroristen konspirativ zu organisieren, geraten viele Gewaltfreie zwischen 
die Fronten. Kapituliert die offene, ethisch begründete Haltung kritischer 
Bürger vor den laufend angepassten und verschärften Strategien der 
Verteidiger einer profitmaximierenden Wirtschaft und Politik? Wem nützt es 
und wen bedroht es, wenn im vorauseilenden Gehorsam auch bei uns der 
Überwachungsstaat ausgedehnt wird und Grundrechte ausgehöhlt werden?
Internationale Netzwerke organisieren den gewaltfreien Widerstand: "Jubilee 
South" fordert den sofortigen Stopp der Schuldenrückzahlung. "Ecological 
Debt" geht einige Schritte weiter und fordert die Kompensation für soziale 
und ökologische Schäden als Folge der Ausbeutung durch den "reichen 
Norden". Neuestes Beispiel: die Forderung bei der UN-Konferenz gegen 
Rassismus (Durban 2001) als ersten Schritt zur Kompensation für 
jahrhundertelange Sklavenarbeit. Am 8.12. 2001 werden Aktivisten aus diesen 
Bewegungen in Brüssel auf Einladung der CADTM (siehe "Termine") dazu beraten.
Die Wirtschaftsmanager und -politiker trafen sich vom 9. - 13.11. 2001 in 
Doha (Qatar am Persischen Golf) zum Gipfeltreffen der 
Welthandelsorganisation WTO. Ein Abbau von Handelshemmnissen und deren 
Liberalisierung als Waffe gegen Terrorismus (Forderung des 
US-Chefdelegierten Zoellick bei der WTO) erzwingt eine weitere Reduzierung 
von mühsam erkämpften ökonomischen, sozialen und ökologischen 
Regulierungssystemen. Die GATS-Vereinbarungen zu "Handel und 
Dienstleistungen" zerstören durch eine Privatisierung die Grundversorgung, 
bei TRIPS wird die Vermarktung von geistigem Eigentum sowie des Genpool von 
Menschen und Ökosystem irreversible Weichenstellungen und Schäden anrichten 
- mit zusätzlichen Millionen Toten. Die von Bush's Regierung verweigerten 
Klimaschutzmaßnahmen - auch vor kurzem bei der Konferenz in Marrakesch - 
haben in den kommenden Jahren u.a. für immer überflutete Inseln und 
Küstenregionen zur Folge. Ganze Staaten und Völker werden damit 
ausgelöscht. Als erste werden ab 2002 die 11.000 Bewohner des pazifischen 
Inselstaates Tuvalu nach Neuseeland evakuiert.
Zivilsationskritik an der Verschwendung endlicher Ressourcen ist nicht neu:
Schlacht um die Märkte, Eroberungszüge, feindliche Übernahmen von Firmen, 
Terror der Ökonomie (Viviane Forrester), an maximalem Profit orientierter 
Konsumterror, eine profitdominierte Privatisierung, welche die 
Grundversorgung gefährdet, die Vermarktung der Genressourcen von Mensch und 
Umwelt usw.
Gewaltfreie Muslime und Globalisierungskritiker kritisieren deshalb 
gemeinsam unsoziale, korrupte Regierungen und Eliten und fordern deren 
Ablösung durch verantwortungsbewußte dezentralisierte Führungsstrukturen.
Die weltweite Verbreitung des Konsumterrors einer neoliberalen 
"Zivilisation" verursacht durch seinen biologisch-chemischen Krieg gegen 
die Konsumenten in deren biologischen Kulturen eine unaufhaltsame 
Umweltzerstörung. Ein Sieg dieser mit aller Gewalt durchgesetzten 
"Zivilisation" bedeutet den schrittweisen Genozid und Ökozid.
Zerbrechende Statussymbole: Abgesehen von der "furchtbaren Zerstörung von 
menschlichem Leben" gebe es zu denken, meint Hildegard Goss-Mayr: "Sie 
haben zwei neuralgische Zentren der gegenwärtigen Weltpolitik und 
Weltwirtschaft getroffen." Das Welthandelszentrum sei "auch ein Turm zu 
Babel". Die gesamte Weltwirtschaft sei "auf Profit ausgerichtet und nicht 
in erster Linie auf das Wohl der Menschen". Den Preis bezahle die "Dritte 
Welt" und "immer mehr auch Leute im Westen". Und das Pentagon, das zweite 
Ziel, stehe für "die militärische Macht, mit der dieses Wirtschaftskonzept 
verteidigt wird"... (aus "Sonntagsblatt", Graz v. 23.9.2001)
Überdimensionierte Konstruktionen sind anfälliger für  Naturkatastrophen, 
Chaos und technische Störungen (von innen und aussen), ziehen aber auch 
Terroristen an. Dominoeffekte breiten sich unkalkulierbar aus und stellen 
die vorherrschenden überentwickelten Systeme wirksamer infrage als es 
unsere vernünftigen Argumente bisher konnten. Das zeigen u.a. das World 
Social Forums (in Porto Alegre im Jänner 2001) und schon vor Jahrzehnten 
u.a. auch die Österreicher Günther Anders, Robert Jungk und Leopold Kohr auf.
Es gibt noch Räume für alternatives Handeln, doch sie verringern sich 
rapide. Dies ist zwar Anlaß für Skepsis, aber nicht für Resignation und 
Kapitulation.
Matthias Reichl (17.10./ 25.11.2001)
Die zusätzlich erwähnten Texte von Autoren findet ihr auf unserer homepage: 
http://www.begegnungszentrum.at und in den "Buchtipps" unseres "Rundbriefes"
Im "Südwind Magazin", Nov. 2001, findet ihr auf Seite 8 eine 
Gegenüberstellung der Argumente von Benita Ferrero-Waldner (Außenministerin 
Österreichs) und von mir, sowie weitere Texte zu "Globaler Widerstand - die 
neue Internationale". Erhältlich um öS 50,-/ EUR 3,60 bei: Südwind, 
Laudong. 40, A-1080 Wien, e-mail: suedwind.verwaltung at oneworld.at, 
www.oneworld.at/suedwind.magazin)

Von der Lizenz zum Plündern zur Lizenz zum Töten.
Der Zusammenhang zwischen Globalem Freihandel und Krieg
Maria Mies
Vom 9.-13. November treffen sich die Wirtschaftsminister der 142 
Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation (WTO) in Doha (Katar) im 
Persischen Golf, um über eine weitere Runde der Liberalisierung des 
Welthandels zu beraten.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass sich die WTO, die bei ihrem letzten 
Gipfeltreffen 1999 in Seattle (USA) ein Fiasko erlebte, sich nun 
ausgerechnet auf der Halbinsel Katar im Persischen Golf treffen will, aus 
Angst vor Protesten der Zivilgesellschaft. Wahrscheinlich fühlen sie sich 
sicherer dort, wo von amerikanischen Flugzeugträgern täglich Hunderte von 
Bombeneinsätzen gegen das geschundene Land Afghanistan geflogen werden. 
Wirtschaftsverhandlungen im Schatten von Bombern und Kampfhubschraubern. 
Der Krieg gegen den "weltweiten Terrorismus", der Kampf um die Erweiterung 
des globalen Freihandels, die Unterdrückung demokratischen Widerstandes 
gehören offenbar zusammen.
Seit Seattle ist dieser Widerstand zahlenmäßig und qualitativ weltweit 
gewachsen. Es gibt kein Gipfeltreffen der "global players" oder der 
unheiligen Trinität (wie ich sie nenne) Weltbank, IWF und WTO mehr, das 
nicht empfindlich gestört würde von einer wachsenden Zahl von Menschen, die 
den Glauben an die Versprechungen des konzerngesteuerten, globalen 
Freihandels verloren haben, die nicht wollen, dass die Welt zu einer Ware 
gemacht wird, dass der Profit wichtiger ist als die Umwelt und die Menschen.
Diese Versprechungen sind: Globaler Freihandel schafft Wachstum. Wachstum 
schafft Arbeitsplätze und Wohlstand für alle. Das ist die Voraussetzung für 
Gleichheit, Freiheit und Demokratie.
Wogegen richtet sich die GLOBALISIERUNG VON UNTEN (Mies 2001)?
Sie richtet sich zunächst gegen die Zerstörung demokratischer Strukturen, 
im eigenen Land und überall auf der Welt. Demokratie und globaler 
Freihandel sind wie Feuer und Wasser, sagte John Gray, ehemaliger Berater 
von Margaret Thatcher. Globaler Freihandel kann nur funktionieren, wenn er 
immunisiert wird gegen die Störungen durch demokratische Wahlvorgänge.
Ferner haben vor allem die Menschen im Süden festgestellt, dass die 
Versprechungen der Freihändler Betrug sind. Seit der Einführung der 
neoliberalen "Wirtschaftsreformen" (um  1990) ist nach den Berichten von 
UNO-Organisationen die Ungleichheit zwischen den Ländern und innerhalb der 
Länder größer geworden. Selbst die Weltbank gibt das zu. In den Ländern des 
Südens haben diese "Reformen" zu mehr Armut, mehr Hunger, mehr 
Arbeitslosigkeit, zu wirtschaftlicher Stagnation, mehr Krankheiten, mehr 
Analphabetentum geführt. Auch in den Ländern des Nordens gibt es heute mehr 
Arme als vor zehn Jahren.
Außerdem führt diese Politik zu größerer Rücksichtslosigkeit gegenüber der 
Umwelt. Vor allem die USA ignorieren internationale Umweltabkommen (s. 
Kyoto-Protokoll). Wichtig ist nur Wachstum und Sieg im internationalen 
Konkurrenzkampf.
Neben diesen negativen Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung wird 
zunehmend klar, dass die LIZENZ ZUM PLÜNDERN (Mies/v. Werlhof 1998) quasi 
notwendigerweise auch zur LIZENZ ZUM TÖTEN führt.
Die neoliberale Politik von WTO, IWF und Weltbank hat mit ihren 
Strukturanpassungsprogrammen überall im Süden zu Verarmung, Terror, 
Bürgerkrieg, Vertreibung und Flüchtlingselend geführt (Beispiele Mosambik, 
Burundi, u. a.) In Jugoslawien haben wir das selbe Muster auch in Europa 
erlebt. Die dann aufbrechenden Kriege zwischen Volksgruppen, die vorher 
relativ friedlich neben-miteinander gelebt haben, werden zu seit jeher 
bestehenden ethnischen/religiösen/kulturellen Todfeindschaften erklärt, die 
nur noch durch "humanitäre Intervention" d. h. Krieg durch die 
"zivilisierte Weltgemeinschaft" befriedet werden können. Im 
Afghanistan-Krieg erleben wir das selbe Muster wieder. Hier ist es sogar 
ein Krieg der "zivilisierten Welt" gegen die "Barbarei", vor allem des Islam.
Was die mit diesen neuen Kriegen einhergehende Kriegspropaganda 
systematisch verschweigt, sind die mit diesen neuen Kriegen einhergehenden 
ökonomischen Interessen der westlichen Länder. Nach dem Golfkrieg von 1991 
schrieb die amerikanische Ökonomin Hazel Henderson "Krieg ist gut für die 
Wirtschaft". Krieg schaffe Arbeitsplätze. Der Golfkrieg habe die 
US-amerikanische Wirtschaft aus der Rezession der achtziger Jahre gezogen.
Die Wirtschaften der "Freien Welt" USA, EU, Kanada, Japan, stecken alle in 
einer tiefen Wirtschaftskrise, die der von 1929 ähnelt. Trotz aller 
Freihändlerei müssen die Wachstumsraten überall drastisch nach unten 
korrigiert werden. Solange der Kapitalismus existiert, hat er seine 
Wirtschaftskrisen durch Kriege zu lösen versucht.
Am 29. 10. konnte man in der "Frankfurter Rundschau" lesen, das Pentagon 
habe den "größten Rüstungsauftrag aller Zeiten" an den Rüstungskonzern 
Lockheed Martin erteilt: 200 Milliarden US Dollar für den Bau von 3000 
Superkampfjets. Dieser Auftrag soll 30 Jahre dauern. Die FR jubelte: "In 
Nordtexas knallten die Sektpfropfen." Die Milliarden bedeuteten 
Arbeitsplätze, Kaufkraft und Prosperität, nicht nur für Kalifornien sondern 
für die USA als ganzes. Ich verstehe jetzt, warum Bush und seine Vasallen 
einen "langandauernden Krieg" brauchen. Krieg ist gut für die (westliche) 
Wirtschaft.
Diese neuen "entstaatlichten Kriege" (O-Ton Otto Schily, deutscher 
Innenminister) sind die notwendige Folge der globalisierten Wirtschaft. Das 
ist bereits nachzulesen in der nach dem Kosovo-Krieg (1999) verabschiedeten 
neuen NATO-Strategie. Dort ist zu lesen, dass es in der globalisierten Welt 
um andere Kriegsziele gehen müsse als noch während der 
West-Ost-Konfrontation. Diese sind u. a. die VERSORGUNGSSICHERHEIT der 
NATO-Staaten und die VERTEIDIGUNG WESTLICHER WERTE gegen 
fundamentalistische Strömungen. Der fundamentalistische Islam wird schon 
als Feind genannt. In dem Weizsäcker-Papier der Bundeswehr werden auch 
schon die nächsten Konfliktherde genannt: die Golfregion, das Gebiet um das 
Kaspische Meer, die GUS-Staaten, Nordafrika (Neuber 2000). Alles Gebiete, 
an denen unsere "Versorgungssicherheit" hängt: unsere Ölversorgung.
Und was haben die WTO-Verhandlungen in Katar mit diesem neuen Krieg gegen 
den Terrorismus zu tun?
Maude Barlow, Direktorin des Council of Canadians, schreibt, dass die USA 
auf die Anti-Terrorismus-Koalition setzt, um auch ihre Agenda in der WTO 
durchzusetzen. Der US-Minister für Handel, Robert Zoellick, setzt die 
Unterstützung des globalen Freihandels und den Kampf gegen den Terrorismus 
auf die gleiche Stufe. Er erklärte, dass "der globale Freihandel die Werte 
fördert, die den Kern dieses langandauernden Kampfes ausmachen".  Die USA 
dürften nicht von ihrer "globalen Verantwortung" zurücktreten. Das bedeute 
die Verteidigung des Freihandels gegen die terroristische Bedrohung und 
gegen die Opponenten gegen die Globalisierung (Barlow, Globe and Mail, 10 
Oktober 01).
Aus dieser neuen Orientierung erfolgte Ende Oktober eine neue Agenda für 
die Verhandlungen in Katar. Die USA haben, entsprechend ihrer Anti-Terror 
Allianz mit den Europäern, eine neue vereinigte Front mit der EU 
geschmiedet. Sie haben die Differenzen mit den Europäern auf die Seite 
geschoben (Landwirtschaft taucht daher in der Agenda nicht mehr auf). Sie 
versuchen, die Länder des Südens einzeln durch Geldangebote, 
Schuldenstreichungsversprechen, Aufhebung von Wirtschaftssanktionen 
(Pakistan), aus der Allianz der Länder des Südens herauszubrechen. Von 142 
WTO-Mitgliedern sind 100 Länder des Südens. Diese Länder waren bislang 
strikt gegen eine neue "Runde". Sie verlangen, dass erst einmal die 
Ergebnisse der bisherigen Freihandelsabkommen untersucht werden, ehe eine 
neue Liberalisierungsrunde beginnen dürfe. Die US-Amerikaner argumentieren 
nun, wer sich der Allianz des "freien Westens" widersetze, stärke damit das 
Lager der Terroristen. Der deutsche Verteidigungsminister Herr Scharping 
sprach in seiner Pressekonferenz vom 6.11.01 sogar von einer neuen 
Frontlinie, auf der einen Seite die USA, Europa und auch Russland (der 
"freie Westen") und auf der anderen die Länder des Südens.
Um diese Front wird es auch bei den WTO Verhandlungen in Katar gehen.
Maria Mies  - Anfang November 2001
Buchtipp:
Maria Mies: Globalisierung von unten. 2001 Rotbuch Verlag, öS 190,-


ATTAC
NACH DEM KONGRESS VOM 19.- 21. OKTOBER 2001 in BERLIN
" So sieht Siegen aus" schrieb Maude Barlow aus Kanada nach dem 
Weltsozialforum in Porto Allegre im Januar 2001. Dieser Satz ging mir durch 
den Kopf als ich am 21.10. von Berlin nach Köln zurückfuhr.
Für die 2500 oder mehr, die sich an diesem Wochenende in der TU Berlin 
versammelt hatten, war klar geworden, dass dieser Kongress den "Aufbruch 
einer neuen politischen Kraft ins 21. Jahrhundert" auch in Deutschland 
darstellte, wie Susan George es bei ihrer Schlussansprache ausdrückte. Es 
war auch klar geworden, dass diese internationale Bewegung sich nicht durch 
die Kriminalisierungs- und Einschüchterungsversuche der Regierungen, 
besonders nach dem 11.September, bremsen lassen wird. "Wir sind in der 
Offensive" sagten mehrere RednerInnen.
Ich brauche nicht zu betonen, dass der Berliner Attac-Kongress ein 
Riesenerfolg war. Dass der Dissens zur herrschenden, neoliberalen 
Globalisierung hier endlich auch in Deutschland seinen adäquaten 
politischen Ausdruck fand. Dass sich unter dem Logo von Attac nicht nur die 
zusammenfinden, die eine Kontrolle des wildgewordenen, transnationalen 
Finanzverkehrs fordern, sondern eine Vielzahl von Jungen und Älteren, 
Initiativen und Organisationen, die nach einer echten Alternative zur 
herrschenden Politik und Wirtschaft suchen. Die riesige Zahl, die vollen 
Workshops und die Begeisterung darüber, dass endlich ausgesprochen wurde, 
was viele seit langem denken, war Ausdruck dafür, dass dieses 
patriarchalisch-kapitalistische System, besonders in seiner heutigen 
neoliberalen Variante, seine Legitimation verloren hat, dass es bankrott ist.
Wenn wir den Schwung dieses historischen Moments nicht wieder verlieren und 
verzetteln wollen, müssen wir die Erkenntnisse dieses Kongresses festhalten 
und konsolidieren. Im folgenden habe ich die Erkenntnisse aufgeschrieben, 
hinter die wir, meiner Meinung nach, nach dem Berliner Kongress nicht mehr 
zurückgehen können.
WAS IST ATTAC UND WAS IST ES NICHT?
Bernard Cassen, Joao Batista de Oliveira, Jean Ziegler, Susan George und 
andere betonten, dass ATTAC eine internationale Bewegung, ein Prozess ist.
Damit ist gleichzeitig gesagt, dass Attac nicht eine NRO ist, deren Ziel 
lediglich Lobbyarbeit bei den Herrschenden ist.
Attac ist auch keine Partei.
Attac ist keine Gewerkschaft.
Attac Frankreich hat festgelegt (so erfuhr ich auf der Sommeruni von Attac 
im August in Arles) dass Mitglieder von Parteien und Gewerkschaften bei 
Attac willkommen sind. Doch kann sich Attac weder auf die Interessens- und 
Machtpolitik von einzelnen Parteien und/oder Gewerkschaften reduzieren oder 
sich für diese instrumentalisieren lassen.
Attac hat sich gegründet zur Kontrolle der riesigen, um den Globus 
vagabundierenden Finanzströme. Erstes, unmittelbares Ziel war/ist die 
Einfuhr der Tobinsteuer, Austrocknung von Steueroasen, Kontrolle von 
Geldwäsche u.ä. In Berlin wurde jedoch klar, dass die neoliberale 
konzerngesteuerte Globalisierung als solche angegriffen werden muss. Diese 
schafft weltweit mehr Ungleichheit, mehr soziale Ungerechtigkeit, mehr 
Umwelt- und Artenvernichtung, mehr Armut und Elend als jedes andere System 
zuvor. Vor allem zerstört dieses System die Grundlagen dessen, was wir 
unter Demokratie verstehen und führt darüberhinaus, wie wir gerade erleben, 
zu immer neuen "staatenlosen Kriegen" (Schily) nach aussen und mehr 
Repression im Inneren. Sie sind die notwendige Folge der neoliberalen 
Globalisierung.
Attac ist also eine offene, internationale Bewegung, die vielfältige Themen 
und Interessen bündelt (Umwelt, Arbeit, Geschlechterfragen, Landwirtschaft 
und Verbraucherfragen, "Dritte Welt", Demokratie, Kultur, Spiritualität 
usw.). Wegen dieser internationalen Vielfalt kann Attac nur DEZENTRAL, 
BASISDEMOKRATISCH und PLURAL funktionieren. Es gibt kein Zentralbüro. Die 
verschiedenen Orts- und Mitgliedergruppen bestimmen, was Attac ist.
ZIELE VON ATTAC:
Bernard CASSEN betonte, dass Attac neben dem Nahziel Tobin-Steuer - drei 
Hauptziele habe:
"Education Populaire"
Ich übersetze das mit ökonomischer und politischer Alphabetisierung. Denn 
die ist, wie wir seit dem MAI, den diversen Freihandelsabkommen der WTO 
(GATS,TRIPs, AoA , Auswirkungen der Politik von Weltbank/IWF usw.) 
dringendst erforderlich. In Deutschland wissen die BürgerInnen bis heute 
kaum, wer die Akteure dieses globalisierten Freihandels sind und welche 
internationalen Institutionen ihr unmittelbares Leben bestimmen.
Zur "education populaire" führt Attac Frankreich jährlich u.a. eine grosse 
Sommeruni durch. Das Ergebnis dieser Arbeit ist, dass viele Menschen in 
Frankreich jetzt Bescheid wissen über das Funktionieren der internationalen 
Finanzmärkte und über WTO etc. und dass sie gegen diese Politik protestieren.
Direkte Aktionen:
Protestdemos, Kundgebungen, Teach-Ins, Gegengipfel usw.
Da die Mainstream-Medien die internationale Bewegung gegen die neoliberale 
Globalisierung ignorieren und zunehmend kriminalisieren  besonders nach dem 
11. September  ist der einzig richtige Weg, so Cassen u.a, weiter in die 
Offensive zu gehen "Wir werden weiter auf der Strasse präsent sein. Das ist 
unser Grundrecht" war einhellige Meinung in Berlin.
Förderung und Entwicklung neuer Perspektiven
Attac bietet einen internationalen Raum, wo über tatsächliche Alternativen 
zum herrschenden System nachgedacht und diskutiert werden kann. Diese 
Diskussionen beschränken sich nicht auf die Reform des Status Quo, sondern 
suchen nach einer wirklichen Transformation unserer grundlegenden 
ökonomischen und politischen Verhältnisse. Das Motto für diese 
theoretischen und praktischen Arbeiten ist: EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH! 
(Porto Allegre)
  WAS/WER FEHLT z. Zt. IN DER DEUTSCHEN ATTAC BEWEGUNG?
Die Frauenbewegung und die Frauenperspektiven. Diesen Mangel haben wir in 
Berlin durch die Gründung des "FRAUENNETZWERK IN ATTAC: FRAUEN UND 
GLOBALISIERUNG" zu beheben versucht. Uns war wesentlich, dass diese 
Initiative nicht wieder im Sinne bekannter und gescheiterter Quotierungs- 
und Gleichstellungspolitik missverstanden wird. Uns geht es um die 
Überwindung patriarchalisch-kapitalistischer Verhältnisse als Grundlage 
ALLER ausbeuterischen und unterdrückerischen Herrschaftsverhältnisse, 
insbesondere in der neoliberalen Globalisierung. These: Ohne 
Frauenausbeutung keine Globalisierung.
Die sogenannte "Dritte Welt". Zwar hat Joao Batista de Oliveira, Mitglied 
der Landlosenbewegung MST in Brasilien und Mitglied von "Via Campasina" auf 
dem Kongress diese "Dritte Welt" als Teil der neuen internationalen 
Bewegung repräsentiert. Ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass diese 
"Dritte Welt", die sich ja auch bei uns befindet (MigrantInnen, 
AsylantInnen, Menschen aus dem Süden) personell in unseren 
Attac-Zusammenhängen in Deutschland sehr präsent sind. Noch ist es das 
Wissen über die Widerstandsbewegungen gegen die Globalisierung in diesen 
Ländern. Dieses Wissen zu verbreiten wäre m.E. Aufgabe der "education 
populaire" von Attac.
Oppositionelle Bauern
Es war richtig, Vertreter der Gewerkschaften und der Umweltbewegung zu 
diesem Kongress einzuladen. (Obwohl diese Organisationen in Deutschland ja 
nun wirklich nicht die Speerspitze des Kampfes gegen die herrschende 
neoliberale Politik der Globalisierung darstellen) Doch dass es auch in 
Deutschland eine Organisation oppositioneller Bauern gibt, die 
"Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft" (ABL), die auch Mitglied 
der internationalen Bauernopposition VIA CAMPESINA ist, war/ist den 
Organisatoren von Attac wahrscheinlich kaum bekannt. Oder sie erachten 
Bauern als für nicht relevant in dieser internationalen Protestbewegung. 
Dabei ist, wie Via Campesina in Seattle betonte, die Produktion von guter 
Nahrung für die eigenen Leute und nicht für einen anonymen Weltmarkt heute 
die revolutionärste Politik. Der französische Kleinbauer José Bové und die 
"Confederation Paysanne" sind in Frankreich eine ganz wesentliche Kraft in 
Attac. Die VIA CAMPESINA stellt ein weltweites Bündnis von Bauern,quer 
durch alle Kontinente und Länder dar, die demonstrieren, dass die 
Grundinteressen von Erzeugern und Verbrauchern überall gleich sind. Deshalb 
fordert die VC, dass Bereiche wie Wasser, Nahrung, Intellektuelles 
Eigentum, Gesundheit, Bildung nicht der WTO und dem neoliberalen globalen 
Freihandel überlassen werden dürfen. Vor allem soll das Agrarabkommen AoA 
raus aus der WTO.
M.E. gehören die oppositionellen Bauern in Deutschland auch in die 
Attac-Bewegung.
Wir sollten in der Attac-Bewegung Deutschland m.E. nicht hinter diese 
Erkenntnisse zurückgehen.
GLOBALISIEREN WIR DEN WIDERSTAND! GLOBALISIEREN WIR DIE HOFFNUNG! (Via 
Campesina)
Maria Mies, Köln, 25.Oktober 2001

Zitate:   > Der Krieg in Worten
Ein schreckliches Verbrechen, seine Hauptopfer waren wie üblich die 
Arbeiter. Ein Geschenk für die eingefleischte und patriotisch tümelnde 
Rechte (Noam Chomsky).
Ich zeige mit dem Finger auf sie! Es sind die Heiden, die 
Abtreibungsfreunde, die Feministinnen, die Schwulen, die Lesben und die von 
der Bürgerrechtsvereinigung... (Jerry Falwell, evangelistischer 
Fernsehprediger, Schuldige auflistend).
Tausende Personen glaubten, im Rauch eine greuliche Gestalt ausmachen zu 
können. Etwas, was dem Angesicht Satans ähnelte, mit seinem Bart, seinen 
Hörnern und einem schrecklichen, bedrohenden Ausdruck (John Gibson in Fox 
News, als er ein Bild der brennenden Türme kommentierte).
Kreuzzug (Name, den die Präsidenten Bush und Berlusconi dem neuen Krieg 
gaben, bis irgendein Historiker ihnen erzählte, dass die Christen nach acht 
Kreuzzügen von den Muselmanen geschlagen wurden).
Wer nicht mit uns ist, ist mit den Terroristen... Gott ist nicht neutral 
(Präsident George W. Bush).
Bitte, meine Herren, halten Sie Gott aus dieser Geschichte heraus (John Le 
Carré).
Alle unsere Arbeiter machen Überstunden, aber wir kommen nicht nach (Der 
Leiter der chinesischen Fabrik Mei Li Hua Flags in Shanghai, die US-Flaggen 
produziert).
Die Raketen sind so blind wie die Terroristen (Eine afghanische 
Flüchtlingsfrau über die andauernden Irrtümer der intelligenten Raketen, 
die sich im Krieg gegen das Rote Kreuz zu befinden scheinen).
*Zusammengestellt von Eduardo Galeano,* *übersetzt und übermittelt von 
Poonal, 16.11.01 / gekürzt *  Quelle: http://www.npla.de/poonal/aktuell.html

Die Welt ist keine Ware
Tagung von ATTAC-Österreich in Linz
Inspiriert und motiviert durch das Einleitungsreferat von Maria Mies (siehe 
auch S. 4 - 6) und die weiteren Beiträge - auch aus den Bereichen GATS, 
Landwirtschaft, soziale Menschenrechte usw. - hat sich am 10.11. auch 
ATTAC-Österreich weit über das bisher dominierende Thema "Regelung und 
Besteuerung der Finanzmärkte" hinaus mit den aktuellen Bedrohungen 
beschäftigt. Überschattet wurde das Treffen durch die sich abzeichnenden 
bedrohlichen Ergebnisse der WTO-Gipfels in Doha (Qatar), aber auch durch 
den benachbarten Krieg. Tagungsdokumentation dazu: http://www.attac-austria.org
GATS - Privatisierung von Dienstleistungen
Ab 31.1.2002 beginnt eine GATS-Verhandlungsrunde der WTO mit dem Ziel, den 
Sektor (öffentlicher) Dienstleistungen für alle WTO-Mitgliedsländer für den 
internationalen Wettbewerb zu öffnen. Dies wurde von einem großen 
internationalen Zusammenschluß von Interessenten gefordert, deren Ziel eine 
Privatisierung und/ oder Entnationalisierung von Dienstleistungsbereichen 
ist - wie z.B.: Bildung, Gesundheit, Sozialversicherungen, Wasser, 
Abwasser- und Müllbeseitigung, Energie, Finanzinstitutionen, 
Versicherungen, Tourismus, Bauten und Rechtsvertretung. Viele der 
betroffenen Firmen und Fachleute werden bis jetzt durch nationale Gesetze 
geschützt bzw. bevorzugt.
In diesem Rahmen tauchen wieder Regelungen, die in den -1998 durch den 
Widerstand der Globalisierungskritiker gestoppten - MAI-Verhandlungen 
(Multilaterales Abkommen für Investitionen) schon enthalten waren. Damit 
sollen ausländische Investoren davor geschützt werden, daß durch erweiterte 
soziale Rechte, Konsumenten- bzw. Umweltschutz Gewinne geschmälert und der 
Freihandel eingeschränkt würden. Damit würde auch das Recht von 
(transnationalen) Großfirmen und Corporations festgeschrieben, dafür von 
den jeweiligen Regierungen finanzielle Kompensation zu fordern. Die Folgen 
wären z.B. daß Streiks, (Kauf)Boykotte, Straßenblockaden und ähnliches 
präventiv verhindert würden.
Die deutsche Bundesregierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die 
Vorteile der Wasser-Liberalisierung akzeptabel machen soll und die 
Vereinigung österreichischer Industrieller spricht bereits von der 
unverzichtbaren "Hereinnahme Privater".
Inspiriert durch den ATTAC-Kongress in Linz koordiniert Rupert Franz Kurz 
aus Freistadt/OÖ eine erste Materialiensammlung für eine 
ATTAC-Arbeitsgruppe "Privatisierung des Wassers". Bei Interesse schreibt an 
<rupert.f.kurz @jetmail.at>.
Weiters haben Walther Schütz, Susi Haydvogel und andere Initiativen und 
Dokumentationen dazu erarbeitet.
International verteilt eine GATS-kritische e-mail-Liste unter 
<GATSCrit-subscribe at egroups.com> WTO-kritische Informationen.
Jene, die sich für die Positionen der WTO und ihrer Lobbyisten 
interessieren, finden dies auf: www.wto.org/trade_resources/
Im "Salzburger Forum gegen das MAI/ WTO", das wir mitorganisieren, legen 
wir unseren Arbeitsschwerpunkt auch auf GATS/ Privatisierung der 
Dienstleistungen. Informationen dazu bei uns im Begegnungszentrum für 
aktive Gewaltlosigkeit  <mareichl at ping.at>.
Bei dem Koordinationstreffen der Initiative "Von Seattle nach Brüssel", am 
10./11.12. in Brüssel - an dem ich teilnehmen werde - werden wir auch über 
den international koordinierten Widerstand in diesen Bereichen sprechen.
Matthias Reichl

Privatisierung der Bildung
Studiengebühren, Sparmaßnahmen, Uni-Privatisierung... Die Ziele der Bildung 
ändern sich rapide, stellen sich in den Dienst der privaten Wirtschaft. 
Europaweit sehen sich Studenten und Schüler mit ähnlichen Problemen 
konfrontiert. Die Ursachen sind in der EU-Politik zu suchen. Dortmunder 
Studenten rufen deshalb zu einem EU-weiten Schüler- und Studentenstreik vom 
10. bis 14. Dezember 2001 auf. Dabei sollen in den ersten Tagen des Streiks 
Aktionen in den Städten, Unis und Schulen stattfinden, am 14. Dezember gibt 
es dann eine große gemeinschaftliche Abschluss-Demo während des EU-Gipfels 
in Brüssel. Bislang haben Studenten immer auf nationaler Ebene agiert. Die 
immer weiter abnehmenden Entscheidungsbefugnisse der Nationalstaaten machen 
es notwendig gegen das "Diktat der internationale Handelsabkommen" auch 
international vorzugehen. Und zwar jetzt, ist die WTO nach dem Scheitern 
der Verhandlungen in Seattle doch gerade wieder in eine erneute GATS-Runde 
eingetreten. Die Bereiche Gesundheit und Bildung stehen diesmal auf der 
Tagesordnung. Die Europäische Union, offiziell beraten von einer 
europäischen Lobbygruppe der Dienstleister, in der beispielsweise die 
Privat-Uni-Befürworter der Bertelsmann-Stiftung beteiligt sind,sitzt in 
ihrer Gesamtheit am GATS-Verhandlungstisch. Daher ist es unbedingt 
notwendig, dass Europäische Studenten gemeinsam gegen die Liberalisierung 
ins Ungewisse vorgehen, sind doch nicht nur in Deutschland sondern bereits 
in vielen EU-Ländern die vorbereitenden Mechanismen einer Marktöffnung am Werk.
Aus: http://de.groups.yahoo.com/group/int-schueler-und-studentenaktionen

World Economic Forum/ WEF
- von Davos nach Manhattan
Das "World Economic Forum" tagt heuer nicht mehr in Davos...Was 
letztendlich den Ausschlag gegeben hat, ist unklar, aber das Chaos der 
letzten Jahre ist einfach vielen massgeblichen Leuten in der Schweiz zu 
viel geworden. Unter anderem die Zürcher Polizeibehörden hatten keine Lust 
mehr, zu Massen im Kanton Graubünden auszuhelfen - und dann mit der 
Tatsache konfrontiert zu werden, dass wie beim heurigen Treffen die 
geplanten Demonstrationen sich ungeplant nach Zürich verlagern.
In Windeseile versuchten die Veranstalter einen neuen Austragungsort für 
das grosse Spektakel zu finden. Unter anderem wurden Whistler Mountain 
(Kanada) und auch Salzburg genannt. Während man in Whistler Mountain heftig 
dementierte, hätte man in Salzburg laut Schweizer Medien grosse Lust 
gehabt, den Weltwirtschaftsgipfel durchzuführen. Sogar Thomas Klestil 
könnte sich für diese Variante erwärmen, hatte die Salzburger 
Stadtregierung mitgeteilt.
Letztendlich einigte man sich aber darauf in die Metropole der "Freien 
Welt" auszuweichen: Vom 29.Jänner bis 5.Februar trifft sich die High 
Society in New York. Kommentar der Zürcher WoZ: "Mit der Wahl von New York 
fällt auf die 1000 Konzernbosse der heroische Abglanz von brennenden Türmen 
und 5000 Toten. Als erfreulicher Nebenaspekt lassen sich DemonstrantInnen 
propagandistisch an die Seite Bin Ladens stellen."
Unklar bleibt aber, ob das jetzt eine Dauereinrichtung werden soll... 
Vielleicht fährt man 2003 daher doch wieder nach Davos. Oder in ein 
arabisches Emirat. Oder vielleicht doch nach Salzburg. Trotz des New Yorker 
Spektakels werden aber auch im nächsten Jahr wohl weder Salzburg noch Davos 
von Globalisierungsgegnerschaft verschont bleiben. Das Europäische 
Regionalforum des WEF findet nächstes Jahr auf alle Fälle wieder in 
Salzburg statt. Diesmal treffen sich vom 15.-17. September die 
Konzernherren und Regierungschefs...
Bernhard Redl*, 'akin - aktuelle informationen', 27.11.2001
(gek. v. M.R.)
Terminergänzung:
26.1.2002: ZÜRICH (CH): Europäische Parallelkonferenz zum World Social 
Forum (Porto Alegre) "The Other Davos". (www.otherdavos.net)

Herbergsuche für "Global Player"
Bei der Linzer ATTAC-Konferenz zur WTO erklärte mir Alessandro Pelizzari, 
Mitarbeiter von ATTAC-Schweiz, daß von den Veranstaltern schon 
"Sicherheitszonen" mit einem Radius von 30 Kilometern gefordert würden. Im 
übrigen hält er nichts von Scheindialogen zwischen WEF-Repräsentanten und 
ihren Kritikern in Podiumsdiskussionen, wie es im Juli in Salzburg 
passierte. (Die prominenten Kritikerinnen wie Susan George und Claudia von 
Werlhof fanden dabei keine adäquaten Streitpartner.) Offenbar soll in den 
nächsten vier Jahren das Europäische Wirtschaftsforum weiter in Salzburg 
stattfinden (und jeweils über 7 Millionen Euro = ca. 100 Mio. S an 
Bewachung kosten). Summen, die indirekt auch Salzburger Vereinen und 
Initiativen für ihr Überleben fehlen. Doch auch die an der WEF-kritischen 
Plattform beteiligten haben sich offensichtlich damit schon abgefunden. Dem 
Salzburger Bürgermeister Schaden, der darauf beharrt: "Der Gipfel soll 
bleiben...!" sollten wir antworten: "... dort, wo der Pfeffer wächst!" Doch 
dort richtet er ähnlichen Schaden an und ist auch unwillkommen!
Wie wäre es, wenn er sich auf den pazifischen Tuva-Inseln nach der 
Evakuierung der Bevölkerung ansiedeln würde. Dann könnten die für die 
Klimakatastrophe mitverantwortlichen hautnah erleben, wie es ist, wenn 
einem das Wasser bis zum Hals steht. Unverbesserliche Umweltverbrecher 
könnten nach alter Tradition - aber ausgestattet mit Luxusgütern - auf 
diese Inseln verbannt werden um der Hilflosigkeit der modernen Technik 
gegenüber den Naturgewalten ausgesetzt zu sein. Während zunehmend 
unverzichtbare Teile des Ökosystems dem Artensterben zum Opfer fallen, 
scheint die Art "Homo economicus brutalis" sich weiter auzubreiten - jedoch 
nicht unaufhaltsam! (Siehe auch unseren "Rundbrief" Nr. 102, Seiten 10-11!)
Die Tuva-Inseln im Pazifik, deren Territiorium nur maximal sieben Meter 
über dem (steigenden) Meeresspiegel liegt und deren Atolle wegen der 
Zerstörung der Korallenriffe abbröckeln, werden in einigen Jahren im Meer 
versinken. Die Regierung und die 11.000 Bewohner, die sich im 
Überlebenskampf für den Klimaschutz besonders eingesetzt haben, müssen ab 
dem nächsten Jahr unfreiwillig in Neuseeland Zuflucht suchen.
Matthias Reichl

Agrarbündnis Österreich
Vor kurzem wurde das Agrarbündnis Österreich - Bündnis von KonsumentInnen 
und Bäuerinnen und Bauern gegründet. Dieses neue Bündnis hat das Ziel, eine 
bäuerliche, umwelt- und sozialverträgliche Landwirtschaft zu unterstützen 
und sich politisch im Namen von tausenden von Menschen in die 
agrarpolitische Debatte kräftig einzumischen.
Sicherung unserer Lebensgrundlagen Verständnis für die vielfältigen 
Leistungen von Bäuerinnen und Bauern für die Gesellschaft.
Die wirtschaftlichen und agrarpolitischen Rahmenbedingungen in den letzten 
Jahrzehnten bewirkten einen ruinösen Verdrängungswettbewerb in der 
Landwirtschaft, der auch für die Natur schlimme Folgen hatte. Nur 
Arbeitsweisen, welche die ökologischen Zusammenhänge respektieren, können 
den Anbau und die Produktion unserer Lebensmittel langfristig garantieren.
Partnerschaft zwischen Bäuerinnen, Bauern und KonsumentInnen für eine 
gesunde Ernährung und eine lebenswerte Umwelt.
Die Erzeugung qualitativ hochwertiger und gesunder Lebensmittel verbindet 
die Interessen von KonsumentInnen mit jenen von Bäuerinnnen und Bauern. Die 
gemeinsame Sorge um Gesundheit und Umwelt bildet die Basis für eine 
Partnerschaft, in der Interessen von Bauern und Bäuerinnen nicht gegen jene 
von KonsumentInnen ausgespielt werden können.
Überschüsse vermeiden und Umwelt schützen durch Ökologisierung der 
Landwirtschaft nach dem Leitbild der Methoden des Biologischen Landbaus.
Eine Ökologisierung der Landwirtschaft führt zu Vermeidung von Überschüssen 
in der Agrarproduktion, erhält die vielfältigen Ökosysteme und ermöglicht 
so eine stabile, nachhaltige Lebensmittelproduktion und eine Regeneration 
der Landwirtschaft. Sie orientiert sich überwiegend an den Binnenmärkten, 
nicht an der (ruinösen) Massenproduktion für den Weltmarkt oder der bloßen 
Rohstoffproduktion für großindustrielle Zwecke, und garantiert so das Recht 
jedes Landes auf Ernährungssouveränität für seine Bevölkerung.
Von einer zukunftsfähigen Agrarpolitik verlangen wir die Neuorientierung an 
sozialen, kulturellen und ökologischen Zielen.
Orientierung an Binnenmärkten: Jeder Staat hat das Recht auf 
Ernährungssouveränität - keine Massenproduktion für den Weltmarkt.
Das Recht sich zu ernähren ist Teil der universellen Menschenrechte. Es 
umfasst den Zugang zu produktiven Ressourcen wie Land, Wasser und Saatgut, 
aber auch zu Bildung, Gesundheitseinrichtungen und entlohnter Arbeit. Die 
langfristige Ernährungssouveränität als Grundlage der Ernährungssicherung 
beinhaltet neben kulturellen Leistungen von Bauern und Bäuerinnen auch die 
Kontrolle über Saatgut in bäuerlichen Gemeinschaften, sowohl in Ländern des 
Südens wie des Nordens.
Solidarisch teilen - fair handeln.
Zur Zeit ist die ausreichende Versorgung aller Menschen mit Nahrungsmitteln 
kein Problem der vorhandenen Menge. Das Problem des Hungers und der 
Unterernährung liegt in der ausschließlichen Verfügungs- und Kontrollgewalt 
nur einiger weniger Akteure (transnationale Unternehmen, nichtdemokratische 
Regime etc.) über Herstellung und Verteilung von Nahrungsmitteln und 
anderen lebensnotwendigen Gütern. Wir wollen weltweit eine ökologische 
Landwirtschaft, die soziale Gerechtigkeit fördert, kulturelle Grundlagen 
achtet, Produkte fair entlohnt und Handel zwischen gleichberechtigten 
Partnern ermöglicht.
Bäuerliche Arbeit angemessen entlohnen: Faire Preise und eine gerechte 
Verteilung der öffentlichen Gelder.
Zu den künstlich geschaffenen Weltmarktpreisen kann kein Bauer und keine 
Bäuerin auf der Welt produzieren, denn diese sind niedriger als die 
Produktionskosten. Die derzeitige Verteilung der Direktzahlungen orientiert 
sich an der Anzahl von Hektaren und der Tierzahl anstatt am zu leistenden 
Arbeitsaufwand. Wir erachten eine soziale Staffelung und Obergrenzen bei 
Direktzahlungen und die Anwendung des Prinzips der ökologischen und 
sozialen Kostenwahrheit als unumgängliche Basis einer Neuorientierung in 
der Agrar- und Förderpolitik
Land- und Lebensmittelwirtschaft hat auch frauenpolitische Aspekte.
Weltweit betreffen die Folgen der agrar- und lebensmittelpolitischen 
Fehlentwicklung vor allem Frauen. Weltweit leisten überwiegend Frauen für 
sich und andere Lebensmittelbeschaffung und -zubereitung. Im Zuge zusehends 
monetär eingeschränkter Kaufentscheidungen müssen sie oft zu billigen, 
industriell produzierten Lebensmitteln greifen. So wird ihnen die 
Verantwortung für gesundheitliche Risiken, die ursprünglich von der Agrar- 
und Lebensmittelindustrie verursacht wurden, übertragen. Von nachhaltiger 
Agrar- und Lebensmittelpolitik fordern wir, dass sie sich auch an 
frauenpolitischen Interessen orientiert.
Ländliche Entwicklung: Arbeitsplätze im ländlichen Raum erhalten und (neu) 
schaffen - Strukturen von kleinen und mittleren bäuerlichen Betrieben 
erhalten und Wirtschaftsprinzipien neu entwickeln.
Von integrierten ländlichen Entwicklungsprogrammen erwarten wir zukünftig 
sinnvollere Maßnahmen als Schäden der EU-Agrarpolitik zu begleiten und 
auszugleichen. Es sollen integrierte ländliche Entwicklungsprogramme 
forciert werden, welche die die regionale Wirtschaft stärken und soziale 
sowie ökologische Gesichtspunkte berücksichtigen. Wir fordern dass eine 
demokratische Mitbestimmung aller betroffenen Bevölkerungsgruppen bei der 
Vergabe von öffentlichen Mitteln aus diesen Programmen ermöglicht wird.
Koordinationsanschrift: DI Elisabeth Baumhöfer, Österr. 
Bergbauernvereinigung, Herklotzg. 7/21, A-1150 Wien,   Tel. 01-8929400, 
e-mail: OEBV at eunet.at
Aufruf der  "Plattform Integration"
Nein zum sogenannten "Integrationsvertrag" der Regierung - Ja zu 
Integrationsmaßnahmen
Die "Plattform Integration" ist eine Kooperation von Institutionen und 
Einrichtungen, die sich seit Jahren um die Integration und Betreuung von 
AusländerInnen bemühen.
  ....
Die Plattform Integration lehnt eine Ausländerpolitik ab, die sich an den 
Interessen von Betrieben an billigen, rechtlosen Arbeitskräften orientiert. 
MigrantInnen dürfen nicht als Sozialschmarotzer und potentielle Kriminelle 
hingestellt werden.
Der Ministerrat hat die Eckpunkte zum "Integrationsvertrag" beschlossen und 
festgelegt, dass dieser "Vertrag" nicht nur für MigrantInnen im Rahmen der 
Quote für Familiennachzug und Schlüsselkräfte sondern auch für bereits in 
Österreich lebende (arbeitslose) AusländerInnen gelten soll. Dieser 
"Vertrag" fördert nicht die Integration - sein Inhalt ist nicht mehr als 
Deutsch lernen unter Strafandrohung - sondern schafft neue Hürden und 
Sanktionen für ausländische KollegInnen und MitbürgerInnen.
...
Die "Plattform Integration" lehnt daher den von der Bundesregierung 
geplanten "Integrationsvertrag" sowohl aus inhaltlichen als auch aus 
juristischen Gründen ab. ...
Wir fordern die Bundesregierung auf, den vorgelegten "Integrationsvertrag" 
zurückzunehmen und folgende Eckpunkte einer positiven Integrationspolitik 
zu beachten:
Gesellschaftliche Integration ist mehr als bloßer Spracherwerb; Integration 
setzt gleichberechtigte Menschen voraus. Dazu braucht es Rahmenbedingungen, 
die sicherstellen, dass eine sprachliche, soziale und berufliche Teilhabe 
an und in der Gesellschaft möglich sind.
Notwendiges Gegenstück zu den Pflichten sind daher Rechte, wie der 
gleichberechtigte Zugang zum Arbeitsmarkt und geförderten Wohnbau, die 
Gleichstellung im Sozialsystem sowie im Bildungswesen, rasche 
Aufenthaltsverfestigung und das Recht auf Familienzusammenführung.
Tatsächliche Integration setzt aber auch politische Mitwirkungsrechte 
voraus. Daher müssen MigrantInnen das passive Wahlrecht im Betrieb bzw. bei 
Interessensvertretungen und ebenso das aktive und passive Wahlrecht auf 
kommunaler Ebene erhalten.
Dass bessere Deutschkenntnisse die Integration erleichtern, steht außer 
Frage. Anstelle von Zwang und Sanktionen sind aber Anreize und 
Förderangebote angebracht, um MigrantInnen zum raschen und freiwilligen 
Erwerb ausreichender Sprachkenntnisse zu motivieren (flächendeckendes 
Angebot an kostenlosen Sprachkursen mit Kinderbetreuung).
Eine solche, auf Integration ausgerichtete Politik, wird auch endlich zu 
einer Harmonisierung von Aufenthalts- und Beschäftigungsrecht führen.
Wir rufen dazu auf, dass sich viele Menschen bzw. Organisationen diesen 
Forderungen anschließen und die "Plattform Integration" unterstützen. Ein 
wichtiger Schritt dabei ist Aufklärung und Information; über die Medien, am 
Arbeitsplatz, in der Schule, im Sportverein, am Stammtisch  Gelegenheiten 
gibt es viele, um Vorurteilen und Klischees entgegenzutreten. JedeR kann 
seinen/ihren Beitrag dazu leisten, dass die Bundesregierung ihren Kurs 
ändert und ein Maßnahmenbündel erarbeitet, das die Integration der 
MigrantInnen tatsächlich fördert.
Kontaktadresse: Verein zur Betreuung der Ausländer/  innen in OÖ, 4020 
Linz, Humboldtstr. 49/1 Tel.: 0732-610861, Fax: 0732-654586, eMail: 
beratung at migration.at
(Gekürzt M. R.)

Alternative Nobelpreise 2001
Am 9. Dezember übergibt Jakob von Uexküll wie jedes Jahr im Stockholmer 
Parlament die Right Livelihood Awards ("Alternative Nobelpreise") 
-   dieses Mal an:
Gush Shalom - Uri und Rachel Avnery
1993 gründeten Uri und Rachel Avnery mit anderen israelischen 
Friedensaktivisten Gush Shalom. (Einer der Gründe war auch, daß es damals 
andere dominierende Friedensbewegungen vermieden, die Politik der Labour 
Regierung zu kritisieren.)
Zur Friedenspolitik Israels forderte Gush Shalom:
• den Rückzug Israels aus allen besetzten Territorien
• Die Anerkennung der PLO als Vertretung der Palästinenser
• die Anerkennung des Rechtes der Palästinenser, neben Israel ihren eigenen 
Staat zu schaffen, mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt für beide Staaten
Gush Shalom versteht sich als Basisbewegung mit einer Kerngruppe von 450 
Aktivisten und einem erweiterten Kreis von 1400. Sie haben - auf der Basis 
der drei Prinzipien - hunderte Demonstrationen, Proteste und 
Aktionen  organisiert. Dazu gehört auch der Wiederaufbau von Häusern der 
Palästinenser, die vom Militär zerstört wurden; Proteste gegen die 
Enteignung palästinensischen Landes für die Erweiterung jüdischer 
Siedlungen und die Unterstützung des Friedensprozesses von Oslo. Sie 
unterstützen auch Kriegsdienstverweigerer und Deserteure - deren Zahl wegen 
der militärischen Gewalt gegen Zivilisten stark ansteigt.
Uri Avnery, der fast 80-jährige Schriftsteller und Journalist mit 
55-jähriger Praxis in Friedensarbeit, hat diese Prinzipien in seinen "80 
Thesen für ein Neues Friedens Camp" mit weiteren Forderungen erweitert. 
Darunter die Evakuierung aller israelischen Siedlungen im palästinensischen 
Staat, Bewegungsfreiheit für Bewohner zwischen den Staaten, ein Abkommen 
für Sicherheit und gerechte Verteilung des Wassers. Trotz der Eskalation 
der Gewalt der massiven Rückschläge auf beiden Seiten ist  Avnery und 
weiter optimistisch.
Seit vielen Jahren erhalten wir ihre Informationen über die - von Adam 
Keller (jetzt auch Pressesprecher von Gush Shalom) redigierte - Zeitschrift 
"The Other Israel", die nun auch auf einer e-mail-Liste verbreitet werden.
Gush Shalom, P.O.Box 3322, Tel-Aviv 61033, Israel, Tel. ++972-3-5221732, 
e-mail: info at gush-shalom.org, www.gush-shalom.org,
Trident Ploughshares (GB)
Gewaltfreie "Pflugschar-Aktionen" gegen die britische Atom-U-Boot-Flotte 
"Trident" in Faslane bei Glasgow (Schottland). 1997 hat eine Gruppe von 
Atomwaffengegnerinnen und -gegnern eine radikale Protestform aufgegriffen, 
die seit 1980 in den USA (u.a. durch Philipp und Daniel Berrigan) 
entwickelt wurde. (Philipp Berrigan, der zurzeit zu einer mehrjährigen 
Gefängnisstrafe in den USA inhaftiert ist, muß - wie andere politische 
Häftlinge auch - seit dem 11. September verschärfte Haftbedingungen erleiden.)
Entsprechend dem Motto "Schwerter zu Pflugscharen umschmieden" haben sie 
Atomraketen und ihre Trägersysteme mit Hämmern bearbeitet. Damit wollen sie 
ein Zeichen gegen die - 1996 auch von Internationalen Gerichtshof 
bestätigte - Ungesetzlichkeit des Einsatzes von atomaren 
Massenvernichtungswaffen setzen.
Das britische Militär hat 4 U-Boote mit je 12 bis 16 Atomraketen in 
dauernder Einsatzbereitschaft. Seit 1998 hat die britische Pflugschargruppe 
Aktionen ungefähr alle drei Monate organisiert und durchgeführt. Im Februar 
2001 wurden 358 Aktivisten bei einer Blockade der Faslane-Basis verhaftet. 
Seit Beginn der Kampagne waren es insgesamt etwa 1.400.
Einige ihrer Forderungen an die britische Regierung:
• Die 24-Stunden Bereitschaft der Trident-U-Boote ist sofort aufzuheben
• die Atomsprengköpfe sind abzumontieren und separat zu lagern
• gemeinsam mit den NATO-Verbündeten soll für einen totalen Rückzug aller 
Atomwaffen aus Europa gesorgt werden
• eine Abrüstung der britischen Atomwaffen soll die Regierung möglichst 
sofort einleiten und bis spätestens 2010 beenden.
In ihrer "East-Timor"-Kampagne protestierten sie gegen die britischen 
Waffenexporte an die indonesische Regierung, die diese gegen die 
Bevölkerung in Ost-Timor einsetzte.
Angie Zelter, Ellen Moxley und Ulla Roder, denen stellvertretend der 
RLA-Preis überreicht wird, hatten 1999 ein mit Trident verbundenes 
Forschungslaboratorium außer Betrieb gesetzt. Sie wurden in der Folge von 
einem britischen Sheriff (Richter) freigesprochen.
Die neueste "Pflugscharaktion" war eine "Abrüstungsinspektion" und 
gewaltfreie direkte Aktion von 40 Pflugschar-Aktivisten und Unterstützern 
in London. Sie besuchten die Büros der fünf größten britischen Firmen, die 
in den Bau und Betrieb der "Trident"-Atom-U-Boote (und weiteren 
Rüstungsprojekten) mehr oder weniger stark involviert sind:
British American Business Inc. (eine Lobby-Gruppe, die Verträge von 
US-Firmen mit Partnern in Großbritannien vermittelt).
TRW (wichtigster Star-Wars-Partner)
Raytheon (Leitsysteme für Trident Missiles und Tomahawk Cruise missiles und 
ebenso ein Star-Wars-Vertragspartner)
Rio Tinto (Uranminen)
Rolls-Royce (Atomreaktoren für Trident-U-Boote und Waffenlieferant für die 
meisten bewaffneten "Sicherheitskräfte" in der Welt)
British Nuclear Fuels (BNFL- führende Firma für Atomenergie und Mitbesitzer 
von AWE Aldermaston, dem britischen Atomwaffen-Laboratorium)
Wir haben diese Informationen von einer ihrer Unterstützerorganisationen 
"For Mother Earth" erhalten. Weitere Infos auf: 
http://www.motherearth.org/nuke/nuclearlondon
Direktkontakt zu Trident Ploughshares: 42-46 Bethel Street, Norwich, 
Norfolk NR2 1NR, GB, Tel. ++44-1259753815, e-mail: davidmc at enterprise.net
Leonardo Boff
Als einer der Inspiratoren und Entwicklungshelfer der - inzwischen 100.000 
- katholischen Basisgemeinden in Brasilien bekam er ab 1985 die Redeverbote 
und anderen Unterdrückungsmaßnahmen des Vatikans (aber auch der 
konservativen Politiker) zu spüren. Als Franziskanerpater und 
Universitätsprofessor (für Ethik, Religionsphilosophie und Ökologie) 
engagierte er sich sowohl um die ökumenische Dimension der Theologie als 
auch um die politische Wirkung für die Armen und Unterdrückten - darunter 
auch für die Bewegung der Landlosen (MST). 1992, nach einem weiteren 
Redeverbot, verließ er seinen Orden mit der Erklärung, daß "die Zukunft der 
Menschheit und des Planeten Erde" wichtiger sind als die der Institution 
Kirche. Noch immer als verheirateter "Laienpriester" tätig - unter anderem 
für und mit obdachlosen Kindern - arbeitet er in Petrópolis/ Rio de Janeiro 
weiter in den Basisgemeinden bei der politischen Bildung für 
Verantwortliche in den Basisgruppen mit - im "Zentrum zur Verteidigung der 
Menschenrechte/ CDDH, dem -"Dienst für die Volksbildung und -organisation" 
und der "Gruppe Theologie und organische Beratung/ TAO".
In ihnen wird den von Armut Betroffenen mühsam bewußt gemacht, daß dies 
kein unabwendbares Schicksal sondern eine Folge der globalisierten 
Wirtschaftssysteme ist.
Als Autor von 60 Büchern problematisiert er in der letzten Dekade neben den 
Grundthemen soziale Ungerechtigkeit und Gewalt immer stärker auch die 
systematische Zerstörung der "Mutter Erde", zeigt aber auch politische und 
spirituelle Orientierungen auf.
Seine Bücher werden vom Patmos Verlag publiziert. Das neueste: "Ethik für 
eine neue Welt". 2000, DM 29,80. Leider ist das umfassendere Werk aus 1996: 
"Unsere Haus, die Erde" vergriffen. Viele seiner Bücher haben wir in 
unseren "Buchtipps" vorgestellt.
Boff's Internetseite (meiste Texte in Brasilianisch): http://fly.to/boff
José Antonio Abreu
Schließlich wird auch José Antonio Abreu ausgezeichnet, ein früherer 
Kulturminister Venezuelas, der mit seiner Organisation FESNOJIV ein 
Netzwerk von Jugendorchestern (mit 75 "Zellen" mit 102 Kinder- und 55 
Jugendorchestern) aufgebaut hat, in denen diesen auch eine soziale 
Integration vermittelt wird.
Weitere Informationen zum Right Livelihood Award/ RLA ("Alternativer 
Nobelpreis") - auch zu den früheren Preisträgern - auf: www.rightlivelihood.se
Matthias Reichl

Atomgefahr in Südasien
Smitu Kothari, Mitarbeiter der indischen Bewegung "Lokayan" (1985 
RLA-Preisträger) aus New Delhi, hat mit Zia Mian, einem pakistanischen 
Experten für Atomrüstung eine umfangreiche und umfassende Dokumentation zur 
Atomrüstung in Indien und Pakistan zusammengestellt. Nicht erst seit dem 
Afghanistan-Krieg wurde die politische Sprengkraft und die 
Existenzbedrohung für eine bevölkerungsreiche Region bewußt. Daß dazu noch 
das Interesse der transnationalen Energieproduzenten kommt, die 
Bodenschätze der Region auszubeuten und Transportrouten zu schaffen, 
verschärft diese Konflikte zusätzlich.
Im Buch sind Texte von Mahatma Gandhi bis Arundhati Roy und weiterer 
Experten, aber auch Literaten und Poeten zusammengefasst. Ergänzt wird der 
500-Seiten-Band durch exakte Aufstellungen über die "atomare Infrastruktur" 
in Südasien, Buchtipps und Adressen von Friedensorganisationen. Es 
informiert detailliert sowohl über die militärischen als auch die "zivilen" 
Dimensionen, Auswirkungen und Gefahren der Atomtechnologie.
Smitu Kothari/ Zia Mian (eds.): Out of the Nuclear Shadow. 2001 ZED books. 
ISBN 1 84277 059 4.  £ 16.95
Unter den Texten zum kriegerischen Konflikt der US-Regierung (und ihrer 
Alliierten) mit dem Taliban-Regime in Afghanistan findet ihr auch einige 
von Arundhati Roy - auf unserer homepage: http://www.begegnungszentrum.at

Faule Kompromisse um Temelin
Die Entwarnung um das AKW Temelin als politischer Propagandaakt der 
Regierungen Österreichs und Tschechiens kann die fehlerhaften Schweißnähte 
des Kompromisspapiers aus Brüssel nicht verdecken. Geht es doch bei diesem 
AKW um mehr als nur um die Energieversorgung, sondern primär um den Beweis, 
daß eine Fusion von fehlerhaften sowjetischen mit ähnlichen westlichen 
Konstruktionen nicht in Konfusion endet. Ein System ist so stark wie seine 
schwächste Stelle. Die Liste der Schwachstellen an diesem AKW ist zu lang 
um sie vollständig anzuführen. (Sie wurden laufend vom südböhmischen 
Centrum Energie publiziert und stehen auch in den homepages wie: 
www.temelin.at)
Sind lückenlose Pläne und (unzensurierte) Bauberichte von beiden 
Planungsteams vorhanden? Sensible Bereiche wie die Hochdruckkessel und 
-leitungen, die betonierten Fundamente und das Containment können nun nicht 
mehr vollständig nachgeprüft werden. Die lange verdrängte Gefahr eines 
Flugzeugabsturzes oder Terroranschlags auf die Reaktoren wurde nun wieder 
bewußt usw.
Kürzlich wurden - im Interesse der tschechischen Betreiber? - sowohl von 
der UN-Atomenergieorganisation (IAEA) als auch vom österreichischen 
Ökologie Institut (eine kommerzielle Consultingagentur) - die von 
österreichischen und tschechischen Gegnern des AKW Temelin (und des 
Weiterbetriebes von AKWs in anderen Ländern) aufgezeigten Gefahren 
bagatellisiert bzw. ignoriert.
Selbst wenn nun weitere Milliardenbeträge in die "Erhöhung der Sicherheit" 
hineingepumpt werden, können damit nicht alle inneren Schwachstellen und 
Bedrohungen von außen beseitigt werden. Die Betreiber - die das Werk 
demnächst an einen westlichen Energiekonzern verkaufen wollen - träumen 
übrigens von einer Betriebsdauer von 60 Jahren (um den Preis zu erhöhen?).
Die Chance, umfassend auf der EU-Ebene Schritte hin zu einer 
"Null-Variante" (eines Ersatzes der Atomenergie durch andere, vor allem 
erneuerbare Energien) und über Ausstiegsszenarien zu beraten, wurde 
kürzlich von den Leitungsgremien der EU blockiert. Der EU-Erweiterungs- 
Kommissar Verheugen, ein deutscher Sozialdemokrat, hatte von Anfang an als 
Atombefürworter agiert. Nicht nur die Lecks in den Reaktoren sondern auch 
das Leck im politischen Intellekt können verheerende Auswirkungen haben. 
Angesichts der Aufweichung von Umweltschutzstandards in anderen Bereichen 
können EU-weite "Sicherheitsnormen" für AKWs bewirken, daß jene daran 
glauben müssen, die daran glauben.
Daher ist weitere Skepsis und weiterer gewaltfreier Widerstand nötiger denn je.
Matthias Reichl, 30.11.2001

Einwendungen zum Atommülllager Gundremmingen/Bayern
Seit 26.11. läuft noch bis zum 28.1.2001 die Einwendungsfrist für 
Österreich gegen ein weiteres oberirdisches Atommüll-Zwischenlager in 
Bayern. Am AKW-Standort Gundremmingen (nördlich von Tirol und Vorarlberg) 
soll ebenfalls wie in Ohu ein Brennelemente-Zwischenlager für das nächste 
halbe Jahrhundert errichtet werden.
Die österreichischen Atomgegner werden auch bei diesem Zwischenlager (wie 
bei Ohu) eine Einwendungskampagne in den nächsten Wochen durchführen und 
rufen Gemeinden Schulen, Behörden und Ämter sowie Privatpersonen zu 
möglichst breiter Beteiligung auf. Gegen das Atommülllager Ohu sind über 
25.000 Einwendungen an das Bundesamt für Strahlenschutz in Deutschland 
übergeben worden...
Einwendungsformulare für Gundremmingen sind auf den Webpages der 
Atomgegnerorganisationen der Bundesländer Salzburg und Oberösterreich zu 
finden: www.temelin.at - www.grenzblockade.at - www.plage.cc
Weitere Informationen auch bei: Josef Pühringer, Tel. 0664 3085207

Organisatorische Änderungen
Das Büro der Plattform gegen Atomgefahren/ PLAGE in Salzburg mußte (wie 
auch der Österreichische Naturschutzbund) aus dem Schloß Arenberg 
(Arenbergstr. 10) ausziehen, weil dort eine vornehme 
österreichisch-US-amerikanische Stiftung (mit Institut) einziehen will.
Die PLAGE hat sich nun in der Nonntaler Hauptstr. 86, 5020 Salzburg 
einquartiert. (Die Tel. Nr. 0662-643567 bleibt gleich.)
Leider musste ab September das Büro des Vereins "Anti Atom International" 
in Wien wegen Finanzierungsproblemen geschlossen werden. Damit fehlt leider 
eine österreichweite Koordinierungsstelle für alle Anti-Atom-Initiativen. 
Umso wichtiger sind die vernetzten regionalen Initiativen und Organisationen.
Matthias Reichl

Sozialstaats-Volksbegehren
In Stadt und Land Salzburg könnt ihr im Magistrat bzw. Gemeindeamt noch bis 
10. Dezember eine Unterstützungserklärung für das Volksbegehren 
unterschreiben. (Infotelephon: 0662-885337/ Regina Taxacher.) Im restlichen 
Österreich wurde die Aktion am 30.11. abgeschlossen. Im Frühjahr 2002 wird 
dann das Volksbegehren zur Unterschrift aufliegen. Inzwischen werden weiter 
Informationsveranstaltungen österreichweit organisiert. So wird es in Wien 
am 7./.8., 14./15. und 22./22.12. auf dem Stock-im-Eisen-Platz (neben dem 
Stephansdom) jeweils von 17 bis 19h einen Speakers-Corner mit prominenten 
Unterstützern geben. Weitere Infos auf der homepage: www.sozialstaat.at

Wenn ihr den 104. Rundbrief   erhalten wollt und noch nicht "Abo 
2001"   oder "Abo Austausch" vor eurer Adresse findet, (wenn ihr noch nicht 
bezahlt oder noch kein Austauschabo vereinbart habt) bitten wir euch 
dringend um Mitteilung bzw. um Einzahlung. Anonyme Abo-Einzahlungen, auch 
wenn wir uns darüber freuen, können wir nicht zuordnen.   Vermerkt bitte 
bei einer Überweisung deutlich Name, Adresse bzw. email-adresse und wenn 
möglich die Adr. Nr. das erleichtert mir die Arbeit.   Danke!  Maria Reichl
Beiträge für 2002
Ab sofort könnt ihr auch die Mitgliedsbeiträge und Kostenbeiträge für 2002 
in Euro auf unser Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl, 
Geschäftstelle Pfandl überweisen. Da wir heuer das Limit an Probeexemplaren 
schon überschritten haben, bitten wir alle, denen wir heuer Probeexemplare 
geschickt haben, bei Interesse den Rundbrief zu abonnieren oder einen 
Mitgliedsbeitrag zu zahlen.Wer nur den e-Rundbrief erhalten will soll dies 
- mit seine e-mail Adresse - auf dem neuen EURO-Erlagschein vermerken. Wer 
den e-Rundbrief in Austausch für eigene Informationen erhalten will, kann 
uns seine e-mail Adresse an <mareichl at ping.at> mailen.
Wir danken für jede Unterstützung!
Maria und Matthias Reichl im Namen des Vorstandes


---
     M. Reichl, Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
           Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr.26, A-4820 Bad Ischl, Austria  fon/fax: +43 6132 24590







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