[E-rundbrief] Nr. 2 - September 2001 Teil b: Artikel und Texte - Begegnungszentrum

Maria Reichl maria.reichl at gmx.at
Mo Sep 24 23:37:44 CEST 2001


Dies ist Teil b: des e-Rundbriefes Nr. 2 - September 2001 : Artikel  und
weitere Informationstexte

*  Teil a:   Inhalt und Allgemeines
*  Teil b:  Artikel und weitere Informationstexte
*  Teil c:  Buchtipps
*  Teil d:  Termine

102. Rundbrief (3/2001) 25. Jhg.

September 2001
Liebe Freunde!
Dieses Mal fällt es mir besonders schwer eine passende Einleitung zum
Rundbrief zu schreiben. Mir fehlen derzeit noch die geeigneten Worte im
Zusammenhang  mit den Ereignissen in New York und Washington.
Gerade als ich mich im August halbwegs gut erholt hatte von einem kleinen
Eingriff im Krankenhaus  und wieder arbeiten wollte, starb unser Freund
Jordan. Wir waren noch bei der Trauerarbeit als die Flugzeuge auf das
World Trade Center und das Pentagon stürzten. So ging mein erster Gedanke
an das Leid der tausenden Angehörigen und Freunde der Terror-Opfer. 
Ich lehne jede Art von Gewalt ab, insbesondere die die Unschuldige trifft!
So ist es mir derzeit unmöglich den Politikern zuzustimmen, die nach
sofortiger Vergeltung schreien und zum Krieg aufrufen. Das würde wieder
viele Unschuldige treffen und die Spirale der Gewalt würde sich
weiterdrehen. Derzeit ist noch nicht absehbar wohin das alles führen wird.
Wir haben schon öfters in einigen Artikeln auf die Gefahren der
Globalisierung hingewiesen, die die Armen ärmer und die Reichen reicher
macht. (Einige findet ihr in diesen Rundbrief und weitere, auch englische,
in unserer Website www.begegnungszentrum.at.) 
Die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung und
Gewaltfreiheit ab Seite 14  "Gegen Gewalt - Weltweit" kann ich voll
zustimmen. Obwohl rundherum Gewalt und Terror herrscht, müssen wir
weiterhin gewaltfrei für Frieden, und dazu gehört auch eine gerechtere
Verteilung der Weltressourcen, arbeiten.
 Wir danken euch allen für die aktive Mitarbeit und eure finanzielle
Unterstützung, die erst unsere Arbeit ermöglicht.
Ich wünsche euch Frieden, Kraft und Freude
Maria Reichl

Liebe Freunde!
Wie gelingt es mir, die Informationen über den alltäglichen Horror der
Kriege gegen die Armen und das Ökosystem aus den vielen elektronischen und
papierenen Informationskanälen herauszufiltern? Wie werden die (von den
Massenmedien meist verschwiegenen) bedrohlichen Fakten - oft versteckt in
einer trockenen Expertensprache - allgemein verständlich? Wie gehen wir mit
den dramatischen Hilfsappellen von Opfern des "zivilisierten"
(Wirtschafts-)Systems um? Schieben wir sie ab, wie es die populistische
Regierung Australiens mit den schiffbrüchigen, afghanischen Flüchtlinge
getan hat? 
Während ich mich mit dem Zusammenstellen der Texte für diesen "Rundbrief"
abmühte, unterbrach mich unser Karikaturist Manfred Madlberger (siehe Seite
11) mit dem Anruf: "Terroranschlag in den USA - live im TV!". Wie Millionen
weltweit bewegten auch mich Mitleid mit den Opfern, Informationshunger,
aber auch Sorge über die Folgen und wachsender Widerwillen gegen
48-stündige Reality-TV-News-Serien (auch im österreichischen Fernsehen!). 
Eine der wenigen Persönlichkeiten, die sich in einer Diskussion der
aufgeputschten Vergeltungs- und Kriegshysterie entgegenstellte, war Johan
Galtung (siehe das Interview auf Seite 15/16).
Genauso wie er verdränge auch ich nicht die -zigfach größere Anzahl von
verschwiegenen, alltäglichen Opfern auf allen Kontinenten. E-mails (auch
aus den USA) und Anrufe von unseren Kindern und Freunden, halfen mir schon
wenige Stunden nach den Terrorakten das lähmende Entsetzen in aktives
Engagement umzupolen. Wir verzichteten darauf, einen eigenen Appell an die
Kriegstreiber zu richten, schlossen uns der Erklärung der
Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit an (siehe
Seiten 14/15) und nützten vor allem unsere - elektronischen -
Informationskanäle für korrigierende Informationen. 
Es gelang mir auch, am 12.9. in einer Rundfunkdiskussion des ORF u.a. die
US-Regierung als Behinderer des Klimaschutzes (siehe S. 10/11) und als
führende Waffenexportmacht (früher auch an die mit ihnen verbündeten
Taliban) zu kritisieren. Ihre Exporterfolge kommen nun als Bumerangs zu
ihnen retour!
Mein Text "Wollt ihr den totalen Markt?" (siehe S. 4-6), den ich im Juli
auch als Provokation für viele der Friedensinitiativen verfasst habe,
erscheint mir nun aktueller denn je. Die Inhalte - vor allem im Abschnitt
"Gewaltfreie Aktionen" - sollten auch von euch weiterentwickelt werden! 
Wichtig sind mir dabei auch - mehr als 20 Jahre alte - Erkenntnisse und
Warnungen von Leopold Kohr ("The Breakdown of Nations" - siehe S. 7),
Robert Jungk und auch von Günter Anders vor den chaotischen Folgen von
Gigantismus und Über-Mächtigkeit. Sie sind in ihren Gräbern wohl froh, daß
sie diese nicht mehr erleiden müssen. Dazu passt auch die Feststellung des
US-Medienkritikers Noam Chomsky: "...das Verbrechen ist ein Geschenk für
die chauvinistische, hurrapatriotische Rechte, für all jene, die nur darauf
warten, Gewalt einsetzen zu können, um ihre Interessen zu schützen."
Meine Aktualisierung "Endlose Gewalt" (siehe S. 4) verknüpft daher diese
Bedrohung von gesellschaftskritischen und -verändernden gewaltfreien
Basisinitiativen durch politisch-administrative Behinderungen und
Verfolgungen mit den Erfahrungen der organisierten Globa-lisierungskritiker
in den vergangenen Jahren. Maria Mies wird uns dazu einiges berichten
(siehe Seite 3). Die heute (20.9.) in EU-Gremien diskutierten
Anti-Terrorgesetze lassen befürchten, daß damit auch gewaltfreie
Oppositionelle überwacht und mundtot gemacht werden könnten. 
Zum Schluß erinnere ich noch an das "Sozialvolksbegehren" (S. 11-12) und
die Urabstimmung des Österr. Gewerkschaftsbundes, die damit Widerstand
gegen den Sozialabbau anregen wollen.
 Auch ich trauere um unseren Freund Jordan. Er War  ein Gesprächspartner
mit aufmunternden Ideen und bitteren Erfahrungen von Unterdrückung in
Osteuropa und in Österreich.
Meine Augen funktionieren wieder einigermaßen - wenn ich sie nicht am
Computer überanstrenge - und vor der Sommerhitze bin ich meist in das kühle
Büro geflüchtet.
Solidarität in diesen bedrohlichen Zeiten ist unsere Kraft!
Matthias Reichl


Einige ergänzende Informationen:
Weitere Texte zu "Globalisierung" und "USA - Terror - Krieg" findet ihr in
unserer homepage http://www.begegnungszentrum.at/texte/globalisierung
Erfahrungen - vor allem der VolxTheater-Karawane - mit politzeilicher
Gewalt, Faschismus  und rechtsradikalen Provokateuren bei dem G8-Gipfel in
Genua: http://www.no-racism.net/nobordertour
"Il C at C@O della Domenica", kritische/ alternative Kommentare (in
Italienisch), von Dario Fo, Franca Rame und Jacopo Fo - jeden Sonntag per
e-mail: http://www. dariofo.it
Berichte und Reden vom Salzburger "Gegengipfel für eine andere
Globalisierung" (30.6.) und von der Podiumsdiskussion zwischen
KritikerInnen und Vertretern des "World Economic Forums" (2.7.):
www.attac-austria.org
Die Zeitschrift "Kranich" und die homepage des Salzburger Friedensbüros mit
Berichten über schockierende Erfahrungen mit der Einkesselung von
Demonstranten (am 1.7.) durch die Spezialpolizei und Medienberichten:
www.salzburg.co.at/friedensbuero

	Wie „terrorsicher" sind Atomkraftwerke?

Experten erklärten zum Auftakt einer Konferenz der Internationalen
Atomenergie Agentur (IAEA) in Wien, daß vor allem ältere Atomkraftwerke
(und Atommüllager) durch terroristische Flugattacken potentiell gefährdet
sind. Demgegenüber behauptete in einem ORF-Interview (ZIB3 v. 19.9.2001)
Univ.Prof. Dr. Böck, ein Österreicher, daß er sich in AKWs sicher fühlen
würde.
Ich zitiere aus dem „Offenen Brief" der OÖ. Überparteilichen Plattform
gegen Atomgefahr:
„...Zu behaupten, daß man in Zeiten wie diesen in einem Atomkraftwerk oder
einer anderen Atomanlage besonders sicher wäre, ist entweder purer Zynismus
oder Dummheit. Wie man immer wieder mit neuem Entsetzen feststellen muß,
hat der Terror viele Gesichter und es ist scheinbar wirklich mehr möglich
als man sogar denken kann. So wie nicht einmal das amerikanische Pentagon,
die Verteidigungshochburg schlechthin, geschützt werden konnte, so kann
kein vernünftiger Mensch dieser Erde ehrlich sagen, daß dies bei atomaren
Anlagen möglich sein soll. Der Menschheit ist jetzt die Verletzlichkeit
ihrer Systeme und ihrer Technik sehr bewusst geworden..." 
Wer erinnert sich noch an Robert Jungk’s Buch „Der Atomstaat" aus dem Jahr
1977, in dem er diese Bedrohung bewußt gemacht hat? Dieser Tage bekräftigte
Josef Cap, Klubobmann der Sozialdemokraten im Parlament die von
Anti-Atom-Initiativen und den Grünen geforderte Stillegung dieser
Gefahrenquellen.
Start der Einwendungskampagne zur Verhinderung von zwei neuen
Atommülllagern an Österreichs Grenze
Zwei geplante BELLA (Brennelementelager = Ober-flä-chenatommülllager) in
Gundremmingen und Isar (Bayern) bedrohen Österreich seit dem 11. September
stärker als jedes AKW. Im Rahmen der derzeit laufenden Einwendungsfrist zur
grenzüberschreitenden UVP zum BELLA Isar startet die OÖ Plattform eine
österreichweite Einwendungskampagne. 
Über die Vorbereitungen zum Verkauf der tschechischen
Elektritzitätsgesellschaft CEZ haben wir schon berichtet. Die Entscheidung
steht unmittelbar bevor. Angeblich hat der - früher als EdF bekannte -
französische Atomstromgigant beste Chancen. 
Der für die EU-Osterweiterung zuständige EU-Kommissar Verheugen lehnt die
von mehreren Seiten vorgeschlagene internationale Atom-Ausstiegskonferenz
offensichtlich noch immer ab und blockiert damit einen möglichen Weg zur
Stillegung Temelins und anderer gefährlicher AKWs.
Informationen bei: OÖ Überparteiliche Plattform gegen Atomgefahr, A-4020
Linz, Landstr. 31, Tel.: 0732 774275,  e-mailpost at temelin.at, www.temelin.at
Matthias Reichl

Ein Blick voraus:
Globalisierung von unten
Der Kampf gegen die Herrschaft der Konzerne
Wir laden herzlich ein vom 
8. - 10. November 2001 
in WIEN - SALZBURG - LINZ
zu den Vorträgen und Diskussionen 
mit Maria Mies
zu ihrem Buch 
„Globalisierung von unten" und zu den WTO-Verhandlungen.
Termine
Donnerstag, 8.11. abends WIEN: Buchpräsentation und Diskussion mit ATTAC.
Freitag 9.11. vormittags WIEN: ATTAC-Pressekonferenz, 
Freitag 9.11. 19.30h SALZBURG, Veranstaltungsraum Robert-Jungk-Bibliothek,
Robert-Jungk-Pl. 1/ Imbergstr. 2: Diskussion und Buchpräsentation
Samstag, 10.11. vormittags LINZ: ATTAC-Konferenz, Hauptreferat 11 - 13h. 
Weitere Informationen bei uns im Begegnungszentrum, Wolfgangerstr. 26, 4820
Bad Ischl, Tel. 06132-24590, e-mail: mareichl at ping.at und bei ATTAC
Österreich, Bergg. 7, 1090 Wien, Tel. 0664-1510243, e-mail:
info at attac-austria.org, www.attac-austria.org
Diese Tournee wird gemeinsam von ATTAC Österreich,
Afro-Asiatisches-Institut Salzburg, Begegnungszentrum für aktive
Gewaltlosigkeit, Die Grünen Salzburg, Grüne Bildungswerkstatt Salzburg,
Salzburger Forum gegen MAI/ WTO, Südwind und weiteren Initiativen
organisiert.       
 M. Reichl

Das Neue an der weltweiten Antiglobalisierungs-bewegung ist vor allem die
Suche nach Wiedergewinnung der Kontrolle über die unmittelbaren
Lebensbedingungen. Die Menschen wollen nicht, dass ihr Leben von
irgendwelchen fernen Chefetagen transnationaler Konzerne bestimmt wird. Sie
suchen eine Wiederverwurzelung in solidarischen, zuverlässigen, nicht nur
an Profit orientierten, überschaubaren Gemeinwesen und die Wiederversöhnung
mit der Natur. Dies alles und mehr fängt auf der lokalen Ebene an und
verlangt zunächst die Kontrolle über die lokalen Verhältnisse. Da diese
lokalen Verhältnisse aber, wie am MAI (Multilaterales Abkommen über
Investitionen) am Kampf gegen die WTO (Welthandelsorganisation), Weltbank
und IWF (Internationaler Währungsfond) klargeworden ist, von den
transnationalen Konzernen und den sie stützenden Politikern in Geiselhaft
genommen sind, reicht eine Beschränkung auf eine „Lokale Agenda 21" nicht
aus. Denn diese lokale Agenda wird permanent von der globalen Agenda
konterkariert. Die „Globalisierung von unten" verbindet daher in vielen
Ländern bereits jetzt den Kampf auf der lokalen mit dem auf der globalen
Ebene...
Die WTO, die Weltbank und andere Institutionen können diese
„Zivilgesellschaft" heute nicht mehr ignorieren. Sie wissen, dass Menschen,
die „Politik in der ersten Person" betreiben, ihre „globalen Spiele" wenn
nicht verhindern, so doch empfindlich stören können. Für die „global
players" ist besonders irritierend, dass immer neue Gruppen und Bewegungen
entstehen, mit immer fantasievolleren Namen, die nicht in das Muster
bekannter hierarchischer Organisationen passen. Viele wenden Methoden der
direkten sozialen Aktion an, auf die Ordnungskräfte nicht vorbereitet
sind... (S. 19f)
Ich habe schon vor Jahren nachgewiesen, dass das Mythos der „nachholenden
Entwicklung" ein großer Betrug ist. Denn in einer
kapitalistisch-patriarchalen Weltwirtschaft können die einen sich nur
dadurch „entwickeln, wachsen, reich werden", dass sie andere kolonisieren,
hinunterentwickeln, berauben und ausbeuten (Mies 1988, Shiva/Mies 1995).
Die „anderen" sind nicht nur die so genannte Dritte Welt, sondern auch
Subsistenzbauern, Handwerker, Menschen im so genannten „Informellen
Sektor", vor allem aber Frauen weltweit und nicht zuletzt die Natur. (S. 202f)
Maria Mies (Deutschland)
aus: Globalisierung von unten. 2001 Rotbuch Vlg., S. 19
Wir  sind tief betroffen vom Ableben von Jordan, einem der Musiker der für
die Int. Frauengruppe „Frauen einer Welt"den "Tag der offenen Küche" im
Pfarrheim Bad Ischl am 20. Nov. 2000 unter dem Motto "Miteinander leben,
voneinander lernen..." musikalisch gestaltete.
Jordan Kiriakow ist am Freitag, dem 17. August 2001, nach längerer
Krankheit jedoch unerwartet im 
50. Lebensjahr aus dem Leben geschieden.



		Endlose Gewalt
Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und auf das
Pentagon in Washington - und indirekt weitreichend auf wichtige Netze der
überentwickelten Industriegesellschaft - mit den vielen hilflosen Opfern
müssen entschieden abgelehnt werden.
Weitgehend ignoriert wurden bisher die Warnungen an die politischen und
ökonomischen Führungskräfte, daß Strukturen das menschliche Maß längst
überschritten haben und immer weniger steuerbar sind. Sie können unter
anderem durch innere technische Zusammenbrüche, durch (Natur-)Katastrophen,
Kriege, aber auch durch verbrecherische Terrorakte zerstört werden. Die
Folgen für viele Menschen (nicht nur die unmittelbar getöteten) sind
unabsehbar. Und Terroristen rechnen kaltblütig mit der (meist
unausgesprochenen) Sympathie jener, die physisch bzw. ökonomisch unter die
Räder dieser Maschinerien gekommen sind und neben ihrem Leben (fast) nichts
mehr zu verlieren haben.
Leopold Kohr warnte vor dieser globalisierten "Überentwicklung", die fast
zwangsläufig irgendwann zum Zusammenbruch führen muß. Er, sowie Robert Jung
und viele andere - die mit unserer Arbeit eng verbunden waren bzw. sind -
bemühten sich um gewaltfreie Alternativen dazu, um die Reduzierung der
Konflikte so lange diese noch zu beeinflussen sind.
Haben die Terroranschläge in den USA auch die Situation der
Globalisierungskritiker verändert? Für diejenigen, die direkt bzw. indirekt
Opfer der in vielen Regionen längst stattfindenden "Umwelt- und
Wirtschaftskriege" sowie militärische Interventionen sind, geht der
alltägliche Überlebenskampf weiter. Sie stehen dies nur durch
gemeinschaftliche Strukturen durch und sind dadurch auch auf die sich
abzeichnenden großräumigen Krisen und Zusammenbrüche besser vorbereitet als
an "Sicherheit" gewöhnte Bewohner in Reichtumszonen.
In der "Kriegserklärung" der US-Regierung und ihrer Verbündeten, die nur
"Gute" (Verbündete) und "Böse" (Gegner, Kritiker) kennt, ist anscheinend
kein Platz für "Neutrale", für Mediatoren und Konfliktvermittler, für
politisch aktive Gemeinschaften, die sich dem dominierenden
Herrschaftsmodell entziehen und gewaltfrei widersetzen. Der Militärschlag
gegen - vermeintliche - Terroristenzentren soll indirekt auch die
gewaltfreien Kritiker der Herrschaft der „Global Player" zum Schweigen
bringen. Seit einigen Monaten ist es klar, daß westliche Geheimdienste im
Sinne ihrer Auftraggeber die Kritiker und Gegner der herrschenden
Globalisierung als vorrangiges Feindbild aufbauen und die ihre
Bekämpfungsmethoden darauf ausrichten. Ist es Zufall, daß heute ein
„Experte" in einem deutschen TV-Bericht behauptete, daß einige deutsche,
humanitäre NGOs, die u.a. auf dem Balkan aktiv sind, mit radikalen
Islamisten Kontakt hätten? Wahrscheinlich wird man dies auf alle jene
ausdehnen, die sich den (auch von vielen Medien) geschürten Islam- (und
Palästinenser-) Feindbildern widersetzen.
Damit erhält der untenstehende Text - fertiggestellt am 24.7.2001 - über
die absehbare verschärfte Behinderung und Verfolgung gewaltfreier
Aktivisten eine zusätzliche Aktualität. Ich danke für Kommentare und
Ergänzungen, die ich bei der Überarbeitung gerne nach Möglichkeit
berücksichtige.
Matthias Reichl (14.9.2001)
Überlegungen und Erfahrungen zu den Methoden des gewaltfreien Widerstandes
- zum Diskutieren und Weiterentwickeln. 
Siehe auch: http://www.begegnungszentrum.at/
texte/reichl/reichl-globalisierung.htm
„Wollt ihr den totalen Markt?"
Stoppt ein weltweiter, gewaltfreier Widerstand die (vor-)herrschende
Globalisierung?!
Vorbemerkung:
Ich habe bis zum letztmöglichen Zeitpunkt - den 24.7.2001 - zugewartet um
aus einer ständigen Flut von Informationen diesen Text zusammenzustellen,
der nur teilweise der Komplexität und der Dynamik von „Globalisierung"
gerecht werden kann. Selbst eine Auswahl von webpages und Publikationen
würde wenig weiterhelfen. Daher sende ich gerne auf Anfrage eine
aktualisierte Zusammenstellung von Informationsquellen zu und nehme
Interessierte in unseren e-mail-Verteiler mit ausgewählten Texten der
weltweiten Basisbewegungen auf. Dieser Text wird auf unserer homepage
www.begegnungszentrum.at aktualisiert und mit weiteren Informationen ergänzt.
Die neuesten Berichte über die Hintergründe der brutalen Repressionen von
Spezialpolizei und ihren „zivilen" Provokateuren gegenüber den
Demonstranten beim G8-Gipfel in Genua erinnern mich an Parallelen beim
Prager IMF/WB-Gipfel. Es war eher ein Zufall, daß es damals „nur" Verletzte
und mehr als 800 Verhaftete, aber noch keinen Toten gab. Gleichzeitig wird
bekannt, daß bei der Bonner Klimaschutzkonferenz - die von der US-Regierung
nicht mitgetragen wurde - auf Druck der kanadischen, japanischen und
australischen Regierung nur ein aufgeweichtes Resultat mit vielen
Schlupflöchern als „Erfolg" präsentiert wurde. Wissenschafter werden nun
die zusätzlichen Toten und unwiederbringlich zerstörten Teile des
Ökosystems - inklusive ausgerotteter Tier- und Pflanzenarten - abschätzen.
Nicht zu vergessen, die Vielzahl weiterer Ursachen eines drohenden Ökozids!
Jene, die bewußt diesen gewaltfreien, weltumspannenden Widerstand in seiner
unabsehbaren Komplexität mittragen, haben das Recht und auch die Pflicht zu
hinterfragen, ob und wie die gewohnten Methoden der „alten" Bürgerrechts-,
Friedens-, Sozial-, Umwelt- und verwandter Bewegungen diesen
Herausforderungen gerecht werden. Auch für Friedenspädagogen, Mediatoren,
Bewußtseinsbildner, Lobbyisten, Politiker und andere Vermittler werden die
Handlungs-Zeiträume bis zum point-of-no-return immer kürzer.
				
1989 - 2000 - die Neoliberalisierung unserer Nachbarn
Es waren nicht zuletzt die persönlichen Erfahrungen im September 2000 bei
den Alternativveranstaltungen und Protestaktionen gegen den Gipfel des
Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (WB), die uns Ausmaß
und Intensität der Unterdrückungsmaschinerie der „Global Players" bewußt
machten. Vandana Shiva, eine indische Expertin  warnte uns am Tag nach der
Prager Großdemo (beim „Diverse Women"-Treffen), daß in den kommenden zwei
Jahren mit einer Periode der verstärkten Kriminalisierung unserer
Bewegungen zu rechnen ist. Daß dabei ausgerechnet tschechische Polizisten
und Behörden ihre letzten Ideale von 1989 begraben hatten, um die
Repressionsstrategien ihrer Berater - aus CIA, Scotland Yard, deutschem
Geheimdienst und weiteren „Sicherheits"-Experten - brutal in Taten
umzusetzen, demontierte die Fassade eines „gewaltfreien Staates der
Bürgerrechtler" gründlich. Eine Strategie von „Low Intesity Conflict/
Warfare" mit dem US-Aufstandsbekämpfer seit Jahrzehnten (teilweise)
erfolgreich waren.
„Unser Modell eines ‘Dritten Weges’ zur Überwindung der staatlichen
Planwirtschaft hat keine Chance, wenn nicht auch ihr im Westen gleichzeitig
ebenso radikal Politik und Wirtschaft durch eine Abkehr vom ‘real
existierenden’ Kapitalismus verändert!" An diese Aussagen eines
tschechischen Regimekritikers in den späten 80er Jahren erinnerte ich mich
als ich ihn Mitte 1990 in Prag erneut traf. Beide waren wir betroffen von
der massiven Medienkampagne „TINA" aus dem Westen: „There is no
Alternative!" - „Der „Dritte Weg" ist ein unverantwortbares Experiment! Nur
eine kapitalistische Marktwirtschaft - ohne ‘öko-soziale’ Beschränkungen -
garantiert uns, daß unser Lebensstandard bald jenem des Westens
entspricht". Als ihr kompromißloser Propagandist entpuppte sich der
Finanzminister (und spätere Ministerpräsident) Vaclav Klaus, der seine
Ökonomen-Ausbildung - vor 1989! - bei den Thatcheristen in England und
Kanada absolvierte und sich einen neoliberalen Vordenker, den Österreicher
Friedrich von Hayek, zum Vorbild nahm. Dieser hatte schon 1945 die
neoliberale Sprachregelung geprägt „Wahr ist [...], daß eine soziale
Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein
Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit
keine Gerechtigkeit - [...] soziale Demokratie keine Demokratie ist."
 Einer von Klaus’ Finanzberatern plädierte im Sommer 1990 (in einer
ORF-Diskussion) dafür, jede Art von Geldern zu akzeptieren, auch wenn diese
kurzfristigen Anlagen aus zweifelhaften Quellen stammen. Spekulanten und
Mafiosi (nun Italiener statt der Russen) nützten Gesetzeslücken bei der
Privatisierung und kauften z.B. ganze Häuserzeilen auf. Die neoliberalen
Sanierer konnten dort noch verdeckter agieren als jetzt kürzlich in
Belgrad. Denn die neue serbische Regierung wurde zum überwiegenden Teil aus
Personen zusammengesetzt, die westlichen Management- und Consultingfirmen
zumindest nahestehen. (Ähnliches bahnt sich auch in Sofia an.) 
Einige geachtete Menschenrechtsaktivisten und Gründer des „Bürgerforums"
wie Vaclav Havel dienen nach wie vor als Garanten einer echten Demokratie.
Auch wenn sie wie Havel ihr Land blauäugig um jeden Preis in die NATO und
die EU drängen, jüngst die US-Raketenpläne befürworten aber auch die
westliche Atomtechnologie als Reparatur von obsoleten sowjetischen
Konstruktionen - wie das AKW Temelin - anpreisen. Havels Leitmotiv „vom
Versuch in der Wahrheit zu leben" wandelte sich in einen Versuch, in einem
„Atomstaat" (vor dem ihn Robert Jungk 1990 in Salzburg warnte) „in der
Unwahrheit zu überleben". Dazu kommen noch die Deregulierung der
Finanzmärkte, die Privatisierung der Grundversorgung und öffentlicher
Dienste usw. Havel tat diese Bedrohungen, durch weltweit dominierende
neoliberale Machtstrukturen - in IMF, WB, Welthandelsorganisation (WTO),
EU... - vor kurzem als Angstphobien überforderter Bürger ab. Daß
ausgerechnet Jan Kavan, der Mitgründer des europaweiten Netzwerkes der
Bürgerbewegungen „Helsinki Citizens Assembly" als tschechischer
Außenminister (teilweise gegen seinen Willen) diese Politik transportieren
und verteidigen muß, illustriert treffend das Dilemma mancher als Politiker
amtierender Menschenrechts- und Friedensaktivisten - nicht nur in Tschechien!
Einer meiner Prager Freunde kommentierte dies mit Bitterkeit: „Während wir
uns sorgfältig und bedächtig vor allem auf lokal/ regionaler Ebene für
Menschenrechte und Versöhnung, für Basisdemokratie, soziale Netze, Reform
der Verwaltung, freie Medien und Bildungsinitiativen, Minderheiten- und
Umweltschutz, dezentrale Wirtschaftsprojekte usw. engagierten, wurden wir
vom Vormarsch der Eroberer überrollt. Sie mißbrauchten Konsumgier und
Nachholbedarf - aber auch das entstandene ideologische Vakuum - der
Durchschnittsbürger. Diese Chance nützten geschickt Rechtsextremisten mit
ähnlichen politischen und religiösen Sekten, aber auch esoterische
Heilspropheten für ‘Bekehrungsfeldzüge’ aus. Nicht nur wir sondern auch
viele unserer seriösen Partner in Politik und Wirtschaft wurden zunehmend
von ihnen und von ‘Experten’ und Lobbyisten an die Wand gedrängt."
Solidarisches Lernen mit dem „Süden"
Was wäre anders gelaufen, wenn damals die Bürgerrechtler in Ost und West
dem Beispiel einiger polnischer Solidarnosc-Gewerkschafter gefolgt wären
und von den Erfahrungen und Strategien brasilianischer (Land-)
Arbeiterbewegungen, landloser Bauern und ähnlichen Basisinitiativen aus dem
„Süden" gelernt hätten? Oder z.B. von Manfred Max-Neef, einem Chilenen und
Alternativen Nobelpreisträger. Als Oppositioneller und Aktivist in
Basisbewegungen erlebte er das Dilemma: „In den wiederetablierten
Demokratien der späten 80er und frühen 90er Jahren wurden die
zivilgesellschaftlichen Protestbewegungen zunehmend kraftloser... Paradox
scheint es, daß das, was Diktatoren nicht zerstören konnten, von Bürokraten
in formalen Demokratien mit Leichtigkeit demontiert werden konnte..." Ein
hoher Beamter erklärte ihm dazu: „...weil diese Organisationen sehr
gefährlich werden, wenn sie zur Opposition werden".
Diese Opfer des (Neo-)Kolonialismus hatten sich - gemeinsam mit den
indigenen Völkern Amerikas - mit den fatalen Folgen der Eroberung ihres
Kontinents seit fünfhundert Jahren kritisch auseinandergesetzt. Die
Strategien der Eroberungszüge von Kolonisatoren haben sich ihrer Erfahrung
nach in den Jahrhunderten im Prinzip kaum geändert. Politiker,
geschäftstüchtige Produzenten, Händler und deren Finanziers organisierten
früher gemeinsam mit den Militärs ihre Eroberungszüge zur Ausbeutung der
Rohstoffe im ‘unterentwickelten Süden’. Missionare und humanitäre
Organisationen sorgten mit ihrer „Ersten Hilfe" für das Überleben der
Eroberten damit diese weiter ihre (Sklaven-)Arbeits- und Untertanenpflicht
leisten konnten. Bewußt oder unbewußt übernahmen viele von ihnen auch den
Part der Ideologiemissionare und Vernichter der ursprünglichen und
naturnahen Kulturen und Lebensweisen - alles nur im Streben nach
„Fortschritt, Humanismus und Entwicklung".
Seither haben sich nur die strategischen und technischen Möglichkeiten
vervielfältigt und besser kaschiert. Wie ich schon anmerkte haben sich
vorallem die Zerstörungspotentiale weiterentwickelt, deren Auswirkungen in
immer mehr Bereichen irreparable und irreversible Zustände geschaffen haben
und fortschreitend weiter schaffen. Dennoch beweisen die Erfolge der
internationalen Netze von Globalisierungsgegnern bzw. -kritikern, aber auch
die funktionierenden, dezentralen Gegenmodelle (mit Beteiligung vieler
kritischer Christen), daß ein Engagement sinnvoll und lebensnotwendig ist.
Gewaltfreie Methoden aktualisieren!
Es ist höchste Zeit, daß wir gemeinsam alte, bewährte gewaltfreie Methoden
wiederentdecken, diese aber mit den aktuellen Situationen und Erfahrungen
der neuen Initiativen mit dem Ziel einer (Gegen-)Macht der Gewaltfreien
weiterentwickeln:
* Analysen
* Bewegungen aufbauen
* Dialoge
* Öffentlichkeit informieren
* Gewaltfreie Aktionen und Proteste
* Ziviler Ungehorsam
* Konstruktive Alternativen und eine gemeinschaftliche Kultur entwickeln
und verteidigen
Für Beispiele fehlt hier leider der Platz.
Verweigerung von Dialog und Kooperation?
Wie weit ist es vertretbar, sich in einen Konsultationsprozeß einbinden zu
lassen, der den gebräuchlichen Methoden der neoliberalen (wie auch der
uralten) Ausbeuter gehorcht? Die geschickt Experten bzw. Gruppen einbinden
so lange ihre Dienste brauchbar sind, brauchbare Beiträge integrieren,
kritische Ansätze, die gefährlich werden könnten, analysieren um die eigene
Gegenstrategie zu aktualisieren usw. Wenn die „Eingebundenen"
(selbst)ausgebeutet sind (sich dabei selbst ausgebeutet haben) werden sie
wieder ausgeschieden und durch unverbrauchte ersetzt. 
Uns sind in den mehr als 30 Jahren unseres Engagements in Initiativen
relativ ähnliche Strategiemodelle der Herrschenden untergekommen:
1. Laissez faire - beobachten, wie sie sich entwickeln, was an ihnen
brauchbar ist.
2. Kooperationsbereite zeitweise einbinden (siehe oben), Reservekandidaten
warm halten.
3. Gemäßigt (gewaltfrei) Kritische durch subtile Druck- und
Repressionsmethoden behindern, zurückdrängen - z.B. durch Verweigerung von
Subventionen, von Publizität, durch existenzbedrohend erhöhte Gebühren und
Abgaben, ruinöse Gerichtsstrafen und Schadensersatzforderungen...
4. Gefährliche politische Potentiale - gewaltbereite, aber auch gewaltfreie
- kriminalisieren, ins terroristische Eck abdrängen und entsprechend brutal
„behandeln"...
Mit den moralischen Zwängen zur (Mit-)Hilfe werden schon jetzt Aktivisten
so eingedeckt, daß sie sich - wie der Hase in Grimms Märchen vom „Hasen und
Igel" - von einem eingeigelten Problem zum anderen hetzen lassen - bis sie
(wie von ihren Gegnern erwartet) auf der Strecke bleiben. Geraten dabei
idealistische humanitäre Helfer nicht in Gefahr - unbeabsichtigt - so lange
zu „kollaborieren" bis immer größere Teile der Erde kollabieren?
Mit Finanzen steuern
Spezielle Steuern und Budgetumschichtungen können zwar eine Signalwirkung
erreichen. Ob die Gelder wirklich in der erforderlichen Höhe frei werden
und diese dann die eigentlich Bedürftigen erreichen, ist nach bisherigen
Erfahrungen fraglich. 
* Die „Friedensdividende" als Folge einer Abrüstung wurde für neue
militärische bzw. zivile Sicherheitstechniken und -personal umdirigiert.
* Die „Ökosteuer" dient nur in geringem Maß den Energie- und weiteren
Umweltprojekten sondern wird vorrangig Budgetkrisen (z.B. bei Tierseuchen)
geopfert.
* Durch die „Tobin Tax" könnten zwar ruinöse Finanzspekulationen und
-transaktionen eingeschränkt werden. Bedenklich ist, daß nationale und
internationale Autoritäten diese Gelder so administrieren können, daß diese
nicht wieder durch neoliberale und korrupte Institutionen und Unternehmer
unterlaufen werden. Selbst eine Finanzierung von UNO-Behörden und
-Projekten setzt deren überfällige Radikalreform voraus.
* Die Kampagne „Schuldenerlass 2000", initiiert von entwicklungspolitischen
und kirchlichen Organisationen des „Nordens" als ein Good-will-Anstoß für
die Regierungen der Geldgeberländer, brachte bis jetzt nicht den
erforderlichen Durchbruch.
* Enttäuscht davon schlossen sich organisationsstarke Initiativen im
„Süden" zur Kampagne „Jubilee South" zusammen, die sich radikalisierte und
einen sofortigen Stop aller Schuldenrückzahlungen fordert.
* Mit ihnen verbunden geht das Netzwerk „Ecological Debt" noch einen
entscheidenden Schritt weiter. Es fordert vom reichen „Norden"
Kompensationen für alle Schäden, die seine Unternehmungen im ökologischen
und sozialen Bereich des „Südens" angerichtet haben. Den Initiatoren ist
bewußt, daß das Ausmaß sowohl die Zahlungskraft der Schuldner weit
übersteigt, aber auch daß manche der Schäden irreparable Dimensionen
erreicht haben. 
Wir müssen befürchten, daß die absehbaren langwierigen Verhandlungen in
Zeiträume reichen, in denen sich die jetzt schon gehäuft auftretenden
„Vergeltungsaktionen des Ökosystems" zu möglicherweise unaufhaltsamen
globalen Zerstörungsprozessen ausweiten können wie sie u.a. Günter Anders
schon 1956 in „Die Antiquiertheit des Menschen" beschrieb.
Matthias Reichl
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit,  Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad
Ischl, Tel. 06132-24590,  e-mail: mareichl at ping.at, www.begegnungszentrum.at
Buchtipps: 
Andreas Berndt/ Gerlinde Breiner/ Martina Kirchmayr/ Thomas Roithner (Hg.):
Der totale Markt. Gefahr für Sozialstaat und Demokratie. 2001 ÖGB Vlg.,  öS
260,-
José Bové/ Francois Dufour: Die Welt ist keine Ware. Bauern gegen
Agromultis. 2001 Rotpunktverlag,  öS 219,-
Edward Goldsmith/ Jerry Mander (ed.): The Case Against the Global Economy &
For a Turn Towards Localization. 2001 Earthscan Publ., ISBN 1 85383 742 3,
£ 14.95
Maria Mies: Globalisierung von unten. Der Kampf gegen die Herrschaft der
Konzerne. 2001 Rotbuch Vlg., DM 26,-
Maria Mies/ Claudia von Werlhof (Hg.): Lizenz zum Plündern. Das
multilaterale Übereinkommen über Investitionen >MAI<. Globalisierung der
Konzernherrschaft - und was wir dagegen tun können. 1998 Rotbuch Vlg.

Klimaverbrecher vor Gericht!
Von Franz Alt
....  So weit sind wir immerhin: Kriegsverbrecher müssen sich vor
internationalen Gerichten verantworten. Es wird hoffentlich keine weitere
Generation dauern, bis sich auch Klimaverbrecher wie George W. Bush und
seine Freunde von der alten Energiewirtschaft - nicht nur in den USA - vor
einem internationalen Tribunal verantworten müssen. Aber sehr
wahrscheinlich wird er vorher noch Kriege um Öl führen, anstatt das Klima
zu schützen. Die große politische Frage des 21. Jahrhunderts wird heißen:
Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne?
  (Auszug aus einem Artikel im Publik-Forum Nr. 15 - 17. August 2001)

Das Klima ändert sich, doch die Menschen nicht
Sind wir noch zu retten? - Theologische und persönliche Anmerkungen zu
einer lebenswichtigen Frage 
VON GEIKO MÜLLER-FAHRENHOLZ
Im Umfeld der Klimakonferenz in Bonn wurde wieder einmal darauf
hingewiesen, dass die gegenwärtige Weltwirtschafts(un)ordnung nicht nur
Milliarden von Mitmenschen in Not und Elend gebracht hat, sondern auch die
Tragekräfte der Erde in alarmierendem Ausmaß überdehnt.
Nun fehlt es nicht an Klagen darüber; dass die Menschen - und die
Regierungen - diese Katastrophenmeldungen mit so viel Gleichgültigkeit und
Apathie hinnehmen. Doch: Wie ist diese Untätigkeit, diese Apathie zu
erklären? Es geht angesichts der bedrohlichen ökologischen Veränderungen
nicht in erster Linie um eine (moralisch zu beurteilende) Unwilligkeit, die
nötigen Folgerungen zu ziehen, sondern um eine tief verankerte Unfähigkeit,
und dafür gibt es Gründe.
1. Der ungleiche Informationsstand
Wenn wir von »der« Erde und »den« Menschen sprechen, so reden wir von
abstrakten Größen. Es gibt die Menschen nicht, es gibt sie nur als Frauen
oder Männer; als Kinder, Erwachsene oder Greise, als Angehörige
verschiedenster Völker und Kulturen, als Analphabeten, als Menschen mit
geringer Schulbildung, als Wissenschaftler und so weiter. Nur sehr wenige
können sich die Erde als eine Einheit, und auch noch als eine gefährdete,
vorstellen. Im Alltag erfahren sich die meisten Menschen als Opfer der
»Naturgewalten«, nicht aber als Verursacher weltweit wirksamer klimatischer
Schäden. Fazit: Ein konzertiertes weltpolitisches Vorgehen findet an der
Ungleichgewichtigkeit des Informationsstandes der Erdbewohner eine schwer
zu überwindende Barriere. Könnte die Zivilgesellschaft, die sich zusehends
weltweit vernetzt, die Instanz darstellen, die sich dieser pädagogischen
Vermittlung widmet und damit die kulturell, sozial und religiös bedingten
unterschiedlichen Bewusstseinsstände der Weltbevölkerung öffnet?
2. Wissen, aber nicht fühlen
Ich beobachte bei mir selber, dass die Globalität und Komplexität der sich
ankündigenden Klimakatastrophen zwar in meinem Kopf ankommen, dass sich
mein Gefühl aber dieser Wahrheit verweigert. Im Laufe unserer Geschichte
haben wir Menschen - wie auch alle anderen Lebewesen - zu unserem Schutz
Gefahrensensoren entwickelt: Ein Stein fliegt auf mich zu. Ich sehe ihn und
ducke mich. Ein Geräusch wird mir zu laut, ich bewege mich fort. Das Feuer
versengt meine Haut. Ich zucke zurück. Diese millionenfach erprobten
Mechanismen der Gefahrenabwehr wirken direkt, spontan und, unmittelbar.
Genau diese Mechanismen werden jedoch durch die klimatischen Veränderungen
nicht ausgelöst. Die wenigen Gramm Kohlendioxid, die mein Auto produziert.
sollen  mit daran schuld sein, dass in 50 oder 100  Jahren Bangladesh
überflutet wird? Eine solche Information berührt vielleicht flüchtig einige
Gefühle für die Bangladeshis (falls ich welche kenne). aber sie lässt meine
Sinne als Gefahrenmelder kalt; denn ich kann die giftigen Stoffe nicht
riechen oder schmecken, ich kann sie nicht hören oder sehen, also tangieren
mich die Folgen nicht.
Bisher haben wir Menschen von Versuch und Irrtum gelernt. Wenn wir aber
abwarten wollten, bis die klimatischen Veränderungen beweisen, dass die
heute vorherrschende Weltwirtschaft ein folgenschwerer Irrtum war, ist es
zum Umsteuern zu spät. Wir müssten also umdenken lernen, bevor das volle
Ausmaß der ökologischen Schäden über uns kommt, und zwar nicht nur
intellektuell, sondern gefühlsmäßig. mit Empathie, und Leidenschaft. Doch
wie machen wir das?
3. Gefahren werden überschwellig
Gerhard Berz, Meteorologe der Münchener Rück-versicherungsgesellschafi.
wies in Publik-Forum darauf hin, dass wir ein Weltklima erhalten, das die
Menschheit in ihrer gesamten Geschichte noch nicht erlebt habe. Doch: Wie
sollen wir mit einer Erfahrung umgehen. die ohne Vorläufer ist? Um einen
Ausdruck des Philosophen Günther Anders aufzugreifen: Informationen dieser
Art sind »überschwellig«, sie übersteigen unser Vorstellungsvermögen und
unsere Fassungskraft. Wir reagieren mit Fassungslosigkeit.
Wie aber könnten wir mit einer solchen Auskunft produktiv umgehen? Nötig
wäre eine neue Gestalt von Mut. Ich meine einen Mut, der sich von - der
apokalyptischen Reichweite dieser Bedrohung nicht einschüchtern oder lähmen
lassen. Ich glaube. dass es eine solche Seelenkraft ohne das Vertrauen auf
einen Gott, der auch jenseits eines Weltunterganges noch unser Gott sein
würde, nicht geben kann. Doch muss in diesem Zusammenhang offen bleiben, ob
es nicht auch andere Formen von Transzendenz-Vertrauen geben könnte, welche
Menschen befähigen, im Angesicht apokalyptischer Bedrohungen nicht zu
verzweifeln, sondern schöpferische Alternativen zu suchen.
Was wir brauchen, nenne ich proleptische Imagination. Ich meine damit eine
Fantasie, die aus der Beobachtung bereits geschehener - kleinerer -
Katastrophen heraus zu einer Vorstellung gelangt, wie sich die zukünftigen
großen Katastrophen darstellen würden. Die Menschen an der Nordseeküste
wissen aus Erfahrung, was Deichbrüche und Überschwemmungen bedeuten. Sie
haben darum im Laufe von Jahrhunderten gelernt, dass diese Übel nur durch
die gemeinschaftliche und beständige Sorge um die Sicherheit der Deiche
abgewehrt werden können. Lässt sich diese Erfahrung nicht verwenden, um die
in den nächsten Jahrzehnten zu erwartenden Überschwemmungen in ihrer
Reichweite zu erfassen und Instrumentarien zu ihrer Eindämmung zu entwickeln?
Diese Imagination darf sich keinesfalls als eine rein intellektuelle Übung
verstehen. Sie bedarf, um kraftvoll und dauerhaft wirken zu können, einer
tiefen seelischen Verankerung, und diese dürfte ohne einen bewussten Umgang
mit Schmerz nicht möglich sein. Denn wer sich der Tatsache öffnet, dass die
zu erwartenden Leiden, die über Millionen von unschuldigen Menschen und
Milliarden ebenso unschuldiger Tiere und Pflanzen kommen werden, im
Wesentlichen von uns Menschen verursacht werden, muss sich auf seelische
Erschütterungen gefasst machen.
(Karikatur: Manfred Madlberger)
4. Kleine Sünder und große Sünder
Die meisten Fachleute stellen fest, dass die zu erwartenden Katastrophen
von Menschen verschuldet und von ihnen zu verantworten sind. »Schuld« und
»Verantwortung« setzen aber voraus, dass wir als Einzelne oder als
Gemeinschaften Subjekte unserer Taten und Unterlassungen sind. Worin aber
besteht unsere Schuld bei einer globalen Klimaveränderung? Natürlich können
wir Schadstoffemissionen reduzieren, wenn wir - als Autobesitzer - ein
sparsameres Gefährt kaufen oder ganz auf ein Auto verzichten. Aber diese
Option ist vielfach nicht möglich.
Als individuelle Subjekte können wir uns zur Verantwortung ziehen lassen,
und doch bleibt diese Art von Engagement auf lächerliche Weise ineffizient,
weil es ganz andere und sehr viel mächtigere »Schuldige« gibt, zum Beispiel
Staaten oder weltweit operierende Firmen. Und wenn diese sich ihrer
Verantwortung entziehen, warum sollte ich kleiner »Sünder« dann mein
Verhalten ändern? Auch hier, im Blick auf die Verantwortung großer und
kleiner »Sünder« stellt sich eine schier unüberwindliche Diskrepanz ein,
die gerade bei engagierten Zeitgenossen immer wieder das Gefühl tiefer
Ohnmacht hervorruft. Was folgt, ist Resignation. Von da ist es nur ein
kleiner Schritt zur Verzweiflung.
Es ist aber möglich, Apathie, Verzweiflung und Wut ins Schöpferische zu
wenden. Die Psychologin Joanna Macy zum Beispiel arbeitet überall auf der
Welt an »dispairwork«, also Arbeit an und mit der Verzweiflung. Ihr Ansatz
ist, dassVerzweiflung und Wut, Ratlosigkeit und Enttäuschung eine Art
»Wall«  darstellen, der uns den Zugang zu einer geduldigen, schöpferischen
und zuversichtlichen Arbeit gegen die bedrohlichen Entwicklungen unserer
Epoche verschließt. Es  ist daher nötig, durch diesen Wall der Verzweiflung
hindurchzugehen, um zum freien und verantwortungsbereiten Subjekt des
eigenen Verhaltens zu werden. Die alte Buß- und Beichttheologie wusste,
dass es keine Umkehr ohne Reue gibt. Es wäre gut, wenn Frau Macy auch mit
unseren Politikern und Wirtschaftsbossen arbeiten könnte; denn sie gehen
der Dimension der Schuld aus dem Wege. Sie sprechen von Umsteuern, aber es
darf nichts kosten, am allerwenigsten das öffentliche Eingeständnis von
Versagen und Schuld.
Sollen wir darum alle Hoffnung fahren lassen? In der Tat: Wir sollten jene
Hoffnung aufgeben, die sich als Fortschrittsglaube versteht und darauf
vertraut, dass den Menschen schon etwas einfallen werde. Tragfähiger wird
eine Liebe sein, die auch im Angesicht des Untergangs an der Schöpfung
festhält und nüchtern an Lösungen arbeitet, mit denen möglichst viele leben
 können.
Der Autor ist evangelischer Theologe und war viele Jahre leitender
Mitarbeiter beim Weltkirchenrat.
(Aus Publik-Forum Nr. 15 - 17. August 2001)

SOZIALVOLKSBEGEHREN
Sozialstaat Österreich
Warum ein Volksbegehren für den Sozialstaat: 
Unter dem Vorwand wirtschaftlicher Zwänge läuft in Europa seit Jahren eine
Offensive zur Schwächung des Sozial-staats. Politik kürzt Leistungen,
schwächt Institutionen und untergräbt den Grundsatz der Solidarität.
Propagiert wird die Eigenvorsorge im Fall von Krankheit, Unfall,
Arbeitslosigkeit oder Alter. Verbesserungen im Bildungswesen, in der
Jugendwohlfahrt, bei der Kinderbetreuung und bei sozialen Diensten für
Pflegebedürftige werden zugunsten privater Marktlösungen vernachlässigt.
Armutsbekämpfung bleibt Lippenbekenntnis.
Neue Probleme wie die soziale Absicherung atypisch Beschäftigter, die
Integration von ZuwandererInnen oder eine Grundsicherung im Notfall werden
nicht als Herausforderungen an einen modernen Sozialstaat begriffen.
In Österreich wird zur Zeit diese Politik gegen den Sozialstaat
systematisch verschärft: sie schwächt gezielt seine vier Hauptsäulen, die
Kranken- und Unfallversicherung, die Altersvorsorge, die
Arbeitslosenversicherung und das öffentliche Bildungswesen. Gleichzeitig
verstärkt sie ihren Einfluss auf die Sozialversicherung und schaltet die
Selbstverwaltung weitgehend aus. Unter der Devise „Sozialstaat schlank"
wird die Spaltung der Gesellschaft vertieft, Ausgrenzung und Verarmung
werden gefördert.
Diese unsoziale Politik richtet sich gegen die Mehrheit der BürgerInnen und
begünstigt zugleich die Vermögenden. 
Denn mit den Sozialkürzungen erspart der Staat den besser Verdienenden
einen höheren Beitrag, durch Selbstbehalte in der Krankenversicherung und
Senkung von Pensionsansprüchen werden die Sozialbeiträge der Unternehmer
vermindert.
Dies gilt in noch höherem Maß für die „Superreichen": sie haben ihre
Vermögen in Privatstiftungen untergebracht und leisten deshalb keine
nennenswerten Beiträge für das Gemeinwesen.
Diese Entwicklungen unterminieren den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
Denn individuelle Freiheit und Demokratie bedürfen der materiellen
Absicherung durch den Sozialstaat. 
Der Sozialstaat trägt zu besseren sozialen Chancen der in Österreich
lebenden Menschen bei. Er stellt ein dynamisches Element angesichts der
großen sozialen Herausforderungen im 21. Jahrhundert – wie Alterung der
Bevölkerung, Wandel der Erwerbsarbeit, Migration, Gleichstellung der
Geschlechter – und einen produktiven Faktor für die Wirtschaft dar.
Der Sozialstaat ist Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität.
Sozialstaatliche Politik ist für die meisten Menschen in unserer
Gesellschaft unverzichtbar.
Dies gilt es in der Verfassung abzusichern. Deshalb initiieren wir eine
Kampagne zur Verteidigung und Erneuerung des Sozialstaats. Die Bürgerinnen
und Bürger sollen zur Unterstützung eines Volksbegehrens mobilisiert
werden, mit dem das Prinzip der Sozialstaatlichkeit in der österreichischen
Bundesverfassung verankert wird. 
Der Text des Volksbegehrens:
Die Unterzeichner begehren folgende Ergänzung der österreichischen
Bundesverfassung:
Dem Art 1 („Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom
Volk aus.") wird ein Absatz 2 angefügt. Dieser lautet:
„Österreich ist ein Sozialstaat. Gesetzgebung und Vollziehung
berücksichtigen die soziale Sicherheit und Chancengleichheit der in
Österreich lebenden Menschen als eigenständige Ziele. Vor Beschluss eines
Gesetzes wird geprüft, wie sich dieses auf die soziale Lage der
Betroffenen, die Gleichstellung von Frauen und Männern und den
gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt (Sozialverträglichkeitsprüfung).
Die Absicherung im Fall von Krankheit, Unfall, Alter, Arbeitslosigkeit und
Armut erfolgt solidarisch durch öffentlich-rechtliche soziale
Sicherungssysteme. Die Finanzierung der Staatsausgaben orientiert sich am
Grundsatz, dass die in Österreich lebenden Menschen einen ihrer
wirtschaftlichen und sozialen Lage angemessenen Beitrag leisten."
Konzept der Kampagne:
Das Volksbegehren soll eines der erfolgreichsten der 2. Republik werden.
Daher ist es unabdingbar, dass möglichst viele Gruppierungen, die hinter
dem Text dieses Sozialvolksbegehrens stehen, mitarbeiten und ihre
spezifischen Betroffenheiten, Forderungen und Konzepte einbringen. Wir
wollen die Zivilgesellschaft mobilisieren: über Einzelpersonen und über
partikulare Netzwerke. Diese „Bewegung von unten" steht im Kontrast zu
Kampagnen, die nur über oder von Massenmedien organisiert werden. Eine
zentrale Organisationsstelle mit entsprechenden Antennen in den
Bundesländern kümmert sich um die landesweite Medienarbeit, die wichtigsten
Informations- und Wernemittel, vor allem aber auch (durch den Aufbau einer
mailing-Liste) um einen raschen und transparenten Kommunikationsfluss. Über
diese Kommunikationsschiene sollen gleichzeitig auch Informationen,
Anregungen, Wünsche und Kritik von allen beteiligten Gruppen laufen – Ziel
ist es, dass alle eigenverantwortlich und dezentral arbeiten, dass aber
auch alle Beteiligten davon wissen und reagieren können. 
Inhalte:
Mindestens so wichtig wie die Kampagne selbst ist die Initiierung einer
breiten Debatte und die Mobilisierung aus allen sozialen Bereichen. Die
inhaltliche Ausarbeitung eines alternativen sozialpolitischen
Grundsatzentwurfs, auf dessen Basis das Argumentationsmaterial der Kampagne
erstellt wird erfolgt in Form von „Kommentaren" zu 17 verschiedenen
Problembereichen. Dabei sollen die österreichische Sozialpolitik der
letzten Jahre, insbesondere die der derzeitigen Regierung kritisch
durchleuchtet und Alternativen erarbeitet werden.

                                                                    
Werbelinie:
Es ist wichtig vorweg das Image und die Wieder-erkennungsmerkmale der
Kampagne zu fixieren. Es soll Kleinplakate, Grundsatzfolder, Flugblätter,
Kleber und eine Internetseite geben. Weiters soll in den spezifischen
Zielgruppenmedien sowohl redaktionell über das Volksbegehren berichtet
werden als auch durch Inserate und/oder das Beilegen von
Unterstützungserklärungen. 
Ungefährer Ablauf:
1. Vorbereitungsphase mit dem Netzwerkaufbau
2.  Intensivierungsphase mit ersten medialen Berichten
3.  Pressekonferenz, Start der Unterstützungserklärungskampagne (das
Minimum von 8.000 Erklärungen sollte deutlich überboten werden)
4.  Intensiv-Kampagne ab 3 Monaten vor der Eintragungswoche
5.  „Heiße Wochen": die Woche vor der Eintragungswoche und die
Eintragungswoche selbst: Events, Aktionen, Promi-Unterstützung
Formen der Zusammenarbeit:
Alle Einzelpersonen und Organisationen die sich mit der Kampagne
identifizieren können sind eingeladen ihre Ressourcen und Kapazitäten
einzubringen (Weiterleitung des Kampagnenmaterials an die jeweiligen
Adressendateien, Inseratschaltungen und inhaltliche Berichterstattung in
den eigenen Medien, Selbstorganisation von Events und Aktionen, Beteiligung
an den finanziellen Gesamtkosten, Übernahme von organisatorischen Aufgaben,
Beteiligung mit AktivistInnen, eventuell personelle Verstärkung im
Koordinationsbüro in der „heißen" Phase des Volksbegehrens. Via E-Mail soll
eine laufende Information und Kommunikation aufgebaut werden und nach
Bedarf  sollen Koordinationstreffen stattfinden.
Technisches: 
Für die Kampagne steht ein Büro mit der nötigen Infrastruktur zur
Verfügung, Adresse: Loquaiplatz 12, 1060 Wien, Tel: 595 53 64 oder 595 50
40, Fax: 595 50 41. E-mail: vobe at eup.at 
Das Büro dient als Koordinations- und Kommunikationszentrum und wird von
Joy Antoni  (mobil: 0676-920 43 43) geleitet.

Gegen Gewalt - Weltweit
Am 11. September 2001 wurde das Zentrum  New Yorks und das Pentagon durch
Selbstmordanschläge teilweise zerstört.  Die Arge für
Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit lehnt jede Art von Terror ab. 
Kein Krieg gegen die Demokratie 
"Freedom itself was attacked" - Entgegen der Propaganda der US-Regierung
ist der Terroranschlag vom 11. September 2001 kein Krieg gegen die
Demokratie oder gar gegen alle Menschen in den Industriestaaten. Obwohl wir
die wirklichen Hintergründe der Anschläge nicht kennen, vermuten wir einen
Verzweiflungsakt angesichts der weltweiten Unterdrückung durch politische
und wirtschaftliche Kräfte in den USA und den mit ihnen verbündeten
Globalisierern. (Ergänzung: M. Reichl).
Gerade die Bush-Administration hat mit unglaublicher Arroganz den Weg des
Dialogs mit anderen Staaten verlassen. Die US-Regierung ist nicht bereit
internationale Abkommen einzuhalten, sie will den ABM-Vertrag zur
Reduzierung der Atomwaffen aufgekündigen. Die USA weigern sich das Kyoto
Protokoll (Reduzierung der treibhausrelevanten Umweltverschmutzung)
einzuhalten, sie verhindern die Abkommen zum Verbot von Landminen, von
chemischen und biologischen Waffen und mobilisieren gegen die Einschränkung
der Produktion und dem Verkauf von Kleinwaffen.
 Die US-Amerikanische Regierung ist als die aggressivste
politisch-militärische Kraft für die Durchsetzung der wirtschaftlichen
Globalisierung mit allen Nachteilen für die Ärmsten dieser Welt.
Letztendlich haben die Repräsentanten der USA auch die größte Verantwortung
für die Unterdrückung der Menschen nicht nur im Nahen und Mittleren Osten
auf sich geladen. Wenn nun extreme Kräfte den Terror in die USA tragen,
heißt das nicht, dass weltweit der Demokratie der Krieg erklärt wurde.
 Nein zum Terror
 Die Arge für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit lehnt jeden Terror
ab. Es gibt kein Ziel, das Mord als Strategie rechtfertigt. Wir sehen
keinen Sinn darin, tausende Menschen zu ermorden. Genauso wie wir den
Terroranschlag auf das World Trade Center ablehnen, verurteilen wir jeden
Krieg.
In den USA wird nationalistische Propaganda betrieben. Alle sollen die
Selbstmordattentate als "narzisstische Kränkung" empfinden. Aus dieser
Verletzung lässt sich der Hass für Interventionen und Krieg schüren.
 Die politische Führung der USA plant den Einmarsch in Afghanistan. Die
Nato und die EU, möglichst alle Nationalstaaten sollen in "Geiselhaft"
genommen werden: Wer den "Vergeltungsschlägen" der USA nicht zustimmt wird
zum Verbündeten mit den mutmaßlichen Hintermännern der Anschläge gestempelt. 
Die Nato - der verlängerte Arm der US-Regierung 
Der Nato-Rat hat erstmals seit seinem Bestehen den "Verteidigungsfall" und
damit die gegenseitige Beistandspflicht angenommen. Damit wird grosse
Verunsicherung und Angst vor Krieg geschürt. Die Nato soll geschlossen
hinter dem Rachefeldzug der USA versammelt werden, obwohl dies nicht mit
dem Nato-Statut vereinbar ist.
Die österreichische Bundesregierung nutzt den Schock zur Aufrüstung des
Bundesheeres. Sie trommelt zum Anschluss an die Nato und zur Aufgabe der
Neutralität.
 Weil wir die Trauer um die tausenden Opfer der Anschläge teilen, fällt uns
auf, dass der tausenden Opfer der wirtschaftlichen Globalisierung keine
einzige Trauerminute der Bundesregierung und der Öffentlichkeit gegolten hat.
 Österreich und Nato-Partnerschaft für den Frieden
 Nicht nur unter dem Schock der letzten Tage lehnen wir die Nato-Manöver
Mitte September 2001 in der Steiermark ab. Die Nato hat eine
Mitverantwortung an der katastrophalen Lage am Balkan. Die
Militärinterventionen haben teilweise den Hass zwischen den Menschen
verstärkt. Der Nato ist offene Unterstützung der UÇK vorzuwerfen.
 Die Manöverannahme geht auch vom Vorgehen der Nato-Truppen gegen
DemonstrantInnen aus. Der Übungsplatz wurde mit Stacheldraht zur
militärischen Sperrzone. Die Demonstrationen gegen die Miltärs wurden durch
Drohungen behindert. Trotzdem sind viele gekommen, um ihre Ablehnung der
Vollmitgliedschaft im Militärpakt Nato zu demonstrieren.
 Die grosse Mehrheit der österreichischen Bevölkerung will aktive,
friedensbewahrende Außenpolitik, statt miltärischer Kriegshetze mit
österreichischer Beteiligung.
Wir lehnen auch die Aufrüstung des Bundesheeres mit Helikoptern,
Kampfflugzeugen und Kampfpanzern zur Interventionsfähigkeit ab.
Das Bundesheer ist überholt, schaffen wir es endlich ab. Verwenden wir die
freiwerdenden Mittel sinnvoll für soziale Zwecke.
Bundesheer abschaffen!
Soziale Sicherheit statt militärischer Unsicherheit! 
Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft für Wehr-dienstverweigerung und
Gewaltfreiheit, 1010 Wien,  Schottengasse 3a/59, Tel: 01-5359109, Fax:
01-5327416,   mail: argewdv at utanet.at 
„Da helfen Raketen und Bomben nichts..."
Johan Galtung im Gespräch mit Peter Schmidt.  (Leicht gekürzt abgedruckt in
der Wochenzeitung "DIE  FURCHE" vom 19.9.2001)
Der schockierende Terrorangriff auf die Zentren der USA wirft nicht nur die
Frage nach den Tätern und den militärischen Gegenschlägen auf, sondern auch
nach den Ursachen solcher Anschläge, die wie im jahrzehntelangen Konflikt
zwischen Israel und den Palästinensern den sicheren Tod der Attentäter
einschließen. Trauer, Schock und der Ruf nach Rache in den USA sollen aber
auch die wichtige Frage nach dem ‘Warum’ nicht verdecken, meint der
weltbekannte Friedensforscher Prof. Johan Galtung, der gerade diese Wochen
in Wien weilt.
F.: Ihre Statements zu den Anschlägen in den USA sind auf Kritik gestoßen...
G.: Man hat mir vorgeworfen, ich rechtfertige den Terrorangriff auf New
York und Washington. Mein Ansatz ist, zu erklären, wieso gerade die USA
Ziel solcher Attacken sind - ohne daß ich solche Terrorakte billige! Es
fühlen nicht nur die Menschen in den USA Angst und Haß - auch in den von
den Gegenschlägen bedrohten Ländern, in Afghanistan, Pakistan, dem Sudan,
Irak, wo die meisten Menschen in Armut und Repression leben, herrscht
Furcht und Wut vor einem Schlag des militärisch übermächtigen Gegners USA.
Versöhnung heißt, die Verletzungen von Körper und Seele heilen und die
zerbrochenen Beziehungen aufarbeiten. Aufarbeiten heißt aber auch für die
USA, sich ihrer Geschichte und damit auch der Vorgeschichte dieser
Anschläge zu stellen:
F.: Ist das bisher nicht geschehen?
G.: Bisher kaum. Nehmen Sie den Krieg in Vietnam mit seinen 2 Millionen
toter Vietnamesen - auch die US-Army hatte schwere Verluste und
letztendlich den Krieg verloren. Aber: in den Schulbüchern der USA hat man
vor 6 Jahren die Bilder und Berichte der Greuel: Napalm verbrannte Kinder,
das Massaker von My Lai, Erschießungen usw. einfach herausgenommen.
Untersuchungen an US-Universitäten zeigen, daß heute über den Vietnamkrieg
grenzenloses Unwissen herrscht - so haben ein Viertel der Studenten
ausgesagt, der Vietnamkrieg hätte zwischen Nord- und Südkorea
stattgefunden! Und nach dem Bombardement des Irak 1991 sagte Präsident Bush
senior damals: „We have kicked out the Vietnam-syndrom forever..." Oder die
Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki: Das einzige Foto - die Ruinen
von Hiroshima ohne Opfer - ist vor über zehn Jahren aus den Schulbüchern
eliminiert worden. Heute gibt es zwei Bilder : Die Atombombe „Little Boy"
und der Bomber „Nora Gray" in den Schulbüchern. Im Atomkriegsmuseum in
Texas könnten Kinder sogar auf den ‘netten’ Atombombenattrappen reiten. Es
gab Ohrgehänge in Mini-A-Bomben-Form für BesucherInnen - erst nach
Protesten japanischer Touristen hat man den Verkauf eingestellt!
F.: Und die Vorgeschichte zu den Terroranschlägen?
G.: Die USA haben 228 Militärinterventionen  o h n e  Mandat der UNO
durchgeführt. Mit Hilfe des CIA sind von 1949 bis 1987 an die 7 Millionen
Menschen umgebracht worden. Das waren zumeist kleine Leute in sogenannten
„linken" Organisationen, in Indonesien, auf den Philippinen, im Iran des
Schah, im Sudan unter Numeiri, im NATO-Land Türkei, in Latein- und
Zentralamerika, Guatemala, El Salvador... In Panama gab es sogar die
US-Schule für Terrorbekämpfung mit Anleitungen zum Foltern! Schon 1992 hat
US-General Rock festgestellt: In Bezug auf Invasionen hat die USA bereits
das Römische Weltreich übertroffen! Ich habe mit solchen Anschlägen schon
seit über zehn Jahren gerechnet und darauf gewartet, auch auf noch
schlimmere Szenarien! Wie oft haben die USA angegriffen: 1983 im Libanon;
1986 Bombenangriff auf Libyen - dabei wurde die Ziehtochter Gaddafis
getötet; 1989 die Panama-Invasion, wo man von den tausenden Toten nichts
gehört hat; denken Sie an den Irak, wo von 1991 bis heute die Bomben und
das Embargo über eine halbe Million Tote - großteils Kinder - forderten...
F.: Da gibt es keine Trauer- und Gedenkminuten, genausowenig wie für die
Opfer der Angriffe auf Serbien und den Kosovo, und auch wenig
Medienberichte darüber - wie ist das zu erklären?
G.: Große PR-Agenturen in den USA wie ‘Ruder Finn Global Affairs’ oder
‘Hill and Knowlton’ steuern und beeinflussen die Berichterstattung in den
USA - nach Schätzungen bis zu 4o % der Informationen! Dazu ein Beispiel aus
dem Golfkrieg: Sicher haben die Irakis in Kuwait übel gehaust und Greuel
begangen - aber ‘Hill and Knowlton’ haben darüberhinaus noch schlimme Lügen
sehr publikumswirksam über den Irak verbreitet (Irakis hätten im Spital in
Kuwait City Brutkasten-Babies ermordet), falsche Zeugen bei
Pressekonferenzen auftreten lassen usw. Die Schurkenstaaten werden
verteufelt, die „good guys" positiv hervorgehoben, ihre Untaten verschwiegen.
F.: Ist das in der Demokratie USA möglich?
G.: Es gibt natürlich auch viele kritische Publikationen - insoweit
funktioniert die US-Demokratie. Das Buch von William Blum „Rogue state"
(=Schurkenstaat, gemeint ist die USA) zum Beispiel. Oder die Analyse von
Noam Chomsky über die Dominanz des militärisch-industriellen Komplexes,
d.h. von Macht und Profitstreben in den USA. Ich möchte aber noch einen
Faktor zu Chomskys Analyse einbringen: das Sendungsbewußtsein der USA.
Diese drei Faktoren bilden diese außergewöhnliche Machtausübung der USA. 
F.: Sie meinen die Macht- und Gewaltausübung bringt Gegengewalt, wer Wind
sät, wird Sturm ernten...
G.: Und diese Gewaltausübung wird ja von vielen Staaten gutgeheißen: Von
Staaten die dasselbe wollen, aber nicht die Macht dazu haben - und von
Staaten, die vor den USA Angst haben, wie jetzt viele arabische Staaten und
Pakistan zum Beispiel . Die Bevölkerung reagiert mit Wut und Haß auf diese
US-Hegemonie, hat aber nichts zu sagen. Nehmen Sie nur die etwa 100.000
Toten täglich als Folge von Unterernährung, Krankheit, fehlender sozialer
Absicherung. Bei jedem Toten sind etwa zehn Menschen - Familienangehörige,
Freunde - mit betroffen. Das heißt, daß eine Million in Leid, Haß, Wut
zusammengeballt ist gegen die ‘Neue Weltordnung’, gegen die Weltwirtschaft,
das Finanzsystem, die Spekulation, geschützt von der militärischen
Supermacht USA! Die Attentäter haben ja einen „Text", eine Botschaft
hinterlassen: Angriff auf die beiden World-Trade-Center-Türme, die stehen
für Welthandel, Investmentfirmen, Banken; Angriff auf das Pentagon - auf
die militärische Supermacht USA; Angriff auf das State Department
(Außenministerium) - auf die politische Macht der USA!
F.: Wie wird das weitere Szenario aussehen?
G.: Sehr wahrscheinlich sind massive US-Militärschläge, auch Angriffe mit
Bodentruppen (Codewort „Infinite Justice = Grenzenlose Gerechtigkeit".
M.R.). Derzeit gibt es in den Medien und - verständlicherweise - in der
Bevölkerung eine enorme Zustimmung und Rückendeckung - nicht nur in den
USA. Die Menschen verlangen, daß etwas geschehen muß nach diesem Grauen.
Aber wenn Verteidigungsminister Colin Powell verspricht: „We will crash
this network", dann muß man dem entgegenhalten, daß dieses auf der ganzen
Welt verstreute Netzwerk zu zerstören unmöglich ist. Da helfen Raketen und
Bomben nichts! Dann werden ganze Länder bombardiert und es kommt nur zur
Eskalation der Vergeltungsspirale wie in Israel! Der öffentliche Druck ist
so groß, daß den US-Geheimdiensten zuzutrauen ist, Beweismittel zu
manipulieren, um den Feind, die Feinde zu personalisieren, zu
identifizieren. Da müssen die europäischen Alliierten in der NATO
aufpassen! Kritik der NATO-Mitgliedsstaaten wird geheimgehalten,
Bündnistreue ist angesagt - welcher Politiker hat den Mut zum Widerspruch,
zum Bedenken - gegen die USA und gegen die öffentliche Meinung?
F .: Und das Szenario einer gerechten Lösung, die letztendlich Frieden bringt?
G.: Viele Gruppen in den USA und bei uns arbeiten für Versöhnung,
Gerechtigkeit, Einsicht, sind aber in den Medien kaum präsent, werden oft
denunziert als „Verräter, Linke, Chaoten, Narren". Sie haben aber trotzdem
große Erfolge gehabt in der Geschichte: Denken Sie an die Proteste gegen
den Vietnam-Krieg. Veteranen trafen sich in Hanoi, haben Hilfslieferungen
organisiert, sich entschuldigt, ein ehemaliger in Gefangenschaft geratener
US-Bomberpilot ist US-Botschafter in Vietnam. Denken Sie an die
Friedensbewegung gegen die Nuklearaufrüstung 1983/84, vor allen an die
vielen kirchlichen Gruppen. Der Bischof von Auckland hat damals ein
großartiges Buch geschrieben über die „Natur Gottes": „Gott hat die
Schöpfung nicht geschaffen, damit sie vom Menschen vernichtet wird - das
ist nicht Gottes Wille!" schreibt er. Denken Sie an die vielen
Umweltgruppen, die „grassroots"-Bewegung in den USA. Ich hoffe, daß solche
Bewegungen wieder stärker werden - derzeit aber ist der Schmerz über die
Opfer, die Wut über diesen Terror noch zu groß.  Wenn auch die Regierungen
der europäischen NATO-Staaten einig mit den USA sind - vielleicht werden
sie bald das „falsche „ Volk haben, das da nicht mehr mitspielt und sagt:
diese Spirale der Rache ist doch keine Lösung! Die Angriffe richten sich ja
ausschließlich - noch! - gegen die USA! Vielleicht kommt die Wende auch in
den USA, vielleicht werden bald Fragen gestellt: Warum waren und sind wir
direkt oder indirekt an fast allen Kriegen beteiligt? Was machen  w i r
falsch?
F.: Verzicht auf Vergeltung - bedeutet das nicht eine Ermunterung für
weiteren Terror?
G.: Der Anschlag selbst - nochmals: den ich nicht billige! - war Vergeltung
für die US-Politik des „big stick", Vergeltung für die „Neue Weltordnung",
die soviel Armut schafft - und Armut ist auch eine der Wurzeln des
islamischen Fundamentalismus! Die Täter sollen ihrer gerechten Strafe
zugeführt werden, aber im Moment sieht es nach wahllosem überharten
Zuschlagen gegen vermeintliche Schurkenstaaten aus. Das ist das sicherste
Mittel weitere Anschläge zu provozieren. Verzicht auf Rache, auf Vergeltung
- kann das zu weiterer Gewalt ermuntern?
(aus e-mail von: Renate Schneider, BAOBAB, Wien)
World Social Forum
Die Kulturinitiative "Sunnseitn" aus Oberösterreich will sich mit einem
musikalischen Begegnungsprojekt am World Social Forum/WSF 2002 in Porto
Alegre (Brasilien) beteiligen. Ihr Brasilien-Reisebericht auf:
www.sunnseitn.at. 
WSF-Info-webseite mit Grundsatztexten: www.portoalegre2002.org

Aus dem Inhalt  
Seite  (bezieht sich auf gedruckte Version des Rundbriefes Nr.102)
1	Einleitung
2	Wie „terrorsicher" sind Atomkraftwerke?
3	Ein Blick voraus:  Globalisierung von unten - M. Mies
4	Endlose Gewalt
4	„Wollt ihr den totalen Markt?"
7	BUCHTIPPS
9	IMPRESSUM
10	Klimaverbrecher vor Gericht!
10	Das Klima ändert sich, doch die Menschen nicht
11	Sozialvolksbegehren
13	TERMINE
14	Gegen Gewalt - Weltweit
15	Da helfen Raketen und Bomben nichts - J. Galtung









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